Читать книгу Lucullus muss sterben - Ann Bexhill - Страница 5

3 Kapitel

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Iulia und ich gehen zu den Veranstaltungen im Circus Maximus, zu den Spielen. Es ist das großzügige Geschenk des Lucullus an die plebejische Bevölkerung Suburas. Die Konsuln Pompejus und Caesar lassen Wein und Geld verteilen und eine imponierende Menge Gladiatoren gegeneinander kämpfen. Iulias Vater Caesar hat Grund, sich spendabel zu zeigen. Ihm ist von den Senatoren erlaubt worden, sein Konsulat von Gallien aus zu verlängern, ohne erst nach Rom zu kommen. Die Lex Iulia ist beschlossen worden. Anderenfalls müsste Caesar sein Kommando über seine Legionen abgeben und ohne Amt, das ihn vor der Strafverfolgung schützt, stände er schneller als Angeklagter vor dem Richter, als er Gallia Cisalpina schreiben kann.

Iulia hat die Leidenschaft der Römer für die Spiele. Die Entwicklung der Veranstaltungstechnik und der Massenunterhaltung in Rom ist atemberaubend. Riesige ausfahrbare Sonnensegel schützen die Zuschauer im Circus maximus vor der grellen Sonne. Niemand auf der Welt kann mit solchen Detailverliebten Spielen aufwarten. Zuerst werden in den Morgenstunden Verbrecher unter dem Gejohle der Glücklichen, die eine der begehrten Eintrittsmarken ergattern konnten, einem Rudel ausgehungerter Hyänen vorgeworfen. Nachdem am frühen Mittag die römische Verbrecherwelt in die Geschichte der Freizeitunterhaltung eingegangen sind, beginnt der aufregendere Teil. 300 Kriegsgefangene auf jeder Seite, Alboringher aus Germania superior und Sueben, die von Natur aus verfeindet sind, werden in einer taktisch inszenierten Feldschlacht gemetzelt. Es gibt stehende Ovationen und frenetischen Beifall, als die Wachen Leichen, in den Blutspuren in die Löwenkäfige schleifen. In den Pausen wird das Blut mit frischem Sand abgedeckt. Hunderte Sklaven karren Schubkarren voller Meeressand heran. Die Menge der Zuschauer ist vom Aroma des Blutes der von der Arena aufsteigt in einen wahren Rausch geraten.

Ich hatte mit herkömmlichen Spielen gerechnet, mit den üblichen Scherzen, wie Centurien von Blinden, als Soldaten zu verkleiden und Schlachten gegeneinander führen zu lassen. Oder Verkrüppelte gegeneinander mit dem Schwert kämpfen zu lassen. Es ist nicht herkömmlich, es ist der reinste Mord! Die Männer und Weiber kämpfen nackt. Jeder Schwerthieb schneidet, unter Gejohle Gliedmaßen von Körpern. Schädel werden gepalten, Leiber aufgeschlitzt.

Das Schreien des Schmerzes vermischt sich mit dem Brüllen der Löwen, die der Blutgeruch und Hunger in Wahnsinn versetzt. Was sind schon Gladiatorenkämpfe anderer Städte. Wer von den Gladiatoren diesen Tag überlebt, den sparte man, für das Gemetzel am anderen Tage auf. Vierhundert wurden an einem einzigen Tag abgeschlachtet, verkündet man am Ende des ersten Durchgangs stolz. Ist das nicht der Beweis, das Rom über allem herrscht. Das Ende für die Kämpfer ist immer der Tod, für uns ist es eine Feier bei einem Sponsor der Spiele. Es wird noch Tage lang, Gladiatorenkämpfe geben, sowie eine Zuteilung an Getreide, Öl, Schweinefleisch und Wein und für die Witwen gibt es 70 Denare obendrein. Morgen lässt Caesar seinen Merkurtempel auf dem Marsfeld weihen, sein zweites Geschenk an die Stadt, Merkur ist beliebt bei uns Plebejern.

Iulia betrinkt bei der Feier furchtbar und benimmt sich ziemlich daneben. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe sie in der Nacht in ihr Domus zu bringen, ich habe mein altes Schwert umgeschnallt. Wir laufen die Clivus Patricia hoch. Die Frau ist sturzbetrunken und klammert sich an meiner Schulter fest und erzählt mir alles über ihr angespanntes Familienverhältnis. Caesar war selten zu Hause, er ist ein Fremder für sie.

