Читать книгу Die Kristallelemente (Band 2): Die türkise Seele der Wüste - B. E. Pfeiffer - Страница 12

Kapitel 4

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Es war noch stockdunkel, als mich ein Klopfen hochfahren ließ. Hastig wollte ich nach dem kleinen Messer tasten, das ich unter meinem Lager aus Stroh verborgen hatte. Bis mir klar wurde, dass ich auf einer weichen Matratze lag und nicht auf dem Boden der schäbigen Hütte im Wald, die so lange etwas wie ein Heim für mich gewesen war.

Maron schnarchte lautstark neben mir und wachte auch nicht auf, als es erneut klopfte. Ich stand auf, schlich zur Tür und legte mein Ohr an das Holz.

»Oriana, hier ist Viola. Die Madame möchte dich jetzt in der Küche sehen. Zieh deine Arbeitskleidung an und komm hinunter. Die Ratte kannst du hierlassen.«

Ich wollte etwas erwidern, aber ich nahm an, dass Viola bereits fort war. Hastig legte ich mein zerrissenes Nachthemd ab und schlüpfte in die Hose und den Choli, die ich für die Arbeit bekommen hatte. Ich band mir meine Haare zu einem Knoten zusammen und huschte hinaus. Einen Moment überlegte ich, die Tür abzuschließen, aber dann wäre Maron nicht herausgekommen, also ließ ich sie offen. Immerhin gab es nur den Zugang durch den Garten und den wiederum konnte man nur durch die Werkstatt erreichen. Maron war also sicher.

Die Dämmerung legte sich gerade über den Horizont, während ich die Stufen in den Garten hinunterhastete und tief einatmete. Der Morgen roch ganz anders als in dem Wäldchen in der Nähe von Singul, das besonders nach dem Regen würzig nach Tannennadeln duftete. In Mathis mischten sich die unterschiedlichsten Gewürze mit dem Duft der Blüten aus dem Garten. Und noch etwas anderes lag in der Luft. Etwas Süßes, Köstliches, das mir das Wasser in den Mund trieb.

Ich zögerte kurz vor der Tür in die Küche, dann öffnete ich sie und atmete den buttrigen Geruch ein.

»Oriana, guten Morgen«, begrüßte mich die Madame und klopfte sich das Mehl von den Händen. »Komm doch her. Ich zeige dir jetzt, wie man Blätterteig macht.«

»Blätterteig?«, fragte ich und betrachtete die Zutaten, die auf dem Tisch bereitstanden. Mehl, Eier und Butter erkannte ich. Alles andere wirkte seltsam fremd.

»Ja, es ist ein köstlicher Teig, den wir für unsere Gebäckstücke verwenden. Wir machen ihn nur morgens, wenn wir Frühstück anbieten. Das tun wir zweimal die Woche. Die restlichen Tage stellen wir Schokolade her oder verarbeiten diese.«

Sie winkte mich zu sich und ich stellte mich an die Arbeitsfläche. Dann erklärte sie mir die Zutaten. Neben Mehl und Butter gab es Zucker, Wasser und noch ein verquirltes Ei, das wir erst zum Schluss brauchten.

Zu Beginn vermengten wir Mehl mit Zucker und mischten Wasser unter, um einen Teig zu kneten.

»Der muss jetzt einige Zeit in die Kühlung«, erklärte die Madame und zeigte mir einen Raum, der sich eiskalt anfühlte und in dem Berge von Pralinen und Schokolade aufbewahrt wurden. »Inzwischen können wir uns um die Butter kümmern«, meinte sie, reichte mir Papier und ein rundes Holz. Dann sah sie mich auffordernd an. »Versuch mal, die Butter damit flach auszurollen.«

»Aber … wie?«

Sie zwinkerte. »Versuch es einmal. Ich möchte sehen, ob du diese Intuition besitzt. Wenn es nicht gelingt, ist es nicht schlimm. Dann verwenden wir die Butter für etwas anderes. Wir müssen sie nicht wegwerfen.«

»Wie können Sie diesen Raum überhaupt so kalt halten? Und wo bekommen Sie all die Zutaten her? Ich hätte nicht gedacht, dass es in Sarabor Butter gibt …«

»Alles zu seiner Zeit, Oriana. Alles zu seiner Zeit.« Sie deutete erneut auf die Butter. »Versuch es getrost.«

Ich unterdrückte ein Seufzen, weil ich im Begriff war, etwas so Teures wie Butter vielleicht zu zerstören. Da das Papier einen Sinn haben musste, faltete ich es und legte den bereits weichen Block dazwischen. Ich rollte ihn mit dem runden Holz vorsichtig aus und hoffte, dass ich es einigermaßen gleichmäßig hinbekam.

