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Drei Segnungen

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Paulus beginnt mit der Bitte, dass „der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“. Es ist also eine Bitte um geistliches Verständnis. Der „Geist der Weisheit und Offenbarung“ ist nicht der Heilige Geist als Person, sondern das, was Er in uns hervorrufen will: eine geistliche Gesinnung, die von Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis Gottes gekennzeichnet ist. Alles dies soll zu vermehrtem Wachstum in der Erkenntnis Gottes führen. Weisheit ist notwendig, um etwas, was man erkannt hat, richtig anzuwenden, Offenbarung dagegen, um das, was uns offenbart ist, zu verstehen. Es geht hier also nicht um neue Offenbarungen; seit das Neue Testament vollendet ist, hat Gott keine neuen Offenbarungen mehr gegeben (vgl. Kol 1,25).

Die Erkenntnis Gottes ist hier nicht dieselbe Erkenntnis wie in Johannes 17,3, die jedes Kind Gottes besitzen muss, sondern mehr im Sinn von Philipper 3,10 zu verstehen, wo Paulus sagt, dass er alles andere für Verlust und Dreck hielt, um Christus mehr und besser zu erkennen. Auch Petrus wünschte, dass die Gläubigen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi wuchsen (2. Pet 3,18). Ein solches Wachstum in der Erkenntnis ist hier gemeint. Jeder Gläubige muss zugeben, dass er noch weit von einer vollständigen Erkenntnis Gottes entfernt ist. Deshalb betet Paulus dafür, dass wir immer mehr von Ihm erkennen. Nicht intellektuelle Erkenntnis ist gemeint, sondern Erkenntnis des Glaubens, die unser Herz erfüllt. Wenn es sich um verstandesmäßige Erkenntnis handelte, wären manche Menschen benachteiligt, weil sie nicht so begabt sind wie andere. Intelligente Menschen sind hier jedoch nicht besser gestellt als weniger Begabte. Die Erkenntnis, um die es hier geht, betrifft das Herz und bringt das Kind Gottes näher zu seinem Gott.

Vers 18: Damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen,

Die hier zuerst genannte Vorbedingung bestätigt das soeben Gesagte. Das Herz des Menschen hat also auch Augen, mit denen geistliche Dinge gesehen werden, aber um sehen zu können, muss Licht da sein, ebenso wie bei unseren leiblichen Augen. Das Herz ist hier ein Teil des inneren Menschen, der im Neuen Testament wiederum ein Synonym für die ‚neue Natur' des Gläubigen ist (Röm 7,22; 2. Kor 4,16; Eph 3,16). Das Herz ist das Zentrum des menschlichen Wesens: „Behüte dein Herz mehr als alles was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23). Im Herzen werden die Entscheidungen gefällt. Das von der Sünde beschmutzte Herz des Menschen wird durch den Glauben gereinigt (Apg 15,9). Die Augen eines ungereinigten Herzens können durch die Einbildung schreckliche Dinge sehen. Doch hier wird uns vorgestellt, was die durch Christus und Seinen Geist erleuchteten Augen eines gereinigten Herzens sehen können (vgl. Kap. 5,14).

Das nun folgende Gebet hat drei Gegenstände oder Themen (Hervorhebungen von mir): [4]

1 „die Hoffnung seiner Berufung“ (Vers 18),

2 „der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“ (Vers 18),

3 „die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ (Vers 19).

Das erste Gebetsanliegen des Apostels Paulus für die Epheser und damit auch für uns ist, „damit ... ihr wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist“. In den Versen 3–6 haben wir bereits unsere Berufung gesehen: unsere Segnung mit jeder geistlichen Segnung, unsere Auserwählung in Christus vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor Ihm in Liebe, und unsere Vorbestimmung zur Sohnschaft durch Jesus Christus für Sich selbst. Als Kinder sind wir aus Ihm geboren, Teilhaber Seiner Natur und Gegenstände Seiner Liebe (Joh 1,12; 1. Joh 3,1); in unserer Stellung der Sohnschaft bezeugen wir in Anbetung unsere Liebe zu Ihm (Röm 8,15). Das ist die Berufung jedes einzelnen Christen in der gegenwärtigen Zeit. Sie wird hier jedoch nicht unsere, sondern „seine Berufung“ genannt: Alles geht ja von Gott aus. Nicht wir sind der Mittelpunkt, sondern Er ist es. Wenn der Herr Jesus uns in die Herrlichkeit des Himmels einführen wird, wird all das, was jetzt noch bei uns durch Schwachheit und sogar Sünde beeinträchtigt ist, wie eine aufbrechende Blume seine ganze strahlende Herrlichkeit in Vollkommenheit für uns entfalten. Darauf richtet sich die Hoffnung unserer Berufung. In der himmlischen Herrlichkeit werden wir all diese Dinge mit verherrlichten Leibern genießen. Deshalb wird unser Blick hier auf die Ewigkeit und die damit verbundene Hoffnung unserer Berufung gelenkt.