Der Geruch des Blutes bei den Spielen hat sie in Stimmung gebracht. Kaum zu Hause reißt sie mir die Kleidung vom Leib und wir versinken in eine dunkle Lust, befeuert vom Wahnsinn der Arena.

Nachdem ich Iulia, der Tochter Gaius Iulius Caesars zu gefallen war, erwache ich am Morgen, mit Kratzern verziert, als hätte ich in der Nacht mit einem Löwen gerungen. Angezogen und zurecht gemacht erscheint sie im Schlafgemach und sieht sich meinen Körper zufrieden an.

»Lese die Acta diurna, dann geht es dir besser«, meint sie und wirft sie mir in die Hände. Ich starre auf das, vom Caesar eingeführte Nachrichtenbulletin. Die acta berichtet über die Verhandlungen des Senats und den Klatsch, Vorzeichen und sensationelle Kriminalfälle.

»Senator Flavianus ist erschlagen worden, geschieht ihm recht«, sag ich mit dem Gefühl, das die Welt manchmal gut ist.

Flavianus war ein Denunziant. Unter Dictator Sulla, als er die blutigen Proskriptionen durchführte, erhielten die Denunzianten sieben Prozent vom Besitztum des Opfers Sullas. In der Zeit ist Senator Flavianus zu seinem sagenhaften Reichtum, Blutgeld gekommen. Ich unterbreche kurz die gute Laune Lektüre und trinke meinen mit Wasser verdünnten Wein. Im Rest der acta steht nichts außer den militärischen Erfolgsmeldungen.

»Im Moment kann mir der Senat gestohlen bleiben und der Erfolg der XII Legion auch«, beschwere ich mich.

»Nicht der Krieg gegen die Alboringher, Decimus«, schimpft Iulia und setzt sich neben mich. Sie tippt mit dem langen roten Fingernagel auf eine Zeile im Papyrus.

»Das.«

Von Messerstichen zerlöcherter Leichnam ... entdeckt. Die Leiche Kassiopeia Tiberius der Bekannten des Praefectus Urbi gestern Nachmittag von seiner Exgattin gefunden. Sie hatte K. Tiberius aufsuchen wollen, um Valerius zu finden. Von dem Sie annahm, er halte sich vor ihr Verborgen. Jemand erklärte. Aulus Calpurnius der neue Mann an ihrer Seite habe, als sie die Wohnungstür der Ermordeten aufbrachen und das Domizil betraten, Frau Tiberius mit 14 Einstichen im Schlafzimmer vorgefunden. Das Opfer starb, noch ehe Hilfe zur Stelle war. Aedil Petronius gab an, den Stadtpräfekten seit längerer Zeit nicht gesehen zu haben. Er behauptet gegenüber dem Acta diurna, dass Valerius eine Verabredung mit ihm getroffen habe, zu der er nicht erschienen sei. Der Aedil bestreitet, das Versteck seines Freundes zu kennen. Kassiopeia Tiberius ist seit der Scheidung des Stadtpräfekten eng mit ihm vertraut gewesen. Dass sich die Tote diese vielen Wunden im Akt des Wahnsinns selbst zugefügt hat, ist unwahrscheinlich. Die Prätorianischen Garden haben die Ermittlungen übernommen.

Ich lege die Acta diurna auf das Tischen.

»Glaubst du er, hat sie umgebracht?«

»Ja, verrückt genug ist er. Du weißt der Staatsdienst macht korrupt, nachdem man ein paarmal das Gesetz gebeugt hat, kommt man sich wie einer der Götter vor.«

»Hast du sie gekannt?«, fragt Iulia.

Sie hat wohl einen Narren an ihren Witwenmacher gefressen.

