Читать книгу Lucullus muss sterben - Ann Bexhill - Страница 6

4 Kapitel

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Am Mittag, nach dem ich etwas Schlaf gefunden habe, sitzen wir drei beim Frühstück, als Valerius Exfrau mit Aulus Calpurnius kommen.

»Das ist ihre Mutter«, sagt Iulia. »Ich habe ihr einen Sklaven geschickt und geschrieben das Sie sich keine Sorgen um das Kind machen soll, das sie bei uns ist.«

Aebutius flucht: »Verdammte Medusa überall stört Mutter.«

Ich sage: »Wozu macht man in Rom Ferien. In Pompeji wird man nicht so oft von den Leuten belästigt.«

Iulia tätschelt Aebutius Gesicht. Verquollen sieht die Kleine aus, der Alkohol in solchen Mengen bekommt ihr nicht.

Die Jahre konnten Mimosa nichts anhaben. Sie wirkt auffällig und ist in ein, nach allen Luxusgesetzen jeder Periode in ein verbotenes und anmaßendes purpurnes Gewand gehüllt. Sie trägt mehr Gold an sich, als der römische Staatsschatz im Saturntempel wiegt. Sie ist größer als ihre Tochter und ihr Haar ist leuchtend Gelb. Sie lacht und entblößte Perlenzähne und streckt mir ihre beringte Hand entgegen.

»Frohe Bacchanalien Decimus. Das ist Aulus.« Sie zeigt zu ihm. Der Aulus kommt mir regelrecht eingeschüchtert vor.

»Du siehst gut aus Mimosa«, sag ich. Ich schüttele dem Calpurnius die Flossen. Er ist ein langer, kerzengerade dastehender Typ. Seine Toga ist sorgfältig in einen schönen Faltenwurf arrangiert. Er wirkt aalglatt mit seinem weichem Haar und dem verlogenen Lächeln in der Visage. Er ist der geborne Politiker und so schmierig, dass ich mir nach dem Händeschütteln und dem Wangenkuss, instinktiv die Hände an meiner Tunika abwische. Sein Akzent ist unüberhörbar Ostia. Es wimmelt in Rom von Provinzlern, die hier ihr Glück suchen.

Mimosa betrachtet ihre Tochter mit einem Lächeln. »Diese Göre kann nur pünktlich sein, wenn man sie an den Haaren wohin schleift. Eine Pella für den Empfang des neuen phrygischen Botschafters wartet beim Händler.« Sie richtet ihr Lächeln von mir auf Aebutius. »Zieh dich an«, befiehlt sie.

Die Tochter erklärt sie sähe nicht ein, warum sie ein Gewand aussuchen soll, wenn auf dem Senatsempfang nur bescheuerte Langweiler, primitive Germanen und bärtige Phrygier sind. Sie habe Besseres vor, als ihre Zeit zu verschwenden, selbst wenn Bacchanalien sein und selbst wenn Jupiter persönlich gerufen habe. Mimosa sagt nichts und der Aulus verzieht sein Gesicht.

Mimosa fragt mich neugierig, ob ihr Exmann sich bei mir gemeldet habe.

»Nein.«

Sie spielt nervös mit dem goldenen Phallusanhänger an ihrer Kette. »Er ist so vollkommen verrückt. Kein Wunder, dass die Leute annehmen, er hätte was mit der unschönen Sache zu tun.« Ihre Augen durchbohren mich: »Hast du deinen alten Freund nicht besucht, kam er nicht einmal vorbei?«

»Nein, in diesem Domus lässt man keine Wachleute herein.«

»Es ist ein anderer gewesen steht in der acta diurna, ein Mann namens Tiro libertus Tullius. Er hat sie aus Eifersucht umgebracht. Er war ihr Unterschicht Liebhaber.«

»Fein, sie haben Tiro geschnappt. Dann ist Valerius ja aus dem Schneider«, sag ich. Was mich wundert, die Cohorte ist nach meinem Weggang inkompetent. Vielleicht hat sich dieser Tiro freiwillig gestellt. Er ist zu den Vigiles am Nachtmarkt marschiert und hat die Tatwaffe, dieses Messer auf den Tisch geknallt und ihnen den Mord gestanden.

