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Bisschen Abendbrot

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Alois Kreithmeier starrte einige Sekunden auf den Abspann, dann sprang er mit einem Satz aus dem Sessel, zog seine Jacke über und folgte den anderen Gästen, die sich Richtung Ausgang drängten.

»Und?«, fragte seine Kollegin, Melanie Schütz.

»Was und?«

»Na hat dir der Film gefallen?«

»Also, wenn ich ehrlich bin, es geht so«, antwortete er. »Es ist halt gerade so ein Trend. Ich bin mehr Realist. Ich fange mit Werwölfen und Vampiren ganz einfach nichts an.«

»Wir hätten ja nicht in den Film gehen müssen. Ich wäre auch mit dir in den Spionagefilm gegangen: Dame, König, As, Spion oder so. Vielleicht hätte dir der besser gefallen.«

»War schon okay. Dieser Pattinson ist ja ein hübscher Mann. Ich kann schon verstehen, warum alle jungen und reiferen Mädchen in den verknallt sind. Bist du das auch, Melanie?«

»Aus meinem Bett würde ich ihn nicht werfen«, sagte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen.

»Das brauchst du auch nicht, das macht er schon selbst, wenn er dich in deinen schönen Hals gebissen hat.«

Kreithmeier fletschte die Zähne und fuhr sich mit der Lippe über seine vorderen Schneidezähne.

»Depp!«, sagte sie nur knapp und marschierte auf den Parkplatz in die Richtung ihres Audis.

»Wartet auf mich, mein holdes Weib, es gedürstet mir nach Eurem Blute«, rief er aus und folgte ihr.

»Arschloch. Sag es halt gleich, dass du solche Filme nicht magst, dann hätte ich mir das Geld auch sparen können. Alter Kunstbanause.«

»Jetzt warte, es tut mir leid. Es war wirklich lieb von dir, mich aus meinem Eremitendasein zu befreien und ins Kino und zu Popcorn einzuladen. Du hast ja Recht, ich bin ein Banause. Ich war sicher seit Hundert Jahren nicht mehr im Kino.«

»Seit Hundert Jahren? Da gab es nur Stummfilme, so alt bist du auch wieder nicht. Also gut, steig endlich ein. Noch ein Bierchen?«

»Okay. Und wo?« Kreithmeier sah sie fragend an.

»Im Nachtcafe. Das letzte Mal hast du mich dort betrunken hinausgeschleppt. Ich denke wir geben dem Café noch einmal eine Chance.«

»Oder dir.« Alois lachte.

»Alter Nörgler«, fauchte sie zurück. »Ja mir. Gib es mir. Und ich verrate auch niemanden im Polizeirevier, dass ich dich zu einer Vampirromanze ins Kino eingeladen habe. Die denken dann alle, ich will dich verführen, oder ich hätte was mit dir.«

»Und ist es denn nicht so?«

»Was ist nicht so?« »Dass du mich verführen willst?«

Sie drehte sich um und sah ihm direkt in die Augen.

Er blieb stehen und sah sie erwartungsfroh lächelnd an.

Melanie bohrte ihm ihren Zeigefinger in die Brust.

»Mein lieber Kreiti. Du bist ganz schön eingebildet. Aber bilde dir nichts ein. Ich suche mir meine Bettgefährten schon noch alleine aus. So nötig habe ich es nicht. Und bevor du einer von denen wirst, wirst du dich vorher noch in einen Vampir verwandeln müssen. So viel, dazu. Und außerdem bin ich ja noch mit Richard zusammen.«

»Ach ja Richard, die kleine intelligente Laborratte. Ich wusste gar nicht, dass das etwas Festes ist.«

»Wohl eher etwas Halbfestes.«

»Und damit gibt sich der arme Spund zufrieden?«, hakte er nach.

»Der kann froh sein, dass er überhaupt etwas bekommt.«

»Lassen wir das Thema«, beschwichtigte er sie. »Mich friert es. Können wir dein Liebesleben bei einem Glas Bier oder Wein durchleuchten?«

»Interessiert es dich denn?«

»Natürlich, ich muss ja wissen, wie meine Chancen stehen.«

»Alois, ich verstehe dich nicht. Zwei Jahre war ich für dich nichts weiteres wie eine praktische Einrichtung: Kaffee holen, Berichte schreiben, den Wagen holen und fahren, und jetzt?«

»Unser letzter gemeinsamer Fall hat mir die Augen geöffnet, was du doch für eine toughe, junge und adrette Frau bist«, säuselte er.

Melanie blickte ihn finster an und befahl: »Halt jetzt den Mund und steig endlich ein!«

Alois Kreithmeier wusste mittlerweile, wie er seine Kollegin aus der Fassung bringen konnte. Jahrelang hatte sie ihn gequält, mit seinem Übergewicht, seinen billigen Schuhen und altmodischen Anzügen. Immer hatte er einstecken müssen. Doch seit ein paar Monaten, seit sie zusammen diesen durchgeknallten Nazi-Waffenhändler überführt hatten, war zwischen ihnen beiden mehr als nur eine solide Polizistenpartnerschaft entstanden. Es war so etwas wie eine Freundschaft: Herzlichkeit, Vertrauen und Sympathie.

