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7 Kapitel

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Aebutius und Apuleius sitzen im „Rufus“. Sie sehen mich nicht, bis ich neben ihnen auftauche. Sie trägt ein goldenes Haarnetz und eine dünne Tunika, die unter dem Busen mit einem Gürtel geschnürt ist, darüber eine purpurne Stola aus Seide. Sie sieht mich und errötet.

»Was willst du trinken?«, fragt Apuleius, der vom Alter ihr Vater sein könnte und nicht einmal besonders Reich ist.

»Ein phönizisches Bier«, antworte ich.

Aebutius sieht mich an die Augen in ihrem blassen Gesicht sind gerötet, die Schrammen auf ihrer Wange kaum zu sehen.

»Ich hab euch vertraut«, sagt sie. Sie scheint dem Weinen nahe und schweigt mich erzürnt an.

»Was meinst du damit?«

»Du weißt genau, was ich meine.«

»Nein tue ich nicht.«

Ich setz mich zu den Beiden und trink schnell mein Bier. Danach bringe ich das Mädchen zu uns nach Hause, sie scheint immer noch berauscht vom Vortag zu sein.

Bulbus Mercius Valerius ist bei Iulia, als wir anlangen. Er umarmt seine Schwester herzlich und schüttelt mir die Hand, als hätte ich sie aus den Fängen der Kilikischen Piraten befreit. Apuleius, der mitgekommen ist, spielt den Mundschenk. Ich frage, wo sie den Bengel aufgetrieben hat. Sie sagt mir er machte sich Sorgen um seine Schwester und suchte sie. Die Kleine hat unsere Adresse, als ihr Wohnort mitgeteilt.

»Wo hat du sie gefunden?«, fragt mich Iulia.

»Im Rufus, Apuleius kam wohl rüber um mit uns zu sprechen jedenfalls behauptet er das.«

Iulia lacht. »Ihr Bruder meinte zu mir seine Schwester habe eine Verknotung. Er sagte, sie treibe es ständig an gefährliche Orte, sie sei manianisch, oder so. Was, seiner Meinung nach von der fehlenden Vaterfigur herrühre und was er furchtbar interessant findet. Er sagt auch, wir sollen auf unsere Dinge aufpassen, dass manianische Menschen zum Diebstahl neigen. Er hat selbst Untersuchungen im Kerker angestellt und seiner Meinung nach sind 70 von 100 Dieben manianisch, wegen ihrer fehlenden Vaterfigur.«

»Merkwürdiger Junge. Hat er etwas über seinen Vater gesagt?«

»Er ist ein komischer Junge. Er schreibt an einem Buch über den positiven Effekt von Blutopfern bei Liebeszaubern. Da denke ich, vielleicht kannte er Kassiopeia von Recherchen.«

Mercius setzt sich zu uns, sein musulum in der Hand, als habe er Angst man würde es ihm wegnehmen. Seine Schwester stromert durchs Haus.

»Ich bin noch nie angestochen worden«, sagt er und fährt fort mich aufzuklären. »Schmerz ist sehr gut zur Erlangung der Selbstkontrolle, habe ich gelesen. Ich hatte mal athenisches Fieber. Ich wünsche keinem das Fieber, man schwitzt und fühlt sich unwohl.« Er rückte auf dem Lectus näher zu mir. »Ist es eigentlich Kannibalismus, wenn ein Besitzer seinen Sklaven frisst?«, fragt er.

