Читать книгу SF Space Action Weltraum Abenteuer Paket Weihnachten 2018 - Antje Ippensen - Страница 84
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"He, was machen Sie da, Sergeant?"
Sergeant Case Lester wirbelte herum.
Bress Nolan, einer der Männer, mit denen Lester zur Marstation am Lowell-Krater gelangt war, stand in der Tür. Nolans Augen verengten sich.
Lester blickte zur Seite. Er hatte die Datenübertragung gerade noch rechtzeitig unterbrochen. Aber Bress Nolan schien dennoch etwas bemerkt zu haben.
Er näherte sich.
"Was machen Sie da? Mit wem haben Sie Daten ausgetauscht..."
Bress Nolan wollte sein Interkom aktivieren, um den anderen Bescheid zu sagen.
Er hat erkannt, was hier vor sich geht!, durchzuckte es Case Lester. Verdammt, er hat es sofort erfasst!
Lester handelte blitzschnell, fast reflexartig.
Er griff nach der Waffe, die er bei sich trug. Es handelte sich um einen der stabförmigen Energiestrahler, die die Roboterbesatzung des fremden Raumer benutzt hatten.
Alles was dann geschah, erschien Lester wie ein Film.
Ein Film, an dem er gar nicht beteiligt war.
Es geschah wie automatisch.
Er drückte ab.
Der Energiestrahler entfaltete seine verheerende Wirkung.
Bress Nolan riss entsetzt die Augen auf, als der Strahl ihn in Höhe des Brustkorbs traf.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils war Nolan tot.
Der Energiestrahl verbrannte ihn, löste seine Struktur auf und ließ ihn als Aschestaub zu Boden rieseln. Durch die geringere Schwerkraft des Mars geschah dies mit einer gewissen Verzögerung.
Mein Gott, was hast du getan!, durchzuckte es Lester. Er hatte einen seiner eigenen Leute umgebracht. Du hattest keine andere Wahl!, meldete sich eine Stimme ihn ihm, die versuchte, ihn zu beruhigen. Was hättest du sonst tun sollen? Er wollte das Interkom betätigen...
Case Lester schluckte, blickte einen Augenblick lang auf die sich zu einem Haufen niedersenkenden Partikel.
Ich hoffe nur, dass es das auch wert war!, dachte er.
Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung.
Er wirbelte herum...
...und erstarrte.
Case Lester blickte in ein grimmig verzogenes Gesicht. Die blonden Haare waren etwas zu lang. Die blau-grünen Augen flackerten unruhig.
Es war niemand anderes als Lieutenant James O'Donnell, der vor Lester stand. Mit einem stabförmigen Energiestrahler in der Hand.
"Legen Sie Ihre Waffe auf den Boden, Sergeant!", zischte O'Donnell. Der Computerspezialist war sonst eher ruhig und zurückhaltend. In diesem Augenblick aber hatte er sichtlich Mühe, die Beherrschung zu behalten.
Er hat mitgekriegt, was passiert ist!, wurde es Case Lester klar. Er muss gesehen haben, wie Bress Nolan zu Staub zerfiel... Verdammt!
In Case Lesters Hirn rasten die Gedanken.
Er erwog seine Chancen, sein Gegenüber auszuschalten.
Eine blitzschnelle Bewegung, den Energiestrahler herumreißen und dann...
Aber O'Donnell war auf jeden Fall um einen Sekundenbruchteil schneller.
Keine Chance, dachte Lester. Also sei vernünftig und gib auf...
Vorsichtig beugte sich Lester also nieder, kniete hin und legte den Energiestrahler auf den Kunststoffboden. Dann stand er wieder auf, hob die Hände dabei.
"Warum haben Sie Nolan umgebracht, Sergeant?"
"Er hat mit keine andere Wahl gelassen", verteidigte sich Lester.
O'Donnell machte ein paar Schritte nach vorn, betrachtete kurz die Konsolen und die Anzeigen auf den Computerschirmen.
"Sie haben dafür gesorgt, dass uns von außen kein Funkspruch vom Kugelraumer erreichen kann", stellte er fest.
"Und Sie folgen John Darran wie ein Lemming. Sehen Sie den Abgrund nicht, O'Donnell? Ich dachte, man sagt über Sie, dass Ihr Hirn aus Chips bestehen würde..."
"Lassen wir den Mist."
"...dann müssten Sie doch in der Lage sein logisch zu denken! Um ehrlich zu sein, es wundert mich, wie ein so intelligenter Mann John Darran auf den Leim gehen kann!"
O'Donnells Stirn zog sich in Falten, als er die Anzeigen sah. Seine freie linke Hand glitt mit geradezu traumhafter Sicherheit über eine Tastatur. Weitere Anzeigen und Menuefelder flackerten auf.
"Sie haben eine Nachricht an die ARMSTRONG geschickt - eines jener Star Ships, die uns die Regierung auf den Hals gehetzt hat!"
"Was dachten Sie denn?"
"Dann wissen die jetzt bescheid."
"Genau das war der Sinn!"
"Sie müssen wahnsinnig sein, Lester!"
