Читать книгу Das magische Buch 3 - Voodoo - Anne-Marie Donslund - Страница 4
Sechser
ОглавлениеWir hatten Anna vor zwei Wochen am Strand zum ersten Mal getroffen. Es war der Katastrophentag, der alles veränderte. An diesem Tag habe ich meine beiden besten Freundinnen, meine Liebespuppen und denjenigen, in den ich schon seit einem Jahr verliebt bin, verloren. Kasper und ich waren eigentlich gerade dabei... naja, vielleicht nicht direkt dabei, ein Paar zu werden, aber wir waren auf dem Weg dahin. Wir haben beinahe Händchen gehalten und uns geküsst.
Aber dann kamen Helena und Julie aus dem Urlaub zurück und haben die Liebespuppen in meiner Tasche gesehen und so herausgefunden, dass ich sie nicht kaputtgemacht habe, wie wir es uns eigentlich versprochen hatten.
Ich habe damals nicht mit Anna gesprochen. Niemand hatte es getan. Sie saß einfach nur da und sah mega-feindselig aus. Genau wie jetzt.
Sven dreht seinen Kopf leicht seitlich. Er macht mich Wahnsinnig mit seinen Hundeaugen. Ich verstehe jetzt so gut, warum meine Beine schon beim ersten Schritt in Richtung Schule so schwer waren. Mit meinem sechsten Sinn wusste ich, dass das neue Schuljahr genau so werden wird: ein Alptraum.
Vielleicht können mir die Zahlen helfen. Ich bin richtig gut im Kopfrechnen geworden, seitdem ich das Kapitel über Numerologie im Magischen Buch gefunden habe. Ich habe die Übersicht mit dem Alphabet und den dazugehörigen Zahlen abgeschrieben und mitgenommen. Ich ahnte wohl, es könnte nützlich sein. Ich ziehe den Zettel halb aus meiner Hosentasche und schiele unauffällig drauf.
Jeder Buchstabe hat eine Zahl.
Sven:
S= 8
V= 1
E= 4
N= 12
8+1+4+12 = 25 = 7
Sieben? Fuck, das kann nicht sein. Sieben! Genau wie bei meinem Namen. Von jetzt an kann ich nicht mehr Cille heißen! Ich habe keine Lust, die gleiche Zahl zu sein wie Sven! So ein Dreck aber auch! Von jetzt an muss ich mich Cecilie nennen, dann bin ich ein Zweier, wenn man die Zahlen der Buchstaben zusammen nimmt. Der ewige Zweier, für immer nur an zweiter Stelle. Helena ist natürlich ein Einser.
Aber Kasper ist ein Sechser. Deshalb ist Sechs auch meine Glückszahl. Anna ist... auch ein Sechser. Und es waren 762 Striche auf dem Gehweg, die werden auch zu einem Sechser.
Die Zahlen wollen mir etwas sagen. Ich spüre es. Und ich spüre auch Herr Heins Hand auf meiner Schulter.
„Hallo und herzlich willkommen zurück im Schulalltag, trotz der Sommerhitze!“, ruft er hinter mir und schließt die Tür. Ich gehe zum allerletzten Tisch und lasse mich neben Anna auf den Stuhl fallen. Sie riecht etwas nach Rauch. Helena und Julie trauen ihren Augen nicht. Die anderen aus der Klasse glotzen erst blöd zu mir und dann zu ihnen, während sie unruhig auf ihren Plätzen herumrutschen und zu tuscheln anfangen.
Helena richtet sich auf und guckt zu Herrn Hein.
„Wie gut Sie aussehen, Herr Hein“, sagt sie und alle haben ihre Aufmerksamkeit wieder bei ihm. Alle außer Anna. Sie guckt mich an und nimmt die Kopfhörer raus.
„Wie heißt du?“, fragt sie leise.
„Cecilie“, antworte ich. Von jetzt an ist es vorbei mit Cille!
„Ok, ich nenne dich dann Ce!“, sagt Anna.
„Ze?“
„C-E! Dann bist du ein Sechser.“
Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter. Ihre schwarzen Augen bohren sich einen kurzen Augenblick in meine. Dann schüttelt sie mit dem Kopf, steckt die Kopfhörer wieder in die Ohren und dreht die Musik so laut auf, dass es fast die ganze Klasse hören kann. Ce. Das ist wirklich sechs. Und sie versteht auch etwas von Numerologie. Das kann kein Zufall sein.
Meine Hand zittert, als ich meine Federtasche aus dem Rucksack nehme. Wie konnte sie überhaupt wissen, dass ich Zahlenmagie kenne? Vielleicht hatte sie meinen Zettel mit der Übersicht gesehen? Ich würde sie wirklich gerne fragen, aber ich traue mich nicht. Irgendetwas an ihr macht mich nervös. Vielleicht das ganze Schwarz.
Helenas und Julies Blicke treffen meinen flüchtig, dann brechen sie in Gelächter aus und stecken ihre Gesichter ganz dicht zusammen.
Alles ist neu. Ich bin ein Sechser. Aber irgendwie fühlt es sich trotzdem nicht gut an.