Manchmal benahmen sie sich wie ein altes Ehepaar. Und dass sie zusammen abends weg gingen, war nichts Außergewöhnliches. Das mit dem Kino heute war neu. Doch außer kurzen, liebevollen Umarmungen und verstohlenen Küsschen auf die Backe, war zwischen ihnen nie etwas gewesen. Melanie traf sich ab und zu mit ihrem Bettgefährten Richard Kramer, der mitunter für ihren Hormonausgleich zu sorgen hatte. Alois versuchte es mehr oder weniger erfolglos übers Internet.

Er hatte von Melanie einige Trainerstunden im Online-Dating bekommen und sich Dank ihrer Hilfe immer mal wieder mit einer Frau getroffen. Doch außer Kaffeetrinken war bisher nichts passiert. Und das war auch gut so. Denn immer, wenn er sich mit einer Dame aus einer dieser Verkupplungsbörsen des Onlineforums im Freisinger Kaffeeglück traf, konnte er es gar nicht schnell genug erwarten, dass die Jeweilige ihren Kaffee austrank und von der Bildfläche verschwand. Meistens saß er noch eine Weile allein im Kaffeehaus und dachte darüber nach, auf was für einen Schwachsinn er sich da eingelassen hatte. Alle Frauen waren nett und auch attraktiv. Aber bei keiner funkte es richtig. Keine Regung im Herzen oder in der Hose. Er war froh, wenn das Gespräch beendet war und man sich mit einem »Wir telefonieren« oder »Wir mailen« oder »Man sieht sich« aus dem Wege ging.

Diese Versprechen wurden nie eingehalten. Es waren nur Lippenbekenntnisse. Man sah sich nie wieder und rief nie wieder an.

Deswegen fand er es nett, wenn Melanie ihn ab und zu mal auf ein Bier, in ein Konzert oder wie heute ins Kino mitnahm. So konnte er seine Bude wenigstens mal verlassen. Seinen Hund Gizmo konnte er bei diesen Exkursionen leider nicht mitnehmen.

Er öffnete die Tür des Audi A 3 und setzte sich auf den Beifahrersitz. Sie waren in Neufahrn im Kino gewesen, da die Stadt Freising es nicht geschafft hatte, ihre alten durchgesessenen muffigen Kinos gegen einen Kinopalast einzutauschen. Deshalb mussten die 50.000 Freisinger inklusive seiner 6.000 Studenten, wenn sie denn ins Kino wollten, ins vierzehn Kilometer entfernt gelegene Städtchen Neufahrn fahren, mit seinen nur knapp 20.000 potentiellen Kinogängern.

»Und wenn du es ganz genau wissen willst«, sagte Melanie plötzlich, als sie sich neben ihn auf den Fahrersitz fallen ließ, »ich habe immer öfter ausgefallenen Sex.«

Sie drehte sich ihm zu und blickte ihn ernst an.

»Der Sex fällt immer öfter aus.«

Dann lachte sie diabolisch, startete den Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz ohne auf eine Bemerkung von Kreithmeier zu warten. Der schaute nur nachdenklich nach vorne auf die Straße. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und sagte: »Ich sollte es mal wieder einschalten. Ist besser so.«

Kurze Zeit später meldete sich seine Mailbox: Eine Nachricht: »Hallo Alois, hier ist der Dallinger. Bist unterwegs. Gut, dann muss ich halt auf deinen doofen Automaten sprechen. Die Erdinger Kollegen haben bei uns angerufen und nach dir gefragt. Du sollst dich mal melden, egal wie spät es ist. Die Nummer hast du ja. Polizeiwachtmeister Lindner hat dich gesucht. Ich weiß nicht was er will. Es hat auch nicht bis morgen Zeit. Servus Alois. Der Dallinger.«

»Die Erdinger Kollegen wollen etwas von mir«, sagte Kreithmeier beiläufig ohne Melanie direkt anzusprechen.

»Um was geht es denn?«, fragte sie.

»Das weiß ich nicht. Lindner. Kennst du den?«

»Polizeiwachtmeister Lindner? Der ist von der Bereitschaft und hat guten Kontakt zu unserem Chef.«

»Ich soll ihn anrufen. Und zwar heute noch.«

»Dann brennt es. Und dann solltest du das auch tun.«

Alois Kreithmeier wählte die Zentrale der Polizeidienststelle in der Bajuwarenstrasse in Erding.

»Meier!«, meldete sich ein Beamter ohne Begrüßung kurz und knapp.

