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Vorwort

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Kennen Sie das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden? Wenn die Sprösslinge aus dem Haus sind? Und Sie sitzen da und suhlen sich in Selbstmitleid – weil Sie jetzt ganz allein sind, weil Sie nichts zu tun haben, weil Sie sich sicher sind, dass dies die Vorstufe zum Altsein ist. Was soll man mit sich selbst anfangen? Alles, wofür man sich abgerackert hat, was dem Leben Sinn gegeben hat, ist mit einem Schlag weg. Also, was nun mit meinen vierundvierzig Jahren? Dieses Gefühl hatte ich vor etlichen Monaten, und es kam ohne Vorwarnung. Einfach so, als mir nämlich klar wurde, dass meine Tochter nun wirklich bald ausziehen würde, was sie wohl schon öfter gesagt, gottlob aber nie wirklich gemacht hatte. Es war dieser Satz, den sie allabendlich Beim-aus-dem-Haus-Gehen in einem leicht genervten Tonfall zu mir sagte, wenn ich sie liebevoll anlächelte. Dieses „Ja, Mama, ich bin warm angezogen, und nein, Mama, ich hab keinen Hunger“, das es mir unmissverständlich vor Augen führte. Lass das Gluckenhafte, du gehst ihr auf die Nerven!

Plötzlich sah ich dann auch diese Falten in meinem Gesicht, stellte mich vor den Spiegel, mit diesem kritischen Blick. Oh mein Gott, dachte ich im ersten Moment, da geht wohl nicht mehr viel! In Joe Cockers Sex Bomb kann ich eindeutig nur mehr eine Statistenrolle übernehmen! Warum das alles? Hatte ich doch noch nie MarilynMonroe-Maße von 90/60/90 gehabt. Was sollte das bringen, einen Heulkrampf oder was? Und da das Leben bekanntlich kein Erbarmen kennt, stellte ich, als ich mir meine Fingernägel manikürte, auch noch fest, dass ich den Rand meines Nagels unscharf sah. Wochenlang veranstaltete ich geheime Sehtests. Die alle das Gleiche ergaben. Ich brauchte eine Brille!

Natürlich ist das alles nur der Beginn. Diese Erfahrung macht angeblich jeder. Das habe ich einmal gelesen. Gehört zu den sogenannten Entwicklungsphasen eines Menschen. Oder nennt sich das Krise? Hat man ja jetzt zum ersten Mal Zeit, um überhaupt auf so einen Blödsinn zu kommen, um über vieles nachzudenken, um alles infrage zu stellen. Und es wollte so sein, dass ich im Radio ein Interview mit einem sehr prominenten Menschen hörte, der gefragt wurde, was denn seine letzten Worte sein sollten. Seine Antwort lautete: „Schön war’s!“ Was in mir sofort dieselbe Frage aufwarf. Natürlich kam ich zu dem Fazit: Ja, es war schön, bis jetzt! Und jetzt folgt ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Es gilt, neue Prioritäten zu setzen, bin ich ja nun keine Mami mehr, die täglich gebraucht wird.

Welch wunderbare Fügung, dass sich zu diesem Gedanken noch ein zweiter gesellte, der da lautete: „Mädel, du hast jetzt Zeit! Zeit, um all das zu tun, was du schon immer mal machen wolltest! Welch ein Glück!“ Und ich überlegte, was ich denn, da mir nun sozusagen alle Türen offen standen, mich in jeder nur erdenklichen Form selbstverwirklichen zu können, mit dieser gewonnenen Erkenntnis anfangen sollte?

Als Erstes musste ich dieses „In-den-Spiegel-Schauen“ weglassen, denn das hatte ich ja noch nie gemacht! Dann fiel mir mein lang gehegter Herzenswunsch ein, den ich nie verwirklichen konnte, weil er enorm zeitintensiv ist. Immer schon wollte ich alles, was ich so erlebt habe, niederschreiben! Ich packte also die Gelegenheit beim Schopf, öffnete eine Datei auf meinem Computer, auf der schon seit fünfzehn Jahren meine Tagebucheintragungen abgespeichert sind, um sie gleich wieder zu schließen. Denn was da stand, das wollte ich eigentlich nicht lesen. Waren es doch Eintragungen aus einer Zeit, in der es mir nicht so gut ging wie heute. Aber es ließ mir keine Ruhe mehr. Und so setzte ich mich hin und begann zu schreiben.

Jetzt, wo mein Text fertig vor mir liegt, bin ich froh darüber! Wirklich froh, meinen Herzenswunsch erfüllt zu wissen. Dieses Buch soll nicht dazu dienen, die Welt zu retten. Aber es ist eine Geschichte, die ich erzählen möchte, weil ich glaube, dass sie auch für andere interessant und hilfreich sein kann! Auf jeden Fall aber verlangt dieser Abschnitt meines Lebens nach Aufmerksamkeit. Denn ich hab mir mal fest vorgenommen, die Welt all mein Erlebtes wissen zu lassen, ganz einfach um anderen damit zu helfen. Und was ich mir einmal vornehme, das mache ich auch! Ob es wirklich interessant ist, das können nur andere Menschen beurteilen, aber ich für mich weiß, dass es wohl an der Zeit ist, mir einen Verlag zu suchen.

Es war eine unglaublich spannende Sache für mich und auf jeden Fall wertvoll für meine Tochter, denn die hat nun schon mehrere Monate Ruhe vor mir! Was ja so gesehen auch Sinn und Zweck der ganzen Übung war! Im Übrigen ist mir so nebenbei, zum Trost für alle anderen in meiner Altersgruppe, auch noch bewusst geworden, dass man mit vierundvierzig noch kein Tattergreis ist, der alles hinter sich hat. Gibt es doch jede Menge zu erledigen! Zum Beispiel mal die Pubertät verdauen und sich Gutes tun!

Ich hab also mit der Arbeit an diesem Buch zwei Fliegen auf einen Schlag getroffen! Zum einen geht’s mir jetzt blendend, und zum anderen habe ich erkannt, dass ich auf dem letzten Foto, das meine Tochter und ich gemacht haben, gar nicht so schlecht aussehe für mein Alter. Na ja, ich würde mal sagen: „Genial, finden Sie nicht?“

Und nur für den Fall, dass dieses Buch tatsächlich seinen Weg geht, was ich mir jetzt und hier wünsche, will ich nicht verabsäumen, mich dafür zu bedanken, dass Sie es gekauft haben und auch tatsächlich lesen wollen. Möge es Ihnen gefallen! Ich zitiere meinen Bruder: „Dann habe ich gewonnen!“

P. S.: Hab jetzt auch eine wunderschöne rote Brille!

Zwei mit Eins

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