Als ich fertig war, nickte die Madame. »Sehr gut, ich hätte es nicht besser gekonnt. Du hast es absolut richtig gemacht. Jetzt müssen wir auch das wieder kühlen.«

Wir brachten die Butter in den Kühlraum und die Madame reichte mir ein paar Stück Bruchschokolade. Ich sollte sie kosten und ihr sagen, was ich schmeckte. In einer schien etwas wie Pfeffer eingearbeitet zu sein, aber ich wusste es nicht sicher. Ich schmeckte zwar, dass überall andere Gewürze verwendet wurden, und nahm auch die Nuancen von Blüten und anderen Dingen wahr, aber ich kannte ihre Namen nicht.

»Ich werde dir alles beibringen, wenn wir die Schokolade zubereiten«, meinte die Madame, als ich zu umschreiben versuchte, was ich schmeckte. »Auch ich wusste keine Namen zu den Gewürzen, die meine Meisterin verwendete. Du musst dich nicht sorgen.«

Da der Teig und die Butter mittlerweile kühl genug waren, machten wir weiter. Die Madame ließ mich den Teig so ausrollen, dass er doppelt so groß wie die Butter war, damit ich sie hinauflegen und bedecken konnte. Sie reichte mir einen Pinsel und ich musste das Mehl, das wir zum Ausrollen verwendet hatten, damit vom Teig fegen.

Vorsichtig schwang ich die Borsten, um die feine Struktur nicht zu beschädigen.

»Jetzt müssen wir ihn falten.«

»Falten?«, fragte ich ungläubig.

»Hat sie doch gesagt«, knurrte Viola, die aus dem Verkaufsraum gekommen war. »Er ist gleich hier, also beeilt euch.«

»Wer ist gleich hier?«, wollte ich wissen.

Die Madame lächelte. »Einer unserer Lieferanten und gleichzeitig ein guter Kunde. Du kennst ihn bereits. Er kommt immer, wenn wir Frühstück servieren.«

Sie sprach von Kezlin. Ich musste die Augen weit aufgerissen haben, denn die Madame schmunzelte und ich räusperte mich verlegen.

»Also, den Teig falten«, meinte die Madame schließlich, drehte alles um eine Vierteldrehung und klappte das untere Drittel zur Mitte und dann das obere ebenfalls. »Der muss jetzt wieder in die Kühlung, aber ich habe schon einige vorbereitet, die wir weiter bearbeiten können.«

Tatsächlich holte sie mehrere in Papier eingeschlagene Teigstücke heraus. Auf jedem Papier waren unterschiedliche Ecken ausgemalt. Eines hatte bereits drei Ecken mit Markierung, eines erst eine und das letzte zwei.

»Dieser hier«, sagte sie und gab mir den mit den drei Ecken, »muss nur noch einmal ausgerollt und gefaltet werden, dann können wir ihn zu Gebäck verarbeiten.« Sie deutete auf die Arbeitsfläche. »Versuch es.«

Ich stäubte Mehl auf den Tisch, legte den Teig darauf und rollte ihn aus. Dann schlug ich ihn ein wie die Madame und befreite ihn von Mehl.

»Jetzt packst du ihn ein und malst die vierte Ecke aus. Wenn wir mit den anderen fertig sind, können wir ihn ausrollen und zu Schnecken oder Hörnchen formen.«

Ich nickte und tat wie mir geheißen, dann ging ich ihr mit den anderen Teigen zur Hand. Als wir fertig waren, klopfte es an der Ladentür.

»Würdest du bitte aufmachen, Oriana?«, fragte die Madame mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen.

»Natürlich«, murmelte ich, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug.

Warum war ich so nervös? Ich kannte ihn doch gar nicht und außerdem … schien er bei Frauen ziemlich beliebt zu sein, die Gefühle aber nicht zu erwidern. Zumindest hatte es auf dem Markt am Vortag so gewirkt, als er mit der vornehmen Dame gesprochen und so ausgesehen hatte, als könnte er es nicht erwarten, sie loszuwerden. Und sein Lächeln war unecht, weswegen ich mir sicher war, dass er etwas zu verheimlichen versuchte.

