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7 –Das leerstehende Haus

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Die Tür ging auf und Dan und Susan traten ein.

Im Haus war alles mit Tüchern verhangen.

»All das Möbel«, wunderte Dan sich, »dass das noch da ist.«

»Vielleicht haben die Leute schnell von hier fort gemusst«, vermutete Susan.

Dan neigte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wenn es doch tatsächlich das Haus der Hexe ist, dann müsste sie doch auch hier noch wohnen.« Der alte Mann schaute sich um, dabei streifte sein Blick die Hexe, die auf dem Tisch lag. Ein Schauder durchzog ihn, als er in ihre Augen blickte.

»Da ist sie ja«, freute sich das Mädchen, als sie die Hexe fand. »Die hab ich gestern schon gesehen. Aber Mom hat’s mir nicht erlaubt, sie mitzunehmen.«

»Dann sollten wir sie auch heute hier lassen. Wir wollen doch deine Mutter nicht verärgern, Susan.«

»Blödmann, halt deine große Klappe«, zischte die Hexe.

»Hast du was gesagt, Kleines?«, fragte er das Mädchen, da er glaubte, etwas gehört zu haben.

»Nein, ich war das nicht.« Sie rannte auf den Tisch zu und nahm die Hexe in die Hände. »Vielleicht war sie es, Grand. Kann doch sein.«

»Susan, leg sie sofort auf den Tisch zurück«, sagte der Mann, als er erneut in die Augen der Hexe blickte.

»Warum denn? Hast du auf einmal auch Angst vor Hexen?«, fragte das Mädchen enttäuscht.

Dan schluckte. »Nein, eigentlich nicht. Trotzdem, leg sie wieder zurück.«

»Aber warum denn? Die gehört doch niemand.«

»Vielleicht ist sie ja das Spielzeug von der richtigen Hexe«, versuchte er, Susan dazu zu bekommen, die Hexe wieder aus den Händen zu legen.

»So ’n Quatsch, Grandpa. Wenn, dann ist das die Hexe.«

»Bestimmt nicht. Das ist nur eine, die man ins Fenster hängen kann.«

»Dummkopf«, fauchte die Hexe, erneut über den Mann verärgert. Dieses Mal böser noch, als zuvor. »Was muss der Trottel sich auch einmischen!«

Und erneut hatte der Mann den Eindruck, als hätte jemand etwas zu ihm gesagt. Doch dieses Mal fragte er Susan nicht danach, da er sah, dass sie immer noch mit der kleinen Hexe beschäftigt war.

Der Mann machte einen Schritt nach links, und ließ die Hexe dabei nicht für eine Sekunde aus den Augen.

Ihre Augen folgten ihm. Auch sie ließ ihn nicht aus den Augen. Und das bildete er sich nicht ein, dessen war er sich sicher. »Susan, wir sollten gehen.«

»Nein, noch nicht. Ich hab ja noch gar nichts von dem Haus gesehen. Und du hast versprochen, dass wir uns alles ansehen.«

Notgedrungen gab er nach. »Okay, dann leg aber wenigstens die Hexe wieder zurück auf den Tisch.«

Da sie noch mehr von dem Haus sehen wollte, gab Susan nach.

»Ich kann dich ja später mitnehmen, wenn wir gehen«, sagte sie, als sie die kleine Hexe auf den Tisch zurücklegte.

»Das Kind mag mich«, kicherte die Hexe zufrieden. Sie würde für sie der Weg nach draußen sein. So lange der Alte ihr keinen Strich durch die Rechnung machte. Aber, dass er das nicht tat, dafür konnte sie sorgen, sollte er zu einem zu großen Hindernis werden.

Die beiden liefen nach oben. Doch dort war nichts Besonderes. Auch hier sahen die Räume alle gleich aus. Überall waren die Möbel verhangen und auf den weißen Laken hatte sich der Staub niedergelassen.

»Hier gibt’s nichts zu sehen, Susan. Wir sollten besser wieder gehen.«

»Nein, wir waren noch nicht auf dem Dachboden. Und auch im Keller nicht«, widersprach sie.

»Dachboden und Keller. Was sollen wir dort? Da liegt ohnehin immer nur Gerümpel rum.«

»Vielleicht ist da ja auch irgendwo das Bett der Hexe. Schlafen muss sie ja auch wo?«, überlegte Susan.

