Читать книгу Beichten - Annette Reifenscheid - Страница 5
Farblos
ОглавлениеAlbert war gänzlich ohne Flair geboren. Seinem Dialekt nach zu urteilen musste er aus dem Nürnberger Raum kommen. Die erste Frage, die er mir stellte war, ob ich denn große Titten hätte, mein übriges Aussehen interessierte ihn nicht wirklich. „Ja Albert,ich habe Körbchengröße 90 E“.
Ich hatte den Eindruck, dass ihn diese Antwort sehr glücklich machte. Er grunzte mehr oder weniger unverständlich in das Telefon, dass er große Titten lieben würde. Auf meine Frage, wie er denn aussehen würde kam folgende Antwort von Albert:
„Ja, das ist schwer zu sagen, wie soll ich mich beschreiben.“
Eigentlich wollte ich ihm antworten, wenn er es nicht genau wüsste, solle er doch in seinem Ausweis nachsehen. Ich unterließ diese Antwort jedoch, ich glaube sie hätte Albert zu sehr verwirrt. Im Großen und Ganzen war das Gespräch mit Albert so schwierig wie der Turmbau zu Babel.
Nachdem sich seine erste Frage auf meine Titten bezogen hatte, fragte ich Albert meinerseits was er in Sachen Sex bevorzugen würde. Seine Antwort kam prompt:
„Alles!“
„Oh wie schön, auch SM?“
Albert darauf: „Ja klar!“
Ich muss Albert zu Gute halten, dass er vermutlich nicht genau wusste wovon er sprach.
Ich versuchte es anders herum, ich fragte ihn ob er französisch lieben würde, den Ausdruck „oral“ hätte er wahrscheinlich für eine Infektionskrankheit gehalten.
Alberts Antwort war ein ganz entschiedenes „Nein“. Er mochte lieber lecken! Dann offenbarte mir Albert, dass er einmal „ARAL“ ausprobieren wolle. Bei jedem Anderen hätte ich angenommen dass es sich um einen Fehler in der Aussprache handeln würde. Bei dem Eindruck den ich allerdings von Albert hatte, bin ich mir nicht sicher ob es sich bei ihm um den erwähnten Fehler in der Aussprache handelt, denn ein Tank ist bekanntlich ja ebenfalls rund...
Nach diesem Vorspiel offenbarte mir Albert, dass er eigentlich eine feste Beziehung suche. Oh, wunderbar man konnte über Dinge sprechen wie beispielsweise Sport.
„Ach ja Albert, treibst du eigentlich Sport?“
„Ja,“ kam es wie aus der Pistole geschossen, „ich mag Muschi lecken!“
Ich stellte mir gerade vor, dass diese Sportart bei allen olympischen Spielen wohl der absolute Renner wäre, vor allem was den Publikumszulauf und natürlich auch die Quoten bei Liveübertragungen im Fernsehen betraf. Allerdings kam Albert nicht mehr dazu, mir den Reiz der von ihm ausgeübten Sportart näher zu bringen, denn eine mehr als resolute weibliche Stimme forderte ihn in auf augenblicklich das Telefon aus der Hand zu legen.
Ich frage mich bis heute, wie Albert diese Dame in die von ihm angestrebte feste Beziehung mit eingebunden hätte.
Albert stand stellvertretend für die Männer, die weder einem Fetisch zuzuordnen waren, noch der manchmal außerordentlich reizvollen Welt der Unterwerfung. Auch waren diese Männer ohne Witz, im Großen und Ganzen waren sie wie gesagt farblos. Eine Freundin hat mich einmal darauf angesprochen, sie wollte wissen, ob es bei all den Männern vielleicht doch einige geben würde, die mich reizen würden.
Da ich eher auf den Typ Wesley Snipes bzw. Vin Diesel stehe, eher nicht. Um es klar und deutlich auszudrücken lieber Marylin Manson als Hansi Hinterseer.
Sicherlich im Nachhinein betrachtet, wirkte Albert etwas schwerfällig, nicht unbedingt weltgewandt, vielleicht auch etwas schüchtern. Aber Albert war eher noch eine angenehme Ausnahme im Gegensatz zu einigen seiner Geschlechtsgenossen die Sie im Weiteren Verlauf kennen lernen werden.
* * *
Es war immer wieder verblüffend, was Männer für selbstverständlich hielten. Selbstverständlich war die Frau immer nass, geil und natürlich auch immer willig. Dieser Zustand hatte natürlich 24 Stunden anzudauern, und dies sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr!
