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Zum funkelnden Juwel

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Auf ihrem Weg zu dieser Lokalität trafen sie immer wieder auf Spaziergänger, seltsame schwebende Wesen, Sradogoner, Xyrchh und zahllose andere Rassen, die sie noch nie gesehen hatten. Nachdem sie über mehrere Bachläufe, die mit blaublühenden Pflanzenteppichen überwuchert waren und dessen Ränder durch siliziumaffine, an Kristalle erinnernde Lebensformen dieses Kontinents in ein glitzerndes Leuchten gehüllt waren, erreichten sie schließlich das Restaurant ,Zum funkelnden Juwel’.

„Das ist aber ein ziemlich seltsamer Name für ein Restaurant”, entfuhr es Fatima.

„Ich erzähle euch was es damit auf sich hat, sobald wir dort eine gemütliche Ecke gefunden haben”, entgegnete Knud.

„Macht euch keine Sorgen, ich habe uns meinen Lieblingsplatz reserviert”, lachte Rogopol und führte die Gruppe einen schmalen Weg hinab zum See.

Das Restaurant bestand im Wesentlichen aus einer etwa 500 Meter langen Lavahöhle, deren Eingang hinaus auf den See wies. Innerhalb dieses Feinschmeckertempels gab es in unzähligen kleinen Nischen - die in ehemaligen Hohlräumen innerhalb des erkalteten Lavastroms angelegt worden waren. Zwischen sechseckigen Basaltsäulen versteckten sich zudem gemütlich eingerichtete Separees.

Das Restaurant schöpfte aus einem fast schon unermesslichen Fundus an Spezialitäten aus allen Teilen der Föderation. Aus diesem Grunde maß die Küche allein eine Länge von über 200 Metern und eine Breite von etwa 80 Metern. 20 Kochteams waren ständig damit beschäftigt, kulinarische Spezialitäten höchster Perfektion zu kreieren. Auch mehrere hundert irdische Köstlichkeiten konnte man hier bestellen, von französischer Cuisine über indische und thailändische Küche bis zu Gaumenfreuden aus dem arabischen Raum und China. Selbstverständlich standen auch zahllose andere Gerichte aus dem Föderationsraum auf der Menukarte. Aber die Küchenchefs hatten schon genau darauf zu achten, welche Rassen etwas zu essen wünschten, denn manche Gerichte der Xyrchh waren für Menschen schlichtweg tödlich giftig. So war es unabdingbar, dass bei der Zubereitung der Speisen auf äußerste Sauberkeit und Hygiene geachtet wurde. Deshalb war die Küche in verschiedene Bereiche strikt räumlich abgetrennt, sodass keine ungenießbaren Bestandteile aus der einen Cuisine in die andere gelangte.

Eine durchsichtige Plattform, die etwa 20 Meter in den See ragte und von drei Seiten vom Wasser umgeben war, stellte eine der touristischen Highlights in Narodas Gartenreich dar.

Sie nahmen auf etwas unbequemen, drehbar gelagerten altmodischen Holzstühlen Platz, die ihnen eine fesselnde Rundumsicht auf die Umgebung ermöglichten. Dabei fiel ihnen das gleißende Funkeln der in regelmäßigen Abständen in Richtung Ufer laufenden Wellenkämme auf, die durch den Wasserfall erzeugt wurden. Gelbweiß leuchtende Tröpfchenschwaden wirbelten durch die Luft und benetzten als hauchfeiner Schleier ihre Haare.

Während ihnen kulinarische Köstlichkeiten aus der arabischen Welt wie Couscous, Lammfleisch mit Gemüse und verschieden Variationen an zuckersüßem Dattelkuchen serviert wurden, und die beiden menschlichen Ober sich mühten, ihnen die Gerichte zu erklären, blickten sie scheinbar geistesabwesend aber zugleich auch fasziniert auf das langsam goldfarbene, dann orange und schließlich tiefrote Licht. Ganz allmählich verschwand die Sonne hinter dem Gebirgsmassiv hoch über ihnen. Die letzten Lichtstrahlen Caeleons trafen auf die Sammelprismen, die sich an der Spitze einer jeden Säule im Freien befanden. Von da aus wurden sie in die Tiefen Narodas geleitet. Hier ergaben sich daher die wunderschönen, überirdische Lichteffekte - mehr als 3 000 Meter unterhalb der Glaskuppel.

Mouad hatte das Gefühl, in einem scheinbar unendlichen Traum gefangen zu sein, der alle Sinne mit einer Flut von Reizen überflutete.