Ich bin überrascht: »Du interessiert dich für Gesetzgebung. Ich denke, wenn es in Hunger geschah, dann nicht, nehme ich an.«

»Ja einerseits sind Sklaven Besitz, wie ein Esel. Andererseits verbietet uns Jupiter, Menschen zu essen. Es wäre ein verzwickter juristischer Fall. Es ist bestimmt ein Frevel gegen die Götter.«

»Ja es kommt auch darauf an, wie oft gefrevelt wurde. Ich meine ein Mensch, der zu Grausamkeit gegenüber seinen Sklaven neigt, ist schnell unten durch. Bei uns ist einer in Pompeji der lässt seine Sklaven in der Weinpresse zerquetschen.«

»Und?«

»Nun ja die Leute meiden ihn. Es ist unfein, Sklaven kreuzigen nun gut das ist so üblich, aber in einer Weinpresse zu zerdrücken. Schließlich ist eine Weinpresse zu was anderem da, als ihn zu unterhalten.«

Aebutius Valerius gesellt sich zu uns sie tätschelt die Schultern ihres Bruders, eine Geste, die beiden haben eine enge Verbindung. »Er ist klug, er wird mal ein guter Anwalt und Politiker«, sagt sie. Er grinst übers ganze Gesicht, selbst seine Ohren werden rot. Er ist schon ein netter Bursche, gestehe ich ihm widerwillig zu.

Und er wird entweder ein guter Politiker oder ein Kannibale, ich meine bei den Fragen, die er so im Laufe des Tages stellt. Iulia spielt mit dem Gepard, der es sich auf ihren Schoss bequem gemacht hat. Xerxes schnurrt, so wie eine riesige Katze es vermag, laut und bedrohlich, schon eher ein Knurren.

Mercius sagt: »Ich war beim Onkel er hat einen Brief von Vater bekommen, worin er ihn vor Mama warnt, komisch.«

»Was hat er geschrieben?«, will ich mit neu erwachtem Interesse wissen.

»Ich hab ihn nicht gelesen. Onkel ist vergesslich und konnte den Brief nicht mehr finden. Aber er ist ohnehin seit Jahrzehnten böse auf sie und deshalb weiß ich nicht, ob man ihm ohne weiteres alles glauben darf. Onkel sagt Vater sei wegen des schlechten Einflusses von Mutter nur zu einem Stadtpräfekten geworden, anstatt der Tradition zu folgen und eine Legion zu kommandieren. Er ist sich auch sicher, dass die Prätorianer Kassiopeia umgebracht haben und am Ende auch ihn umbringen werden.«

»Hat er gesagt, wann der Brief gekommen ist?«

»Nein er sagte nur Papa hätte geschrieben, dass er niemals Mama vertrauen dürfe und er nicht sagen soll, dass er in Ostia ist. Dass sie wohl mit einer Sekte zu tun hat.«

»Sekte?« Das wird immer spannender was der Junge mir anvertraut.

»Das ist alles, was er mir erzählte.«

»Wo kam der Brief her?«, frag ich.

»Ostia, ich meine, wenn er schreibt, Onkel soll nicht verraten das er in Ostia ist wird er wohl dort sein. Es ist so etwas wie der Satz Pythagoras. Betrachte das Große und schlussfolgere auf das Kleine.«

Ich kenne keinen Satz, könnte vermutlich nicht einmal das Wort fehlerfrei buchstabieren.

»Was hältst du davon?«, fragt mich Iulia.

»Das ist Blödsinn«, sagt Bulbus Mercius. »Er meint bestimmt den Verein der Sabiner. Das ist kein Geheimnis. Calpurnius ist deren Schriftführer. Das ist albern. Mama ist nicht gefährlich. Sie ist bloß ein Fall von vererbter Skrupellosigkeit. Ein minderer Fall und völlig uninteressant.«

»Und Ihr Vater steht dem Verein im Weg?«, frag ich. Automatisch habe ich das Wort Verein besonders betont.

Bulbus Mercius zuckt die Achseln. »Die Freunde von Mama haben einen Verein, sie kaufen überall in Subura Land. Aulus sagt ihnen, wo was geplant ist und der Verein gibt das Geld. Aulus erledigt Kauf und Verkauf, eben alles.«

»Hat einer von euch jemals mitbekommen das Aulus mit eurem Vater Probleme hat?«

Aebutius schüttelt den Kopf. »Nein warum?«

»Ist nur so eine Idee von mir. Wenn Aulus weiß, wo Staatsprojekte geplant sind und er dem Senat das Land vor der Nase wegschnappt, verstößt das gegen das Gesetz.«

»Ich habe zwar noch nie von so einem Gesetz gehört aber du bist der Fachmann. Was wollen wir machen?«, fragt Iulia.

