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4 –Kindheitstrauma?
Оглавление»Bitte, Mom, nur eine Geschichte. Bitte!«, bettelte Susan.
»Nein. Heute nicht. Und schon gar nicht auf die Nacht. Du musst schlafen, und sollst dabei nicht schlecht träumen.« Ihre Mutter blieb unerbittlich.
»Aber Grand kennt doch eine Geschichte über Coconut-bottle«, versuchte das Mädchen weiter, ihre Mutter zu überreden.
Nancy nahm den Kopf ihrer Tochter in beide Hände und schaute sie nachdenklich an. »Woher hast du das nur, diesen ganzen Hexenmist?«
»Sicherlich von Grandpa. Er mag doch diese Geschichten auch so gerne.«
»Das befürchte ich auch. Leider. Und genau deswegen wird er auch heute Abend nicht mehr in dein Zimmer kommen.«
»Darf er mir dann wenigstens noch Gute-Nacht sagen kommen?«
»Nein. Denn dann erzählt er dir doch nur wieder eine seiner grauenvollen Geschichten.«
»Mich stört das nicht«, versuchte Susan, ihre Mutter auszutricksen.
»Nein, habe ich gesagt, und dabei bleibt es!« Ihre Augen funkelten böse, als sie sagte: »Und mich stören diese Geschichten dafür umso mehr!«
Susan drehte sich zur Seite und schmollte. Aus den Augenwinkeln heraus, sah sie den alten Baum, wie er seinen Schatten aufs Fenster warf. »Dieser Baum macht mir Angst. Er sieht fürchterlich aus«, maulte sie.
»Vor dem Baum hast du nichts zu befürchten. Mach einfach die Augen zu und schlaf. Morgen früh, wenn das Sonnenlicht auf ihn fällt, wirst auch du ihn wieder als freundlicher ansehen.«
»Ich will keinen Baum vor meinem Fenster.«
»Da kann ich dir leider nicht helfen, Susan. Der Baum gehört zum Grundstück dazu.«
»Wir könnten ihn doch fällen«, schlug das Mädchen vor.
»Nein, das können wir nicht.«
»Warum?«
»Weil es auch Bäume gibt, die unter Naturschutz stehen.« Nancy fiel nichts anderes ein.
»Der auch?«, wollte Susan wissen.
»Susan, es reicht! Sei jetzt still. Schließ die Augen und schlaf. Und vergiss endlich diesen Baum!«
»Wenn Grand mir eine Geschichte erzählt, vergesse ich den Baum ganz bestimmt«, versuchte sie es nochmals.
»Kleine Lady, genug jetzt!« Sie stand auf und löschte die Nachttischlampe. »Austricksen, als wenn ich mir das gefallen lassen würde«, schimpfte ihre Mutter leise, als sie zum Zimmer hinausging.
Als Nancy ins Wohnzimmer kam, waren ihr Mann und ihr Schwiegervater dabei, sich über die Historie Coconut-bottles, zu unterhalten.
»Mit deinen Hexengeschichten hast du vielleicht was angerichtet!«, fuhr Nancy den Mann an. »Sie macht mir vor, Angst vor Bäumen zu haben. Was aber vergehen würde, wenn du ihr eine Geschichte erzählen würdest.« Sie verzog abwertend den Mund. »Als wenn ich nicht wüsste, was das für Geschichten sind, die du ihr erzählst! Ewig geht es dabei um Hexen!«
Dan schaute zu ihr hin. »Was hast du eigentlich gegen Hexen, um dass du dich jedes Mal dermaßen aufregst?«, fragte er sie. »Hast du etwa ein Kindheitstrauma, das mit Hexen zu tun hat?«, vermutete er plötzlich.
Nancy sprang auf. »Weißt du was, Dan – für heute reicht es mir mit dir. Ich gehe ins Bett!«, fauchte sie, und rauschte aus dem Zimmer.
Verwundert schaute Dan seinen Sohn an. »Hat sie denn ein Trauma, von dem ich nichts weiß?«
Nick zuckte mit den Schultern. »Wenn, dann weiß auch ich nichts davon.« Er nahm die Packung mit Chips und langte hinein. »Hör‘ einfach damit auf, andauernd von Hexen zu erzählen, dann regt sie sich auch wieder ab. Und Susan hört auf, sich Flausen von dir in den Kopf setzen zu lassen«, schlug er vor, und hob seinem Vater die Tüte mit den Chips hin. »Auch welche?«