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„Heilig und untadelig in Liebe“
ОглавлениеJetzt wird uns eine wunderbare Segnung mitgeteilt: „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“. Dies war das Ziel der göttlichen Auserwählung. Wenn die Auserwählung uns einen der Schritte zum göttlichen Segen zeigt, sehen wir in den Worten „heilig und untadelig vor ihm in Liebe“ einen Teil dieses Segens, der uns zuteil geworden ist. Wir sind für Gott beiseite gesetzt und ohne Flecken, und zwar nicht erst im Himmel, sondern jetzt schon. In Vollkommenheit trifft dies nur auf Gott selbst zu. Es sind Wesenszüge Gottes, der zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen, der aber auch Liebe ist (Hab 1,13; vgl. 1. Joh 1,5; 4,8. 16). Wenn diese Züge bei uns gesehen werden, ist also die Natur Gottes in uns. Es gibt viele Stellen, die davon sprechen. Johannes sagt, dass wir aus Gott geboren sind, und Petrus, dass wir praktisch der göttlichen Natur teilhaftig werden (Joh 1,13; 2. Pet 1,4). Darin kommt unser Kindschaftsverhältnis zu Gott zum Ausdruck. Die auf jeden Gläubigen zutreffenden Worte „heilig und untadelig in Liebe“ enthalten eine geistliche, himmlische Segnung, die wir nicht ergründen können. Wir können nur staunend anbeten, dass es im Herzen Gottes war, ehemalige Sünder und Feinde Gottes in einer solchen Weise umzugestalten.
Vers 5: Und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens,
Doch sind wir nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Söhne des Vaters (vgl. die Worte „Gott und Vater“ in Vers 3). Der ewige Ratschluss Gottes besteht nicht nur in Seiner Vorkenntnis und Auserwählung derer, die an Seinen Sohn glauben, sondern er umfasst auch ihre Vorbestimmung zu einem wunderbaren, ewigen Teil.
Wozu sind wir, die Gläubigen der jetzigen Zeit, nun von Gott zuvorbestimmt? Nicht zur Vergebung der Sünden und nicht zur Errettung vom ewigen Gericht. So groß und herrlich dies an sich bereits ist, ist es doch nichts anderes als die Vorbedingung zu unserem wirklichen ewigen Teil, das der Apostel Paulus uns hier erklärt. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns „zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (vgl. Röm 8,29). Ganz einfach ausgedrückt besagen diese gewaltigen Worte nichts Geringeres, als dass Gott solch ein Wohlgefallen an Seinem geliebten Sohn hat, dass Er Sein Haus, das Vaterhaus im Himmel, für alle Ewigkeit mit Erlösten füllen möchte, die Ihm gleichen! Der ewige Sohn im Schoß des Vaters ist das Vorbild für diese ‚Stellung von Söhnen', wie das Wort Sohnschaft auch wiedergegeben werden kann. Was für eine anbetungswürdige Gnade ist unwürdigen, verlorenen Sündern doch dadurch zuteil geworden!
Aber in Wirklichkeit geht es dabei nicht nur um uns, sondern um Gott, der uns „durch Jesus Christus für sich selbst“ zur Sohnschaft zuvorbestimmt hat. Wie wenig denken wir daran, dass Gott aus uns etwas für sich gemacht hat, woran Er Seine Freude hat. Alles hat jedoch sein Zentrum in dem Herrn Jesus.
Vers 6: Zum Preise [der] Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,
Gott steht hier vor uns als Derjenige, der als Einziger immer in vollkommener Übereinstimmung mit dem „Wohlgefallen seines Willens“ handeln kann und handelt (Vers 5). Der Ursprung Seines Tuns mit uns ist also nicht unsere Not, unsere Sünde, sondern Sein ewiger Wille, der die absolute Autorität ist. Alles, was hier beschrieben wird, hat Er nach dem Wohlgefallen, der Freude Seines Willens getan, und zwar mit dem Ziel, die „Herrlichkeit seiner Gnade“ herauszustellen. Die Gnade ist die besondere Form der Liebe Gottes zu solchen, die sie nicht verdient haben. Damit wird auch der Blick auf uns als deren Gegenstände gerichtet. Die „Herrlichkeit Seiner Gnade“ weist uns dabei auf die unermessliche Größe des Ratschlusses Gottes hin, der sich in Gnade verherrlichen, das heißt, alle Seine herrlichen Wesenszüge darin offenbaren wollte.