Obwohl die Gerichte von erlesener Qualität waren, hatten alle nur Augen für die unzähligen Lampen, Lichter und Beleuchtungskörper, die hoch über ihnen entzündet wurden, um Verbindungsbrücken, Geschäfte und Wohnungen zu illuminieren. Die riesenhaften Wohntürme erstrahlten als surreal schöne, von ringförmigen Lichtbändern umgebene Skulpturen. In diesem künstlichen Sternenhimmel breitete sich, scheinbar als neu emporwachsendes Himmelsgewölbe, die gewaltige Scheibe des Gasriesen Caeleon II aus.

Die Nacht, die allmählich hereinbrach, war daher nicht absolut finster. Denn das Licht des Riesenplaneten und der Ringwelt wurde ebenfalls in die Stadt geleitet und ließ alle Bauwerke, die unterirdische Landschaft und die Seeoberfläche in einer geheimnisvoll dunklen, violettroten Dämmerung erstrahlen. Jedoch war dieses nicht gleichmäßig, sondern seltsam unstetig: Mal etwas gelblicher, dann wieder bräunlich rot, an ein dunkles Glosen glühender Kohlen erinnernd.

„Liegt das an der sich ständig verändernden Farbe der chaotischen Atmosphäre des Gasriesen?”, fragte Mouad Knud leise von der Seite.

Dieser nickte und sah ebenfalls gebannt auf das Schauspiel, das sich vor seinen Augen entfaltete, obwohl er es doch bereits schon unzählige Male bewundert hatte.

Schließlich wurden zusätzlich Kerzen auf den Tischen angesteckt, was eine sehr gemütliche, heimelige Atmosphäre schuf. Fackeln, die über dem Eingang zur Lavahöhle entzündet wurden, verbreiteten hingegen ein eher unheimliches Gefühl, da die dunkle Öffnung des Höhleneingangs wie das bedrohliche Maul eines urzeitlichen Riesen erschien.

Knuds irdische Freunde begannen schweigend zu essen. Mit allen ihren Sinnen hatten sie den ganzen Abend das unglaubliche Naturfeuerwerk in sich aufgenommen, so als wollten sie von der Schönheit dieses Ortes keine Sekunde verpassen.

Plötzlich beugte sich eine dunkle, hochgewachsene Gestalt leise über Knud und flüsterte ihm etwas zu. Aber außer Mouad achtete keiner der Terraner darauf. Das blitzende, bläuliche Funkeln eines Edelsteins, den der Fremde auf seiner dunklen Kleidung trug, war das einzige Detail, an das sich Mouad später noch erinnern konnte. Er gefror innerlich, denn er konnte die Sprache, mit der Knud und die schattenhafte Gestalt miteinander kommunizierten, nicht verstehen. Sie erinnerte ihn aber an das merkwürdige Pfeifen, als Knud sich mit Admiral Worssorrgh austauschte.

Mouad fixierte das Gesicht seines Freundes ganz genau, aber außer dem verräterischen Aufleuchten seiner Augen im flackernden Kerzenschein hatte Knud seine Mimik vollständig im Griff. Niemand, außer denjenigen, die ihn wirklich genau kannten merkte, dass irgendetwas nicht stimmte.

Der geheimnisvolle Unbekannte verschwand genau so leise, wie er gekommen war.

Knud begann sich schließlich mit Rogopol flüsternd zu unterhalten - aber auch dabei in einer extrem konsonantenreichen, harten, beinahe schon bösartig klingenden Form, die Mouad nicht verstand. Nach geraumer Zeit probierten die beiden, mit Knuds irdischen Freunden ein Gespräch aufzunehmen. Aber diese aßen weiterhin nur schweigend und nahmen von den beiden Gastgebern fast keinerlei Notiz.

Mouad saß nachdenklich an dem polierten Basalttisch, in dessen tiefschwarzer Oberfläche sich die zahllosen Lichter über ihm und der flackernde Kerzenschein spiegelten.

,Manchmal ist mir mein Freund ein Rätsel’, dachte Mouad, und gleichzeitig überkam ihn ein beunruhigendes Gefühl.

,Wer ist er eigentlich wirklich, welche Funktion hat er genau? Mich wundert, dass er von all den hochgestellten Admirals mit ,Sire’ angeredet wird. Und er hatte immer das letzte Wort auf dieser fremdartigen Konferenz, zu der Ajaz, Mahmoud und ich selbst geladen waren - damals an Bord der Intrepid.’

