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3. Sotho Tal Ker

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Ein verwirrendes Farbenspiel stand in der Bildprojektion. Blitze zuckten durch das psionische Netz und ließen die sternförmige Kontur des Schiffes erahnen. Es glitt lautlos dahin, doch die Ruhe täuschte über die an Bord herrschende Nervosität hinweg. Die Panisha hatten sich versammelt. Sie lauschten aufmerksam den Worten Sotho Tal Kers. Stalker verbarg seine Erregung, so gut es ging. Ganz konnte er sie nicht zurückhalten, und schon das wenige, das offenbar wurde, steckte die Panisha an.

Das Bild an der Rückwand des Raumes veränderte sich. Die flirrenden Linien aus gleichmäßigem Grün wichen dem kühlen Licht der Sterne des Normalraums. Stalker beendete seine Anweisungen. Er verließ die Versammlung und suchte den Steuerraum der ESTARTU auf. Die drei terranischen Shana warteten dort auf ihn. Bei ihrem Anblick wurde der Ausdruck des Gesandten sofort freundlicher.

»Als erste Shada der Milchstraße habt ihr die Shan-Weihe empfangen«, sagte er. »Nun kehrt ihr an den Ort eurer Ausbildung als erfolgreiche Absolventen des vierten Schrittes zurück!«

»Die Upanishad ist unsere Erfüllung geworden«, entgegnete Nia Selegris. »Wir sind glücklich!«

»Ich weiß.« Stalker tänzelte zu den Kontrollen hinüber und beobachtete kurz den Einflug ins Solsystem. Mit 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit jagte die ESTARTU zwischen den äußeren Planeten dahin und scherte sich den Teufel um die Proteste der Raumstationen, die den interplanetaren Flugverkehr überwachten. Das Holo eines Wachhabenden baute sich auf.

»ESTARTU auf dringendem Flug!«, eröffnete Stalker, und seine Stimme quoll über vor Freundlichkeit. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die nicht anders als Mitleid heischend bezeichnet werden konnte. »Ziel des Fluges ist Tschomolungma!«

»Auch für den Sotho gelten die interplanetaren Sicherheitsbestimmungen des Solsystems«, erinnerte der Beamte. »Ausnahmen sind nur möglich nach Genehmigung durch die zentrale ...«

»Ich danke dir herzlich!«, fiel Stalker dem Terraner ins Wort. »Du bist ein aufrichtiger Freund!«

Eine knappe Geste, die Verbindung erlosch.

Stalkers Mimik veränderte sich wieder. Die Shana versuchten, in seinem Gesicht zu lesen. Je länger sie mit dem Sotho zusammen waren, desto besser gelang es ihnen, seine Stimmungen zu erkennen. Stalker wirkte aktuell leicht bedrückt, doch es wäre unhöflich gewesen, ihn danach zu fragen. Der Kodex lehrte, dass jeder Untergeordnete abzuwarten hatte, bis der Höherrangige von selbst darüber reden wollte.

Eine Stunde später trat die ESTARTU in die irdische Atmosphäre ein. Noch war das Schiff schnell, aber die Panisha bemühten sich, die Turbulenzen gering zu halten. Am Horizont erschienen die ersten Gipfel des Himalajas.

Julian Tifflor deutete auf den hellen Fleck, der sich aus dem Dunst unter den Gipfeln schälte. Sie erkannten das Plateau, das nach dem Abtragen der Bergspitze entstanden war, und die Nachbildung des Schlosses Neuschwanstein darauf. Das Schulgebäude – Tschomolungma war die alte nepalesische Bezeichnung für den Mount Everest – glich dem einst unvollendeten Schloss des letzten Märchenkönigs in jedem einzelnen Mauerstein. Es bestand jedoch aus einem hellblauen, von innen heraus leuchtenden Material mit den Eigenschaften einer Ynkelonium-Terkonit-Legierung.

Die ESTARTU verharrte über dem kleinen Innenhof. Stalker wandte sich an die drei Shana.