»In den Brecheisen gehen«, sag ich.

Wir lassen die jungen Leute alleine in unserer Stadtvilla und lassen uns mit der Sänfte zu einer Gasse im dunkelsten Teil der Subura bringen. Nachdem unsere Fackelträger, ehemalige Gladiatoren den Weg erfragt hatten, fanden wir das Lokal. Spurius kam auf mich zugeeilt, wie der Patron der seinen liebsten Klienten entgegen geht. Würdevoll doch mit einem Lächeln im Gesicht.

»Wie geht es Decimus?«, ruft er für seine Verhältnisse fast exstatisch. In seiner Taverne geht es hoch her, es ist gerammelt voll. Einige Betrunkene singen etwas Keltisches, das einem Veteranen der Gallienkriege bestimmt das Zittern beibringen würde. Spurius tritt auf die Straße und sieht nach links und rechts, in seinem Gürtel steckt ein Siccariamesser. »Los kommt rein.«

Spurius ist dick geworden und der viele Ärger, den er der städtischen Kohorte gemacht hat, zeigte sich in Form von Narben, die seinem pausbäckigen Gesicht Charakter verleihen. Sein verfilztes Haar ist in dicke Zöpfe geflochten. Seine Stimme ist ein tiefer Bass, der aus verwinkelten Bergwerksschächten zu kommen scheint. Ich schüttele ihm die Hand und stelle ihm Iulia, die Tochter Caesars vor.

»Eine echte Herrin«, sagt er beeindruckt.

Seine Taverne macht von außen einen schäbigen Eindruck, der sich innen bestätigt. Es ist viel los um diese Zeit und die Würfelbecher knallen auf schmierige Tischplatten. Wir setzen uns in eine ruhige Ecke und Spurius erklärt, das er uns Bier bringen lässt, die Leute, die hier verkehren, trinken lieber cervesia als Wein. Nach den ersten Schlucken mustert er mich. Er kratzte sich das Kinn und sagt verlegen.

»Lange her.«

»Lange her«, bestätige ich gefolgt von einem Räuspern.

Spurius furchtbares Gesicht bekommt etwas Heiteres: »Er hat mich immer in den Fluss geworfen, wenn er mich bei einem krummen Ding erwischt hat«, erzählt er Iulia.

»War er ein guter Wächter?«

Spurius runzelte die Stirn, als verstehe er die Frage nicht. »Gut, ein Wächter? Nein, aber verglichen mit den anderen hat er mir wenigstens die Hälfte meiner Beute gelassen.«

»Wieso hast du mir Tiro auf den Hals gehetzt?«, frage ich.

Er winkt ab: »Ihr wisst doch, wie Freigelassene sind«, sagt er. »Er fragte mich, ob ich einen ehrlichen Legionär kenne. Ich sagte ihm Decimus Namen und das er ganz in Ordnung ist. Tiro hat Angst, dass die blöden Nachtwächter ihm den Mord an seiner Freundin anhängen wollen.«

»Er hat mir sein Messer in die Brust gejagt, die Prätorianer haben Iulias Villa überwacht.«

Spurius nickt: »Man munkelt du stehst auf der Abschussliste, und das ein paar Senatoren nicht begeistert sind, wenn ein alter Centurio seine Nase da rein steckt.«

Ich vermisse Pompeji wäre ich nicht gekommen.

»In welche Sache, denn ich war in Pompeji.«

»Pompeji feines Fleckchen Erde«, meint Spurius, als hätte er jemals die Subura verlassen. »Habe noch nie Urlaub gemacht, um den Kopf freizubekommen.«

»Glaubst du Tiro, hat sein Mädchen umgebracht?«, fragte ich ganz undiplomatisch. Das ist die einzige Sprache, die man in Subura spricht.

»Ausgeschlossen«, sagt er kategorisch.