Mouad überlegte. ,Dieser Edelstein, den der unheimliche Besucher trug...’

Er versuchte sich an all das, was sie an Bord der Intrepid von Astrid, Mary, Youness und Xsochegar gelernt hatten, zu erinnern. Plötzlich tauchte das Bild Krrwrrrhs vor ihm auf, und die Stimme des Universalübersetzers erklang:

,Die Mitglieder des Föderationsrats haben keine besonderen Kennzeichen, tragen keine Orden und keine herausgehobene Kleidung. Auch sonst besitzen sie keine auffälligen Merkmale - mit einer geringfügigen Ausnahme: Sie tragen versteckt einen winzigen tiefblauen Saphir von absolut lupenreiner Qualität an ihrem Körper.’

Mouads weitere Gedankengänge wurden schlagartig unterbrochen.

„Jetzt begreife ich auch, warum dieses edle Restaurant jenen auf den ersten Blick völlig übertriebenen Namen trägt. Die Lichtbrechung des Wassers”..., begann Fatima völlig überraschend,

”...und die unglaublichen Lichteffekte bei Nacht sowie die schwebenden Diamantenwolken aus Wassertröpfchen”, fuhr ihr Mann verträumt fort, „sind der beste Beweis für eine exzellente Wahl dieses Namens. Wer auch immer sich diese Bezeichnung ausgedacht hat, war ein genauer Beobachter. Wer war er?”

„Oarüwüeli Ädoieta, ein Eäölionier, der von seinem Heimatplaneten Eäölion VII vor nunmehr 19 528 Jahren diese Restauration gegründet hat”, antwortete Rogopol wie aus der Pistole geschossen.

„Das kann doch nicht sein, so lange kann es doch diese hochmoderne Stadt noch gar nicht geben”, meinte Yossi erstaunt.

„Ich wäre an deiner Stelle da nicht so sicher”, meinte Can bedächtig. „Da dieser Staat bereits seit Urzeiten existiert, halte ich es sehr wohl für denkbar, dass auch dieser Ort bereits seit sehr langer Zeit bewohnt ist. Wenn hier Materialien verbaut wurden, die nicht altern, nicht rosten, nicht korrodieren und sich auch sonst nicht auf irgendeine Weise abnutzen, kann das alles schon stimmen.”

„Die erste filmische Urkunde über diese Metropole liegt bereits 21 048 Jahre zurück. Komplett fertig gestellt, wie man es heute bewundern kann, wurde Naroda vor 20 876 Jahren”, wusste Rogopol zu berichten.

„Und wir arroganten, bornierten Israelis dachten, dass wir wegen unserer langen Geschichte das Recht hatten, uns Land zu rauben, das uns zu biblischen Zeiten gehörte. Aber das hier stellt ja alles in Frage, an das wir geglaubt haben. Diese Kultur hat niemals etwas zerstört, hat alle Energie in die kulturelle, wissenschaftliche und auch politische Entwicklung gesteckt, mit dem Resultat, dass meiner Meinung nach diese Zivilisation in voller Blüte steht und den Zenit ihrer Macht erreicht hat”, bemerkte Aaron.

Rogopol und Knud nickten zustimmend.

„Den letzten Satz unterschreibe ich so nicht”, meinte der Professor bedächtig. „Wenn dieser Staat keinerlei äußere Bedrohung erfährt und auch innenpolitisch keine Spannungen und Verwerfungen entstehen, kann diese Zivilisation noch in kulturelle Höhen steigen, von denen ich mir beim besten Willen keine Vorstellung machen kann.”

„Völlig richtig, Wahid. Die Gründungsrassen der Föderation haben niemals die Energie dafür verschwendet, sich gegenseitig zu bekämpfen.

Einige Beispiele dieses Aspektes der Nachhaltigkeit mögen die soeben getroffene Aussage verdeutlichen: Die Wasserversorgung in dieser Stadt, gespeist von Gletscherflüssen aus dem benachbarten Gebirge, ist seit nunmehr etwa 21 300 Jahren unverändert und immer noch voll funktionsfähig. Auch die geniale Technologie der Luftzirkulation, die fast vollständig ohne künstliche Ventilation auskommt, ist ebenfalls zu jener Zeit installiert worden. Sie ist auch nicht auf eine zusätzliche Heizung angewiesen, denn tief unter dem Ort, an dem wir uns jetzt befinden, herrscht im Gestein jahrein jahraus eine konstante Temperatur von 292 Kelvin. Riesige Wärmetauscher sorgen dafür, dass auch im Winter die Frischluft, die von außen herangeführt wird, stets auf der gleichen angenehmen Temperatur gehalten wird. Nur alle drei Jahre, wenn es auf Grund eines besonderen meteorologischen Ereignisses auf diesem Planeten ziemlich kalt wird, muss die Außenluft zusätzlich erwärmt werden. Aber dazu erst später mehr.