»Alois Kreithmeier, Kriminalpolizei, ich würde gerne den Herrn Lindner sprechen.«

»Kreithmeier? Der Alois Kreithmeier aus Freising? Alle Achtung Herr Kollege. Haben Sie nicht den Mord am Flughafen aufgeklärt?«

»Ja, das habe ich. Könnte ich jetzt den Lindner sprechen, er soll noch Dienst haben?«

»Und den Wurzinger verhaftet. Ging wie ein Lauffeuer durch die Dienststelle und die Presse. Kompliment, Herr Kollege. Alle Achtung. Kompliment.«

»Den Lindner bitte!«

»Sofort Herr Kollege, sofort, ich verbinde.«

Kreithmeier gingen die Lobeshymnen zu seiner Person insbesondere seit der Aufklärung eines brutalen Mordes und einem Leichenfund auf einer der Startbahnen des Münchner Flughafens auf den Geist. Außerdem hätte er es nie ohne die Hilfe seiner Kollegin Schütz geschafft. Doch irgendwie ging sie in der ganzen Lobhudelei unter.

»Lindner. Polizeiwachtmeister Lindner. Was kann ich für Sie tun?«

»Das weiß ich nicht. Kreithmeier, Alois Kreithmeier, Sie suchen doch mich. Es wird eher so sein, dass ich etwas für Sie tun muss.«

»Herr Kreithmeier. Schön dass Sie mich heute noch zurückrufen. Doktor Wahlmeier aus dem Erdinger Krankenhaus hat Sie gesucht.«

»Und was will er?«

»Das hat er mir nicht gesagt, es muss aber dringend sein, denn sonst hätte er mich nicht beauftragt Sie zu finden. Und ich soll Ihnen ausrichten, Sie könnten ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Ich gebe Ihnen mal seine Privatnummer. Haben Sie etwas zu schreiben?«

»Einen Moment.«

Kreithmeier zog einen Notizblock mit einem Bleistift aus der Tasche. Mit der linken Hand klemmte er sich das Telefon ans Ohr und mit der Rechten notierte er die Telefonnummer des Arztes. Dann bedankte er sich und legte auf.

»Was ist los?«, fragte Melanie neugierig.

»Keine Ahnung. Ein Dr. Wahlmeier sucht mich. Kreiskrankenhaus Erding. Ich rufe ihn mal besser an. Soll wichtig sein.«

»Wahlmeier, Doktor Wahlmeier«, meldete sich am anderen Ende der Leitung eine tiefe brummige Stimme.

»Alois Kreithmeier, Sie suchen nach mir Herr Doktor. Was gibt es denn? Wer ist denn gestorben?«

Kreithmeier stellte den Lautsprecher ein, so dass Melanie mithören konnte.

»Ich habe mich schon gewundert, wer so spät noch bei mir zu Hause anruft. Sind Sie es, Hauptkommissar Kreithmeier, unsere kleine Berühmtheit im Landkreis.«

Der Kommissar war muffig: »Kommen Sie bitte auf den Punkt. Warum sollte ich Sie heute Nacht noch anrufen?«

»Das kann ich Ihnen nicht alles am Telefon erklären. Nur so viel. Das Rote Kreuz hat uns heute Nachmittag einen Toten gebracht. Aus der Therme. Er ist angeblich einem Herzanfall im Saunatrakt erlegen. So der erste Befund. Gegen Abend habe ich mir den Leichnam noch einmal angesehen und etwas Erstaunliches entdeckt. Und das will ich Ihnen zeigen.«

»Und das hat nicht bis morgen Zeit. Wir wollten noch etwas essen und trinken. Wir kommen gerade aus dem Kino.«

»Ich fliege morgen früh auf einen Kongress nach Hamburg. Für zwei Tage. Sie müssen kommen. Es hilft nichts. Wo sind Sie?«

»Auf dem Weg nach Freising.«

»Gut. Treffen wir uns in einer halben Stunde im Kreiskrankenhaus Erding. Fragen Sie nach mir an der Pforte. Und sprechen Sie im Moment mit Niemandem. Ich erwarte Sie. Bis dann.«

Der Arzt hatte aufgelegt.

»Was war denn das?«, fragte Melanie.

»Ich weiß es nicht. Also los. Fahr auf die Autobahn. Energie, Scotty, Energie. Wir fahren nach Erding. Los geht’s!«

»Bist du dir da ganz sicher?«

»Ja. Es klang wirklich ernst.«

»Und unser Bierchen?«, fragte sie etwas enttäuscht.

»Muss warten. Wie hieß der Film doch gleich?«, fragte ihr Kollege.