»Sie suchen ihn, aber er ist es. Der Centurio der in dem Mord ermittelt ist sich sicher.«

Mimosa schiebt ihren beeindruckenden Busen hoch und seufzte. »Petronius hilft mir überhaupt nicht weiter. Er lügt und behauptet er weiß nicht, wo mein Exmann steckt. Warum lügt er?«

»Er ist Aedil es gibt keinen logischen Grund.«

Sie nickt, »ganz meine Meinung.« Sie trippelt in ihrer aufwendiger Tunika, die einen Ausschnitt des Rückens freilässt zum Korbsessel, und nimmt Platz und schlägt die Beine übereinander. Ich gehorche den Regeln der Gastfreundschaft, die uns heilig ist. Schon im Zwölftafelkodex ist geschrieben: die Gastfreundschaft und die Kunst Wein anzubauen, ist das Einzige, was uns von den wilden Tieren unterscheidet. Gastfreundschaft wird hochgehalten, sie steht unter dem Schutz Jupiters. Ein Gast ist eine Person, die wir mit den gnädigen Augen sehen, wie der Vater das Kind betrachtet, oder das Enkelkind den Großvater sieht. Einmal gegebene und genossene Gastfreundschaft bildet in ein Band, das sich über Generationen vererbt.

»Wie wär’s mit einem Wein?«

Aulus sagt: »Alles außer Musulum mit Thrakischen Honig und Mastix aus Libyen. Den hatten wir gestern die ganze Zeit. Geharzter Retsina aus Griechenland.«

Iulia und Aulus Calpurnius reden, der Schnösel macht ihr in einer Tour Komplimente. Aebutius Valerius wirkt unscheinbar neben ihrer Mutter. Ein Sklave verteilt den Wein und ich setze mich auf einen Stuhl mit Blick auf Mimosas Beine. Ihr Gewand ist hochgerutscht, dass Apuleius beim Anblick ihrer Schenkel, angefangen hätte zu sabbern.

»Deine Herrin ist nett«, sagt mit Mimosa. »Sag mir Decimus: Glaubst du auch, das mein Exmann verrückt ist? Glaubst du, dass etwas vom Familienrat getan werden sollte?«

»Woher soll ich das Wissen? Ich habe ihn Monate nicht gesehen, damals war er schon seltsam, aber nicht gemeingefährlich.«

»Ich mache mir Sorgen um sein Vermögen. Ich habe gehört er verschwendet sein Vermögen. Wer wird die kleine Aebutius zum Domus ihres zukünftigen Gatten bringen, wenn sie zur Aussteuer keine Sesterze?«

»Denkst du daran ihn umbringen zu lassen?«, frag ich.

»Nein«, sagt sie ernst.

Wahrscheinlich hat sie sich bereits umgehört und der Preis für den Mord, an den Stadtpräfekten übersteigt dessen Erbschaft. Er ist immer vorbereitet und hat mehr, als einen Attentäter durch seine Vigiles von den Insulae Suburas werfen lassen. Er ist verrückt, und zwar auf eine vorsichtige und paranoide Art, die einen Anschlag auf sein Leben, zu einer kostspieligen Angelegenheit macht. Zudem gibt es unter den Stadtwächtern die Sitte, das für jeden ermordeten von uns eine Menge Verbrecher zu sterben haben.

Ihre großen dunklen Augen sind auf einmal sanft, wie das Meer an einem herrlichen Tag. »Nein ich würde mir gerne selber ein Bild seines Zustandes machen, das ist alles.«

»Ich arbeite nicht mehr, ich bin jetzt ein Luxussklave.« Ich wundere mich, wie leicht mir dieser Satz inzwischen fällt.

Sie seufzt: »Ich weiß, ich weiß.« Ihre Augen blitzen in Richtung ihrer Tochter. »Sie ist ein hübsches Ding geworden.«

»Ja überstrahlt sogar die Mama.«

Sie denkt eine Weile darüber nach. »Zieh dir deinen Umhang an Tochter«, sagt sie.

Selbst das Wort Tochter klingt giftig aus ihrem Mund. Iulia lädt sie zum Bleiben ein. »Wir erwarten Freunde, etwas essen, trinken, das Übliche an den Bacchanalien. Aber sicherlich spannender, als auf dem Forum offiziell gelangweilt zu werden.«

Mimosa denkt nach. »Das täten wir wirklich gerne aber Cato ...«

»Ich schicke einen Boten der uns, mit dem, drei Tage Tiberfieber entschuldigt«, ruft Aulus zu schnell für meinen Geschmack. Er scheint mir zu sehr von Iulia angetan zu sein und umschwänzelt sie, wie ein Hund der pinkeln muss. Er ruft nach seinem schnellsten Sklaven, einem Jungen mit einer Verbrechervisage und schickt ihn los.

»Du hast die arme Kassiopeia also gefunden?«, fragt Iulia mit geheuchelter Anteilnahme, Patrizierinnen unter sich.

