Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 79
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Präsident Robert Berringer betrat als letzter den geradezu spartanisch eingerichteten Konferenzraum.
Berringer ließ den Blick schweifen.
Darius Carrow, sein Sicherheitsberater war ebenfalls anwesend und nippte gelangweilt an einer Tasse Kaffee. Ein leicht spöttischer Zug stand im Gesicht des Sicherheitsberaters, ein Zug der eine gewisse innere Distanz verriet.
Außerdem gab es da die Spitzen des Militärs und nicht zu vergessen Wilbert T. McCloud, den Chef der Star Force. Alle Augen waren gespannt auf den Präsidenten gerichtet.
"Ich habe Sie auf Grund einer Videoübertragung zusammengerufen, der das Star Ship ARMSTRONG vor kurzem erreicht hat", erklärte Berringer, nachdem er sich gesetzt hatte. "Ein gewisser Sergeant Case Lester hat die Aufzeichnung abgesandt!"
Berringer referierte kurz den Inhalt. "Unsere Befürchtungen haben sich also als wahr erwiesen." Er wandte sich an Wilbert T. McCloud, der vollkommen schockiert wirkte. Berringer hatte dafür gesorgt, dass sämtliche Meldungen der ausgesandten Star Force-Flotte erst einmal über seine Leute liefen, bevor sie an den Chef der Star Force weitergegeben wurden. Information ist Macht, so hatte Robert Berringer gelernt. Und die Macht gehörte ihm, dem Präsidenten allein. In letzter Konsequenz zumindest.
McCloud traute Berringer nicht.
Jedenfalls nicht, was John Darran anbetraf. McCloud ist ein Weichei, lässt sich zu leicht täuschen. Außerdem gehört er zu diesen Weltraumidealisten, die eigentlich schon deshalb fehl an ihrem Platz sind, weil sie mit einer träumerischen Vision an ihre Aufgabe herangehen, anstatt mit kühlem Sachverstand.
Berringer wandte sich an McCloud.
"Es tut mir leid, Sir, Ihnen das sagen zu müssen. Aber wie es scheint ist Commander John Darran als Terrorist und Staatsfeind zu klassifizieren. Sie können das vorhandene Datenmaterial gerne prüfen, aber ein vernünftiger Zweifel daran dürfte so gut wie ausgeschlossen sein."
McCloud war bleich wie die Wand geworden. Er schluckte, kratzte sich verlegen am Kinn.
Die ganze Aufregung um die Mars-Mission Darrans hatte ihn bereits sehr mitgenommen.
Doch dies war nun ein echter Schlag, direkt in die Magengrube.
McCloud hatte Darran vertraut, auf ihn gesetzt, ihn als einen loyalen Star Force-Mann betrachtet. Der General war schwer enttäuscht worden. Ein Fehler, dachte er. Ein gottverdammter Fehler war es, diesem Kerl zu vertrauen. Aber es gab Fehler, die sich nicht wieder korrigieren ließen. Und dieser gehörte zweifellos dazu.
Du wirst alt, dachte McCloud. Wenn dich deine Instinkte, was Menschenkenntnis angeht, so sehr im Stich lassen, dann wirst du alt und solltest dir überlegen, ob du noch der richtige Mann für den Job eines Star Force-Chefs bist!
Im Innersten mochte McCloud es noch immer nicht glauben, was er da hörte. Er nahm sich vor, jedes Detail, das man ihm als Beweis vorlegen würde, sorgfältigst zu prüfen. John Darran war nicht der Typ, der sich aus egoistischen Motiven heraus kompromisslos für die eigenen Interessen einsetzte. Er war mit Sicherheit nicht der Typ des rücksichtslosen Terroristen, dem es nur darum ging, ein ungeheures Machtpotential in die Hände zu bekommen, um damit die Welt zu erpressen.
Dazu kannte McCloud den Commander einfach zu gut.
Andererseits...
Es ist unsinnig, Fakten nicht anerkennen zu wollen!, ging es McCloud durch den Kopf. Und aus den Fakten mussten Konsequenzen gezogen werden. Normalerweise nichts, wovor McCloud sich fürchtete. Aber in diesem Fall war das anders.