»Biss zum Abendrot.«

»Na mir würde jetzt einen bisschen Abendbrot reichen. Fahr, wenn wir in Erding sind, kurz beim Macky vorbei.«

»Alois!«

»Ich weiß, ich weiß, aber ich habe Hunger. Weißt du wo in Erding der McDonalds ist?«

»Ja und die Klinik ist nicht weit von unserer Dienststelle entfernt. Auch in der Bajuwarenstrasse.«

»Richtig. Energie Scotty, Energie.«

»Nerv mich nicht mit diesem antiquarischen Startrek Scheiß.«

»Schon gut Misses Spock. Schon gut.«

Das Kreiskrankenhaus Erding ist ein unansehnlicher Komplex von rechteckigen Gebäuden, die während seiner 35 jährigen Bestehungszeit immer wieder renoviert, erweitert oder umgebaut wurden. Seit ein paar Jahren ist das Kreiskrankenhaus Erding offizielles Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München. Die Studierenden haben hier die Möglichkeit in den verschiedenen Abteilungen und Fachbereichen ihr praktisches Jahr zu absolvieren.

Melanie fuhr auf den Besucherparkplatz und parkte den Wagen auf dem fast leeren Gelände. Besucher wurden um diese Zeit nicht mehr hineingelassen. Alois packte den Müll von McDonalds in eine Tüte und stieg aus.

An der Pforte stellten sie sich kurz vor und fragten nach Dr. Wahlmeier.

»Haben Sie einen Papierkorb?«, fragte er die Dame am Empfang.

»Ja, natürlich.«

Kreithmeier reichte ihr mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen die braune Papiertüte mit dem gelben M und sagte höflich »Danke«. Ohne einen Kommentar warf die Dame den Müll in ihren Papierkorb. Ihr aufgesetztes Lächeln hatte sich in einen bitterbösen Blick verwandelt.

»Fahren Sie mit dem Aufzug in den Keller. Der Doktor erwartet Sie. Dort hinten.«

Sie zeigte auf eine Edelstahltür im Korridor.

»Danke!«

Dr. Wahlmeier erwartete vor dem Aufzug die beiden Polizisten. Ohne große Begrüßung bat er sie ihm zu folgen. Der Doktor war ein stattlicher Mann von über 1,90 Größe und in den besten Jahren. Er hatte einen grünen OP-Anzug an, eine weiße Haube auf dem Kopf und an den Händen Hygienehandschuhe. Sein Gesicht war markant, die wenigen Haare, die unter der Haube hervor schienen, waren leicht ergraut. Sein Schritt kräftig, fast militärisch. Dr. Wahlmeier sah für Alois Kreithmeier nicht wie ein Arzt aus. Hätte er ihn ohne seinen Beruf zu wissen, auf der Straße angetroffen, hätte er bei ihm auf Bauunternehmer oder Bundeswehroffizier getippt. Vielleicht hatte er ja gedient, als Stabsarzt beim Heer.

»Kommen Sie, folgen Sie mir«, rief er immer wieder mal kurz nach hinten, während er mit eiligem Schritt durch die Katakomben des Erdinger Krankenhauses stolzierte. Melanie und Alois mussten sich anstrengen mit dem großgewachsenen Mann Schritt zu halten. In einem weiß gekachelten Raum mit Edelstahlschränken an beiden Längsseiten blieb er stehen und sagte:

»Hier drinnen liegt der Tote aus der Therme. Ich geh davon aus, dass Sie schon einige Leichen gesehen haben, brauche also mit keinen Überreaktionen Ihrerseits zu rechnen. Und ziehen Sie die bitte an.«

Ohne auf eine Antwort zu warten, warf er jedem ein Paar AIDS Handschuhe zu, öffnete eine Stahltür des Kühlregals, zog eine Edelstahlbahre auf Rädern aus einem der Fächer und stellte sie mitten in den Raum. Auf der Bahre lag ein Toter, der mit einem weißen Tuch abgedeckt war.

»Fahren wir den Toten in den Sektionsbereich. Da haben wir mehr Platz.«

Dr. Wahlmeier öffnete eine Tür und schob die Leiche auf dem Gestell in einen anliegenden Raum.

Der Raum sah aus wie eine Metzgerei, dachte Kreithmeier. Alles war in Edelstahl gehalten. Mitten im Raum standen drei schwere Tische mit Waschbecken, einer Ablaufrinne und einem Wasseranschluss. Halogenlampen und Strahler gaben dem Raum etwas Futuristisches, wie aus einem Science Fiction Film. Alles glänzte, alles war klinisch sauber. Es war schwierig für ihn, sich vorzustellen, wie hier unten an Leichen herum geschnippelt wurde.

Der Doktor hatte den Wagen neben einen der Seziertische gestellt und schob die Wanne mit dem Toten auf das Gestell. Obwohl Kreithmeier schon ein paar Mal in der Pathologie, in Freising oder auch in München gewesen war, war dies ein Platz, an dem er sich unbehaglich fühlte.

Er hoffte insgeheim, dass er nie eines unnatürlichen Todes sterben müsste, denn dann würde auch er hier aufgebahrt und ausgeweidet wie ein Truthahn zum Erntedankfest. Es schüttelte ihn. Melanie nahm das alles nicht mit. Sie starrte das weiße Tuch an, wie ein Zuschauer der darauf wartete, dass der Magier ein weißes Kaninchen darunter hervor zauberte. Ihr Blick verriet Neugier, Interesse und eine hohe Erwartungshaltung.