»Ja sie ist seine Freundin gewesen.«

»Wie sah sie aus?«

»Nicht unerfreulich.«

»Nicht schlecht also«, sie zieht die Augenbraue hoch. »Erzähl mir was von ihr.«

»Sie sah nicht übel aus und sie hatte was auf dem Kasten. Sie kannte sich mit Zauberei und solchen Kram aus. Sie musste Opfer bringen, um Valerius auf sich aufmerksam zu machen, nehme ich an.«

»Kassiopeia komischer Name. Ist sie eine Freigelassene? Die haben alle komische Namen.«

»Keine Ahnung.«

»Sabiner halten Freigelassene für Abschaum und der Stadtpräfekt ist einer.«

»Sie verstand sich auf Magie. Sie opferte dem Eros Tiere. Eine Woche stank seine Amtstoga nach Tierblut, wie ein Schlachthaus. Du weißt die vor den Toren der Stadtmauer. Und nun will ich was zu trinken haben, wegen des Schocks bitte.«

»Hast du schon gegessen?«

Ich schüttele den Kopf, während meine Besitzerin unser Frühstück plant, als gäbe es nicht wie in jedem Haus Roms dasselbe zur selben Zeit. Brot, Oliven, Käse und Wein.

»Hat er sie geliebt und sie ihn, oder ist sie eine Männerjägerin gewesen?«

»Ich denke, wenn sie was von Zauberei verstand, wird er sie gemocht haben.«

»Aha.«

»Was?«

»Mir ist eingefallen, dass das Gepardenfutter leer ist.«

»Ich weiß und es tut mir Leid, ich habe als Petronius weg war die Stierherzen braten lassen und gegessen. Das liegt am kriegerischen Blut meiner Familie.«

»Blödsinn du hast kein wildes Blut dein Vater ist Lehrer.«

»Ein erfolgreicher, mein Vater ist hintereinander der beliebteste Lehrer an der Schule des Plautus gewesen.«

Als Iulia hinausgeht, kommt der Gepard herein und springt aufs Bett. Ich kraule ihn und er versuchte das Kopfkissen, zu fressen. Iulia kommt zurück und bringt uns Wein, ich bin glücklich, was ein ungewohntes Gefühl ist.

»Wie ist er?«

»Der Stadtkommandant? Er ist ein typischer Sabiner, stammt direkt von Herakles ab. Lang und Rank und der merkwürdigste Kerl, den du je sehen wirst. Er muss jetzt um die vierzig Jahre sein und sein Haar schimmert in diesem Farbton, das man in Versuchung kommt, seine Toga mit seiner Seife zu bleichen.«

»Herakles klingt nett.«

Die Familie der Iulier behauptet, dass sich Göttin Venus in ihrer Ahnenreihe geschlichen hat. Höchstens in Lesbos, denn die männlichen Iulier sind alle durchweg hässlich. Die patrizischen Sippen, lassen die Gesichter ihrer Ahnen auf Münzen prägen, und hängen die Ahnenmünzen an den kunstvoll an die Wand gemalten Stammbaum. Die genealogische Abkunft ist beeindruckend, die gehen zurück direkt bis zum Jahr der Gründung Roms, zu Romulus und Remus. Da wo in der Vergangenheit ein Ahn unbekannt ist, haben die irgendetwas Mythologisches genommen.

»Was ist er für ein Stadtpräfekt?«

»Ein Kerl, der alle beschuldigt, ihm seine Ideen gestohlen zu haben. Wenn es eine gute Idee ist. Wenn man in der Cohorte urbane anfängt, musste man unterschreiben, dass alle Ideen ihm gehören. Wer das nicht unterschreibt, dem droht er damit ihn verschwinden zu lassen, passiert ist das aber nie.«

Iulia setzt ihren Becher ab und sieht mich an. »Ist Valerius verrückt?«

»Was sollte es sonst sein? Heute ist der erste Bacchanalienabend willst du nicht noch irgendetwas für deine Schwägerin kaufen?«

Iulia reißt ihre schwarzen Augen auf. »Was soll ich ihr nur schenken, sie ist so entsetzlich verwöhnt. Als mein Bruder sagte er hole ihr den Mond vom Himmel hat sie gelacht, bis er den schönen Familienwald abholzen ließ und seinen Sklaven befahl eine Leiter, aus dem Holz zu bauen.«

Sie blinzelt mich an. Ihr Bruder ist Praefectus der Prätorianer. Er und seine Familie kommen vorbei. Mir fällt auch kein Geschenk für Menschen ein, die alles haben und die Geschichte mit der Leiter schreibe ich seiner Überarbeitung zu.

»Ich versuch was, an der Porta Esquilina zu finden. In einem der Geschäfte auf dem via Patricia findet man immer etwas. Ich bin jetzt schon von Rom geschafft, nach den Spielen gehen wir nach Pompeji«, sagt sie.

