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Highlights

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Zweifelsohne klang Alexander interessant, seine Allgemeinbildung war ausgezeichnet, und sein Wissen über die Verknüpfungen des weltweiten Devisenmarktes war bemerkenswert. Außerdem war er regelmäßiger Besucher der Documenta in Kassel, ebenso genoss er den alljährlich stattfindenden Festspielsommer in Salzburg, das Gleiche galt auch für Bayreuth und Verona. Auch war es erstaunlich wie flexibel Alexander war, gerade sprachen wir von der momentan in Stuttgart stattfindenden Miro Ausstellung, konfrontierte er mich mit der Frage nach Damenunterwäsche. Momentan etwas konfus, bezog ich seine Frage darauf, welche Wäsche ich bevorzugen würde.

Vor meinem geistigen Auge erschien der Inhalt meines Wäscheschrankes. La Perla, Victoria's Secret, Woolford, alles Gute und Teure war vorhanden. Allerdings in der ersten Euphorie über eines meiner Lieblingsthemen plaudern zu können – immerhin war ich jahrelang in der exklusiven Modebranche tätig – musste ich seine Frage wohl falsch verstanden haben.

Alexander war nicht im Mindesten daran interessiert welche Wäsche ich denn so tragen würde, nein seine Leidenschaft beschränkte sich ausschließlich darauf, sie an sich selbst zu präsentieren. Ich rang nach Fassung, allerdings nicht wegen Alexanders Vorliebe, sondern eher weil ich seine Frage nicht sofort richtig eingeordnet hatte.

Eine Farbe hatte es Alexander ganz besonders angetan, er liebte die Farbe rot. Wenn ich eine Fähigkeit besitze, dann die der bildlichen Vorstellung. Ich stellte mir Alexander vor, eingehüllt in rote Dessous, ich hoffte zutiefst, dass es sich hierbei um ein dunkles Rot handeln möge.

Die Vorstellung es könnte sich dabei um Ferrarirot handeln verwarf ich sofort. Da das Gespräch von Anfang an auf sehr hohem Niveau stattfand, war für mich die Frage rasiert oder nicht rasiert unpassend. Hätte ich sie nur gestellt! Allein die bloße Vorstellung von dunkler Körperbehaarung die seitlich aus Slips und BHs quillt fand ich erschreckend, wenn nicht sogar beängstigend.

Aber damit nicht genug, Alexanders Leidenschaft erstreckte sich – alle Carry Bradshaws dieser Welt, einschließlich meiner Person können dies nachvollziehen ̶ auf „Schuhe“! Je höher desto besser!

Im Nachhinein betrachtet, war das Gespräch mit Alexander äußerst angenehm, denn mal ehrlich welcher Mann weiß schon was Mary Janes sind. Im Großen und Ganzen, war Alexander zweifelsohne eines der wirklichen Highlights meiner Karriere. Was jeder Leser sicherlich im Laufe des Buches verstehen wird.

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Bei Doktor Rolf B, verhielt es sich ähnlich, auch er war ein Höhepunkt, allerdings lagen seine Leidenschaften in einer ganz anderen Richtung.

Doktor B. war Anfang siebzig, und ausgesprochen kultiviert. Er liebte die Impressionisten, besonders Monet hatte es ihm angetan, mit den Expressionisten konnte er hingegen weniger anfangen. Dennoch war er ein glühender Verehrer von Gustav Klimt.

In der Welt von Doktor B. spielte Kunst, egal ob Malerei, Bildhauerei oder klassische Musik eine bedeutende Rolle. Er liebte die Wiener Oper genauso wie das Opernhaus von Sydney oder die Metropolitan Opera in New York. Ja, er war zweifelsohne ein echter Schöngeist, und er war zutiefst devot!

Für die meisten Männer, die sich als devot bezeichneten, war eine Herrin eine in Lack gekleidete, mit Silikon verschönerte Blondine. Oder einfacher formuliert, die meisten Männer hatten von Unterwerfung, und Allem was damit verbunden ist in etwa soviel Ahnung wie Paris Hilton von der Kernspaltung.

Nicht so Doktor B., er strebte nach einer Herrin im klassischen Sinne. Alles Laute und Vulgäre war ihm zutiefst zuwider. Eindeutig zog er das schwarze Haute Couture Kleid dem Lederdress vor.

Er suchte die stilvolle Erziehung, diese allerdings äußerst konsequent! Der Aspekt des Ausgeliefert-Seins, nicht mehr die Kontrolle über sich zu haben, war für Doktor B. so etwas wie die Offenbarung schlechthin.

Außerdem waren gewisse Schmerzen für ihn schlicht und ergreifend unerlässlich. Bevorzugt die Schmerzen, die man Männern, mit extrem hohen Absätzen an bestimmten Stellen ihres Körpers zufügen kann. Doktor B. genoss die selbst gewählte Machtlosigkeit Frauen gegenüber.

