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Das Geschenk

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Er lächelt!

Er hat gelächelt!

Ist denn niemand da, dem ich‘s zeigen kann? Bäume, er lächelt, seht ihr? Ganz kurz rauscht es rundum, dann erstarrt der Wald in Andacht. Seine Majestät, seine Heiligkeit, Benjamin der Erste, hat gelächelt. Nichts kommt auf gegen dieses garantiert echte Signälchen der Zuneigung. Kein Kompliment vom Besten. Nicht mal ein tobender Applaus.

Wieviel das ausmacht, das Hochziehen von drei Millimeter Haut. Zygomaticus heisst der freundliche Muskel.

Dem Jogger, der auf uns zuläuft, werde ich mich mit ausgebreiteten Armen in den Weg stellen. »Wissen Sie was?«, werde ich rufen. »ER hat gelächelt.« Nein, ich lass ihn besser laufen. Will lieber kein fremdes Lächeln sehen, irgend ein eingeübtes, vorgestanztes, abgenutztes. Das würde den wundersamen Vorgang von vorhin entzaubern.

Ich stosse den Kinderwagen über den Waldweg, bleibe wieder stehen, will es nochmals versuchen, will es nochmals erleben, beuge mich langsam über das stille Kind, und da kommt es wieder, das Lächeln, dieses Geschenk – wofür? Für eine sich nähernde, leicht diffuse, aber inzwischen vertraute Gesichtsscheibe.

Benjamin, mach keine Dummheiten, während ich tot bin

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