Selbstverständlich war natürlich auch die Tatsache das der erste Fick – verzeihen Sie mir die Ausdrucksweise – natürlich ohne Kondom stattfand. Hierbei war erstaunlich, dass fast jeder Mann aus den neuen Bundesländern an einer Latexallergie litt!
Auch hatte die Frau stets mehrere Vibratoren, Dildos und Liebeskugeln parat zu haben, selbstverständlich auch eine Freundin. Wenn momentan keine Freundin parat war, könnte man aber auch jederzeit eine Nachbarin dazu bitten!
Selbstverständlich war auch, dass die Frau in einer festen Beziehung lebte, am besten verheiratet! Sie werden sich fragen, warum dieser Umstand für die Männer von so immenser Bedeutung war. Ganz einfach, eine Frau die in einer festen Beziehung lebt, wurde nicht so schnell lästig. Keine unnötigen Anrufe oder SMS.
Allerdings eine Frau, die in einer Beziehung lebte, hatte auch irgendwo den zu einer Beziehung gehörenden Mann. Auch diese Tatsache war den meisten Männern vollkommen egal. Weitaus tragischer war für mich, dass Frauen die in einer Beziehung lebten, meist auch Kinder hatten.
Auch dieser Umstand kümmerte die Männer wenig oder überhaupt nicht. Sie nahmen es billigend in Kauf, falls sich die Frau auf den Deal eingelassen hatte, ihren Kindern über den Weg zu laufen! Im Klartext gesagt, es interessierte keineswegs, wenn beispielsweise die achtjährige Tochter von der Schule nichtsahnend nach Hause zurückkehrte während Hugo gerade dabei war seine erbärmlichen Klimmzüge auf ihrer Mutter zu vollführen.
Genauso selbstverständlich war für einen Großteil der Männer, dass die Frau auch jederzeit einen fahrbaren Untersatz parat hatte. Aus einem ganz einfachen Grunde, viele der Männer standen auf Parkplatzsex, auch wenn sich in ihrem Besitz weder Auto noch Führerschein befanden, oder ihr Führerschein gerade eine Kur in Flensburg machte. Dies hieß, die Männer wollten abgeholt und natürlich wieder nach Hause gebracht werden.
So auch Eberhard, allerdings hatte er noch nie einen Führerschein besessen, infolgedessen auch kein Auto. Er konnte zwar ein Fahrrad sein Eigen nennen, aber für die Aktivitäten die er anstrebte war das etwas ungeeignet. Wie gesagt Eberhard wollte gegen 2:00 nachts abgeholt werden, und natürlich auch wieder nach Hause chauffiert werden. Eberhard bewohnte ein Appartement in einem der großen weitläufigen Neubauviertel von Hannover. Eine Gegend, die nachts eher weniger belebt ist, aber dennoch teilte er mir mit, dass er mit einem dunkelblauen Jogginganzug bekleidet sei und einen Apfel in der rechten Hand hielte...
Auch Jürgen hatte so seine ganz bestimmte Vorstellung, er war Anfang dreißig momentan arbeitslos, und deshalb etwas knapp bei Kasse. Da er ausreichend Zeit hatte, wollte er diese sinnvoll nutzen und sie mit ficken verbringen. Deshalb ersuchte mich Jürgen, wenn ich mich denn zu ihm auf den Weg machen würde, doch noch schnell an der nächsten Tanke – wie hasste ich dieses Wort – zu halten!
Jürgen bat mich darum einige Kleinigkeiten zu besorgen, da er doch momentan etwas klamm sei!Wen wundert's. Ich sollte ihm Kosmetiktücher, etwas Klares, Bodylotion, Chips und natürlich Kondome mitbringen, selbstverständlich alles nur Markenprodukte!
Jürgen fragte mich, ob ich mir auch alles notiert hätte, nicht das ich etwas vergessen würde. Nun gut Jürgen ich habe aufgeschrieben:
„Kosmetiktücher, etwas Klares, Bodylotion, Chips und Kondome.“
„Ach ja Jürgen noch eines, hast du einen Schwanz? Oder soll ich den auch noch mitbringen?“
Ich habe es leider nie erfahren...
* * *
Genauso selbstverständlich war es für viele der Anrufer die Frau als Schlampe, Nutte, Dreilochstute oder Fotze zu bezeichnen. Dies schien offensichtlich der absolute Höhepunkt ihres Tages zu sein. Zugegeben kein Mann würde die Frau, mit der er zusammenlebt, ungestraft als eben solche bezeichnen. Mich persönlich tangierten diese Anrufer und ihre Aussagen wenig. Ich wusste ja aus welcher Ecke der Gesellschaft diese Anrufer kamen.