Die bloße Aussicht von seiner Herrin stundenlang in einen Käfig gesperrt zu werden, in diesem ausharren zu müssen, und in gebückter Haltung auf die Rückkehr seiner Herrin zu warten versetzte Doktor B. in Entzücken. Im Leben von Doktor B. hielten sich Unterwerfung, die damit verbunden Quälereien und Schmerzen, und die Liebe zur Kunst die Waage. Für ihn gab es nichts Reizvolleres als in Begleitung seiner Herrin mit extrem abgebundenen Geschlechtsteilen, durch die Gänge der Albertina in Wien zu lustwandeln, und anschließend in einem Restaurant ihrer Wahl Platz zu nehmen.

Hierbei galt allerdings, dass was seine Herrin bestellte wurde auch gegessen. Infolgedessen bekam auch seine Herrin die Speisekarte, nicht wie sonst üblich beide.

Aber auch Vergnügungen der ganz besonderen Art wandte sich Doktor B. gerne zu. Seine Vorliebe galt einer ganz besonderen Körperflüssigkeit. So erregte es ihn als glühender Verehrer Richard Wagners, in einer der zahlreichen Pausen der Oper Lohengrin mit seiner Herrin im Foyer des Festspielhauses sich dem Genuss eines Glases Champagner hinzugeben. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um gewöhnlichen Champagner. Nein, dieser Champagner war eine Mixtur aus eben diesem, und dieser ganz speziellen Körperflüssigkeit, die seine Herrin in einem kleinen Flacon in ihrem Abendtäschchen bei sich trug.

Aber auch das Einstecktuch seines Smokings war von ganz besonderer Güte. Nein, nicht die bloße Tatsache, das dieses Einstecktuch, wie der Smoking aus dem Hause Dior stammten. Es war der Geruch, der dieses Tüchlein für ihn so wertvoll machte. Dieses Einstecktuch trug eben seine Herrin einige Tage vor dem geplanten Opernbesuch in ihrem Höschen, und dies permanent!

Irgendwann erzählte mir Doktor B., dass er bereits zum zweiten Mal verheiratet sei. Nach seinen Angaben war seine jetzige Frau ausgesprochen dominant. Allerdings ließ ihre Dominanz in letzter Zeit etwas zu wünschen übrig.

So schilderte mir Doktor B., dass er auf Wunsch seiner Frau während der kirchlichen Trauung eine enge Kette um seinen Penis zu tragen hatte. Es fiel mir ausgesprochen schwer mir dies vorzustellen. Eines schönen Tages, es war an einem Freitag, als Doktor B. gerade mit mir sprach, kehrte seine Frau von ihrer wöchentlichen Shoppingtour aus Wiesbaden nach Hause zurück. Daraufhin bat mich Doktor B. am Apparat zu bleiben, er würde das Gespräch in seine Bibliothek legen. Allerdings kam er nicht mehr dazu, denn seine Frau belegte ihn, nachdem sie das Haus betreten hatte, dermaßen mit Beschlag, dass heißt sie hetzte ihn, in einem Ton, der einem Dragoner zur Ehre gereicht hätte, von einem Eck in das andere. Als erstes war der Rotwein aus dem Keller zu holen, offensichtlich erwarteten Doktor B. und seine Gattin des Abends Gäste, allerdings war dieser Gang in den Keller viermal fällig. Anschließend scheuchte sie ihren Mann nach draußen, um den Wagen zu entladen.

So sehr sich Doktor B. auch bemühte, seine Frau empfing ihn nach jedem Gang mit immer heftigeren Schimpftiraden. Wie bereits erwähnt bemängelte Doktor B., dass die Dominanz seiner Frau in der letzten Zeit etwas nachgelassen habe. Es mag ja sein, dass ihr Interesse an körperlichen Demütigungen zu wünschen übrig ließ, allerdings die verbalen Tiefschläge dieser Dame saßen sehr treffsicher, so dass ich mir eine Steigerung nur schwerlich vorstellen kann.

Es mag sein, dass ich das Pferd von hinten aufgezäumt habe, aber sowohl Alexander, als auch Doktor B. waren äußerst interessante und kultivierte Gesprächspartner. Ich gebe gerne zu ihre Vorlieben mögen auf den Einen oder Anderen befremdlich wirken. Aber im Gegensatz zu sehr vielen der noch folgenden Männer, waren beide eben auf ihre ganz besondere Art Highlights und gehören bestimmt nicht an das Ende dieses Buches.

Zu Doktor B. wäre noch zu bemerken, dass nachdem ich seine Gattin sozusagen als Ohrenzeugin erleben durfte, ich mir nun sicher bin, dass er an seinem Hochzeitstag besagte Kette getragen hat.

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