Читать книгу Meister Olaf - August Strindberg - Страница 7
Zweiter Auftritt.
ОглавлениеDie Vorigen ohne Laurentius Petri. Gert. Bürger. Weiber. Kinder. Gert und eine Schar Bürger mit Weibern und Kindern kommen zur Kirchentür rechts. Dort bleiben sie stehen, entblößen die Häupter und machen das Zeichen des Kreuzes.
Gert(in gewöhnlicher Bürgertracht). Es ist heute am Pfingstabend nicht zur Abendmesse geläutet worden – das ist sehr sonderbar!
Ein Bürger. Und die Kirchentür ist geschlossen! Vielleicht ist der Priester krank.
Gert. Oder er ist noch nicht aufgestanden!
Der Bürger. Was sagt Ihr?
Gert. Ich meine, wenn er krank ist.
Der Bürger. Aber in solchem Fall hat er doch Meßgehilfen, so daß einer von ihnen an seiner Stelle uns eine Messe lesen könnte.
Gert. Sie sind wahrscheinlich zu sehr in Anspruch genommen!
Bürger. Wodurch?
Gert. Ja, das kann man nicht gut wissen!
Bürger. Hütet Euch wohl, mein Lieber! Ihr scheint mir ein wenig zu den Lutherischen hinzuneigen! Bischof Hans Brask von Linköping ist hier in der Stadt und der König auch!
Gert. Ist Brask hier in der Stadt?
Bürger. Gewiß. Aber wir müssen doch erst an der Tür selbst versuchen, ob die Kirche wirklich verschlossen ist.
Gert(springt auf die Treppe und schlägt an die Pforte). Gottes Haus am Pfingstabend geschlossen! Die hochehrwürdige Geistlichkeit erteilt heilte bei Gott nicht Audienz, folglich muß die ehrsame Bürgerschaft nach Hause gehen und sich ohne Messe zu Bett legen. Seht her, gute Leute – hier ist eine Tür, die sicherlich nur von Holz ist, aber das macht nichts, denn sie ist mit Kupfer beschlagen – betrachtet nun einmal die Tür! Wenn ich nun sage, Gott wohnt hier drinnen, so ist es sein Haus, und wenn ich weiter sage, daß des Bischofs Diakonus oder Sekretarius oder Kanonikus oder irgendein anderer -us, denn nur die Männer des Geistes endigen auf us, wenn ich aber weiter sage, ein solcher Mann hat den Schlüssel zu dieser Tür an einem Nagel in seinem Schlafzimmer aufgehängt, dann sage ich damit nicht, daß er Gott für uns eingeschlossen und den Schlüssel auf einen Nagel in seinem Schlafzimmer aufgehängt hat, sondern ich sage nur, daß wir nicht hineinkommen können und heute abend Gottesdienst abhalten, wir, die wir die sechs Tage der Woche uns gemüht und geplagt haben, Schuhe und Wämser zu machen, und die wir gebraut und gebacken und geschlachtet haben die ganze Woche für die hochehrwürdige Geistlichkeit, auf daß sie sich herablassen möchte, am siebenten Tage für uns den Gottesdienst abzuhalten. Dies lege ich dem hochlöblichen Kapitel durchaus nicht zur Last, denn auch sie sind ja nur Menschen, und Gott allein ist imstande, sechs Tage zu arbeiten, und selbst er ruhte sich am siebenten.
Bürger. Ihr lästert Gott, Meister!
Gert. Wohl möglich, aber er kann es ja nicht hören, da die Türe verschlossen ist.
Ein Weib. Jesus Maria! Das ist ein Antichrist!
Gert(donnert an die Tür). Hört ihr, wie leer das tönt! – Es steht in der Bibel, der Vorhang zum Allerheiligsten riß einmal entzwei, und das mag wahr sein, aber ob die Hochehrwürdigen ihn später wieder zusammengenäht haben, davon steht nichts in der Bibel, und darum braucht es keine Lüge zu sein.
(Die Leute stürzen auf Gert zu, die Kinder schreien.)
Der Bürger. Wehe dir, du Lutheraner, denn ein solcher bist du. Wir haben uns versündigt, darum hat der Herr sein Haus uns verschlossen. Hörst du nicht, wie selbst die Kinder bei deinem Anblick schreien, du unreiner Geist!
Gert. Ja, weil ihr ihnen auf die Zehen tretet, lieben Freunde!
Das Weib. Rührt ihn nicht an, er ist vom Teufel besessen!
Der Bürger. Nieder mit ihm! Nieder mit ihm!
Gert. Rührt mich nicht an, denn auf diesem Platz stehe ich in Gottes Schutz!
Der Bürger. Gott schützt den abgefallenen Engel nicht!
Gert. Wenn Gott es nicht tut, so tut es die heilige Kirche, und ich stehe hier innerhalb ihrer geweihten Mauern.
Mehrere Bürger. Zieht ihn aus den Kirchenmauern heraus!
Gert. Fürchtet ihr nicht Gott, so fürchtet zum mindesten den Fluch des heiligen Vaters!
Das Weib. Schleppt ihn von der Türe fort; denn sein unreiner Geist ist es, der die Kirche behext hat!
Der Bürger. Ja, ja! Gott öffnet seine Kirche nicht dem Teufel!
(Sie stürzen auf Gert zu.)
Des Bischofs Sekretarius tritt im selben Augenblick herein; vor ihn: geht ein Diakonus, der Stille gebietet.