Eine besondere Herausforderung stellt die Beleuchtung dar. Ein Teil der Energie Caeleons wird elektrolytisch in Wasserstoff umgewandelt, der dann bei Bedarf in elektrischen Strom via Brennstoffzelle umgewandelt werden kann - eine uralte Technologie, die aber immer noch perfekt und zuverlässig und vor allem völlig wartungsfrei funktioniert. Aber wenn aus irgend einem Grund die Situation auftreten sollte, dass eine Energieverknappung herrscht, haben die Altvorderen uns auch noch einen Antimateriereaktor hinterlassen, der mühelos in der Lage ist, diese Stadt über viele Jahre mit Strom und Wärme zu versorgen. Aber in über 20 000 Jahren Stadtgeschichte wurde er nur einige Male genutzt. Und zwar geschah das in den Fällen, als die Stadt erweitert wurde und die Energieversorgung daher jeweils für einige Tage unterbrochen werden musste: Beim Bau des Raumflughafens vor etwa 19 300 Jahren, der Tarmora Universität vor etwa 19 270 Jahren. Letztmalig dann bei der letzten Erweiterung der Stadt, der Universität und des Raumhafens mit gleichzeitiger vollständiger Überprüfung aller technischen Einrichtungen. Das liegt etwa 90 Jahre zurück.”

„Ist dies die älteste Stadt in der Föderation?”, fragte Aaron Knud.

„Gegenfrage: Was verstehst du unter alt? Das Gesamtalter einer Stadt von den ersten Zivilisationsspuren an? Oder die Zeit, die eine Stadt seit dem Beginn der Entwicklung einer Hochtechnologie existiert?”

„Beides würde mich schon interessieren.”

„Morugh Turghar, was in der Sprache der Gründer der Föderation, der Präthener ,Stadt des Himmels’ bedeutet, ist die älteste Stadt auf dieser Welt. Sie ist vor ungefähr 23 200 Jahren von dieser Spezies auf dem Südkontinent gegründet worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte diese Rasse bereits vermutlich mehrere 1 000 Jahre Zivilisationsgeschichte hinter sich. Allerdings ist aus dieser Anfangsepoche wenig überliefert.

Diese Stadt, in der wir uns jetzt befinden, ist zunächst auch von dieser ersten so genannten Gründungsrasse der Föderation erbaut worden. Jahrhunderte später ist Naroda von den Borennon, der zweiten Gründerrasse dieses Staatenbundes, immens erweitert worden. Von ihnen wissen wir beinahe jedes Detail ihrer kulturellen Entwicklung. Sie waren eine Rasse, die andere ,primitive’ Artgenossen auf ihrer Welt durch ihren kulturellen und wissenschaftlichen Vorsprung assimilierte. Die Borennon bauten im Verlaufe von einigen hundert Jahren ein Handelsimperium mit ausschließlich friedlichen Mitteln in der Großen Magellanschen Wolke auf, während die Präthener ähnliches, nur vermutlich schon etwa drei Jahrtausende früher, in der Kleinen Magellanschen Wolke zu Wege brachten. Wir sind jedoch bei der zuletzt erwähnten Rasse nicht sicher, ob diese Entwicklung wirklich so vonstatten ging oder ob die Präthener nicht möglicherweise schon viele 1 000 Jahre früher auf der galaktischen Bühne auftauchten. Jedenfalls waren sie es, die es verstanden, mit Hilfe von Schwarzen Löchern und der Nutzung des dabei entstehenden Wurmlochs die enorme Entfernung zwischen den beiden Galaxien zu überbrücken.

Die Borennon jedenfalls waren nicht besonders überrascht, als plötzlich die Präthener bei ihnen erschienen. Denn sie wussten von den Galaktischen Fliegenden Händlern - die wahrscheinlich ebenfalls eine uralte, umtriebige Rasse sind - dass es in der Nachbargalaxie eine Zivilisation gab, die über ähnliche technologische Fähigkeiten wie sie selbst verfügte. Denn auch die Borennon hatten unabhängig von den Präthenern die Wurmlochtechnologie entwickelt. Nur hatten sie ihren Forscherdrang mehr auf die Milchstraße ausgerichtet als auf die benachbarte Kleine Magellansche Wolke.