»Yag Veda und Ris Bhran freuen sich auf eure Rückkehr«, verkündete er. »Ihr werdet in rascher Folge die nächsten Ausbildungsschritte absolvieren und dann die Dashid-Weihe erhalten. Es wird alles sehr schnell gehen, und ich werde mit euch zufrieden sein.«

»Wir danken dir, Sotho«, sagte Tifflor. »Es ist nur bedauerlich, dass Lelila Lokoshan nicht hier sein kann.«

»Es war ihr eigener Wunsch, in M 33 zu bleiben. Trotzdem bin ich sicher, ihr werdet irgendwo wieder mit ihr zusammentreffen. In ihr steckt der Impuls der ruhelosen Sucherin.«

»Was wirst du tun, Sotho? Dürfen wir dich zu Homer G. Adams begleiten?«

»Ich weiß, was ihr damit sagen wollt. Er vertraut mir nicht mehr. Er glaubt, dass ich ihn hintergangen hätte. Nein, das muss warten. Ich habe zunächst Wichtigeres zu tun, als mich mit meinen Freund Gershwin auszusprechen.«

Er betonte den Namen Gershwin so eigenartig, wie er es nie zuvor getan hatte. Es klang wie Geishwein. Die drei Shana forschten in ihrem Wissen, ob ein Sothalk-Wort so lautete, aber sie fanden keines.

»Du hast ihn nicht hintergangen, Sotho«, stellte Nia Selegris fest. »Das Ränkespiel der Kartanin ist daran schuld.«

Stalkers Haltung drückte Zuneigung aus. Er hob die Hände zum Abschiedsgruß.

»Ich bin stolz auf euch. Ihr seid meine ersten Shana, die die Dashid-Weihe erhalten werden.«

Er sagte nicht, »ESTARTU ist stolz«, auch nicht, »der Sotho ist stolz auf euch«. Er sagte: »Ich bin stolz auf euch!« Und das, erkannten die Shana, war eine besondere Auszeichnung, die die enge Beziehung zwischen ihnen und dem Sotho weiter vertiefte. Es machte sie glücklich.

Sie verließen das Schiff. Ein Antigravfeld trug sie hinab in den Innenhof. Über ihnen verschwand die ESTARTU lautlos im Himmel.

Yag Veda und Ris Bhran empfingen sie, wie man die eigenen Kinder empfängt. Die drei Shana empfanden ein Glücksgefühl, das sie leicht und beschwingt reagieren ließ. Sie waren wieder zu Hause, in Tschomolungma.

»Was bist du eigentlich? Ein Sotho oder ein terranischer Waschlappen?«

Die ESTARTU hatte kaum die Erdatmosphäre verlassen, da kam der Animateur Skorsh aus irgendeinem Winkel der Zentrale hervor.

»Es steht dir nicht zu, mich zu kritisieren!«, sagte Tal Ker schroff und schickte die Panisha hinaus. Was nun kam, war nicht für ihre Ohren bestimmt.

»Und du vergisst, wer ich bin!«, keifte der Animateur. »Ich bin deine Seele, dein Gewissen! Ohne mich bist du ein Nichts, ein hilfloses Ding. Du würdest jämmerlich zugrunde gehen.«

»Du übertreibst.« Stalker widmete sich der Steuerung. Kaum hatte das Schiff die Neptunbahn hinter sich gelassen, aktivierte er den Enerpsi-Antrieb. Die ESTARTU verschwand aus dem Normalraum und glitt an den psionischen Linien entlang. Das Ziel war Fornax.

»Ich weiß, ich bin dir lästig«, fuhr Skorsh fort. »Aber es ist meine Aufgabe, dich zu motivieren, oder? Du hast in letzter Zeit Dinge getan, die eines Sothos unwürdig sind. Du hast dieser hässlichen Kamashitin den Titel einer Shada-Shan verliehen. Das war hoffentlich nicht dein Ernst. Und was hat es zu bedeuten, dass du den Panisha von Tschomolungma zusätzliche Anweisungen gegeben hast?«

»Zusätzliche Anweisungen?« Stalker tat aufrichtig erstaunt.

»Du hast Yag Veda und Ris Bhran angewiesen, rasch eine möglichst große Anzahl von Shana auszubilden. Du zerstörst das Wirkungs-Zeitfeld, das mit der Ausbildung verbunden ist. Du lässt den Shada keine Gelegenheit, sich Schritt für Schritt mit der Upanishad zu identifizieren!«

»Ich werde keinen Schüler überfordern. Was ich anordne, ist sinnvoll!«

Stalker wandte sich demonstrativ ab. Skorsh kletterte an einem seiner Beine empor und hangelte sich am Psi-Pressor bis zur linken Schulter. Dort ließ er sich nieder. Seine Beine baumelten vor Stalkers Brust, der lange Knorpelschwanz klatschte gegen den Rücken des Sothos.

