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Die „Porträts der Eltern“ als erste Gemälde

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Den Schritt von der Kunst- zur Naturvorlage vollzog Dürer zunächst auf dem Gebiet des Porträts. Stellte das „Selbstbildnis als Knabe“ eine frühe Probe seines Könnens und gewissermaßen sein gezeichnetes Eintrittsbillet in die Welt der Kunst dar, so sind die „Porträts der Eltern“ seine gemalten Gesellenstücke (Abb. 4). Die beiden Bilder, die Dürer zum Abschluss seiner Lehrzeit um 1489/90 malte, sind die frühesten erhaltenen Gemälde von seiner Hand. Er schuf das lange verschollen geglaubte „Bildnis der Mutter“ (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum), das mit seiner steifen Ausführung in der Tradition Nürnberger Frauenbildnisse des späten 15. Jahrhunderts steht, vermutlich kurz nach dem „Bildnis des Vaters“ (Florenz, Uffizien). Der junge Dürer hat die beiden Gemälde wohl als private Erinnerungsstücke oder als Geschenke an seine Eltern angefertigt. Sie blieben ebenso wie seine Selbstporträts in seinem Besitz und wurden erst von seinen Erben an den Kaufmann und Kunstsammler Willibald Imhoff (1519–1580), den Enkel seines besten Freundes Willibald Pirckheimer, verschenkt.


Abb. 4: Porträts der Eltern Barbara Dürer und Albrecht Dürer d. Ä. (1489/90).

Die „Elternporträts“

Zum Abschluss seiner Lehrzeit bei Wolgemut malte der 18-jährige Dürer die Bildnisse seiner Eltern. Die um 1489/90 entstandenen Tafeln sind seine frühesten erhaltenen Gemälde. Die ursprünglich gleich großen Bilder, die noch 1573/74 gemeinsam im Inventar des Nürnberger Kunstsammlers Willibald Imhoff verzeichnet sind, waren wohl als klappbares Diptychon gedacht, was durch die bemalten Rückseiten mit dem Allianzwappen der Familien Dürer und Holper auf der Rückseite des „Vaters“ und einem ähnlichen Wolkenhintergrund bestätigt wird.

Dürer hat seine Eltern als Brustbilder im Dreiviertelprofil vor einem dunkelgrünen Fond dargestellt. Beide haben ihren „verlorenen“ Blick zum Bildrand gerichtet und halten einen Rosenkranz in den Händen. Während die Mutter mit einem braunroten Gewand und einer hellen Haube mit Schleier bekleidet ist, trägt der Vater einen bräunlichen, fellgefütterten Mantel über einem schwarzen Hemd und eine schwarze Mütze, unter der dunkelgraue kurze Locken hervorschauen.

Das schlechter erhaltene Bildnis der Mutter ist neuesten technologischen Untersuchungen zufolge nach dem Vaterbildnis entstanden, das ursprünglich wohl als Einzeltafel geplant gewesen war. Die „Mutter“ wirkt allerdings steifer als der wesentlich lebensechter erscheinende „Vater“, dessen Gesichtszüge feiner modelliert sind. Beispielsweise sind Lichtreflexe nicht durch Weißhöhungen wiedergegeben, sondern durch subtile Abstufungen der Hauttöne. Auf beiden Tafeln wurden die Hände mehrfach korrigiert bzw. zu einem späteren Zeitpunkt retouchiert. Anhand der heute durchscheinenden Unterzeichnung lässt sich das Suchen des Künstlers nach der richtigen Form gut nachvollziehen.

Die „Elternporträts“ sind Zeugnisse für die malerische Entwicklung Dürers und verdeutlichen den Schritt von einer stärker formelhaften Gestaltung hin zu einer freieren Wiedergabe der Figur. Die beiden Tafeln sind eine Synthese von Dürers Erfahrungen während der Lehrzeit und markieren gleichzeitig seinen Aufbruch zu einer neuen Kunst.

Albrecht Dürer

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