»Ja es wird dir gut tun.«

Am Nachmittag gehe ich mit Xerxes spazieren, dass bedeutet, er setzt sich mit dem Hinterteil in die Hocke und erleichterte sich auf dem Straßenpflaster, während er nach den Passanten schnappt. Danach kehren wir auf ein Becher Wein in die Alibinius Taverne ein. Mir läuft dort der Liktor Gruncius Septimus Josephus, ein alter Freund über den Weg, und natürlich schleppe ich ihn in zur kleinen Feier im Haus meiner Besitzerin.

Iulia, betrachtet den Mundschenk, ein Sklave der Erfahrungen mit diversen Besitzern gesammelt hat, bevor er nach einem Todesfall verkauft wurde. Seine Besitzer, mit denen er einen Streit hat, starben unerwartet und die Erben verkauften ihn. Bevor er in die Sklaverei entführt wurde, ist er Apotheker in Nubien gewesen. Chukare aus Meroe machte ein großes Aufsehen darum, wie er die Getränke für Apuleius macht.

Das Haus ist voller Fremder, die mit Aebutius Valerius gekommen sind. Als die Kleine mich entdeckt, sagt sie mir, sie will mich sprechen, also nehmen wir unsere Becher und verziehen uns vom Atrium ins Schlafzimmer. Sie kommt gleich zur Sache.

»Decimus glaubst du, dass Vater sie umgebracht hat?«

»Nein. Na ja, glaubst du das?«

»Na ja, sie ist seine Geliebte oder?«

»Ja na und?«

Sie wirkt enttäuscht. Ich mache mir darüber keine Gedanken. Sabiner, die ihre Familien hassen, gibt es, wie Sand am Meer. Eigentlich ist die Kleine in Ordnung.

Intendant Apuleius kommt herein und grinst Aebutius Valerius wollüstig an.

»Los komm rüber zum Spielen. Und bringe die Süße mit«, brüllt er und verzieht sich.

Sie fragt mich: »Kennst du Aulus Calpurnius, weil du den verhaftet hast.«

»Ich bin doch kein Nomenclator, der sich alle Namen merkt! Ich kenne keinen, der so heißt, die städtische Kohorte verhaftet auch keine Leute mit Gold.«

»Der Aulus Calpurnius, aus der Tullius Sippe, aus Ostia. Der Neue von meiner Mutter, ein Weiberheld.«

Der berühmte Sänger, den Apuleius angeschleppt hat. Ohne einen Sänger ist keine Feier komplett, weshalb er ihn im dritten Akt von der Bühne weglockte, beginnt im Atrium auf dem Impluviumrand stehend Schweinereien zu rezitieren. Mein Becher ist leer.

»Wenn du es bei deiner Familie nicht aushältst, haue ab. Räume Mamas Schatztruhe aus und ab nach Drakien oder Dyrrachium. Die Thraker verstehen es zu leben, sie sind sehr gastfreundlich.«

Sie schluchzt ohne Grund. Ein Klang, der nichts Ungewöhnliches in Rom ist. Man gewöhnt sich schnell daran, hier wird immer irgendwo getrauert, geweint und gejammert. Iulia, kommt zu uns herein, ich bin mir sicher sie hat gelauscht.

»Es ist ein Mann draußen. Willst du ihn sprechen?«

Ich sage das weiß ich nicht, bevor er mir gesagt hat, was er von mir will. Ich gehe zur Tür und schau mich links und rechts der dunklen Flavianischen Strasse um. Ich sehe einen Schatten auf der andern Seite.

»Hallo«, melde ich mich erstmal.

»Deklinus?«

»Wer ist da?«, frag ich.

»Mein Name tut nix zur Sache.«

»Tut mir Leid dann, sag ich dir meinen auch nicht.«

»Oh aber, wenn du nicht Deklinus bist und ...«

»Bedaure.«

»Also zum Geschäft du dreckiger Nocturni ...«

Ich knall die Tür zu und höre ihn, »aber du musst warten bis ich fertig, du sollst deine Finger von ... «, rufen.

