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Zwischen Oberrhein und Italien: Die Anfänge der Dürerwerkstatt Zurück in Nürnberg: Die Heirat mit Agnes Frey

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Vier Jahre nachdem Dürer zu seiner Gesellenreise aufgebrochen war, kehrte er nach dem Pfingstfest 1494, kurz vor seinem 23. Geburtstag, in seine Heimatstadt zurück. Sein Vater, dem er als Familienoberhaupt immer noch gehorchen musste, hatte die Rückkehr „gefordert“, denn er hatte während Albrechts Abwesenheit eine Braut für ihn gefunden: die 19-jährige Agnes Frey, Tochter einer angesehenen Nürnberger Bürgerfamilie. Der „Familienchronik“ zufolge handelten die beiden Väter nach Dürers Rückkehr die genauen Heiratsbedingungen aus, darunter die Mitgift von 200 Gulden. Wenig später, am 7. Juli 1494, fand die Hochzeit statt.

Nichts lässt darauf schließen, dass Dürer die Verbindung nicht gewollt hat. Hätte er großen Widerwillen gegen seine Braut gehegt, so hätte der Vater, den Dürer als gütigen Menschen beschreibt, den Bitten des Sohnes sicher nachgegeben. Praktisch betrachtet sollte die Heirat vor allem dazu dienen, Dürer sozial und wirtschaftlich auf eigene Füße zu stellen. Grundsätzlich war es für einen Handwerker, der sich selbstständig machen wollte, notwendig verheiratet zu sein, da die Gesellen in der Regel mit im Haushalt lebten und versorgt werden wollten. Die Mitgift sollte zum Aufbau einer eigenen Existenz beitragen. 200 Gulden bedeuteten in Nürnberg damals den Gegenwert eines kleinen Hauses. Es handelte sich also durchaus um eine ansehnliche Summe, die Agnes mit in die Ehe brachte, zumal Albrecht von seinem Vater keine große finanzielle Unterstützung erwarten durfte. Es ist anzunehmen, dass die Jungvermählten gemäß den Nürnberger Gepflogenheiten zunächst im Haus der Eltern Dürer oder Frey wohnten. Dürer konnte die Mitgift also komplett in den Aufbau seiner Werkstatt investieren.

In gesellschaftlicher Hinsicht brachte Dürer die Eheschließung Vorteile insofern, als Agnes aus einem gutsituierten Bürgerhaus mit Kontakten zum Patriziat stammte. Ihr Vater (um 1450–1523) war sehr wahrscheinlich der auch als Ratsherr bezeugte Rotschmiedemeister Hans Frey, ihre Mutter Anna, geb. Rummel (um 1455–1521), stammte aus einer alten Nürnberger Patrizierfamilie, die jedoch durch riskante Bankgeschäfte ihr großes Vermögen weitgehend eingebüßt hatte. Die familiäre Herkunft seiner Frau hat Dürer sicher seine Beziehungen zu den Nürnberger Patrizierkreisen erleichtert; dass aus den Kontakten langjährige Freundschaften wurden, ist jedoch eher seiner Persönlichkeit und seinen Erfolgen als Künstler zuzuschreiben.


Abb. 6: „Mein Agnes“. Federzeichnung (1494).

Aus der Brautzeit hat sich eine sehr persönliche Erinnerung Dürers an seine Frau erhalten. In der Federzeichnung „Mein Agnes“ von 1494 (Wien, Albertina) gibt Dürer jenseits von traditionellen Porträtformeln die vielleicht treffendste Schilderung von Aussehen und Charakter seiner zukünftigen Frau (Abb. 6). Es ist die Momentaufnahme eines nachdenklich am Tisch sitzenden Mädchens in einem einfachen Hauskleid, die Haare zum Zopf geflochten, den aufgestützten Kopf leicht zur Seite geneigt. Wahrscheinlich entstand die Zeichnung bei einem seiner Besuche in ihrem Elternhaus. Die intime Situation und die liebevolle, wenngleich mit anderer Tinte ergänzte Aufschrift „mein angnes“ (sic!) lassen sich als Zeichen der Zuneigung verstehen. Auch wenn die Quellen wenig über die Beziehung der Eheleute berichten, scheinen beide gut miteinander ausgekommen zu sein. Dass die Ehe kinderlos blieb, lässt sich nicht auf die „Zwangsverheiratung“ zurückführen.

Albrecht Dürer

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