Kreithmeier konzentrierte sich wieder auf den Arzt, nachdem er die Sektionsabteilung der Erdinger Pathologie eingehend mit seinen Augen abgetastet hatte. Das war ganz einfach nicht seine Welt, aber er schätzte die Arbeit der Gerichtsmediziner. Ohne sie war es manchmal nicht möglich einen Fall zu lösen. Vor allem mit ihrer akribischen Arbeit bei DNA Spuren an den Toten, insbesondere bei Kapitalverbrechen, Vergewaltigungen und Misshandlungen. Selbst mit den kleinsten DNA Spuren unter Fingernägeln oder Hautabschürfungen konnten sie oftmals den vermeintlichen Täter identifizieren.

Bis jetzt hatte der Arzt nicht viel gesprochen. Kreithmeier war gespannt, warum er sie so spät abends noch sehen wollte und es nicht bis zum nächsten Morgen gereicht hätte. Außerdem musste er auf sein verdientes Feierabendbier zunächst verzichten und sein Abendessen bestand bisher nur aus einer Tüte Popcorn und einem Big Mac. Das war nur ein bisschen Abendbrot im Gegensatz zu sonst.

Der Arzt zog jetzt vor ihren Augen die weiße Stoffabdeckung langsam vom Gesicht des Toten.

»Das ist der Mann, der heute in der Therme, um genauer zu sagen, im Salzstollen nach einem Aufguss tot aufgefunden wurde. Die Thermenleitung hatte sofort einen Notarzt bestellt, aber der konnte auch nur noch den Tod des Mannes feststellen. Auf den ersten Blick ein ganz normaler Herzinfarkt. Tatsächlich stellt ein Saunagang einen ausgeprägten Herz-Kreislaufreiz dar. Das Herz pumpt in ruhigem Zustand mit 60 - 70 Schlägen etwa 6 Liter Blut pro Minute in den Kreislauf. Bei einem Saunagang mit dem empfohlenen üblichen Badeablauf und einer Saunatemperatur von 80 - 90 Grad Celsius steigt das Herzminutenvolumen auf 10 - 12 Liter Blut je Minute bei einem Puls von 120 - 130 Schlägen an. Während des Aufgusses erhöht sich diese Anzahl zusätzlich nochmals um 15 - 20 Schläge. Dies entspricht jedoch nur etwa der Hälfte der maximalen Kreislaufbelastung und auch ein untrainiertes Herz schafft 180 - 200 Schläge pro Minute und kann bis zu 20 Liter Blut und mehr pumpen. Also für einen gesunden Menschen, wie er hier vor uns auf dem Tisch liegt, überhaupt kein Problem.«

»Woher wissen Sie, dass er gesund ist?«

»Wir haben ihn obduziert.«

»So schnell.«

»Ja! Staatsanwältin Lehner hatte ihn heute Nachmittag frei gegeben, weil meine ersten oberflächlichen Untersuchungen ergeben hatten, dass der Mann kerngesund war und ein Herzinfarkt, selbst in der heißen Atmosphäre einer Sauna, äußerst selten vorkommen kann. Bei einem Saunabesuch steigt der Blutdruck im Gegensatz zu einer sportlichen Leistung kaum an. Die Ursache hierfür liegt darin, dass die Blutgefäße in der Haut zur Wärmeabwehr weitgestellt werden. Ein Puls von 120 in der Sauna hat, aufgrund des verringerten Widerstandes, gegen den das Herz arbeiten muss, eine geringere Kreislaufbelastung zur Folge als der gleiche Puls bei einer sportlichen Betätigung. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass deshalb auch Personen mit erhöhtem Blutdruck eine Sauna besuchen können.«

»Und in diesem Fall hier?«

»Ich habe schließlich feststellen können, dass der Mann zwar keine körperliche Arbeit verrichten musste, er war eher ein Büromensch, aber er war außerordentlich fit und sein Herz kerngesund. Sein Name ist übrigens Markus Backhaus.«

»Woher wissen Sie das schon?«, fragte Melanie und sah sich das Gesicht des Toten eindringlich an. »Das war ein hübscher Mann.«

»Das stimmt, Frau Schütz, so weit ich das beurteilen kann: Gepflegte Zähne, feine Hände, einen guten Friseur und einen Körper, auf den er geachtet hat. Die Saunaleitung hat eine verwaiste Liege entdeckt, auf der die üblichen Badesachen lagen, eine Tageszeitung, eine Lesebrille und ein Schlüsselband für seinen Spind im Umkleidebereich. Die örtliche Polizei hat alles eingesammelt und auch den Spind geleert. Darin haben sie dann Haus- und Wagenschlüssel und eine Geldbörse mit seinem Personalausweis gefunden.«

»Wo sind die Sachen jetzt?«, fragte Melanie.

