Читать книгу Meister Olaf - August Strindberg - Страница 9
Vierter Auftritt.
ОглавлениеDie Vorigen ohne Sekretarius und Diakonus.
Gert. Was sagt ihr nun, gute Leute?
Der Bürger. Keine Messe am Pfingstabend! Das ist schändlich!
Gert. Nehmt Euch in acht und sagt nichts Böses von den Priestern; es ist wohl nicht ihre Schuld.
Der Bürger. Wessen denn?
Gert. Der Kirche! Der unsichtbaren, allmächtigen Kirche! Es ist die Kirche, seht Ihr, die die Kirche geschlossen hat!
(Das Volk äußert sein Mißfallen.)
Olaf(ist vorgetreten und läutet die Vesperglocke mit Hilfe eines Strickes, der vom Turm herniederhängt). Ist es euch Ernst mit eurem Gottesdienst, so werde ich euch eine Messe abhalten!
Der Bürger. Dank, Meister Olaf, aber wißt Ihr nicht, welche Folge das haben kann?
Olaf. Laßt uns Gott mehr fürchten als die Menschen.
(Die Anwesenden fallen auf die Knie.)
Olaf. Liebe Freunde, Brüder und Schwestern in Christo Jesu! Da wir nun versammelt sind –
Der Bürger. Meister Olaf ...
Olaf. Was gibt es?
Der Bürger. Wir wollen unsere richtige Messe haben und keine neue Menschenerfindung.
Gert. Lieber Meister Olaf, es muß natürlich auf Latein sein, sonst verstehen wir nicht, was Ihr sagt!
Der Bürger. In der heiligen Sprache muß es sein, sonst kann ja jeder Beliebige die Messe lesen.
Olaf. Ja, du, gerade so soll es werden. Jeder einzelne für sich und mit Gott!
Volk. Ein Lutherischer! Ein Lutherischer! Ein Antichrist!
Der Bürger. So! – Auch Ihr, Meister Olaf, der Ihr noch so jung seid und so voll Eifer, seid von dem deutschen Teufel angesteckt! Ich bin ein alter Mann und kenne die Welt, ich will Euer Wohl; kehret um, da Ihr noch so jung seid – fügt Euch uns und lest die alte Messe.
Olaf. Nein, nun ist's vorbei mit diesem Narrenspiel! – Im Geist und in der Wahrheit sollt ihr beten, und nicht mit Worten, die ihr nicht versteht.
Der Bürger. Glaubt Ihr nicht, mein junger Freund, daß Unser Herr Latein versteht?
Gert. Aber Schwedisch kann er nicht einen Muck!
Der Bürger. Meister Olaf, wollt Ihr das Volk von Euch gehen lassen ohne ein Wort der Erbauung – seht Ihr nicht, wie es sich nach seinem Gott sehnt? Bringt Euren eignen sündigen Willen zum Opfer und laßt das Volk nicht gehen, als wenn es keinen Hirten hätte!
Olaf. Ihr nennt meinen Willen sündig?
Der Bürger. Ihr seid ein harter Mann!
Olaf. Sagt das nicht! Wißt Ihr, was dieses Glockenläuten mich kostet?
Der Bürger. Eure Eitelkeit!
Gert. Und Euren Frieden! Denn es ist die Sturmglocke, die zum Kampfe läutete! Hei, nun beginnt er! Bald werden Stockholms Glocken Antwort geben, und dann wird Hussens, Ziskas, dann wird Tausender Bürger Blut über die Fürsten und Päpstlichen kommen.
Das Weib. Weh' uns, er rast!
Der Bürger. Kennt Ihr den Mann, Meister Olaf?
Olaf. Nein!
Gert. Olaf! Du kennst mich! Verleugne mich nicht! Fürchtest du diese elenden Bedauernswürdigen, die ihr eigenes Bestes nicht wollen – die niemals das Wort Freiheit gehört haben!
Olaf. Wie heißest du?
Gert. Wenn ich es sagte, würdet ihr erbeben! Ja, es ist wahr, erbeben müßt ihr, auf daß ihr aus eurem Schlafe erwachet! Ich heiße der verworfene Engel, der tausend und aber tausendmal umgehen soll, ich heiße der Befreier, der zu früh kam, ich heiße der Satan, weil ich euch mehr liebte, als mein Leben, ich habe Luther geheißen, nun heiße ich Anabaptista!
Volk(fährt zusammen und bekreuzigt sich). Anabaptista!
Gert(wirft die Verkleidung ab und erscheint nun bedeutend älter). Kennst du mich nun, Olaf?
Olaf. Vater Gert!
Der Bürger. Er nennt ihn Vater!
Volk (zieht sich zurück). Anabaptista! Anabaptista!
Das Weib. Seht ihr nicht, das ist der verfluchte –
Der Bürger. Gert Bokprenter! Brasks Buchdrucker!
Zweiter Bürger. Er, der den Luther gedruckt hat.
Das Weib. Weh' uns und unserer Stadt! Weh' über unsere Priester, daß sie Umgang Pflegen mit dem Antichrist.
Der Bürger. Er verleugnet die Taufe!
Das Weib. Er verleugnet Gott!
Alle(gehen ab bis auf Olaf und Gert).