Wir sind „begnadigt [oder: angenehm gemacht] in dem Geliebten“, dem Herrn Jesus, dem Geliebten Seines Gottes und Vaters. Was für ein wunderbares Blickfeld tut sich da vor uns auf! Viele Menschen – sogar Gläubige – stellen sich Gott nur als unerbittlichen, strengen und strafenden Richter vor, der uns verdammen muss, vor dem der Herr Jesus uns jedoch in Seiner Gnade gerettet hat, indem Er am Kreuz für uns als Mittler eingetreten ist. Hier haben wir jedoch die wahre Darstellung von Gott: Er selbst ist es, der den Sohn Seiner Liebe als Mittler zu uns Sündern herabgesandt hat, um uns in Ihm zu begnadigen (vgl. Kol 1,13; 1. Tim 2,5)! Derjenige, der uns auf Grund Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit für ewig hätte bestrafen müssen, ist Derselbe, der in Seinem Erbarmen den geliebten Sohn für uns hingegeben und uns in Ihm begnadigt hat. Das Ausmaß unserer Begnadigung kommt einerseits in dem Zusatz „in dem Geliebten“, andererseits aber in dem Verb selbst zum Ausdruck, das auch den Gedanken enthält, dass wir ‚angenehm gemacht' sind. Gott hat uns nicht nur Seine unermessliche und unverdiente Gnade erwiesen, sondern kann uns jetzt „in dem Geliebten“ mit göttlichem Wohlgefallen betrachten. Wenn Er uns sieht, sieht Er zunächst Seinen Sohn! Alles, was wir geworden sind und besitzen, haben wir „in dem Geliebten“.
Vers 7: In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade,
Nun kommen wir zum Mittelpunkt des Abschnitts. Nur hier wird etwas darüber gesagt, was wir nötig hatten. Im Brief an die Römer werden in den ersten Kapiteln ausführlich unsere eigene Not und unser Zustand des Verlorenseins beschrieben. Wenn, wie wir schon mehrfach gesehen haben, der Brief an die Epheser uns in erster Linie Gottes Seite vorstellt, bei der Christus das Zentrum ist, so ist es doch erforderlich, dass wir darüber hinaus an unsere Erlösungsbedürftigkeit erinnert werden. In Christus und durch Sein Blut haben wir die Erlösung empfangen. Erlösung (griech. apolytrosis) bedeutet ursprünglich ‚Freikauf durch Zahlung eines Lösegeldes'. Das ‚Lösegeld' für uns (griech. lytron, vgl. Mt 20,28) hat der Herr Jesus bezahlt. Der Opfertod des geliebten Sohnes des Vaters, der am Kreuz von Golgatha Sein Leben hingeben und Sein Blut fließen lassen musste, war notwendig, damit wir erlöst werden konnten. Die Vergebung der Vergehungen ist ein Teil des Werkes des Herrn Jesus. Doch sie steht hier als einziges Kennzeichen der Erlösung vor uns, die an sich ja viel weiter geht (vgl. Vers 14). Welch ein Preis ist das Blut Christi! Wie viel wird im Neuen Testament vom Blut des Herrn Jesus gesagt! Es ist das kostbare Blut des Lammes ohne Fehl und ohne Flecken (1. Pet 1,19), in dem wir von unseren Sünden gewaschen sind (Off 1,5), und durch das wir auch erlöst, das heißt, freigekauft sind aus der Gefangenschaft Satans, und durch das wir Gott nahe gebracht worden sind (Eph 2,13). Lasst uns dankbar sein für das, was Er für uns getan hat!
Gottes Tun mit uns entspricht dem „Reichtum seiner Gnade“ und weist uns auf die unermessliche Fülle der Seiner Gnade zu unserer Segnung hin. Die „Herrlichkeit seiner Gnade“, die in Vers 6 genannt wird, lenkt unseren Blick auf Ihn als den Ursprung der Gnade, und führt zur Anbetung, denn es heißt dort ja: „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“. Der „Reichtum seiner Gnade“ dagegen zeigt uns das ganze Ausmaß der göttlichen Gnade zu unseren Gunsten und macht uns dankbar.