»Corati ein Nudelmacher sagt der Name dir was?«

»Nein.«

»Warum hat sich Tiro denn Sorgen gemacht?«

»Was weiß ich.«

»Vielleicht hat Corati einem Freund aus Ostia einen Gefallen getan und ihr von Tiro einen Besuch machen lassen?«

»Nicht Tiro, ihr seht den Jungen im falschen Licht und Corati ist kein Mörder«, meint Spurius. »Ich kannte die Frau, manchmal kam er mit ihr her. Er war verrückt nach ihr. Er hat keinen Grund gehabt, sie umzubringen. Dieser Valerius hat sie umbringen lassen, sagen die Leute er ist es, ob es einem nun passt oder nicht.«

»Das wollen eine Menge Leute«, sage ich, »aber er hat es nicht getan er hat niemals ein Gladius dabei. Er hat ein blödes Langschwert, das seit Generationen in seiner Familie ist.«

»Und was aus erster Hand?«, wiederhole ich.

Spurius sagt: »Draußen, am Tempel für die Namenlosen ist seine Insulae zusammengeklappt. Es waren noch die Mieter drin.«

»Das ist bedauerlich.«

»Die Alte vom Valerius hat die Insula gebaut, sie wird noch ein richtiger Miethai, wie der Cicero. Ihre Mieter können einem leidtun. In der acta diurna steht, das ein gewisser plebejischer Aedil meint, es liegt wie immer am wässrigen opus cementium und angefaultem Bauholz, er will die Namen der Insula Besitzer veröffentlichen.«

»Und?«, frag ich.

»Das ist nicht das Übliche, man wird nicht nur ein paar Untersuchungen anstellen und nichts kommt bei raus. Der will die Namen veröffentlichen und nicht nur der zwischen geschalteten Freigelassenen. Da werden ein paar überraschende Namen stehen, nehme ich an.

Wir verlassen Spurius Taverne, es ist sehr spät geworden. Er begleitet uns zu unserer Sänfte und meint unser Besuch sei ihm ein Vergnügen und Ehre.

»Die Hälfte von dem, was er sagt, klingt komisch«, sagt Iulia.

»Er ist in Ordnung und wir wissen nun das sie auch mit dem Nudelhändler herumhing. Den Nudelhändler aus Ostia.«

»Woher willst du das wissen?«

»Als ich gefragt habe ob Corati Tiro geschickt haben könnte, hat er nicht geleugnet, ihn zu kennen. Er kennt Corati aus seiner Taverne, er verlässt den Ort seit zehn Jahren nicht mehr.«

»Glaubst du immer noch der Stadtpräfekt, ist unschuldig?«

»Ich glaube nichts, aber Valerius hätte die Ehesache ausgegraben und sie ins Haus ihres Vaters bringen lassen.«

Am nächsten Tag gehe ich zu den Prätorianern vom Schweinemarkt, um mit Centurio Hibrida Metellus zu sprechen. Er steht umringt von einigen Soldaten draußen im staubigen Hof und kratzt einen Plan in den Staub.

»Das ist die Strasse, hier am Tempel vom Saturn und da steht ihr auch zur Nachtwache.« Er sieht auf fragt, ob seine Leute verstanden haben, und kommt auf mich zu. Wir reden, auch über das Brecheisen, wo so alle Gauner Roms verkehren.

Metellus teilt mir mit, das es keinen Beweis gäbe, das die Geliebte des Stadtpräfekten mit Ganoven wie Spurius, Tiro oder auch den in Ostia bekannten Nudelhändler abgehangen hat. Geschweige selber eine gewesen sei, das es bewiesen ist, das sie den praefectus urbi Geld abgezwackt hat. Nach Aussagen der Nachbarn gehörten nur Tiro und Valerius zu ihrem Bekanntenkreis. Irgendwer bremst seinen Ermittlungselan gewaltig, stelle ich fest.

»Demnach ist der Mord, also falscher Alarm, weil es keine Mörder in Rom gibt?«, frage ich.