»Ja die Arme. Sie hat mir mein Leben mit meinem ersten Mann ruiniert und dafür habe ich sie gehasst, aber das ist lange her. Ich wollte, als ich sie besuchte fragen, wo er steckt. Ich habe sie sterben sehen. Es ist schrecklich, überall das Blut. Das Zimmer sah aus, als wäre dort ein Weinschlauch geplatzt. Niemand hat verdient, so zu sterben.«

Aulus Calpurnius kommt vom Eingang zurück. »Wir haben Tiberfieber, wenn jemand in den nächsten Tagen fragt.« Er küsst seiner Verlobten die Hand und setzt sich neben sie.

Ich sag: »Jede Menge Amphoren und Schnee warten auf Durstige! Das Tiberfieber soll man am besten mit Wein kurieren, sagen die Ärzte.«

»Du trinkst zu viel«, sagt Mimosa.

»Ich trinke, weil Wein hilft, zu vergessen«, erkläre ich. Es ist nicht der Grund. Es ist, weil man zwischen vier Getränken auswählen kann, wenn man Bier nicht mitzählt. Fruchtsäfte, Wasser, Essigwasser und Wein. Mimosa sieht mich an und sagt mit dem gewissen Unterton der Unfrieden in jede Ehe bringen kann.

»Ich habe läuten hören ihr mögt euch, stimmt’s?«

»Ich mag sie«, versichere ich. Iulia bekommt einen warmen Blick und ihre Wangen werden rot.

»Und du Iulia?«, fragt Mimosa.

Sie ist in einer Kultur aufgewachsen, wo man es unschön findet, außerhalb des eigenen Standes zu heiraten. Ich bin Plebejer aus einer der unbedeutendsten Familien Roms und bei so vielen unbedeutenden Familien will das schon etwas bedeuten. Iulia ist eine Patrizierin und ihr Pater Familiares, das Oberhaupt der Sippe ist Caesar, ihr Halbbruder ist Kommandant der Prätorianischen Garde.

Auch Calpurnius findet es gewöhnungsbedürftig das eine Dame, wie Iulia sich ausgerechnet in einen, wie mich verlieben kann. Er scheint schwer enttäuscht von ihr zu sein.

»Wir sind an uns gewöhnt«, untertreibt Iulia. Ihre Hand liegt auf meinem Oberschenkel, wo sie auch hingehört, zumindest fühlt es sich gut an.

»Decimus Iulius ist ein sehr gewöhnlicher Name«, erklärt mir Aulus Calpurnius höflich.

Ich sehe ihn entsetzt an und sage: »Urrömisch Romulus hatte bestimmt schon einen Decimus, der ihm den Wein brachte.«

Aebutius starrt mich die ganze Zeit an. Ein paar Becher Wein später sitzt Mimosa auf Calpurnius Knien, die Umgangsformen an den Bacchanalien sind eher zwanglos. Gegen Abend feiern die Sklaven ihre Umzüge, an diesem Abend haben sie frei. Man darf seine Sklaven an dem Tag nicht bestrafen, weil es Unglück über die Stadt bringt.

Mimosa steht auf und fragt Iulia, was sie zu Bacchanalien bekommen habe. Ich antworte schneller.

»Iulia, die hat mich bekommen.«

Mimosa meint es sei ein recht hübsches Geschenk. Das ist es auch.

»Wie nett«, sagt Aulus Calpurnius herablassend.

Die Apuleius erscheinen, ein paar verrufene Schauspieler, Dichter, Popularen und ihre Mädchen im Schlepptau. Ich mache sie miteinander bekannt. Apuleius heftet sich wie ein Tintenfisch an Aebutius und lässt sie nicht mehr aus seinen Fängen. Nach Apuleius sollte man einen Leim benennen. Unterpräfekt Gruncius Septimus ist in seinem besten Harnisch erschienen, mit einer verhafteten Mörderin namens Sixta. Ein paar Minuten später kommen die Senecas und die Sixta ist nirgendwo mehr zu finden. Kurz nach der sechsten hora schnappt Frau Apuleius ihren betrunkenen Mann, das heißt, sie reißt ihn von Aebutius Valerius los und schleppt ihn zu einer Verabredung mit dem obersten Orakelpriester der Stadt. Es geht um irgendwelche wichtigen Theatersachen. Mimosa legt ihren Umhang an und bringt ihre Tochter und ihren Mann unter Kontrolle und macht sich Aufbruch bereit.

»Morgen müsst ihr zu uns, zum Essen kommen?«

Iulia sagt: »Aber ja gerne.«

Ich schüttel Hände und sie gingen endlich alle weg. »Bin ich geschafft«, sagt sie.

Lucullus muss sterben

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