Allerdings gab es auch Männer, die sich natürlich treffen wollten. Auch kein Problem, ich persönlich hatte noch nie ein Problem mit unverbindlichem Sex. Diesen allerdings wenn möglich mit Niveau.
Diesbezüglich denke ich gerne an Manfred. Er kam aus der Nähe von Augsburg, war Mitte 50 und hatte eine Vorliebe für übergroße Brüste. Die Betonung hierbei liegt wirklich auf übergroß. Manfred wollte Sex, und dies sofort, koste es was es wolle. Auf der einen Seite war er aber auch wieder Gentleman, er teilte mir mit, dass wenn es bei mir räumlich nicht möglich wäre, er eine passende Räumlichkeit suchen würde. Nicht weit von Manfreds Wohnung befände sich ein abbruchreifes Haus, dieses könnte man hierfür gut nutzen. Allerdings fand dieses Gespräch im Spätherbst statt, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Abbruchhäuser gut beheizt sind. Auch diese Tatsache konnte ihn nicht umstimmen. Auch machte sich Manfred Gedanken, über den Liegekomfort in dem von ihm ausgewählten Abbruchhaus. Hierfür hätte er eine Matratze parat, die seit einigen Jahren bei ihm im Keller lagern würde. Allerdings besaß Manfred kein Auto, so dass der Transport dieser Matratze ihn höchstwahrscheinlich vor ein größeres logistisches Problem gestellt hätte.
* * *
Olli aus Ulm bin ich bis heute noch dankbar, er hat mein Wissen im Bereich Botanik enorm erweitert. Seit dem Gespräch mit Olli weiß ich, dass es in der Nähe eines großen hiesigen amerikanischen Fastfoodrestaurants ein Gebüsch gibt. Hinter diesem hätte er mich gerne gefickt! Wenn es um Sex ging war den meisten Männern nichts aber absolut nichts mehr peinlich. Die meisten kamen täglich auf dem roten Teppich der Peinlichkeiten zu Fall.
Im Großen und Ganzen, waren sie allesamt farblos und uninteressant. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wie Alice Schwarzer anhöre, diese Herren wollten ihren schnellen Fick, und das war es dann. Das die Frau dabei offensichtlich auf der Strecke blieb war ihnen vollkommen egal.
* * *
Beispielsweise Erwin, er brachte es gleich auf den Punkt: „Du bist doch geil, ich will ficken,wann kann ich zu dir kommen?“ Kein Wunder das sich der Gute schwer tat, Frauen für sich zu gewinnen. Erwin besaß auch noch die Frechheit sich darüber zu beschweren, dass sich bis jetzt keine Frau mit ihm hatte treffen wollen.
Nein ich habe nichts gegen Männer, ganz im Gegenteil. Ich kenne mehr Männer als Frauen, nur hatte ich von jeher etwas gegen Primitivität. Wie gesagt, die meisten Männer, und dies gaben sie auch unumwunden zu, suchten eine für sie ausgesprochen bequeme Fickbeziehung! Bequem, das hieß in diesem Falle, dass die Treffen ausschließlich bei der Frau stattfinden sollten.
Wie beispielsweise Klaus, er war Anfang vierzig und lebte immer noch in trauter Zweisamkeit mit seiner Frau Mama und suchte natürlich etwas Dauerhaftes. Höchstwahrscheinlich um sich aus den Fängen seiner Mutter zu befreien.
* * *
Allerdings lebten auch viele der Männer in Wohngemeinschaften. Manche der Männer gaben auch zu, dass sich ihre Wohnung in einem dermaßen verdreckten Zustand befände, dass es ihnen nicht möglich sei, irgendeine Art von Besuch zu empfangen schon gar nicht Damenbesuch,ohne vorher den Kammerjäger und eine Putzkolonne durch die betreffende Wohnung zu jagen. Aber mal ganz ehrlich, welche Frau holt sich so etwas wie ihn in die Wohnung, ohne hinterher einen Grundreinigungstrupp durch ihre Wohnung zu schicken.
Verblüffend war auch immer wieder wie viel Zeit Außendienstmitarbeiter hatten. Diese Herren, suchten eine sinnvolle Beschäftigung, um die Zeit zwischen den Terminen zu überbrücken. Ebenso auch Rudi, mit ihm sprach ich eines schönen Tages, an einem der wenigen heißen Sommertage, die Deutschland zu bieten hatte. Rudi hatte sein Tagewerk vollendet und wollte, bevor er sich mit seinen Arbeitskollegen abends zum Grillen traf noch seinen eigenen Angaben nach – eine kleine Nummer schieben -. Allerdings offenbarte mir Rudi, dass er es nach der Arbeit nicht mehr geschafft hatte zu duschen! Auf meine Frage hin, in welcher Branche er denn tätig sei, antwortete er mir im Straßenbau. Ja so acht Stunden in praller Sommerhitze, dass hatte schon einen gewissen Reiz. Eines war schon einmal klar, jede Frau würde Rudi bestimmt am Geruch erkennen.
