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4. Die Hamburger Hochschule für das weibliche Geschlecht

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Wie engagiert und zukunftsorientiert Frauenvereine trotz dieser wenig ermutigenden Lage um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren, zeigt ein Beispiel aus Hamburg, wo damals bereits eine Vielzahl von Frauenorganisationen existierte. Die Kindergartenbewegung und der Deutschkatholizismus hatten in der Stadt viele Anhänger. Den dortigen freisinnigen Frauenvereinen, die religiöse Reformen mit reformpädagogischen und demokratischen Ansätzen verbinden wollten, gelang es 1850, Karl Fröbel (1807–1894), den Neffen Friedrich Fröbels, für das Projekt einer Hochschule für das weibliche Geschlecht zu gewinnen. Dieses ambitionierte Unternehmen zielte darauf, jungen Frauen sowohl Kenntnisse in der Kindererziehung als auch eine höhere Bildung zu vermitteln. Fröbel machte deutlich, dass es sich bei der geplanten Institution nicht um ein Pendant zu den bestehenden Universitäten handeln könne, da Frauen seiner Meinung nach immer in der privaten Familie beziehungsweise in den um die Kindergärten vergrößerten Raum des Gesellschaftslebens eingebunden bleiben müssten. Den dort unterrichteten Mädchen sollte im Falle ihrer Nichtverheiratung eine Chance geboten werden, ihre ökonomische Unabhängigkeit zu sichern, indem sie in für Frauen als geeignet angesehenen Berufen im Bereich der Alten- und Krankenpflege sowie für die Kindererziehung ausgebildet wurden. Bei der auf der Hochschule für das weibliche Geschlecht angebotenen Wissensvermittlung handelte es sich vor allem um Einführungen in einzelne Wissensgebiete, die gerne auf ihre Anwendungsmöglichkeiten im Kindergarten und in der Schule zugespitzt wurden. Für die Abhaltung der Vorlesungen in Philosophie, Geschichte, Kunst, Geografie und neueren Sprachen sowie für den Unterricht in Psychologie und Anthropologie konnten zum Teil namhafte Wissenschaftler und engagierte Lehrer gewonnen werden. Gegen ein nach Einkommen gestaffeltes Schulgeld nahmen junge Mädchen, die die höhere Töchterschule absolviert hatten, das allgemeinbildende Lehrangebot in Anspruch und absolvierten Ausbildungen zur Kindergärtnerin oder zur Lehrerin. Da damals noch kein verbindlicher Lehrplan für die höheren Mädchenschulen existierte, kamen die jungen Frauen mit sehr unterschiedlicher Vorbildung an die Hochschule. Wie radikal dieses bildungspolitische Experiment damals erschien, lässt sich daran erkennen, dass 1851 in Preußen die Kindergärten als Hort demokratisch-oppositioneller Ideen verboten wurden. Auch wenn die Hochschule für das weibliche Geschlecht bereits im Frühjahr 1852 an der mangelnden Vorbildung der jungen Frauen und an Finanzierungsproblemen scheiterte, entstanden aus diesem ehrgeizigen Projekt weitere Initiativen für höhere Mädchenschulen, die schließlich den erfolgreichen Grundstein für die höhere Bildung von Frauen in Hamburg legen sollten.■

Auf einen Blick

Frauen waren seit der Französischen Revolution politisch tätig, als „Frauen der Feder“, bei Aufständen und in Vereinen mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Aufgabengebieten. Sie unterstützten männliche Familienmitglieder und Politiker in vielfältiger Weise. Ihre Handlungsmöglichkeiten waren dabei durch ihre zeitaufwendigen Pflichten und Rollenzuweisungen eingeschränkt. Folgenreich für die Stellung der Frauen sollte sich ihr Ausschluss aus den Menschen- und Bürgerrechten erweisen, die an die Wehrfähigkeit des männlichen Bürgers gekoppelt wurden.

Literaturhinweise

Gisela Bock: Einführung, in: Olympe de Gouges: Die Rechte der Frau/Déclaration des droits de la femme, hg., von ders., München 2018, S. 7–83. Vorzügliche Einführung zur Frauenrechtserklärung von Olympe de Gouges auf neuestem Forschungsstand.

Rüdiger Hachtmann: „… nicht die Volksherrschaft auch noch durch Weiberherrschaft trüben“ – Der männliche Blick auf die Frauen in der Revolution von 1848, in: Werkstatt Geschichte 20 (1998), S. 5–30. Grundlegender Text zu der zeitgenössischen Wahrnehmung der Beteiligung von Frauen an der Revolution von 1848.

Carola Lipp: Frauen und Öffentlichkeit. Möglichkeiten und Grenzen politischer Partizipation im Vormärz und in der Revolution von 1848/49, in: dies. (Hg.), Schimpfende Weiber und patriotische Jungfrauen. Frauen im Vormärz und in der Revolution 1848/49, Baden-Baden 1986, S. 270–307. Pionierstudie zur Beteiligung von Frauen an der Revolution von 1848, in der die Autorinnen erstmals die verschiedenen Formen der politischen Partizipation von Frauen untersuchen.

Johanna Ludwig, Susanne Schötz, Hannelore Rothenburg (Hg.): Forschungen zu Schriftstellerin, Journalistin, Publizistin und Frauenpolitikerin Louise Otto-Peters (1819–1895), Beucha 2010. Einer von mehreren Bänden der 1993 gegründeten Louise-Otto-Peters-Gesellschafte. V., die sich zum Ziel gesetzt hat, das bislang nur in Ansätzen erforschte Werk von Louise Otto-Peters weiter zu untersuchen und bekannt zu machen.

Sylvia Paletschek: Frauen und Dissens. Frauen im Deutschkatholizismus und in den freien Gemeinden 1841–1852, Göttingen 1990. Pionierstudie zu Frauen in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die in neu gegründeten religiösen Gemeinden aktives und passives Wahlrecht erhielten.

Frauenbewegung in Deutschland 1848-1933

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