Iulia die an der Eingangspforte steht sieht mich besorgt an. »was wollte er?«

»Der wollte mit einem Deklinus reden«, sage ich und verriegelte das Eingangstor. Wir gehen ins Atrium, um uns ein paar Becher Wein zu schnappen. Es sind die üblichen hundert Leute zum Ersten Bacchanalien Tag gekommen. Ich wechsele mit allen ein paar nette Worte. Crassus Apuleius der berühmte Theatermann sitzt mit einer Frau, die nicht die seine ist, auf dem Korb geflochtenem Sessel. Die anderen sitzen auf den Lederriemenstühlen.

Er springt auf, als er Iulia sieht und ruft sabbernd, wie ein alter Molosser: »Und jetzt alle nackt!«

Seine Augen klimpern in Richtung Aebutius Valerius. Apuleius ist ein Mensch, den das Wort Lüstern nicht ansatzweise beschreibt. Xerxes springt an mir hoch und stößt mir die Tatzen in den Bauch. Ich drücke dem Sänger mit den tollen Stimmen zwei Becher Wein in die Hände. Ein Ritter aus der Amtsstube des Censors, der mit Aebutius Valerius gekommen ist, wird von Mädchen umstanden, die auch mit ihr gekommen sind. Er politisiert gerade mit rollenden Augen.

»Wenn die Barbaren kommen, wird die römische Zivilisation zerstört, ohne Gnade mit Stumpf und Stiel ausgerottet.« Er lässt es sich durch den Kopf gehen und scheint das für keine schlechte Idee zu halten.

Apuleius kommt herüber, um seine Becher nachfüllen zu lassen, er ist so betrunken, dass er die Schanksklaven übersieht, die um ihn herumschwirren, wie Fliegen um eine Leiche. Er sieht zum Schlafzimmer hinüber. Er zwinkert mir zu und fragt: »Wo hast du das süße Ding aufgetrieben?« Er reibt sich die Hände.

»Die ist nichts für dich, sie ist die Tochter des Stadtpräfekten.«

»Ich kann mein Glück versuchen?«

Iulia und Aebutius kommen aus dem Schlafzimmer. Die Frauen sehen toll aus. Ihr Lippenstift aus Kupferrost, Blut und Schweinefett schimmert und ihr Haar ist imposant hoch aufgetürmt und steckt in einem goldenen Haarnetz. Der Tischsklave ein missmutiger Knabe, der auf jedes nette Wort mit, »Kraul mir den Bart« reagiert, knallt die Acta diurna auf den Esstisch. Ich nehme sie und lese.

Das Neuste vom Mord: Tiro libertus Corati; Nudelproduzent: Identifiziert Leiche der Kassiopeia als Bürgerin. Das geheime Doppelleben des Stadtpräfekten. Valerius noch auf der Flucht.

Iulia, streichelt meine Schulter und sagt: »Sei nett zu den Gästen«

»Was immer du verlangst.«

Am anderen Ende des Atriums lacht Aebutius Valerius gekünstelt über irgendetwas Versautes, das Apuleius ihr erzählt. Meine Fuß- und Fingernägel rollen sich bei dem glockenhellen Lachen nach oben. Der Ton ist, wie eine lange Nadel die ins Trommelfell stößt. Ich dreh mich um und widme mich den Nachrichten. Crassus hat eine Latrine mit 120 Sitzplätzen auf dem Capitol eingeweiht, die größte Latrine des Imperiums, was sagt man dazu. Unersättlich der Mann.

»Du bist kein Wächter, lese das Käseblatt nicht«, sagt Iulia und widmet sich den Gästen. Gegen Morgen sind die letzten Gäste hinaus und wir werfen uns ins Bett. Iulia kann nicht schlafen und blättert in einem Buch von Cato, in dem er das Lotterleben in Rom, mit seiner erbärmlichen zügellosen Moral verurteilt. Wenn meine Augen zuklappen und ich langsam in Schlaf gleite bekomme ich Iulias Ellenbogen in die Seite gedonnert, das ich Blitze sehe.