"Nein, keineswegs! Sie sind es, der schief gewickelt ist! Mit John Darran wird es bald zu Ende sein! Die Star Ships werden landen und dann wird mit Darran und seinen Leuten aufgeräumt. Und vor dem Militärgericht der Star Force wird man Ihnen dann - wie jedem anderen hier auf dem Mars - die Frage stellen, auf welcher Seite Sie eigentlich waren!"
O'Donnells Gesicht blieb eisig.
"Sie haben einen unserer Leute umgebracht. Dafür werden Sie sich verantworten müssen, Lester."
Dann begann er die anderen über Funk zu verständigen.
Lester nutzte diesen Augenblick der Unaufmerksamkeit.
Sein Fuß schnellte vor, traf haargenau die Hand, in der O'Donnell den Energiestrahler hielt.
Die Waffe flog im hohen Bogen durch den Raum, prallte mit solcher Wucht gegen die Wand, dass dort ein Abdruck blieb und fiel zu Boden.
O'Donnell wich zurück, wirbelte herum.
Gerade noch rechtzeitig um dem zweiten Karatetritt seines Gegenübers auszuweichen, der ihn sonst mit voller Wucht am Kopf getroffen hätte.
Lester bückte sich, wollte seinen eigenen Energiestrahler wieder an sich nehmen, der vor ihm im Staub lag - jenem Staub, zu dem Bress Nolan geworden war.
Lester war schnell.
O'Donnell wollte sich auf ihn stürzen, aber er reagierte um den Bruchteil einer Sekunde zu spät.
Lester riss die Waffe empor, richtete sie auf O'Donnell. Seine Augen flackerten unruhig. Sein Gesicht war eine zuckende Maske.
"Verdammt, was machen Sie, da, Lester?", rief der Computerspezialist.
Der Lieutenant erstarrte mitten in der Bewegung.
"Tut mir leid, Sir, aber ich habe keine andere Wahl!"
"Sie wollen mich umbringen! Mein Gott, was ist los mit Ihnen?"
Reden!, dachte O'Donnell. Nur reden! Es war seine einzige Chance, aus dieser Situation vielleicht doch noch mit heiler Haut herauszukommen. Jede physische Gegenwehr allerdings war von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Lester brauchte nur einen Sekundenbruchteil, um sein Gegenüber zu töten. Eine Zeitspanne, die O'Donnell nicht den Hauch einer Chance ließ. O'Donnell spürte den Puls bis zum Hals schlagen. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf.
Was war nur in diesen Kerl gefahren, der ihm bis dahin wie ein ganz gewöhnlicher Star Force-Angehöriger erschienen war. Durch nichts hatte er verraten, dass er vielleicht doch nicht mit dem einverstanden war, was John Darran vorhatte.
Jetzt kratze den letzten Rest an Amateurpsychologie zusammen, den du in den entsprechenden Star Force-Lehrgängen so aufgeschnappt hast!, dachte O'Donnell. Er hatte gerade auf dieses Gebiet nie besonderen Wert gelegt. Rechner, Maschinen, Dinge, die logisch funktionierten standen ihm einfach näher als die chaotischen Seelen seiner Mitmenschen. Aber jetzt hing sein Leben davon ab, dass er sich genau auf diesem Gebiet bewährte...
"Wie soll es weitergehen, nachdem Sie mich umgebracht haben?", fragte O'Donnell.
Seine Stimme klang erstaunlich ruhig.
Er selbst wunderte sich am meisten darüber.
"Du willst mich nur einwickeln!", erkannte Lester.
"Man kann über alles reden...."
"Ein toller Spruch, O'Donnell! Hat Ihnen den John Darran beigebracht?" Sein Lachen war heiser, es klang zynisch.
"Haben Sie Familie, Lester?"
"Ich wüsste nicht, was Sie das angeht."
"Was Sie aufzuhalten versuchen, ist nicht aufzuhalten!"
"Das werden wir ja sehen."
"Von dem Tag an, als wir hier auf dem Mars landeten und das Raumschiff der Roboter fanden, ist nichts mehr, wie es vorher war."
"Sparen Sie sich das Gequatsche!"
Lesters Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
Er hob die stabförmige Waffe, der man ansah, dass sie nicht für menschliche Hände gefertigt worden war, ein paar Grad an.
Eigentlich soll man in derartigen Momenten doch sein Leben wie einen Film an sich vorüberziehen sehen, dachte O'Donnell. aber der Computerspezialist sah gar nichts. Nichts außer dem verzerrten Gesicht seines Gegenübers. Das war's wohl!, dachte er. Verdammt...
Ein Kloß steckte ihm im Hals. Er wollte noch etwas sagen, die letzte Chance nutzen, reden, um dem Tod zu entgehen oder ihn zumindest durch eine geschickte Bemerkung etwas herauszuzögern. Aber er brachte keinen einzigen Ton heraus.
Fahr zur Hölle!", knurrte Lester.
Eine Sekunde später drückte Lester auf den kleinen Knopf in der Vertiefung an der stabförmigen Waffe.
Ein Energiestrahl zischte hervor.
Grell wie ein Kometenschweif.
Beinahe schön. Und ganz gewiss tödlich.