Vers 8: Die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht,
Damit wir den ganzen Reichtum Seiner Gnade erfassen können, die Er gegen uns hat überströmen lassen, hat Er uns gleichzeitig oder in Verbindung damit alle Weisheit und Einsicht geschenkt, denn bei der Beschäftigung mit diesen Dingen ist Verständnis notwendig. Es geht hier also nicht um Gottes Weisheit und Einsicht, sondern um unser Verständnis Seiner Gnade und Seines Tuns. Ein wenig später erbittet Paulus für die Gläubigen in Ephesus die Gabe des Geistes der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis Gottes (Vers 17), und in Kolosser 1,9 betet er, dass die Gläubigen „mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“ erfüllt sein möchten.
Verse 9 und 10: Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für [die] Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, [was] in den Himmeln und das, [was] auf der Erde [ist], in ihm,
Hier wird unser Blick auf die Erde gerichtet. Bisher waren wir mit himmlischen Dingen beschäftigt, aber Gott hat auch ein Ziel mit der Erde, wobei der Herr Jesus ebenfalls im Mittelpunkt steht. Christus wird im Tausendjährigen Reich Himmel und Erde miteinander verbinden durch Seine Herrschaft über alle Werke Seiner Hände. Er wird dann das Haupt über alles sein. Diese Tatsache ist bereits im Alten Testament offenbart. In Psalm 2 heißt es in Vers 7: „Vom Beschluss will ich erzählen: Der Herr hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ – das ist der Herr Jesus als Mensch auf der Erde. Dann folgen die an Ihn gerichteten Worte Gottes: „Fordere von mir und ich will dir zum Erbteil geben die Nationen, und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern...“ Warum ist das so wichtig? Weil Gott auch in dieser Hinsicht gerecht ist und es nicht dabei belassen wird, dass Sein Sohn auf der Erde nur verachtet und verworfen war, so wie Er es heute noch ist. Die Weltgeschichte wird damit enden, dass Christus tausend Jahre als absoluter Herrscher in Frieden und Gerechtigkeit regieren und auch als solcher akzeptiert werden wird. Darum geht es an dieser Stelle. Welch ein vollkommenes Gleichgewicht herrscht im Ratschluss Gottes sowohl bezüglich der Zeit als auch der Ewigkeit!
Doch wenn dies bereits im Alten Testament bekannt war, wie kann es dann hier als Geheimnis bezeichnet werden? In Psalm 2 haben wir von den Nationen und den Enden der Erde gelesen. In Psalm 8, wo wir den Herrn Jesus als Sohn des Menschen sehen, wird von allen Werken Seiner Hände gesprochen. Aber in Epheser 1,10 ist nicht nur von den Dingen auf der Erde, sondern auch von denen in den Himmeln die Rede. Das finden wir im Alten Testament noch nicht ausdrücklich. Doch das Wesentliche ist, dass die Versammlung Gottes, die aus allen wahren Gläubigen besteht und der Leib Christi ist, die Fülle dessen, der selbst alles in allem erfüllt (Vers 23), mit dem König verbunden sein wird. Das wurde noch nicht im Alten Testament offenbart, sondern erst im Neuen Testament. Der Herr Jesus wird nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit Seinen Heiligen herrschen. Das ist das Geheimnis, das in der Zeit des Alten Testaments noch verborgen, jetzt aber offenbart ist.
Es handelt sich bei diesem Geheimnis um „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (Vers 10). Die Ewigkeit wird nie die „Fülle der Zeiten“ genannt. Es ist die letzte Zeit, die alle anderen Zeiten zusammenfasst und beendet, das Tausendjährige Reich. Die Herrschaft Christi ist die „Verwaltung der Fülle der Zeiten“. Dann wird alles unter ein Haupt zusammengebracht oder durch ein Haupt zum Abschluss gebracht werden – eigentlich „behauptet“, ein Verb, das es im Deutschen gar nicht gibt – in Christus: Er wird an oberster Stelle stehen und das Haupt sein über alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist. An anderen Stellen wird auch das, was „unter der Erde ist“, erwähnt (vgl. Phil 2,10), hier jedoch nicht, weil es hier um den Segen geht.