»Sie sind in einer Schachtel in meinem Labor. Ich werde Sie ihnen später aushändigen. Polizeiwachtmeister Lindner hat mich gebeten Ihnen alles zu zeigen. Sie wären auch die richtigen Ansprechpartner bei einem vermeintlichen Gewaltverbrechen, meinte er.«

Melanie und Alois wurden stutzig, als der Arzt die Worte fallen lies.

»Sie gehen von einem Mord aus?«, fragte Kreithmeier leicht konsterniert.

»Auf jeden Fall ist der gute Mann nicht eines natürlichen Todes gestorben. Oder einfacher ausgedrückt, die Sauna oder der Aufguss waren nicht für seinen Tod direkt verantwortlich.«

»Wer oder was dann?«

»Nun das ist, glaube ich, Ihre Aufgabe, das herauszufinden. Ich kann Ihnen nur erklären was ich herausgefunden habe.«

»Jetzt spannen Sie uns nicht auf die Folter, Herr Doktor. Wir sitzen doch nicht in einer Ihrer Vorlesungen.«

Der Arzt blickte ernst auf die beiden Kommissare. Er wollte etwas kontern, hielt sich aber zurück. Er zog das weiße Leintuch komplett von dem Toten. Die beiden Beamten konnten nun auf der Brust den Y-Schnitt erkennen, der von beiden Schlüsselbeinen schräg zum Brustbein und von dort gerade bis zum Schambein geschnitten und mittlerweile wieder zugenäht worden war. Kreithmeier schauderte es, als er den leblosen Körper vor sich liegen sah und er sofort daran denken musste, wie der Arzt in den Eingeweiden dieses Mannes herum gewühlt haben musste. Was für ein Ende für diesen doch allem Anschein so gesunden Mann?

»Und wie kommen Sie nun auf Ihre Theorie eines gewaltsamen Todes?«, bohrte Melanie nach.

»Der Mann hatte sich kurz vor seinem Ableben mit Salz eingerieben. Das ist bei einem Salzaufguss so üblich. Salzkristalle vermischt mit ätherischen Ölen werden leicht auf die Haut einmassiert. Die Wärme in der Sauna öffnet die Hautporen und so können die Kräuter in die Haut eindringen. Die Salzkristalle haben dabei einen weiteren Effekt, sie wirken wie ein Peeling. Alte Hautschuppen werden dabei entfernt. Außerdem wirkt das Salz zusätzlich schweißtreibend und desinfiziert sehr gut, doch beim Einreiben des Körpers werden der Kopf und der Genitalbereich ausgelassen. Auch etwaige Wunden sollten nicht mit Salz eingerieben werden. Es würde ziemlich brennen.«

»Bitte halten Sie uns keinen Vortrag über die Vorteile eines Salzaufgusses«, unterbrach ihn Kreithmeier. »Wieso glauben Sie hier an Mord? Das ist es doch, oder? Hat der Leichnam irgendwelche Wunden, Einstiche oder Verletzungen?«

»Nichts von alledem. Der Körper ist tadellos. Nur etwas habe ich feststellen können, dass der Mann mit zwei verschiedenen Salzen eingerieben worden ist. Und das fand ich äußerst ungewöhnlich. Normalerweise verwenden die Saunameister nur ein Salz, meistens ein jodhaltiges Meersalz. Der Tote hatte nun auf Brust, Armen und Beinen, ein Meersalz mit Eukalyptusöl und auf dem Rücken Himalaya Salz mit Lavendelöl.«

»Das verstehe ich nicht. Wie kann das sein?« Kreithmeier schüttelte den Kopf.

»Laut Auskunft der Therme, verwenden Sie fast immer Meersalz mit einem Eukalyptus-Menthol Öl, niemals Steinsalz. Das hätte auch etwas mit den Kosten zu tun. Steinsalz wäre teurer.«

»Wenn ich Sie richtig verstehe, hat sich der Tote mit zwei verschiedenen Salztypen eingerieben«, wollte Melanie wissen.

»Ja!«

»Und das kann laut Saunaleitung nicht vorkommen.« Melanie war ganz Ohr.

»Ja!«

»Und wie haben Sie das feststellen können?«, fragte Kreithmeier dazwischen.

»Das Salz war teilweise noch auf seiner Haut. Es hätte im Dampf weiter einmassiert werden müssen, damit es von der Haut fast vollständig absorbiert wird. Und das ist nicht geschehen. Der Mann war schon vorher tot.«

Melanie fragte den Mediziner: »Wann ist er denn Ihrer Meinung nach gestorben?«

»Ich habe meinen Obduktionsbericht noch nicht fertig, aber es muss gegen 12 Uhr gewesen sein. Um 10.30 Uhr hat er das Saunaparadies betreten. Um 12.30 hat ein Saunagast festgestellt, dass er nicht mehr atmet. Um 13.00 hat der Notarzt den Tod des Mannes bescheinigt.«

»Und warum hat man nicht sofort die Polizei gerufen?«, fragte der Kommissar.

