Читать книгу Staatsjugendorganisationen – Ein Traum der Herrschenden - Anne Neunzig - Страница 28

5.11 Bundestracht/​Uniformierung und Symbolik

Оглавление

Die Bundestracht, als äußerliches Erkennungszeichen der Zugehörigkeit zur Staatsjugendorganisation, war für Jungen und Mädchen Pflicht. Die Uniform der Mädchen bestand aus einer „kurzärmeligen weißen Bluse, blauem Rock, Halstuch und Lederknoten, im Winter ergänzt durch die braune BDM-Weste“259. Die Jungen trugen eine Hemdbluse, Halstuch mit Lederring, Kniestrümpfe und eine Cordhose. Im Sommer wurde darüber hinaus eine Sommermütze getragen.260 Die Uniform spiegelte die Gleichschaltung der Jugend wider und nahm ihnen weitgehend ihre äußerliche Individualität. „Durch eine gleiche und einheitliche Kleidung entwickelt sich eben ein Gruppenbild, und aus diesem äußeren Gruppenbild könnten wir dann schon schließen auf den Gehalt und das Wesen dieser Gruppe.“261 Die Uniform hob zugleich sichtbare Klassenunterschiede auf und förderte dadurch das Selbstwertgefühl und die Disziplin. Die sozialen Unterschiede wurden durch eine innerorganisatorische Hierarchisierung ausgetauscht, welche durch Fleiß und vorbildliches Benehmen im Sinne des Nationalsozialismus von jedem Mitglied erreicht werden konnte. So formulierte Schirach folgendermaßen: „Die Uniform der HJ. ist der Ausdruck einer Haltung, die nicht nach Klasse und Besitz fragt, sondern nur nach Einsatz und Leistung.“262

Neben der Kleidung hatten die Mädchen und Jungen eine festgelegte Frisur zu tragen, und es war ihnen nicht erlaubt, Schmuck anzulegen. „Kein winziges Zeichen einer eigenständigen Ausdrucksform“263 war erlaubt. Auch hier wird wieder erkennbar, dass die Gemeinschaft im Vordergrund stand und sich keiner von ihr absetzen durfte.

Während im BDM die verschiedenen Dienstgrade anhand von Schulterriemen sichtbar gemacht wurden, zeigte sich dies in der HJ durch unterschiedliche Abzeichen.


Abb. 24: Hitlerjunge


Abb. 25: BDM-Mädchen

Die Fahnen

Die Fahnen der HJ und des BDM spielten eine wichtige symbolische Rolle. Zu fast jeder Gelegenheit kamen sie im HJ- und BDM-Dienst zum Einsatz, sei es beim morgendlichen Fahnenappell, bei Feiern und Festivitäten oder bei großen Aufmärschen. Stets wurden die Fahnen voran getragen, wie es im Refrain des Liedes 'Vorwärts, vorwärts'264 besungen wird: „Unsere Fahne flattert uns voran“. Beim Eintritt in die Organisation der Gesamt-Hitlerjugend mussten die jungen Mädchen und Jungen einen Eid auf die Fahne schwören. Dies lässt darauf schließen, dass der Fahnenkult im Nationalsozialismus durchaus eine religionsähnliche Funktion besaß, für den auch in den Tod gegangen werden sollte, so erneut erkennbar in der letzten Zeile des Refrains des bereits erwähnten Liedes, in der es heißt: „ja die Fahne ist mehr als der Tod“.

Die Flagge der HJ, ähnlich der der NSDAP, war rot-weiß-rot gestreift und zeigte im Zentrum ein schwarzes Hakenkreuz in einem weißen Kreis. Die Fahne des BDM zeigte einen roten sowie einen weißen Längsstreifen. Auch hier befand sich das schwarze Hakenkreuz mittig auf einem weißen Kreis.


Abb. 26: Fahnenappell


Abb. 27: Propagandafoto zum „Adolf-Hitler-Marsch“ mit Fahnen


Abb. 28: Lied: Feindwärts knattert die Fahne

Hitler selbst beschrieb in seinem Buch 'Mein Kampf' die Beziehung der Menschen zu ihrer Fahne folgendermaßen: „Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalsozialistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und zugleich mit ihm auch den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und antisemitisch sein wird“265.

Das Fahnensymbol fand sich auch auf den Armbinden, den Wimpeln und auf den Instrumenten der Hitlerjungen und BDM-Mädchen wieder. Das allseits vorhandene Hakenkreuz symbolisierte die nationalsozialistische Weltanschauung. Nach Alfred Rosenberg (1893 - 1946) geht das Hakenkreuz auf das germanische Symbol des Kampfes zurück, Werte und Bräuche der eigenen Kultur reflektierend. Mit dem Hakenkreuz sollten die Menschen „Lebensraum, nationale Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Rassereinheit und lebenserneuernde Fruchtbarkeit assoziieren“266.

Dass das Hakenkreuz, die Swastika, auf vorgermanische Quellen zurückzuführen ist, jüngste Ausgrabungen sogar auf den semitischen Raum hinweisen, wurde im Nationalsozialismus teils verschwiegen, um sich ein schlüssiges NS-Gedankengebilde errichten zu können bzw. war das den NS-Ideologen womöglich nicht bekannt.

Begrüßungsritual der Gesamt-HJ

Wie im gesamten 'Dritten Reich' üblich und verpflichtend, grüßten sich die Jugendlichen in der HJ und im BDM mit dem Hitlergruß. Dabei wurde der rechte Arm leicht nach oben ausgestreckt und nach vorn gerichtet, die Finger dabei nebeneinander geschlossen. Dazu wurden die Worte 'Heil Hitler' rezitiert. Die Bedeutung der Geste wurde wohl von Benito Mussolini (1883 - 1945) übernommen, der sich wiederum an dem römischen Gruß 'Ave Caesar' aus der Zeit des römischen Reiches orientierte.

Dem Wort 'Heil' können verschiedene Bedeutungen zugesprochen werden. So galt zum einen in Österreich, Hitlers Geburtsland, das Wort 'Heil' als Begrüßungsformel.

Zum anderen jedoch kann es auch auf religiösen biblischen Charakter zurückgeführt werden, bei dem Hitler mit dem Heiland Jesus Christus gleichgesetzt werden sollte. Das 'Heil' symbolisierte so den Wunsch, Hitler möge Kraft und Glück beschert werden und solches als Heilsbringer senden. Der eschatologische Charakter der NS-Symbolik ist bei näherer Untersuchung immens aufschlussreich.

Bei Verweigerung des Grußes konnte es zu schweren Sanktionen und Bestrafungen kommen.

Trotzdem kursierten Berichte, dass beim obligaten Hitlergruß die Finger der linken Hand hinter dem Rücken verknotet wurden, ein altbekannter Abwehrzauber, der den Eid ungültig werden ließ bzw. dass statt 'Heil Hitler' ähnlich klingender Nonsens wie 'Drei Liter' gebrummt wurde.267

Staatsjugendorganisationen – Ein Traum der Herrschenden

Подняться наверх