»Entschuldige schläfst du?«

»Ich schlafe nicht mehr, sondern reibe mir die Seite.«

»Langweilst du dich? Fehlt dir die Verbrecherjagd?«

»Ha«, sag ich anstatt einer Antwort. »Valerius ist irre. Er hat sie einfach umgebracht und wenn nicht seine Geliebte, dann andere Menschen. Er ist genauso Gewissenlos, wie alle Beamten und Politiker.«

»Ich merke, wann du lügst.«

»Wirklich?«

»Natürlich, Venus ist eine Ahnin von mir.«

»Behauptet zumindest dein Vater. Alle Valerius sind schräg. Vertraue einem Valerius und du bist geliefert. Er ist ein verschlagenes kleines Glühwürmchen. Ich mag die Kleine aber sie versucht über dich, dass ich nach ihrem Vater suche. Und du weißt, wenn das passiert, kommt nichts Gutes raus.«

Iulia seufzt, sie hat ein zu gutes Herz. Sie beugt sich zu mir herüber und drückt mir einen Kuss auf meine Stirn.

»Was hast du mir zu Bacchanalien gekauft?«, will sie wissen.

Ich schüttel den Kopf.

»Was?«

»Gar nichts, ich mach den verlogenen Brauch nicht mit.«

Sie lacht, ich vergaß, dass man ihr nichts vormachen kann, zumindest ist es schwierig.

»Beim Aufstehen.«

»Und was bekomme ich beim Aufstehen«, fragt sie.

»Der Sklavenhändler sagte er funktioniert ohne Peitsche.«

»Du kaufst mir zum besten Feiertag im Jahr einen Sklaven?«

»Einen der von Natur aus reinlich ist.«

Sie schüttelt das Kissen auf. »Welche Herkunft?«

»Es ist einer aus Thyrsos.«

Iulia legt sich wieder hin und verschränkt die Arme unter dem Kopf. Sie richtet sich wieder auf.

»Findest du ich, bin zu dünn, oben herum?«

»Wie kommst du auf so was?«

»Ha!«

»Ha was? Du siehst umwerfend aus. Und nach meiner Strafe sehen wir, wie sich das entwickelt.«

»Du weißt, was Vater sonst mit dir machen lässt.«

Die Formalitäten in ihren Kreisen um einen Mord zu arrangieren sind leicht und einfaltslos, ein Beutel Sesterzen wechselt den Besitzer.

»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit deinem alten Freund zu helfen. Das Mädchen hält große Stücke von dir.«

»Ich bitte dich.« Ich richte mich auf: »Ich mische mich da nicht ein!«

»Vielleicht wenn ...«

»Du willst deine Nase in Dinge stecken, die mich den Hals kosten können.«

»Ist seine Exfrau eifersüchtig auf seine Geliebte?«

»Warum sie selber hat, die Scheidungsformel vor ihren Eltern als Zeugen ausgesprochen.«

»Scheidung ist was anders. Das ist wie, wenn du eine alte Tunika verschenkst und dann feststellst an deiner Freundin sieht sie umwerfend aus.«

»Ich verschenke keine Tunikas.«

»Ist seine Exfrau hübsch die Tochter, ist es auf alle Fälle. Dein Freund Apuleius ist verrückt nach ihr?«

»Höre ich da Eifersucht heraus?«

»Wie alt?«

»Schluss jetzt Iulia. Die Valerius machen Probleme die wird man nicht wieder los, die sind wie Flöhe. Mord ist in diesen Kreisen eine Privatangelegenheit zwischen Opfer und Täter, in die man sich nicht einmischen sollte, außer der Dienst zwänge mich.«

Sie zieht ein Gesicht. Ich beginne zu hoffen, dass dieses Thema sich erledigt hat und versuche zu schlafen. Keine Hora später klopft es an der Schlafzimmertür und der Janitor steckte den Kopf ins Zimmer.

»Wer ist da?«, fragt Iulia den Pförtner, dessen Aufgabe es sein sollte, Besuch zu dieser Zeit zu unterbinden. Es ist die kleine Valerius. Der Janitor sagt aber, es ist die Süße. Seinen Worte entnehme ich das es Aebutius Valerius ist und sie ist besoffen wie ein Latiner.

»Habe ich nicht gesagt diese Valerius, wird man nicht los, die sind wie Flöhe?«

Iulia verschwindet ins Atrium und kommt nach kurzer Zeit zurück, um mir eine Tunika zuzuwerfen. »Sei nett zu ihr sie, klingt traurig ...«

»Traurig? Eher betrunken!« Ich kann das Lallen der Kleinen vom Atrium her hören.