»Es sah wie ein ganz normaler natürlicher Tod aus, ein Herzversagen in einer Sauna. Wer denkt da schon an einen potentiellen Mord?«, antwortete der Arzt.

»Das heißt«, schlussfolgerte Kreithmeier, »wir brauchen keine Spurensicherung, und uns den Tatort gar nicht näher anschauen, weil dort alles schon sauber ist. Die Therme ist sicher schon geschlossen und die Putzkolonnen vernichten die letzten Spuren.«

Melanie blickte auf den toten Körper.

»Gut, ich verstehe, Sie haben festgestellt, dass der Tote sich zu Lebzeiten mit zwei verschiedenen Salzen eingerieben hat, doch das führte sicher nicht zu seinem Tod. Es steckt doch mehr dahinter, Dr. Wahlmeier, oder?«

»Ja, das stimmt. Und Sie haben Recht, das Salz allein, das hat ihn nicht weggerichtet, sondern ein gefährlicher Zusatz darin.«

»Und was?« Melanie war neugierig.

»Es ist sehr schwer festzustellen, aber es ist eine Art von Curare, ein pflanzliches Gift, das über den Blutkreislauf zu einem Atemstillstand führt. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Herzstillstand, bei näherem Hinsehen, eine Lähmung der Atemmuskulatur.«

»Und wie hat der Tote es in seinen Körper bekommen?«

»Wahrscheinlich mit dem Salz.«

»Und ins Blut?«

»Wir haben immer irgendwelche kleinen Wunden. Schauen Sie sich bitte seinen Rücken an. Wenn Sie mir kurz helfen wollen.«

Melanie trat einen Schritt zurück. Das war auch für sie zu viel. Einen Leichnam betrachten, ihn untersuchen, aber anfassen, das stand nicht in ihrer Stellenbeschreibung.

»Alois, kannst du bitte dem Herrn Doktor helfen, für mich ist der viel zu schwer«, zog sie sich elegant aus der Affäre.

Alois knurrte böse, aber letztendlich half er, den Toten auf den Bauch zu rollen.

»Hier sehen Sie! Der Rücken ist trotz der beginnenden Leichenstarre noch rot und hat kleine Irritationen. Die können vom Peeling stammen, aber auch von Fingernägeln oder etwas ähnlich Spitzem.«

»Mir will etwas nicht in den Kopf hinein.« Melanie sah den Arzt forschend an. »Ihre Theorie, und ich nenne sie erst mal nur eine wage Spekulation, geht davon aus, dass der Giftstoff über die Haut, kleine Wunden und Irritationen, so haben Sie es doch genannt, in den Körper gelangt ist. Richtig?«

»Ja!«

»Ein pflanzliches Gift mit sehr schneller Wirkung«, fügte sie hinzu.

»Ja!«

»Er wird es sich ja nicht selbst auf den Rücken gepackt haben.«

»Nein, davon gehe ich aus.«

»Dann hat es jemand anders getan?« Melanie sah den Arzt fragend an.

»Ja!«

Melanie rief erstaunt auf: »Dann muss der Mörder das Opfer gekannt haben.«

»Nein! Nicht unbedingt.«

»Wieso nicht?« Melanie blickte erstaunt auf.

»Weil bei dieser Art von Aufguss, sich immer wieder auch mal fremde Saunagäste gegenseitig einreiben.«

Kreithmeier mischte sich wieder ein: »Sie kennen sich da wohl aus?«

Doktor Wahlmeier nickte: »Ja, ich bin ab und zu in der Therme, ich weiß, wie es da zugeht.«

»Na schön«, meldete sich Kreithmeier weiter zu Wort, »erstens, wie soll das funktionieren, wenn Ihr Unbekannter diese giftige Mixtur aus Salz und Curare auf Herrn Backhaus Körper schmiert, kann er sich denn da nicht selbst vergiften? Und zweitens wie kommt er an das Ganze heran?«

Der Arzt runzelte die Stirn und dachte nach. Er schaute an den beiden Polizeibeamten vorbei, starrte an die kahle Wand und antwortete ihnen: »Nun, wie kann er sich selbst schützen? Mit einem Hygienehandschuh? Würde in der Sauna auffallen. Mit einer die Haut schützenden Creme? Das würde gehen. Neutrogena zum Beispiel, eine Creme, die die Haut vor Umwelteinflüssen schützen soll. Oder er hat sich zuvor ein Gegengift gegen Curare gespritzt.«

»Und wie kommt man an so etwas heran?«, hakte Melanie neugierig nach. »So weit ich weiß, kommt das aus dem Amazonasgebiet, aus Südamerika. Wie soll jemand in Erding an so etwas herankommen. Es wird ja nicht bei Ebay versteigert.«