»Es ist ein Schnellsiedekurs, so würden es die Terraner nennen«, fauchte der Animateur. »Das verstößt gegen den Kodex. Aber ich weiß, was in dir vorgeht. Langsam begreifst du, dass ich recht hatte, als ich dir Versagen vorwarf. Dir bleibt keine Zeit mehr, Sotho Tal Ker. Du stehst unter enormem Druck. Du musst Erfolg haben, doch bislang hast du nichts erreicht. Du hast versagt. Und nun flüchtest du nach Fornax, um den drängenden Problemen aus dem Weg zu gehen!«

»Ich habe Wichtiges zu erledigen, das weißt du so gut wie ich. Der Paratau ist die eigentliche Bedrohung für ESTARTU. Er rührt an dem Auftrag, den die Ewigen Krieger haben. Als Sotho bin ich verpflichtet, mich vorrangig darum zu kümmern. Die Hanse-Karawane muss aufgehalten werden, sie darf die Galaxien ESTARTUS nicht erreichen.«

Skorsh lachte unbeherrscht. »Das glaube, wer will«, kreischte er. »Ist das wirklich dein Ziel? Warum willst du plötzlich so viele Shana? Kannst du nicht warten? Du fürchtest, dass man dich bald zur Rechenschaft ziehen könnte, nicht wahr? Ich bin dein Animateur und für dich verantwortlich. Ich warne dich: Du spielst mit deiner Existenz, Tal Ker! Tu ja nichts, was gegen den Kodex verstößt. Oh, du wärest durchaus dazu in der Lage, oder? Du musst deine Aufträge erledigen. Du sollst das kosmische Wunder vorbereiten, das die Milchstraße zu einer wirksamen Abwehrwaffe gegen die Gorims macht. Die Galaktiker müssen Gefolgsleute eines Ewigen Kriegers werden!«

»Das wird unweigerlich geschehen!«, fauchte Stalker, und Skorsh zuckte unter der darin mitschwingenden Aggressivität zusammen. »Ich werde rechtzeitig über genügend Gefolgsleute verfügen, die mir gehorchen!«

Der Animateur schwang sich auf den Boden hinab und wandte sich zu einem der Ausgänge. »Du spielst mit dem Feuer!«, warnte er. »Du darfst dich nicht gegen deine Bestimmung auflehnen. Schon gar nicht gegen die endgültige, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Tu endlich das Nötige! Die Zeit ist bald um. Deine Zeit ist bald um, Sotho!«

Stalker reckte den Oberkörper vor und warf den Kopf in den Nacken. Der spitze Schädel ragte steil in die Luft, ein Zeichen des Triumphs und der Siegesgewissheit.

Die ESTARTU raste dahin und erreichte nach kurzer Zeit Fornax. Erst da erwachte Stalker aus seiner Nachdenklichkeit. Er rief die Panisha und ließ sie die Sonne Augenlicht ansteuern.

Augenlicht war ein Stern mit einem einzigen, mondgroßen Planeten, der den Namen Nachtschatten trug. Auf Nachtschatten residierte der Weise von Fornax. Stalker wollte von diesem uralten Nocturnenstock in Erfahrung bringen, wie das Problem des Parataus gründlich gelöst werden konnte. Er würde es geschickt anfangen und nach der Möglichkeit suchen, das Übel an der Wurzel zu packen. Und er würde sich mit der Hanse-Karawane auseinandersetzen müssen. Sie durfte Estartu nicht erreichen. Außerdem musste das weitere Entstehen von Paratau verhindert werden. Unter Umständen bedeutete dies die Eliminierung aller Nocturnen.

Die Panisha meldeten ein Raumschiff in der Umlaufbahn um Nachtschatten. Es war ein Keilschiff. Die Auswertung zeigte, dass es sich um die REDHORSE handelte.

Stalker reagierte wie elektrisiert: das Flaggschiff von Anson Argyris, dem Kaiser von Olymp. Er dachte an das, was Tailer Goshbon erlebt hatte. Der Springerpatriarch war einem Doppelgänger des Sothos begegnet, der keinen Psi-Pressor trug, aber ein Skorsh-Double bei sich hatte.

»Skorsh, komm zu mir!«, verlangte Stalker. Der Animateur sprang heran.

»Ich wusste es!«, rief Skorsh schrill. »Du brauchst mich und bist auf mich angewiesen. Du wirst meine Ratschläge befolgen! Dir wird endlich klar, dass dein Eigensinn mich sehr besorgt macht. Oder?«

»Ja, so ist es«, erwiderte Stalker zweideutig.

Perry Rhodan 157: Stalker gegen Stalker  (Silberband)

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