Dennoch zitterten meine Hände, als ich durch den Verkaufsraum ging und die Riegel vor der Tür wegschob. Ich öffnete und schluckte, als Kezlin in seiner schlichten und doch eleganten Kleidung vor mir stand. Er hob einen Mundwinkel und neigte den Kopf.

»Guten Morgen, Oriana. Es freut mich, dich zu sehen.«

Ich starrte ihn schon wieder an und brachte kein Wort über die Lippen.

Sein Grinsen vertiefte sich. »Dürfte ich vielleicht eintreten? Ich habe eine Lieferung für die Madame, und auch wenn der Morgen noch recht kühl ist, sollten wir die Kälte des Ladens nicht unnötig verschwenden.«

Ich räusperte mich. »Natürlich … guten Morgen, Kezlin.«

Mit gesenktem Blick trat ich zur Seite und ließ ihn ein. Er wartete, bis ich voranging, und ich hoffte, es war in Ordnung, dass er hinter mir in die Küche trat.

»Guten Morgen, Madame Cremant«, rief er und tätschelte Viola, die nahe dem Vorhang auf einer kleinen Schaukel saß, den Kopf. Er zog ein Päckchen mit Gewürzen aus der Tasche und reichte es der Madame, bevor er die Nase hob. »Bin ich zu früh dran heute?«

»Guten Morgen, Kezlin. Nein, ich habe Oriana nur gezeigt, wie man den Teig zubereitet. Wir fangen gleich an, die Schnecken zu formen und zu füllen.«

»Ah, dann sehe ich die Magie also, noch bevor sie gewirkt wurde.« Kezlin lehnte sich an eine Wand. »Welche Ehre.«

»Du hast es schon einmal gesehen, Junge.« Die Madame betrachtete ihn fast mütterlich. »Aber es ist gut, dass du hier bist. Ich möchte, dass Oriana den Zauber wirkt, und vielleicht macht es ihr Mut, wenn du hier bist.«

»Dein erstes Mal?«, fragte er und sah mich mit seinen schokoladebraunen Augen an.

»Was?« Ich hustete, weil mich die Frage vollkommen überraschte. Wollte er wissen, ob ich das erste Mal in einer Küche stand oder einem Mann so nahe war wie ihm oder …

»Magie zu wirken«, half er mir aus und schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das mich dennoch an eine einstudierte Geste erinnerte. Ob er vorhatte, mich um den Finger zu wickeln?

»Ja, ich … in Dundra ist es gefährlich, Magie einzusetzen«, versuchte ich, ihm zu erklären. Es glich allerdings mehr einem Stottern.

»Du wirst es bestimmt schaffen«, meinte er und legte den Kopf schief.

Das war zu viel für mich. Ich konnte das nicht, wenn er mich beobachtete. »Wieso sagst du das?«, murmelte ich und starrte auf meine Füße.

»Weil ich deine Magie spüre. Und wenn ich das kann, bedeutet es, dass sie stark sein muss.«

»Das ist sie«, bestätigte die Madame. »Komm jetzt, Oriana, sonst verhungert uns der Junge noch. Und das wäre wirklich schrecklich, denn wie ich bereits sagte: Er ist einer unserer wichtigsten Lieferanten.«

Ich holte tief Luft, als mir die Madame das runde Holz zum Ausrollen in die Hand drückte und auf ein Säckchen deutete, das vorhin noch nicht hier gestanden hatte.

»Dies hier ist das Pulver, das wir für das letzte Ausrollen verwenden. Es ist feiner Sternenstaub, mit dem wir die Magie im Gebäck festhalten. Wenn wir einen Zauber nur aussprechen, verschwindet er nach einiger Zeit. Mit dem Sternenstaub bleibt er bestehen.«

»Sie wollen tatsächlich, dass ich einen Zauber spreche?«, keuchte ich. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass sie mich schon so früh mit Magie hantieren lassen würde, vor allem, da ich noch nie gezaubert hatte.