»Der Prätor lässt ermitteln und mein Präfekt meint, das ist kein Fall für die Prätorianer, außerdem sind die Interessen einer Handvoll wichtiger Senatoren betroffen.« Er sieht mich verlegen an. Man hat ihm, verboten weiter zu ermitteln.

»Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zu anderen Verbrechen etwa Einstürzen und wo finde ich den Nudelhändler aus Ostia? Kann man irgendwelche Vergleiche ziehen? Hat ein Arzt die Leiche untersucht?«

»Nein.«

»Warum?«

»Als wenn der Bestatter nicht reichte, was hilft es, sie ist tot, was soll da noch ein Arzt tun.«

»Hat Petronius von dem Brief erzählt, den er von Valerius bekommen hat?«

»Er hat mir nicht gesagt, was drin stand.«

Ich erzähle es ihm. Ich erzähle ihm, das es schon komisch sei, dass ein Nudelhändler aus Ostia Kassiopeia erkannt habe, außer er hatte mit ihrem Ehemann zu tun. Ich glaube er hat herausgefunden, wo sie ist, und wollte sie zurückholen, oder ihr die Scheidung ins Gesicht sagen, vor einem Zeugen.

Er sagt: »Na das ist interessant.«

Ich erzähle ihm von dem Brief den Valerius an seinen Halbbruder geschrieben hatte.

Metellus sagt: »Er schreibt aber einer Menge Leuten, wie?«

»Er ist Präfekt, das ist seine Arbeit.«

Ich erzähle ihm, dass Aulus Calpurnius und die Exfrau des Präfekten und ihre Freunde massenweise in Bauland investieren und es interessiert mich, ob er in der Verwaltung Fälle von Brandstiftung bearbeitet werden. Und was das mit dem Einsturz dieser Insulae war, wegen Schlamperei, oder hat da jemand nachgeholfen.

Wir marschieren in sein Tablinium und setzen uns.

Er sagt: »Lassen dich nicht von mir unterbrechen.« Er setzt sich in seinem Stuhl lehnt sich zurück und dreht die Augen zur Decke. »Da gibt’s noch viel Arbeit«, sagt er. Metellus sieht mich auf einmal belustigt an und schüttelte dann den Kopf.

»Denkst du an was Bestimmtes?«, will ich wissen.

»Nein. Ich spiele nur herum. Ich weiß, was erzählt wird«. Er legt seine Füße auf den Tisch. »Petronius sagt, sie klaute Geld. Er hat ein Alibi, ein gutes und er wird nicht so schnell wütend. Corati kam zu ihm. Um sie zu identifizieren. Ich denke nur, ob Corati ihrem Ehemann eins auswischen wollte?«

»Weil bald beginnt, der Wahlkampf?«

»Ja was mich interessiert was ist das mit dem Corati und dem Aedilen aus Ostia. Wir Prätorianer haben einen Spitzel, Caress heißt er ein Epilierer in einem der Badehäuser. Er ist ein zudem ein Spitzel von Petronius. Er informierte ihn das er Valerius gesehen habe. Am Tag des Mordes mit einem dicken Kerl, rothaarig. Der Nudelhändler ist dick und rothaarig. Die Beschreibung des Epilierers passt auf Corati. Hat Valerius ihn gebeten die Tote zu identifizieren, damit sie in Würde verbrannt werden kann. Einer muss ihren Bürgerstatus bestätigen, sonst wäre sie irgendwo vor den Stadtmauern vergraben worden und konnte nicht in eine Nekropole.«

»Aulus Calpurnius und Mimosa verlassen ihre Villa, da ist etwa drei und sie gehen zum Schweinemarkt, um dem Mädchen Fragen zu Valerius zu stellen. Die Tochter ist beim Einkaufen oder essen am Forum. Der Sohn ist den ganzen Nachmittag über in der Senatsbibliothek, der Bibliothekar erinnert sich. Der bekommt leuchtende Augen, wenn er an von dem Jungen spricht. Der Junge studierte die klassischen Rechtstexte, zum Zwölftafelgesetz, die Kommentare! Tiro ist in einer Taverne.«

»Und wo warst du?«, fragt Metellus mich.