Zwar wird in diesem Brief nicht vom Kommen des Herrn gesprochen, weil wir gemäß Kapitel 2,6 bereits als in Christus mitsitzend in den himmlischen Örtern betrachtet werden. Da wir aber in der Praxis noch nicht alles in Vollkommenheit genießen, werden als Hinweise auf das Kommen des Herrn hier „die Hoffnung seiner Berufung“ und in Kapitel 4,4 die „Hoffnung eurer Berufung“ erwähnt (Hervorhebungen von mir). Beide Stellen richten unseren Blick auf die zukünftige Herrlichkeit bei Christus.

Als Zweites sollten die Epheser wissen, „welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“ ist. In Vers 10 wird gesagt, was Gott sich für die Verwaltung der Fülle der Zeiten – das Tausendjährige Reich – vorgesetzt hat: „alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, ... in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben [oder: zu Erben gemacht worden sind]“. Nach Vers 14 haben wir den Heiligen Geist als Unterpfand unseres Erbes empfangen. Um das gleiche Wort handelt es sich auch hier (griech. kleronomia). Demnach sind wir, die Gläubigen, die Erben oder Miterben (vgl. Röm 8,17), und das Erbe ist das Teil, das wir mit unserem Erlöser, dem verherrlichten Sohn des Menschen, im Tausendjährigen Reich empfangen werden.

Unser Augenmerk wird damit auf die nähere Zukunft gelenkt. Gott hat dem Herrn Jesus als Lohn für Seinen Gehorsam bis zum Tod die ganze Schöpfung als Erbteil gegeben, und Er wird tausend Jahre lang in Frieden und Gerechtigkeit darüber herrschen (Heb 1,2). Danach kommt der Augenblick, wo Er alles dem Vater übergeben wird, damit Gott alles in allem sei (1. Kor 15,28). Nach Epheser 1,11 wird der Herr Jesus die Herrschaft jedoch nicht allein ausüben, sondern sie mit denen teilen, die Er sich erkauft hat. Wir werden also mit Ihm erben und herrschen (Röm 8,17; 2. Tim 2,12).

Der wahre „Eigentümer“ von allem ist der ewige Gott (2. Mo 19,5). Einmal wird Er jedoch alles dem Sohn des Menschen als Erbteil geben, doch nicht Ihm allein. Christus nimmt es mit den Seinigen, ja, in den Seinigen in Besitz. So gehörte auch das Land Kanaan Gott. Er gab es Seinem irdischen Volk, ohne dass es je aufhörte, Ihm zu gehören. In 3. Mose 25,23 heißt es: „Denn mein ist das Land“, und in 2. Mose 15,17: „Du wirst sie bringen und pflanzen auf den Berg deines Erbteils“, womit das ganze Land, und im Besonderen die Stadt Jerusalem, gemeint ist. Es war Gottes Besitz, Sein Erbteil, das Er gleichsam in Seinem Volk Israel in Besitz nahm.

So dürfen wir uns auch das Tausendjährige Reich vorstellen. Wir sollten dies nicht unterschätzen. Gott hat nicht nur einen Plan für die Ewigkeit, sondern auch für diese Erde, die jetzt voll Not, Elend, Krieg, Krankheit, Sünde und Tod ist. Aber es ist Gottes Erde, und Er sagt: Sie wird nicht einfach von der Bildfläche verschwinden. Bevor sie im Brand aufgelöst wird (2. Pet 3,10), wird Er tausend Jahre lang zeigen, was Seine Gedanken über das Leben auf der Erde sind. Der erste Mensch hat Gottes Gedanken durch seinen Ungehorsam durchkreuzt, aber der zweite Mensch, Christus, wird sie in herrlicher Weise erfüllen! Tausend Jahre lang werden vollkommene Gerechtigkeit und vollkommener Frieden herrschen. Alles, wonach die Menschen sich sehnen, und wovon sie sich trotz aller Bemühungen immer weiter entfernen, wird dann erfüllt werden. So verstehen wir, dass Gott sagt: Ich habe auch einen Plan mit dieser Erde. Alles dies wird durch die Herrschaft des Herrn Jesus zustande kommen. An dieser Herrschaft will Er alle, die in der jetzigen Zeit Seiner Verwerfung an Ihn glauben, teilhaben lassen. Wir werden mit Ihm erben und herrschen. Und Gott will, dass wir schon jetzt wissen und verstehen, „welches der Reichtum seines Erbes in den Heiligen“ ist.

