Читать книгу Wie zerplatzte Seifenblasen ... - Aylin Duran - Страница 10
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Cagney
Mai
„Ich hätte gerne eine Pizza Peperoni.“ Durch das Fenster des Straßenverkaufsstandes starrte mich ein pubertierendes Mädchen an, dessen Gesicht ausschließlich aus Pickeln in verschiedenen Reifestadien zu bestehen schien. Ich starrte zurück und war beeindruckt von einem besonders großen, gelben Pickel, der sich direkt auf ihrer Nase befand. Es dauerte eine Weile, bis sie mir einen zerknitterten Fünfer entgegenstreckte und wiederholte: „Pizza Peperoni.“
Ich nahm den Geldschein entgegen und wollte ihn schon in das passende Fach der Kasse einsortieren, als mir auffiel, dass wir keine Pizza Peperoni verkauften. „Eh.“ Ich wollte ihr den Schein zurückgeben. „Peperoni gibt’s nicht.“
Allerdings machte das Mädchen keine Anstalten, das blöde Geld zurückzunehmen, ganz im Gegenteil: Trotzig hob sie ihr verpickeltes Kinn. „Warum nicht?“
„Keine Ahnung, vielleicht, weil Peperoni eklig ist?“, antwortete ich genervt. Eigentlich wollte ich sie nicht mehr anschauen, aber ihre Pickel hypnotisierten mich irgendwie.
Mit dem Zeigefinger tippte sie an die Außenfassade. „Da steht aber, dass Pizza Peperoni neu im Sortiment ist.“
Da fiel es mir wieder ein. Sie hatte recht – und das, obwohl sie eklig und hässlich war. Was sollte ich dazu sagen? Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, schätzte ich. „Sorry, du hast recht.“
„Ich weiß, dass ich recht habe. Und weißt du was? Deinen Service fand ich ziemlich scheiße.“
„Wenn dir hier der Service nicht passt, warum bewegst du deinen Arsch dann nicht in ein schickes Restaurant und lässt dir dein Pickelgesicht da bedienen?“, giftete ich sie an.
Nach meiner letzten Aussage klappte ihr empört der Mund auf, es dauerte einen Moment, bis sie wieder fähig war, ihn zu schließen. Das freute mich. Ich mochte keine verwöhnten, reichen Mädchen, die grundsätzlich alles in den Arsch geschoben bekamen, ohne zu arbeiten.
„Weißt du nicht, wer ich bin?“ Sie machte einen weiteren Schritt auf mich zu und mittlerweile sah sie so wütend aus, dass ich froh war, dass ich für den Straßenverkauf arbeitete und mir niemand zu nah auf die Pelle rücken konnte, weil es ein Fenster zwischen mir und den Kunden gab.
„Klar weiß ich, wer du bist. Grace Kelly. Hab’ dich sofort erkannt.“
Sie stützte von außen die Ellenbogen auf die Verkaufsfläche und senkte ihre Stimme zu einem bedrohlichen Flüstern. Neben dem Geruch nach erkaltetem Fett roch ich nun den angenehmeren Geruch ihres Parfüms. „Weißt du überhaupt, für wen du arbeitest?“ Je näher sie mir kam, desto flächendeckender sahen die Pickel in ihrem Gesicht aus.
„Jetzt komm ich nicht mehr ganz mit, Quasimodo.“
„Mein Onkel schmeißt den Laden und bezahlt Vollidioten wie dich. Aber ich glaube nicht, dass du noch Geld von ihm kassieren kannst, wenn er erfährt, wie du deine Kunden behandelst.“ Mit diesen Worten und einem letzten empörten Schnauben kehrte sie mir den Rücken und rauschte davon.
Vor lauter Aufregung vergaß das Pickelgesicht sogar, dass sie die Pizza Peperoni schon bezahlt hatte.