»Mein Alibi ruhte in meiner Umarmung.«

»Kein Stichhaltiges. Ich meine komplimentieren wir alle die ein Motiv hatten dem Präfekten was anzuhängen. Er hat dich nicht verteidigt wegen dieser Brutus Sache. Du warst bestimmt verdammt sauer, ein Centurio auf dem Weg zum optio Primus dreifaches Gehalt und dann rennt dir dieser Brutus in die Schwertklinge. Valerius hat sich kein Bein ausgerissen, dir zu helfen. Rausgehauen hat dich der Händler, Iulia die Tochter Caesars die den Geschworenen sagt, sie würde dich gerne als Sühnesklaven haben und dann natürlich die Lobeshymnen auf dich von Petronius.«

»Stimmt na und? Was ist mit Mimosa?«

»Wieso?«

»Ich habe gehört, wenn der Präfekt verbannt wird, stirbt sein Vater an er Schande. Er ist altmodisch, wird sich erdolchen. Das Erbteil geht dann an seine Enkel.«

»Und wo hast du das gehört?«

»Ich hab’s gehört.«

Seine Miene verfinstert sich. »Hältst du Senator Valerius Gesundheit für so schwach?«

»Ja er ist lange nicht mehr bei einem Gerichtstag oder einer Senatssitzung gewesen.«

»Na gut«, sagt er langsam. »Man sollte Mimosa überprüfen. Aber glaubst du wirklich nicht, dass es Valerius getan hat?« Er sieht mich finster an, während ich darüber nachdenke.

Dann sagt er: »Wer ist der Kandidat für die Stadtpräfektur, wenn Valerius vor dem Prätor angeklagt wird?«

»Wer kann das schon wissen«, sage ich.

»Petronius kommt wegen seines Alters nicht in Frage!«

»Fragen über Fragen. Zum Beispiel wer soll ihn Anklagen, wenn er zwei Ämter in sich vereint, wollte er die niederlegen. Wie lange hat es gedauert von dem Augenblick, wo Aulus Calpurnius das Mädchen gefunden hat, bis er einen Sklaven zur Wache sandte. Fehlt irgendetwas aus dem Tablinium des Präfekten und etwas aus ihrer Wohnung?«

Metellus spitzt den Mund.

»Und wie kommt es das Mimosa Valerius ein Stöhnen gehört haben will? Ich meine Kassiopeia ist tot.« Ich sitze da und stelle Fragen.

»Valerius hat was ausgegraben gegen Mimosa? Kassiopeia verwahrte es in der Wohnung, das die beiden unbedingt wiederhaben wollten?«

»Ich denke nichts, ich stelle nur Fragen. Ich wüsste gern die Antwort auf die Frage, was das Mädchen mit dem unterschlagenen Geld angefangen hat. Ich wüsste gern, wer ihr den Verlobungsring vom Finger nahm. Es muss auf alle Fälle, jemand sehr Unreligiöses sein. Du weißt man fasst keine Leichen an, es bringt Unglück. Ich wüsste, gern warum Valerius, wenn er es nicht getan hat, sich versteckt, warum er einen Fremden die Leiche identifizieren lässt.«

Metellus sagt: »Ein Grund könnte sein, dass Aulus Calpurnius und Mimosa ihn sehr gern angeklagt sehen würden. Nur damit der Prätor das kann, muss er ihn erst einmal erwischen. Er muss ihn vor Bürgern, als Zeugen eines Verbrechens anklagen und ihn auffordern vor dem Gericht am Capitol zu erscheinen.«

»Wir beide sollten einen Besuch bei dem Nudelhändler machen«, schlag ich vor.