Andererseits gab es aber auch die Männer, die eine besondere Vorliebe für stark nach Schweiß riechenden Frauen hatten.
Bert war diesbezüglich ein Paradebeispiel. Er hatte eine Vorliebe für sehr, sehr füllige Frauen. Besonders üppige Frauen in Leggins und engen Shirts hatten es ihm angetan. An heißen Sommertagen verbrachte Bert seine Zeit gerne in großen Kaufhäusern, immer wenn Bert eine Dame sah, die seinem Schönheitsideal entsprach, hechtete er ihr hinterher. Ein besonderer Höhepunkt war, wenn diese Dame sich vor ihm auf der Rolltreppe befand. Er verfolgte sie dann in jede, wirklich jede Abteilung. Wenn sie dann auch noch die Damenwäscheabteilung aufsuchte, kam dies für Bert einem Sechser im Lotto gleich.
Erstaunlich oder gar beängstigend war, dass manche Männer allen Ernstes annahmen, dass die Frau beim ersten Treffen logischerweise schlucken würde. Ebenso war für viele der Wunsch nach Gesichts und Körperbesamung allgegenwärtig. Auch war es für einige der Männer normal, dass die Frau selbstverständlich jede ihrer Körperöffnungen lecken würde. Um es dezent zu formulieren, egal in welchem Zustand eben diese sich befanden! Dagegen mutete das Verlangen bzw. der Wunsch nach Natursekt schon eher harmlos an.
So auch Karl, er war schon ein etwas älterer Knabe, war aber nett und höflich. Karl hatte ebenfalls die Vorliebe für Natursekt gepackt. Allerdings konnte er es aufgrund der Tatsache, dass seine Frau damit absolut nichts anfangen konnte noch nicht so richtig ausleben. Dies war er fest entschlossen zu ändern. Karls Verlangen erstreckte sich darauf, ausschließlich von mir Natursekt zu empfangen. So weit so gut kein Problem ihm dies nahe zu bringen. Ferner offenbarte mir Karl, dass er mich um mir die Abgabe von Natursekt zu erleichtern, mich ausgiebig lecken würde. Wie fürsorglich Karl doch war, er würde um es mir so angenehm wie möglich zu machen, auch sein Gebiss aus dem Mund nehmen.
* * *
Eine Vielzahl der Männer bevorzugten Frauen die rasiert waren. Dieses Ansinnen konnte ich persönlich sehr gut nachvollziehen, da meine Vorliebe in die gleiche Richtung geht.
Jürgen war Mitte 50 und suchte etwas Neues. Offensichtlich hatte seine Frau aus für ihn unerfindlichen Gründen die Lust an sexuellen Aktivitäten verloren. Jürgen suchte aber nicht wirklich etwas Neues. Er stand nicht auf anal, zog das Bett irgendwelchen außergewöhnlichen Orten vor. Das Hinzuziehen von Spielzeug bereitete ihm auch keinerlei ersichtliche Freude. Nur die Aussicht, dass die Frau komplett rasiert wäre, ließ seine Mundwinkel triefen. Irgendwann fragte mich Jürgen, wann er denn zu mir kommen könnte. Hierzu muss bemerkt werden, dass mir Jürgen auch nach dreimaligen Nachfragen nicht beantworten wollte, wie er aussehen würde. Deshalb startete ich einen letzten Versuch mit einer Frage, die er mir vielleicht beantworten könnte.
„Na Jürgen, du bevorzugst doch rasierte Frauen?“
„Ja,“ kam es mehr oder weniger unfreundlich.
„Bist du denn auch rasiert?“ wollte ich wissen.
„NEIN“ kam es wie aus der Pistole geschossen, wo käme er denn da hin, er liebte es natürlich aber lediglich bei seiner jeweiligen Partnerin nicht an sich selbst. Ich hätte mich so gerne mit Jürgen getroffen, aber da ich leider an einer Schamhaarallergie leide ...
Manche der Anrufer beschwerten sich darüber, dass sich die Frauen nicht treffen wollten. Woran das liegen konnte, ganz einfach die meisten Männer verwechselten reine Sexlines mit Datinglines. Viele der Männer wussten schlicht und ergreifend nicht mehr welche Nummer sie gewählt hatten, oder manche benahmen sich eben wie die sprichwörtliche Axt im Walde.
* * *