Vers 19: Und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke,

Der dritte Wunsch bezieht sich auf die Gegenwart: Paulus betete darum, dass die Epheser wissen möchten, „welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ ist. Dieser Gegenstand, von dem bislang noch nicht die Rede war, wird im Folgenden sehr ausführlich behandelt. Es geht hier nämlich um die „Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte“. Davon handelt der die Verse 20–23 umfassende eingeklammerte Satz. In Kapitel 2,1 wird der hier begonnene Gedanke wieder aufgenommen und nach einer weiteren Unterbrechung in den Versen 4–7 zu Ende geführt. Der Gedankengang des Schreibers ist kurz gesagt folgender: Ich möchte, dass ihr wisst, welche Kraft in euch wirksam ist. Diese Kraft hat schon in dem Herrn Jesus gewirkt, aber durch den Glauben auch bereits an und in euch.

Als der Herr Jesus Sein Leben am Kreuz hingab, sah man keine Spur von Kraft oder Macht. Im Gegenteil, Gottes Wort spricht davon, dass Er „in Schwachheit gekreuzigt worden“ ist (2. Kor 13,4). Aber als Er aus den Toten auferweckt wurde, da offenbarte sich die Macht Gottes in einer nie da gewesenen Art und Weise. Der Tod war zunichte gemacht und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht worden (2. Tim 1,10). Hier geht es jedoch nicht nur – wie in den folgenden Versen – um die Erweisung dieser Kraft in Christus, sondern „an uns, den Glaubenden“. Die Kraft, die uns aus der Macht Satans und des Todes befreit und uns den Platz als Heilige und Geliebte vor Gottes Angesicht geschenkt hat, ist dieselbe, die Christus aus den Toten auferweckt und Ihm den Platz in der Herrlichkeit gegeben hat! Und doch, wie leicht verlieren wir diese unerschöpfliche Kraftquelle aus den Augen, wenn wir uns in schwierigen Umständen befinden und oft nicht mehr ein und aus wissen! Wie schwach fühlen wir uns oft angesichts unserer Probleme! Deshalb betete der Apostel Paulus darum, dass wir die überragende Größe der Kraft Gottes an uns, den Glaubenden, mehr erkennen und praktisch erfahren.

Vers 20a: In der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus [den] Toten auferweckte;

Jetzt geht Paulus auf den Ursprung dieser göttlichen Kraft ein. Die Hoffnung hat er ohne jeden Zusatz erwähnt, beim Erbe hat er jedoch vom Reichtum der Herrlichkeit gesprochen, aber wenn es um die gegenwärtige Kraft geht, die an jedem Gläubigen gewirkt hat und noch wirkt, sagt er: „welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ ist. Sodann gebraucht er noch drei weitere Ausdrücke: die Wirksamkeit, die Macht und die Stärke, also insgesamt vier verschiedene Bezeichnungen für diese gewaltige göttliche Kraft. Sie entspricht dem, was Er bereits gewirkt hat und ist in Übereinstimmung mit etwas, was wir sehen können. Und wo sehen wir es? In dem Christus. Christus hat die Macht Gottes zwar auch schon in Seinem Leben erwiesen. Denken wir nur an die vielen Zeichen und Wunder bis hin zur Auferweckung von Toten! Hier aber geht es darum, dass Er selbst, der freiwillig den Tod auf sich genommen hat, um dem die Macht zu nehmen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel (Heb 2,14), von Gott aus den Toten auferweckt worden ist. Das war der größte Machtbeweis, den Gott je auf der Erde gezeigt hat. Und diese Macht hat Er auch an uns erwiesen, wie in Kapitel 2 ausgeführt wird. Auch wir sind auferweckt, wenn auch noch nicht dem Leibe nach. Unsere Errettung und unsere geistliche Auferweckung mit Christus sind etwas, worin Gott nicht nur Seine Liebe und Gnade, sondern Seine Macht erwiesen hat. Er hat uns aus dem Tod in das Leben, aus der Finsternis ins Licht gebracht. Jeder Gläubige darf wissen, dass diese Macht in ihm wirksam ist, damit er Glaubenskraft empfängt. Diese Macht hat Gott zuerst dadurch erwiesen, „indem er ihn aus den Toten auferweckte“. Hier wird nur die Auferweckung Christi erwähnt, in Kapitel 2,6 auch die Tatsache, dass wir mitauferweckt sind.

In Christus gesegnet

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