»Einverstanden. Wollen wir Corati aufsuchen. Er müsste zu Hause sein. Ich habe ihm gesagt er darf Rom nicht verlassen, ohne mir Bescheid zu geben.«

Coratis Wohnung befindet sich im vierten Stockwerk einer dunklen, feuchten und stinkenden Insula, hinter der Therme von Subura, deren Besitzer ein gewisser Calpurnius ist. Sein Name steht eingemeißelt über dem Eingangtor der Insulae. Metellus schlägt an die Tür. Geräusche von hastigem Hin und Her werden hörbar dann fragt eine Stimme: »Wer ist da?« Es ist eine verschnupfte Männerstimme.

»Prätorianer, XI Cohorte, öffne Bürger.«

Die Tür wird eilig von einem ungeheuer fetten blassen Mann geöffnet, der wegen der Hitze nur eine grau gewordene Tunika trägt. »Ich habe keinen erwartet, Centurio.« Er sieht sich auf dem Treppenhaus um und wirkt verängstigt. Die hellen kleinen Augen stehen dicht beieinander; der Mund ist schmallippig eine zusammengepresste Linie und sein rotes Haar hängt klatschnass in seiner Stirn.

Der Raum, den wir betreten, ist ein kleines und verdrecktes Zimmer. Schmutziges Geschirr und Weinamphoren stehen überall herum. Er starrt uns mürrisch an. Metellus schenkt dem keine Beachtung.

»Setzt euch doch«, sagt Corati und legt eine Toga von den Steinsitzen. Ich stelle einen Weinbecher vom Holzschemel und setzte mich.

»Was wollt ihr?«, fragt er uns misstrauisch.

Metellus verzieht sein Gesicht. »Was hast du dir gedacht mir zu erzählen du kennst Kassiopeia aus Ostia?«

»Bei Merkur, das ist die Wahrheit.«

Zweimal blickt er nach oben, sein Blick besagt er bat Merkur für die Lüge um Verzeihung.

»Möglich, dass ich sie nicht so gut in Ostia kannte. Wir haben uns gegrüßt ›Wie geht’s‹ in der Art. Und dann sah ich sie in Rom wieder. Ich habe sie im Brecheisen getroffen. Bei Jupiter das ist die Wahrheit.«

»Schluss mit den Lügen«, knurrt Metellus.

Corati bewegt seinen fetten Kopf hin und her. »Was meinst du damit Centurio?« Corati scheint ehrlich überrascht. So etwas Argloses gibt‘s nicht wieder in Rom. Er hätte zum Theater gehen sollen, um das Publikum zu unterhalten. Möglicherweise würde er das, wenn er uns anlog bei den Spielen.

»Wer sagte dir du sollst Kassiopeia, als Bürgerin Roms beim Aedilen identifizieren?«

Der hässliche Mann ist entrüstet. »Wenn irgendjemand sagt, dass ich jemals in meinem Leben nur einmal gelogen habe –«

Metellus unterbricht ihn, indem er mit seiner Hand zu seinem Schwertgriff fasst, als will er sein Gladius ziehen, um ihm den Kopf abzutrennen.

»Wenn du ihm köpfen willst, warte bis ich weggegangen bin, Blutflecken gehen nicht raus«, sag ich. Blutflecken gehen wirklich schwer heraus.

Corati grinst und streckt uns die fleischigen Hände entgegen. »Schon gut, schon gut, immer mit der Ruhe Centurio.«

Sein Wesen hatte jede Unterwürfigkeit verloren. Corati fährt sich mit der Zunge über den Mund als sei er ausgetrocknet. »Na ja«, sagt er vorsichtig, als taste er sich im Dunklen die Straßen entlang. Corati zögert und zuckt dann die Achseln und sagt: »Ihr wisst doch, wie das läuft. Wenn jemand kommt und ich lasse mir eher die Zunge herausschneiden, als zu sagen wer. Wenn jemand kommt, der dir mit einem Wimpernschlag alle Lizenzen nehmen kann. Meine Geschäfte gehen gut, unten werden die Nudeln gemacht auf der anderen Seite ist die Garküche. Frage die Leute Coratis Nudeln, sind aus Weizen und das sind Hühnereier drin, nicht billige Enteneier. Und in meiner Werkstatt wird nichts mit Sägespänen vermischt. Also in der Gegend, wenn es dir gutgeht, kommt immer einer der etwas von deinem Erfolg haben will. Der es versucht und man braucht deshalb Freunde.«