»Das auch. Steh auf, du kannst später schlafen.«

Iulia sieht mich mit ihren großen Augen an: »Wird ihre Mutter sie, bis zur Verheiratung in ein Zimmer einmauern lassen, wie sie sagt?«

Ich zieh mir die Tunika über den Kopf. »Kann sein, ich sag doch keiner von denen ist bei Verstand.«

»Dann stimmt die ganze Geschichte, armes Kind!«

»Manchmal stimmen alte Geschichten egal, was sie dir erzählt hat und sehr oft nicht.«

»Willst du was essen?«

»Wein«, gähne ich.

Aebutius Valerius ist sternhagelvoll. Ihre milchige Haut glüht und sie hat rote Flecken auf den Wangen. Xerxes springt um sie herum und leckt ihre Fußgelenke, sein Schwanz peitschte in der Gegend. Wenn die Katze sie tüchtig beißt, wird sie es nicht einmal mitbekommen, besoffen, wie sie ist.

»Setz dich hin, was hast du getrunken? Bier in den Kaschemmen Ostias?«

Sie torkelt gestützt von ihrem vollgesoffenen Sklaven zum Stuhl, schüttelt den Kopf und tastet nach der Lehne und setzt sich umständlich.

»Weiß nicht ... überall alles. Ich will nicht nach Hause. Sie mauert mich ein. Ich habe mir extra das gekauft.«

Sie steht auf und zieht aus ihrem Seidenüberwurf ein Hand Gastraphetes heraus. Eine Waffe, bei der man den Handgriff hält, den Pfeil einlegt und die Sehne spannt und den Pfeil losschnellen lässt. Ob die Handarmbrust was taugt, will sie von mir wissen und zielt auf mein hübsches Gesicht. Ich nehme ihr vorsichtig die Waffe weg.

»Setzen dich lieber hin Kleine.«

Ich entlade die Waffe und steckte die Armbrust in die Innentasche meiner Tunika.

»Wo hast du das Ding gekauft?«, frag ich.

»In einer Taverne in der Subura.« Sie kichert, »ein Mann hat sie mir gegeben, für einen Kuss.«

»Der hat dich ganz schön übers Ohr gehauen. Was mich interessiert wozu willst du eine Waffe haben? Unreine Waffen, wie das Sicarius und die Handarmbrust sind in Rom illegal. Jemanden mit einer unreinen Waffe umzubringen wirkt sich strafverschärfend aus.«

Aebutius starrt mich mit funkelnden, irren Augen an. Ich gieß ihr ein Becher Wasser ein und sorge, dass sie austrinkt. Sie ist aber eingeschlafen, bevor ich, »alles in Ordnung« fragen kann. Ich hole die Armbrust aus der Tasche und betrachte sie. Sie ist mitgenommen, aber ein gefährliches kleines Spielzeug. Man kann eine Menge Pfeile damit, in kurzer Zeit verschießen.

»Wirst du die Waffe bei der Cohorte abgeben?«, fragt Iulia besorgt.

»Die sind ohne mich zu dumm, um was mit ungewöhnlichen Waffen anfangen zu können. Vielleicht stecken die Pfeile noch in irgendeinem Opfer.«

»Aber sie sagte ...«

»Ich weiß, was sie sagt, ein Fremder verschenkt, eine unreine Waffe, für deren Besitz er in das übelste Gefängnis in Rom dem Mamertinus wandern kann. Ich hab’s gehört und glaube es nicht. Ich sehe die ganze Zeit eine Leiche in einer stinkenden Gasse liegen, die mit der blöden Waffe erschossen wurde.«

»Glaubst du das Kind, will ihren Vater oder die Mutter ... mit der Armbrust ...?«

»Traue Allen alles zu und damit liegt man nicht verkehrt«, sage ich.

»Du glaubst ihre Geschichte nicht.«

»Zerbrechen wir uns nicht die Köpfe über ungelegte Hühnereier. Alles, was sie erzählt hat, dass sie Angst hat, wenn sie besoffen nach Hause käme.«

»Vor ihrer Mutter, dass sie eingesperrt wird und bei erster Gelegenheit mit einem reichen Freigelassenen verheiratet wird.«

»Sie ist besoffenen, wie ein Schlangenbeschwörer! Einmauern, hör auf.«

Lucullus muss sterben

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