Читать книгу Was wäre, wenn ... - Angelika Rohwetter - Страница 47
Übung: So bin ich
ОглавлениеEs gibt eine aggressive Art »So bin ich eben!« zu sagen. Da ist keine Veränderung zu erwarten. Und es gibt eine Weise, die nach Mitgefühl, Geduld und Verständnis klingt: »So bin ich, so bin ich geworden, ich habe Gründe, so zu sein. Einiges gefällt mir nicht und ich versuche, es zu verändern. Manches werde ich nicht verändern können. So bin ich jetzt!« Manche Patienten verstärken dann ihre Aussage: »Aber das, was ich vielleicht nie verändern kann, kann ich gerade nicht leiden.« »Ja, auch das gehört dazu«, antworte ich dann. »Sie sind das, was sich nicht ändern lässt – und die, der das nicht gefällt.« Der akzeptierende Satz liegt immer oben darüber.
Das Ich-Ideal nährt den inneren Kritiker (und umgekehrt). Das ist der Ich-Anteil, der uns das Leben damit schwer macht, dass wir nie gut genug sind oder handeln. Die Arbeit mit dieser Instanz ist anstrengend, aber auch interessant – und für den Patienten sehr entlastend. Neben seinen negativen Anteilen, also dem Aspekt des rigiden Über-Ichs, hat der innere Kritiker auch einen sehr fürsorglichen Anteil. Er sorgt dafür, dass wir unser Leben in die Hand nehmen und unsere Wünsche/Pläne verwirklichen. Da es sich um einen Ich-Anteil handelt, gilt es, sich diesen zum Freund zu machen. (Die meisten Patienten würden diese unangenehme Stimme gern loswerden.) Für die Arbeit mit diesen Ich-Anteilen empfehlen sich verschiedene Methoden: Wir können sie auf unterschiedliche Stühle setzen, imaginäre Gespräche mit ihnen führen, sie im Rollenspiel zu Wort kommen lassen oder mit ihnen Briefe wechseln. – So eignet sich die Technik der fünf Briefe ( Kap. 8.1) sehr gut für die Arbeit mit dem inneren Kritiker. Am Ende aller Arbeit mit den inneren Stimmen sind die Fragen zu beantworten: »Was willst du von mir? Was kann ich tun, um dich gütig zu stimmen? Was kannst du mir geben – wobei hilfst du mir?«