»Keine Sorge, diese Magie ist harmlos. In die Frühstückshörnchen weben wir Hoffnung ein, weil sich viele Menschen so etwas holen. Magie zu wirken, ist einfacher, als den Teig auszurollen.«

»Aber ich …«

»Diese Magie stammt aus dem Herzen«, versuchte die Madame mir Mut zu machen. »Konzentriere dich darauf, jemanden glücklich machen zu wollen, und es wird gelingen.«

Sie streute etwas von dem Pulver auf die Tischplatte und ich rollte den Teig aus, während ich mir wünschte, jemandem eine Freude zu bereiten. Das Pulver begann golden zu glitzern und die Madame nickte zufrieden.

»Das hast du gut gemacht«, meinte sie und hob den Blick. »Nicht wahr, Kezlin?«

»Ganz fantastisch«, raunte er so nah bei meinem Ohr, dass ich vor Überraschung einen Satz zurückmachte und ihm im Sprung das Holz gegen die Schulter schlug. Dabei stolperte ich und wäre rücklings umgefallen, wenn er mich nicht aufgefangen hätte.

»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er und wirkte verlegen. »Aber deswegen musst du mich nicht gleich mit deinem Werkzeug verprügeln.«

Wieso verhielt ich mich ausgerechnet in seiner Gegenwart so überaus ungeschickt?

»Schleich dich eben nicht so an sie an«, murmelte Viola und schüttelte den Kopf. »Mit diesem Mädchen werden wir viel Freude haben. Besonders geschickt ist sie nicht und sonderlich klug oder wortgewandt scheint sie auch nicht zu sein. Was hast du dir nur dabei gedacht, sie auszusuchen?«

»Sei still, Viola«, wies die Madame sie zurecht.

Mein Magen drehte sich um. Genau das hatte ich befürchtet. Ich wusste nicht, wie man sich richtig verhielt, und hatte das gerade bewiesen. Welcher normale Mensch sprang schon wie von einer Schlange gebissen auf, wenn jemand neben ihm stand?

Aber Kezlin beachtete die Eule nicht, sondern verhalf mir zu einem festen Stand. »Geht es wieder?«

»Ja, alles gut. Ich habe mich nur erschreckt, weil du so nah bei mir warst und …« Ich verstummte, als er wieder lächelte. »Ich rede zu viel, wenn ich nervös bin.« Ich hüstelte und fuhr mir mit den mehligen Händen über den Kopf.

»Du hast da was«, murmelte Kezlin und hob gerade die Hand an mein Haar, als die Madame dazwischenging.

»Sie wird noch mehr abbekommen, wenn sie weiterbäckt. Lass sie jetzt den Teig schneiden, Junge.«

Kezlin ließ die Hand sinken, zuckte mit den Schultern und machte einige Schritte von mir fort. Verwirrt blickte ich die Madame an.

Vorhin hatte sie mich hinausgeschickt, um ihm zu öffnen, jetzt wollte sie nicht, dass er mir etwas aus dem Haar fischte? Seltsam.

Während ich nachdachte, hatte die Madame ein Dreieck ausgeschnitten und Bruchschokolade bereitgelegt. Sie zeigte mir, wie man sie verteilte und anschließend die Teigecken zu Hörnchen einrollte, bevor sie mit Ei bestrichen und in den Ofen geschoben wurden.

Nach und nach verarbeitete ich den Teig, und ein köstlicher Duft verbreitete sich in der Küche, der mir wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Wir formten gerade die letzten Hörnchen, als Maron durch die Tür hereintaumelte.

»Hier riecht es nach Frühstück!« Er grinste, bis er Kezlin entdeckte. »Ich meine … fiep?«

Kezlin ging in die Hocke und streckte die Hand nach Maron aus. »Du bist also Orianas Seelentier. Ich nehme an, eine besondere Rattenart aus Dundra?«

Maron stemmte die kleinen Arme in die Hüften. »Also wirklich. Ich bin ein Eichhörnchen. Ratten sind nicht so süß wie ich.«

Kezlin lachte. »Passt zu dir. Er könnte dir etwas an Schlagfertigkeit beibringen.«

Ich räusperte mich. »Woher weißt du eigentlich, dass er ein Seelentier ist?«

»Ich habe längst verstanden, dass die Madame nur jemanden aus Dundra als Schülerin annehmen kann, der über Magie verfügt.« Kezlin zwinkerte. »Und ich habe einmal gelesen, dass ihr Magiebefähigten Seelentiere habt, die sprechen können. Viola spricht immerhin auch.«

»Kezlin war als Kind oft hier. Er ist sehr klug und wir können ihm vertrauen. Er besorgt mir auch die Zutaten, die schwer zu beschaffen sind«, meinte die Madame, als sie die Gebäckstücke aus dem Ofen holte. »Geh mit ihm schon mal in den Verkaufsraum, nehmt euch Hörnchen mit. Ich bringe euch dann gleich Kaffee.«

»Aber soll ich nicht …«, wollte ich widersprechen.