Dans Brauen schoben sich zusammen. »Ich weiß nicht, ob Hexen überhaupt schlafen.« Er hatte in dem Haus ein ungutes Gefühl. Auch gefiel ihm das mit der Hexe nicht. Das war kein Spaß mehr, noch, dass es irgendeine Geschichte war. Eher kam er sich vor, als wenn er, zusammen mit Susan, in das Leben der Hexe hineingestolpert wäre. Und wäre dem so, nach all dem, was er über die Coconut-bottle-Hexe schon gehört hatte, war mit der Hexe nicht zu spaßen. Sie galt als recht nachtragend und bösartig, wie er gesagt bekommen hatte.

»Womit sie dir die Wahrheit erzählt haben«, hörte er auf einmal hinter sich, jemanden sagen, gefolgt von einem bösen Lachen. Dan schrak zusammen. »Hörst du das auch, Susan?«, wollte er von dem Mädchen wissen, als das Lachen einfach nicht aufhören wollte.

Susan schaute zu ihm hin. »Was soll ich hören, Grand?«

»Hörst du denn niemanden lachen?«

Das Mädchen hob sich eine Hand ans Ohr und lauschte. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich höre nichts.«

Dan zwang sich zu einem leichten Lachen. »Dann hab ich mir das nur eingebildet.«

»Wirst du wohl.« Auf einmal glaubte sie, sagen zu müssen: »Wie ich mit dem Baum«, dabei hörte sich ihre Stimme verändert, und gehässig an.

Verdutzt schaute der Mann auf das Kind. »Susan?«, fragte er zögernd. Ihm war der bösartige Glanz, der durch ihre Augen huschte, nicht entgangen. Und auch ihre Stimme hörte sich verändert an. Das war nicht Susans Stimme.

Irgendetwas Böses ging hier vor sich. Und daran war sicher die Hexe schuld, befürchtete Dan.

Als Susan nicht gleich antwortete, fragte er nochmals: »Susan?«

»Ja, Grand?« Mit einem unschuldigen Lächeln blickte sie zu ihm auf. »Ist etwas?« Sie war wieder ganz die Alte.

Der Mann fuhr sich über die Augen. »Nein, nichts«, antwortete er, als er in die Augen seiner Enkeltochter schaute und nichts anderes sah, als ihre Augen, die er bereits von Geburt an kannte.

Das hast du dir alles nur eingebildet, versuchte er, sich zu beruhigen.

»Tatsächlich? Hast du das?«, kicherte es wieder hinter ihm. Erschrocken fuhr er herum. Doch da war niemand.

»Gehen wir!«, befahl er, nahm das Kind an der Hand und flüchtete aus dem Haus.

»Aber ich wollte die Hexe doch mitnehmen«, klagte Susan.

»Nichts da! Die bleibt, wo sie ist!«, bestimmte er streng. Er wusste nicht, was es war, dennoch, seit sie in dem leerstehenden Haus waren, hatte sich etwas verändert. Er blickte nach oben. Sogar der Himmel kam ihm auf einmal dunkler vor.

»Man sollte einfach von leerstehenden Häusern fern bleiben. Immerhin weiß niemand, was dahinter verborgen ist«, murmelte er vor sich hin, und merkte, dass ihm der Schweiß von der Stirn troff.

Susan jedoch, war bereits zum zweiten Mal auf die Hexe getroffen.

Dennoch, die Hexe musste ins Haus geholt werden, vorher konnte sie nichts tun. Zumindest nicht das, was sie zu tun gedachte, war sie erst einmal da, wohin sie wollte. Nach Hause zu Susan.

Ein böses Lächeln fraß sich um die Lippen der Hexe. »Nur keine Angst, ich erreiche immer mein Ziel. Wenn es sein muss, auch auf Umwegen. Und dabei stellt sich mir niemand in den Weg.« Sie grinste. »Vielleicht komme ich euch ja auch einmal uneingeladen besuchen.« Sie kratzte sich an der Nase. »Irgendetwas wird mir schon noch einfallen, um mein Ziel zu erreichen.« Immer wieder tauchte Susans Gesicht vor ihr auf, und gleich daneben, das des Alten. »Ich werde schon einen Weg finden, dass du nochmals zu mir kommst, und mich dann auch endlich in dein Haus bringst«, brummte die Hexe böse vor sich hin, als sie wieder hinter dem Fenster des leerstehenden Hauses stand, und den beiden nachschaute. Als ihr Blick auf Dan fiel, knurrte sie: »Und dir werde ich mich zu entledigen wissen. Du bist einer der Wenigen, die mir gefährlich werden könnten.«

Angstgeflüster

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