»Das weiß ich nicht. Aber so viel weiß ich, gibt es Curare auf dem deutschen Markt. Es wird als biologisches Heilmittel verkauft, natürlich nur in einer sehr abgespeckten Version. In der Homöopathie werden im Allgemeinen solche Gifte verwendet. Sie werden mit Wasser verdünnt und sollen angeblich helfen.«

»Dann könnte jemand in Deutschland, der zum Beispiel in so einem Unternehmen arbeitet, das homöopathische Mittel herstellt, ohne Weiteres an unverdünntes Curare herankommen.«

»Frau Schütz, da bin ich überfragt, das weiß ich nicht. Ich kann nur noch mal betonen, Curare ist in Deutschland erhältlich, selbstverständlich in einer ungefährlichen, verdünnten Lösung.«

Melanie wollte noch etwas sagen, doch Kreithmeier packte sanft ihren Arm.

»Herr Dr. Wahlmeier, ich würde gerne noch einmal das zusammenfassen, was Sie uns Erstaunliches an den Kopf geworfen haben. Markus Backhaus ist in der Saunalandschaft ermordet worden, denn von einem Selbstmord gehen Sie ja zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus.«

»Ja!«

»Der mutmaßliche Täter muss ihn berührt, aber nicht unbedingt zwingend gekannt haben?«

»Täterin, es könnte auch eine Täterin gewesen sein. Grundsätzlich ja.«

»Gut auch eine Täterin. Weiter. Nach der Kontaktaufnahme des Giftes durch seine Haut ist der Mann gestorben, maximal 15 bis 20 Minuten später.« Kreithmeier sah den Arzt fragend an.

»Ja! Kann sogar früher sein. Durch den erhöhten Puls in der Sauna gelangt das Gift schneller in den Körper.«

»Dann war es ein vorsätzlicher Mord. Kein Versehen.«

»Ja! Ein geplanter Mord«, bestätigte ihm der Arzt.

»Und wie bekommt der Täter das Salz in die Therme?«

»In einem Plastikbeutel, in einer Schachtel, das sollte kein Problem sein.«

»Und wann hat er es eingesetzt?«, fragte Kreithmeier.

»Nach der Salzausgabe des Bademeisters.«

»Und wer macht so etwas?«, mischte sich Melanie wieder ein.

»Das müssten bitte Sie herausfinden.«

»Konnte der Täter oder die TÄTERIN«, Kommissar Kreithmeier betonte ausdrücklich noch einmal das Wort Täterin, »denn davon ausgehen, dass der Tod des Markus Backhaus als natürlicher Tod durchgehen würde?«

»Ja! Auf jeden Fall.«

»Warum haben Sie es dann entdeckt?«, wollte er wissen.

»Vielleicht durch einen blöden Zufall. Sehen Sie, ich lebe in Erding und bin ein begeisterter Saunagänger. Ich weiß, dass ein Saunagang niemals für einen Herzinfarkt sorgen kann. Jeder normale Arzt würde das eventuell testieren: Herztod durch erhöhte Pulsfrequenz und außergewöhnliche Belastung. Der Mann war gesund. Warum sollte ihm etwas Wärme schaden? Zumal im Salzstollen eine Temperatur von nur maximal 65 Grad Celsius ist.«

»Okay, das macht Sinn. Wo sollen wir nun ansetzen?«

»Ich kann nicht Ihre Arbeit machen, aber mich würde an Ihrer Stellen interessieren, zu wem hatte der Verblichene während der Salzzeremonie Kontakt. Wer hat ihm den Rücken eingerieben? War er allein? Und wer hat etwas gesehen?«

»Da bleibt uns nur der Bade- oder Saunameister«, sagte Melanie. »Die Gäste kommen aus ganz Süddeutschland. Die werden nicht registriert. Die sind längst alle zu Hause. Das wird schwierig.«

Der Arzt bat den Kommissar den Leichnam schließlich wieder umzudrehen. Dann schoben sie die Wanne zurück auf den Wagen und rollten ihn zurück ins Kühlfach. Als der Arzt die schwere Türe schloss, fragte Melanie: »Wer weiß außer uns Dreien von Ihrer Theorie?«

»Niemand!«

»Staatsanwältin Lehner?«

»Noch nicht.«

»Und die Presse?«

»Herztod im Saunaparadies. Ich denke, die werden das ein paar Tage lang ausschlachten. Aber eher unter dem Umstand, ist Sauna gesund, und wie sieht es mit der Ersten Hilfe in der Therme aus. Sie werden sicher versuchen, der Thermenleitung menschliches Versagen oder Ähnliches an den Kopf zu schmeißen. Aber von Mord wissen sie nichts und werden auch von mir nichts erfahren. Es sei denn....«

»Keine Angst, Herr Doktor, auch wir können schweigen«, fügte Kreithmeier hinzu. »Wo sind die Sachen des Opfers?«

»Kommen Sie! Ich gebe sie Ihnen.«

Tödlicher Aufguss

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