Er war lange genug in seiner Position, um sich ausrechnen zu können, worauf das alles hinauslief.
John Darran, was ist nur in dich gefahren!, ging es ihm durch den Kopf. Jetzt kann dich keiner mehr retten. Nicht einmal deine Freunde...
Die Aufzeichnung von Case Lesters codierten Signalen wurde abgespielt.
Nicht ohne die entsprechende Wirkung.
"Wir müssen diesen Darran ausschalten", sagte Xavier Nestos, einer der anwesenden Generäle. "Eine andere Konsequenz ist nicht denkbar. Wir müssen in den Besitz der Alien-Technologie gelangen, koste es, was es wolle!"
"Das sehe ich genauso!", meldete sich ein anderer, ebenfalls ordenbehängter Sprecher zu Wort. "Zu dumm, dass jede Reaktion unsererseits erst mit Verzögerung ihre Wirkung zeitigen kann. Wir haben zwar Darran eine Flotte hinterhergeschickt, aber es erscheint mir doch als äußerst fragwürdig, ob diese Kräfte ausreichen, um diese Angelegenheit zu bereinigen..."
Eine Angelegenheit bereinigen...
McCloud mochte diesen Jargon nicht.
"Glücklicherweise unterhält die PAZIV keine eigene Weltraumflotte, sonst sähen wir jetzt ziemlich alt aus", sagte Ivan Dannsor, der Chef des Sicherheitsdienstes der Navy. Er wandte sich an McCloud. "Wären die vier im Marsorbit befindlichen Star Ships dazu in der Lage, John Darrans Plänen ein Ende zu setzen?"
"Das wären sie", murmelte McCloud.
Er wirkte abwesend dabei. Seine Gedanken schienen meilenweit von diesem Konferenzraum entfernt zu sein.
"Ich habe den Commander der ARMSTRONG angewiesen, Darran und seinen Leuten ein Ultimatum zu stellen", erklärte Berringer.
"Sie wussten bereits vorher, dass Darran zum Renegaten geworden ist?", wunderte sich General Xavier Nestos. Seine Stirn mit den ungewöhnlich buschigen Augenbrauen legte sich in tiefe Furchen, die ein eigentümliches Muster bildeten. Er trank einen Schluck Kaffee, verzog dann das Gesicht. Offenbar war das Gebräu längst kalt.
Berringer lächelte dünn.
Er bedachte Darius Carrow, seinen Sicherheitsberater mit einem kurzen Blick, doch dieser erwiderte ihn nicht, sondern starrte auf die Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch lagen.
"Sagen wir so: Ich habe es vermutet und wollte John Darran damit aus der Reserve locken. Er sollte das Visier fallenlassen... Das Ultimatum lässt sich inhaltlich folgendermaßen zusammenfassen: Darran und seine Leute haben zwölf Stunden Zeit, um sich zu ergeben und uns das havarierte Raumschiff der Fremden und seine Beiboote zu übergeben."
"Wurde dieses Ultimatum vor oder nach dem Funkspruch von Sergeant Lester abgeschickt?"
"Sergeant Lesters Meldung traf ein, kurz nachdem das Ultimatum gestellt wurde."
"Könnte ein Zusammenhang bestehen?", fragte Nestos und hob dabei die Augenbrauen.
Berringer lächelte kühl. Er verstand, worauf Nestos hinauswollte.
"Sie meinen, dass ein paar von Darrans Männern vernünftig geworden sind? Nein, ich denke Lesters Reaktion hat damit nichts zu tun. Wahrscheinlich wusste er noch gar nichts von dem Ultimatum. Schließlich befand er sich mit einem Trupp bei der Station im Lowell-Krater und nicht an Bord des havarierten Schiffs. Lester muss seinen Plan vorher gefasst haben - aber vielleicht ermutigen wir die anderen mit dem Ultimatum! Schließlich dürfte keiner dieser Männer große Lust dazu haben, dabei zu sein, wenn wir das Gebiet um das havarierte Raumschiff in eine Strahlenhölle verwandeln..."
"Dann ginge ohne Zweifel auch das Wissen der Außerirdischen verloren!", stellte McCloud fest, der lange geschwiegen hatte.