Beide Rassen, obwohl sie vermutlich mehrere tausend Jahre lang unterschiedliche Entwicklungswege beschritten hatten, zeichneten sich durch ein sehr geringes Aggressionspotential aus. Sie stellten Forschung, Wissenschaft und Kultur in den Mittelpunkt ihrer Zivilisation. Man war sich daher damals innerhalb von wenigen Wochen einig, dass man künftig zusammen das Universum erforschen wollte. Die Regierungen beider Spezies beschlossen, ein gemeinsames politisches System auf demokratischen Grundlagen zu entwickeln, dessen ununterbrochener Nachfolger die heutige Staatsstruktur ist. Präthener und Borennon hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur einen kleinen Teil der Magellanschen Wolken erforscht. Nur kurze Zeit später wurde auch der Kontakt zu den Rovennon etabliert. Und so sahen beide Parteien die Hauptaufgabe darin, erst einmal ihre eigene Umgebung zu erkunden, was dazu führte, dass sie auf viele technologisch hochstehende Rassen stießen, die sich der neuen Föderation in den nachfolgenden Jahrtausenden anschlossen. Zwei kriegerische Rassen, die Quaron und die Ulumtscha, die zu Beginn der Staatsgründung für gewissen politischen Wirbel sorgten, wurden über einen Zeitraum von etwa 500 Jahren zudem von den Gründungsrassen zu friedlicherem Verhalten bewogen. Resultat war, dass bereits knapp 9 000 Jahre nach der Gründung dieser Stadt die beiden Magellanschen Wolken eine politische Einheit bildeten.

Ab da begann man, über viele Jahrtausende hinweg die Milchstraße langsam und vorsichtig zu erforschen.

Jetzt springe ich mal in der Historie: Über den Zeitraum der letzten 700 Jahre wurden nur einige wenige Rassen am Rande der Milchstraße in die Föderation aufgenommen. Dazu zählte aber schon damals überraschenderweise der relativ weit abgelegene und bis heute in vieler Hinsicht besonders rätselhafte Planet Epsilon Eridani IV - der Ozeanplanet.

Auf eurer Heimatwelt tobte damals der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich. Mitteleuropa erholte sich gerade von den wirtschaftlichen und menschlichen Verlusten, die die Kreuzzüge den Menschen in den Jahrhunderten vorher aufgebürdet hatten. Terra stand damals kurz vor der nächsten Katastrophe: Dem Ausbruch der Pest. China war zu dieser Zeit die absolute wissenschaftliche Supermacht, auf militärischem Gebiet jedoch deutlich weniger innovativ. Die damals dort herrschende Sung-Dynastie schaffte es nämlich trotz technologischer Überlegenheit nur mit Mühe, zunächst dem Mongolensturm zu trotzen und kollabierte schließlich unter den brutalen Angriffen der Steppenvölker.

Und dann wurde schließlich zum Ende des 19. Jahrhunderts nach irdischer Zeitrechnung die Core-Explosion im Zentrum der Milchstraße entdeckt - und für die nachfolgenden Jahrzehnte verschwand Terra aus dem Blickfeld der führenden Politiker der Föderation. Den Rest kennt ihr.”

Es war schon nach Mitternacht - in Naroda war es deutlich ruhiger geworden. Große Teile der Wohntürme waren nur noch spärlich beleuchtet. Auch das Kommen und Gehen über die Verbindungsbrücken hoch über ihnen hatte deutlich nachgelassen. Ein leichtes, helles Plätschern war zu hören. Etwa drei Meter unter ihnen brachen sich die Wellen des Sees.

„Ich möchte wissen...” begann Kanei.

„Hört auf, hört auf...”, schoss es beinahe gleichzeitig aus Knuds und Fatimas Mund. „Werdet ihr jungen Leute denn niemals müde?”

Alle mussten herzhaft lachen

Rogopol ergriff das Wort. „Ganz in der Nähe von hier, etwa zehn Minuten zu Fuß entfernt, befindet sich mein Haus. Hier können alle übernachten, denn ich habe Platz genug. Auch wenn ich eine Maschine bin, so ist für mein Gehirn, ähnlich wie bei Menschen der Schlaf, eine Regenerationsphase unbedingt erforderlich. Und wenn die Naseweise in dieser netten Gruppe auf Grund ihrer Neugierde nicht schlafen können, so mögen sie sich die ganze Nacht im föderalen Transnet nach Herzenslust informieren.”

Der Kurator, Band 3

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