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Kapitel 1

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Der Gestank nach Erbrochenem schlug Linus Jagelowsky schon am Eingang zu den Büroräumen entgegen. Dass ausgerechnet er immer dahin musste, wo seine empfindliche Nase so strapaziert wurde, betrachtete er als bösen Streich des Schicksals. Oder seines Vorgesetzten. Seit Linus einmal bei einer Ermittlung des Geheimdienstes STF hinzugezogen worden war, schien ihm sein Chef bevorzugt Dienste aufzubürden, die ihn auf den Boden des dreckigen Alltags eines Streifenpolizisten zurück holen sollten. Heute war dies ein Fall von Lebensmittelvergiftung. Zumindest behauptete das der Notarzt vor Ort, der die Polizei informiert hatte.

„Wo ist denn der Vergiftete?“, fragte er die erste Person, die ihm begegnete. Eine junge Orkin deutete mit einer rot lackierten Klaue auf eine der Bürotüren und eilte dann, mit der Hand vor den Mund gepresst, an ihm vorbei Richtung Toiletten.

Linus betrat das Büro und musste würgen. Der Gestank hier war noch viel ekelhafter. Zu seinen Füßen hockte eine Zwergin mit Notarztabzeichen auf der Armbinde und schaute nur kurz von der Leiche neben sich auf. „Ah, die Staatsgewalt. Wird auch Zeit.“

„Sie mich auch“, antwortete Linus. Er ging ohne anzuhalten durch bis zu den weit geöffneten Fenstern und atmete die frische Luft ein. Sofern man die Luft in der riesigen Stadt als frisch bezeichnen konnte. Die Abgase der Metropole erschienen Linus im Moment aber als Wohlgeruch im Vergleich zu dem erbärmlichen Gestank im Zimmer.

„Also?“, fragte der Polizist und drehte sich wieder zur Notärztin um. Er versuchte, jeglichen Blick auf den Mageninhalt zu vermeiden, der sich überall im Büro zu befinden schien.

„Auf den ersten Blick eine Lebensmittelvergiftung. Er ist nicht der einzige, den es erwischt hat, aber bisher der einzige, der es nicht überlebt hat“, erklärte sie ruhig. „Ich habe bereits die Gesundheitsbehörden informiert.“

„Warum bin ich dann hier?“, wollte Linus wissen.

„Weil ich mir nicht sicher bin, ob es sich um ein paar verdorbene Lebensmittel handelt oder um einen Anschlag.“

„Wie kommen Sie auf den Gedanken?“

Die Zwergin schaute ihn als habe sie es mit einem Vierjährigen zu tun. „Für eine Lebensmittelvergiftung muss man auch Lebensmittel zu sich nehmen. Echte Nahrung, die verderblich ist. Aber die Kollegen dieses beklagenswerten Menschen haben übereinstimmend behauptet, dass er niemals frisches Essen mitbrachte. Und in der Kantine wird aus Druckern serviert.“

„Lassen Sie mich raten: die anderen Fälle von Vergiftung waren auch in der Kantine?“ Linus hatte sein eKomm bereits gezückt. Er erwog kurz, den Dienstweg einzuhalten, beschloss dann aber, dass dies zu viel Zeit kosten würde. Er schickte eine Nachricht an Semuel Weston, den Chef der Special Task Forces.

Die Stadt und der Tod

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