Berringer hob die Schultern und faltete die Hände auf dem Tisch.
Seine Daumen drehten sich dreimal nervös umeinander, bevor er sprach.
"Möglicherweise lässt sich das nicht vermeiden."
"Das ist nicht Ihr Ernst!", ereiferte sich McCloud.
"Entschuldigen Sie, Wilbert, aber wir müssen diese Sache nüchtern betrachten. Wohin uns Ihr Idealismus gebracht hat, das sehen wir ja nun." Berringers Erwiderung klang eisig.
"Die Technologie der Außerirdischen ist ein Erbe der Menschheit.
Es ist ein Verbrechen, das einfach zu vernichten!", sagte Wilbert T. McCloud. Er sah Berringer dabei nicht an.
Die Augen des Präsidenten wurden schmal. Mit so viel Widerstand hatte er nicht gerechnet. Nicht bei McCloud, dessen Position durch die jüngsten Ereignisse ja denkbar schwach war. Er hat sich überraschend schnell von diesem Schlag erholt!, ging es Berringer durch den Kopf, bevor er sagte: "Wenn wir länger abwarten, bekommt Darran eine Machtbasis, gegen die wir nichts mehr unternehmen können. Das zuzulassen wäre auch ein Verbrechen."
"Und wenn er die schon hat?", fragte McCloud.
"Daran möchte ich lieber nicht denken", war Berringers düstere Erwiderung. "Stellen Sie sich nur einmal vor, wenn er sich mit der Pazifischen Vereinigung PAZIV zusammentun sollte... Dann sähen wir hier alle ganz, ganz alt aus!"
"Das ist reine Hypothese!", entgegnete McCloud. "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass John Darran wirklich so etwas vorhat."
"Es gab auch keinen Grund anzunehmen, dass Darran zum Renegaten wird und die technischen Errungenschaften der Fremden für sich haben will!", gab General Nestos zu bedenken.
Ein Augenblick des Schweigens entstand.
McCloud wandte sich schließlich an den Präsidenten.
"In Zukunft möchte ich mir jedenfalls verbitten, dass so etwas wie dieses Ultimatum an mir und meinen Leuten vorbeigeht!", sagte McCloud.
Berringer bleckte die Zähne.
Sein Gesicht hatte jetzt etwas Raubtierhaftes an sich. Dieser Kerl braucht jetzt eine volle Breitseite!, durchzuckte es Berringer. Einen verbalen Knock-out, der ihn zum Schweigen bringt...
Die Stimme des Präsidenten der Westunion klang sehr leise, war kaum mehr als ein Wispern. Ein drohender Unterton schwang in seinen Worten mit.
"Man hat Sie beinahe umgebracht, General McCloud", murmelte Berringer. "Und der Grund dafür ist unter anderem, dass Ihre Behörde so undicht wie ein Schweizer Käse ist!"
"Das sind Unterstellungen!"
"Fakten, McCloud! Nur Fakten! Und ich wollte einfach vermeiden, dass die neuesten Entwicklung in der Mars-Affäre brandheiß auf den Schreibtischen von X-Point landen!"
McCloud schluckte.
Hättest du an seiner Stelle nicht genauso gehandelt?, überlegte er.
General Nestos enthob ihn von der Notwendigkeit, etwas zu erwidern.
"Gibt es eine Reaktion auf das Ultimatum?", erkundigte er sich.
"Bis jetzt nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es seine Wirkung nicht verfehlen wird und Darrans eigene Leute die Sache früher oder später in unserem Sinn regeln werden."
McCloud mischte sich noch einmal in das Gespräch ein.
"Hat eigentlich schon einmal jemand von Ihnen darüber nachgedacht, was eigentlich geschieht, wenn die Fremden zurückkehren - und wir haben möglicherweise das havarierte Schiff samt seiner Beiboote zerschossen?"
Berringer verzog das Gesicht.
Sein Lächeln war sehr dünn.
"Was wäre denn Ihr Gegenvorschlag, General?"
"Nun, Sir..."
"Absolute Unterordnung unter John Darrans Willen vielleicht?", schnitt der Präsident dem Star Force-Chef das Wort ab. "Das kann nicht Ihr Ernst sein!"