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5.10 Sonder- und kriegsunterstützende Dienste in der Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädchen

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Zumeist volkswirtschaftlich und politisch begründet, nahmen die Mitglieder von HJ und BDM regelmäßig an Sonderdiensten teil. So sammelten sie Spenden für das Winterhilfswerk (WHW) und die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), jeweils orientiert an dem momentanen Bedarf, d. h. den aktuellen, politischen und wirtschaftlichen Bedürfnissen des Reiches. Hierbei handelte es sich vorwiegend um Materialien wie Flaschen, Altpapier, Altmetallen, Knochen, aber auch um Geld. Die gesammelten Materialien, sogenannte Sekundärrohstoffe, sollten den Mangel an fehlenden Primärrohstoffen ausgleichen.

Darüber hinaus wurde nach 1939 versucht, die durch den Krieg bedingten Ernährungsengpässe auszugleichen.249 Um die Nahrungsknappheit zu kompensieren, sammelten die Mädchen und Jungen Beeren, Pilze, Obst, Bucheckern, Eicheln, Lindenblüten und Kräuter.

Selbst die finanzielle Situation der Staatsjugendorganisation wurde durch derartige Sammelaktionen verbessert und in einigen Teilen des 'Dritten Reiches' konnte der regelmäßige Organisationsbetrieb nur so aufrechterhalten werden.

Halb spöttisch-ironisch, doch auch zur Selbstaufmunterung, sangen damals die Jugendlichen folgendes Lied: 'Lumpen, Flaschen, Eisen und Papier – ausgehaune Zähne sammeln wir', welches forsch und im Stakkato vorgetragen wurde.250

Die Arbeits- und Ernteeinsätze, anfangs oft auf freiwilliger Basis der HJ- und BDM-Mitglieder durchgeführt, wurden während der Kriegsjahre zur Pflichtveranstaltung, auch bedingt durch den Verlust an männlichen Arbeitskräften.

Diese Entwicklung kennzeichnete die gesamte Jugendarbeit der Gesamt-HJ, deren geregelter Dienst nun nicht mehr aus Heimabend und Sportveranstaltungen, sondern oft nur noch aus kriegsbedingten Hilfsaktionen bestand. Die zuvor propagierte geschlechtsspezifische Erziehung in der Staatsjugendorganisation, mit getrennten Erziehungszielen und –methoden wurde während des Krieges aufgehoben. Gebraucht wurde jede Arbeitskraft, unabhängig vom Geschlecht.

Der BDM beteiligte sich während der Kriegsjahre verstärkt in der „Soldatenbetreuung (z. B. Lazarettbesuche, Feldpostbriefe schreiben, Strümpfe stopfen) und [in der] […] BDM-Nachbarschaftshilfe […] für Kinderreiche, Alte und Soldatenfrauen.“251 Hier sammelten die Mädchen Kleider für bedürftige Personen, bastelten Spielzeug für Kinder mittelloser Familien, halfen bei der Betreuung von Kleinkindern oder der Versorgung verletzter Personen.

In späteren Jahren, als der Verlust vieler Männer bereits deutlich spürbar wurde, nahmen die Mädchen auch gezielt und aktiv am Kriegsgeschehen teil. Sie wurden an Flakgeschützen eingesetzt und zu „Luftwaffenhelferinnen im Nachrichtendienst, Flugmeldedienst, im Luftwarndienst, im Wetter-, Büro- und Sanitätsdienst“252 ausgebildet.

Die sogenannten BDM-Gesundheitsmädel, welche im Krieg durch das 'Deutsche Rote Kreuz' ausgebildet wurden, erhielten Aufgaben in Krankenhäusern, Flüchtlingslagern und Lazaretten, darunter auch solche in Frontnähe. Insgesamt wurden während des Krieges ca. 35.000 BDM-Mädchen in diesen Bereichen ausgebildet und eingesetzt.253

Zudem wurden die BDM-Mädchen auch am 'Osteinsatz' beteiligt und übernahmen im Rahmen dieses Einsatzes sogar Posten und Hilfsaufgaben bei der Polizei oder der Post.254

Ein weiteres Aufgabengebiet von HJ und BDM in Kriegszeiten lag in der Kinderlandverschickung (KLV). Im Rahmen dieser Aktion wurden Kinder aus besonders kriegsbedrohten und -zerstörten Gebieten im gesamten Klassenverband in weniger gefährdete Regionen umgesiedelt. Da die gesamte Organisation und Durchführung bei der Staatsjugendorganisation lag, besaß sie zudem die vollständige Entscheidungsgewalt und Kontrolle hinsichtlich politisch-ideologischer Ausrichtung der Lager.

Die Jungen der HJ fanden ihren Einsatz in Bereichen der „Polizei, Feuerwehr- und Streudienste“255, so unter anderen als „Melder nach Bombenangriffen“256.

Darüber hinaus übernahmen sie „Urlaubsvertretungen bei den Kommunen, Post- und Bahndienst sowie Verpflegungsausgabe und Austragen von Gestellungsbefehlen für die Wehrmacht“257.

Die Sonderdienste der HJ weiteten sich vorwiegend in den letzten Kriegsjahren bis hin zum Frontdienst aus. Ca. 16.000 Hitlerjungen wurden im Jahr 1943 davon überzeugt oder überredet, sich der '12. Panzerdivision Hitler-Jugend' zur Verfügung zu stellen, welche 1944 größtenteils an der Küste der Normandie gegen die eintreffenden Alliierten kämpfte. Viele bezahlten diesen erfolglosen, erbarmungslosen Kampf mit dem Leben.258

Staatsjugendorganisationen – Ein Traum der Herrschenden

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