Metellus sieht ihn an. »Du hättest besser daran getan uns im vornherein zu sagen du tust jemanden einen Gefallen. Du kennst sie also nicht. Wer sagte dir du sollst, Pretonius aufsuchen?«

Der Mann fuhr hoch, als hätte er Neptuns Zepter im menschlichen Sitzkissen, als sei er mit einer Nadel gepikst worden. »Ihr glaubt doch nicht, dass er irgendetwas mit dem Mord zu tun hat?«

»Wer?«

Coratis zuckt zusammen.

Metellus wiederholt: »Wer?«

Corati ruft: »Valerius der Alte.«

Wir halten die Luft an. Der Spitzel hat nicht gelogen, nur was er Valerius Vater.

Metellus zischt nur: »Unsinn.« Er beugt sich vor. »Senator Valerius was sollte er mit Kassiopeia zu schaffen haben?«

Corati schlägt die Hände zusammen.

»In den Thermen das warst du und Senator Valerius?«, fragt Metellus.

Ich gieße Wein in einen Becher und gebe ihn Corati.

»Danke.« Er trinkt hastig und ist anscheinend daran gewöhnt, seinen Wein unverdünnt zu trinken.

»Ich kann mich nicht erinnern. Möglich, dass ich mit einem anderen in den Thermen war. Jedenfalls ist sie aus Ostia, was spielte es für eine Rolle, wer sie erkannte?«

»Weil es jemand wichtig ist, dass sie ordentlich beerdigt wird. Valerius der Senator, was sollte er für ein Interesse daran haben, dass die Geliebte seines Sohnes anständig verbrannt wird.«

»Zum Hades. Ich habe nichts zu sagen es ist besser, wenn ich mein Gedächtnis verliere.«

Ich blinzele Metellus zu. Ich traue Corati so weit über den Weg, wie einem Siccario die Sicherheit meines Geldbeutels an. Er hat es mit wenigen Worten geschafft, dass die Aussichten von Mimosa Valerius besser denn je stehen. Vertuscht der Vater die Verbrechen seines Sohnes, ist er unwürdig und wird von Cato aus dem Senat ausgeschlossen. Zudem wohnt er in einer von Mimosas Insulae, ein Zufall? Ich sage nichts und marschiere in meinen Gedanken vertieft neben Metellus die Gasse entlang.

Metellus sah besorgt aus und er hatte auch allen Grund dazu.

»Ich wollte er hätte den Namen nicht gesagt«, sagt er.

»Ich schätze das tun wir beide wirklich. Ich hab mich gefragt, ob Aulus Calpurnius Geschäfte alle so astrein sind.«

»Wer soll das denn feststellen?«

»Der Mann hat gerade den Ruf eines Senators auf dem Tablett gereicht und wem nützt das. Der Kerl wohnt in einem Haus das, rate mal, wem gehört? Aulus verwaltet es für wen wohl?«

»Mimosa?«

»Der Senator ist auf die Exfrau seines Sohnes nicht gut zu sprechen. Die Tochter erzählte mir eine ihrer Insulanas sei kurz nach Fertigstellung zusammengebrochen und hat nicht einmal die Baukosten eingespielt. Ich meine, wenn es diese Gesellschaft gibt, wollen die Profite sehen. Er braucht schnell Geld und mit dem Präfekten im Gefängnis, wegen Mord an einer Bürgerin und seinen Vater entehrt verwaltet Mimosa das Erbe der Kinder.«

An der Kreuzung der verstopften Clivus Suburanus zum Schweinemarkt neben dem Tempel der Juno trennen wir uns. Ich verspreche ihn, auf dem Laufenden zu halten.

Lucullus muss sterben

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