»Nein, den Rest schaffe ich alleine. Ich will dich nicht schon an deinem ersten Tag vollkommen erschöpft in einer Ecke finden. Also setz dich mit Kezlin hin, unterhaltet euch. Immerhin werdet ihr euch öfter sehen und solltet einander kennenlernen.«

Bevor ich noch ein Wort herausbrachte, saß Maron auf meiner Schulter und die Madame drückte mir einen geflochtenen Korb mit den süß duftenden Schnecken in die Hand.

»Los, Oriana, ich habe wirklich Hunger!«, rief Maron und hüpfte auf und ab.

»Ehrlich? Gestern musste ich deinen Bauch massieren, weil du zu viel gegessen hast.«

»Das ist jetzt einen Tag her!«

»Das war vor wenigen Stunden«, brummte ich.

Kezlin lachte wieder. »Ihr passt wirklich gut zusammen«, verkündete er und schob den Vorhang beiseite, bevor er sich wie ein Diener verneigte. »Nach Ihnen, Shirin.«

Ich schluckte, weil er mich mit seinen dunklen Augen intensiv musterte. Das Lächeln, das auf seinen Lippen lag, ließ mein Herz schneller schlagen, obwohl es immer noch so wirkte, als hätte er es einstudiert. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Andererseits … er schien mit mir zu spielen und ich unternahm nichts dagegen. Das musste ich ändern, sonst würde er mir das Herz brechen. Immerhin war er geübt darin, andere zu umschmeicheln, während ich nicht verstand, was ernst gemeint war und was nicht. Ich wusste nicht, wieso, aber mir war klar, dass Kezlin keine ernsten Absichten haben konnte.

Während ich das dachte, betrat ich den unbeleuchteten Verkaufsraum. Kezlin ließ mich einen Platz auswählen und wir setzten uns hin. Er nahm sich ein noch dampfendes Hörnchen und pustete darauf, bevor er herzhaft hineinbiss.

Ich hielt den Atem an, während er die Augen schloss und seufzte. »Die sind dir wirklich gelungen«, meinte er und öffnete die Lider. »Du wirst mal eine wunderbare Konditorin. Ich freue mich schon darauf, deine Schokolade zu probieren.«

Ich nahm mir auch ein Stück Gebäck und kostete es. Maron hatte weniger Bedenken als ich, aber er hatte ja auch nicht gesehen, dass ich den Zauber darauf gelegt hatte. Er nahm sich zwei Schnecken und versuchte, sie gleichzeitig in seinen Mund zu stopfen.

»Ich schäme mich wirklich für dich«, murmelte ich an ihn gewandt.

»Mmm du nnt«, gab er von sich und versuchte zu grinsen.

Ich rollte mit den Augen. Dann sah ich Kezlin an, der uns beobachtete. »Also, du bist unser Lieferant?«, fragte ich und biss noch einmal in das Gebäckstück. Es schmeckte wirklich gut und lenkte mich von dem Blick ab, den er mir zuwarf.

»Ja, ich suche nach den seltenen Zutaten«, erwiderte er.

»Und wo bekommst du die her?«

Er beugte sich nach vorne und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wenn ich dir das verrate, muss ich dich leider zum Schweigen bringen.«

Ich schluckte und richtete mich kerzengerade in meinem Sessel auf.

Er lachte und schüttelte den Kopf. »Schau nicht so. Ich mache nur Spaß. Aber ich kann es dir wirklich nicht verraten. Berufsgeheimnis und so. Du verstehst das.«

Ich nickte. Offenbar gab es in dieser Stadt einige Leute, die Geheimnisse hüteten. Je weniger ich davon wusste, umso besser. Dachte ich zumindest. Aber insgeheim wollte ich doch dahinterkommen, wie es Kezlin gelang, die seltenen Zutaten zu beschaffen.

Die Kristallelemente (Band 2): Die türkise Seele der Wüste

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