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Benedikt und Ignatius

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Was mich in meiner Zeit als Seelsorger bei Gottesdiensten immer wieder besonders beeindruckt hat, waren beim Austeilen der Kommunion mir entgegengestreckte, offene, von schwerer Arbeit gezeichnete Hände.

„Ora et labora“ (bete und arbeite!): Mit diesen drei Worten bringt es die Ordensregel des Benedikt von Nursia auf den Punkt. Die von Ignatius von Loyola rund tausend Jahre später daraus abgeleitete, geradezu tiefenpsychologisch relevante Formel lautet: Bete, als hinge alles von dir ab, handle, als hinge alles von Gott ab!“ Dieses Leitmotiv des Ignatius wird oft falsch zitiert, ist dadurch dann zwar leichter nachvollziehbar, bleibt aber weit hinter dem Kern der ursprünglichen Aussage zurück und klingt im Vergleich dazu banal: „Bete, als hinge alles von Gott ab, handle, als hinge alles von dir ab!“ Im Grunde lässt sich das auch mit einem anderen geflügelten Wort zum Ausdruck bringen: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ Ignatius aber wollte „mehr“, und dieses „magis“ besteht für ihn nicht darin, mehr zu tun, sondern darin, bei den vielen Angeboten und Möglichkeiten die richtige Entscheidung zu treffen. Denn, so sagt er, man hätte es ja nicht einfach damit zu tun, zwischen „gut“ und „schlecht“ zu unterscheiden, sondern zwischen dem einen Guten und dem anderen. Wie oft würden wir am liebsten beides tun! In solchen Situationen der Unsicherheit entdeckt Ignatius „magis“ als Entscheidungshilfe. In seinem „Exerzitienbüchlein“1, das ich (obwohl dafür von vielen Psychotherapeuten milde belächelt) für ein psychokriminologisches Meisterwerk halte, entwickelt er eine Methode, in Lebensentscheidungsfragen, an wichtigen Wegkreuzungen des eigenen Lebens sich einem dreißigtätigen Nachdenkprozess auszusetzen, um auf dieser Basis die zentralen Fragen des Lebens nicht durch „Vielwissen“, sondern durch das „Verkosten der Dinge von innen her“2 zu beantworten.

Beten und Arbeiten erscheinen so betrachtet als die beiden Grundhaltungen eines Menschen. Durch Kontemplation und Aktion, kraft seiner geistigen und körperlichen Arbeit bleibt er so auf der Suche nach seinen unverwechselbaren Weltmitgestaltungsmöglichkeiten. Bei all seinen persönlichen Begabungen vergisst er aber nicht, dass diese ihm zuallererst geschenkt sind. Darum schreibt Paulus den Korinthern: „So soll keiner sich wichtigmachen für den einen und gegen den anderen. Denn wer gibt dir Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du nicht empfangen?“ (1 Kor 4, 6 – 7 in der Übersetzung von Fridolin Stier)

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