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1.2 Landesförderprogramm „Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren“

Jana Ellwanger in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS)

Das Land unterstützt seit 2016 den Weiterentwicklungsprozess von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren mit einer Anschubfinanzierung und setzt damit ein zentrales Ziel der Landesregierung um.1 Bereits bestehende sowie neue Kinder- und Familienzentren werden über einen Zeitraum von vier Jahren mit einer Anschubförderung in Höhe von insgesamt 24.000 Euro gefördert: Für die ersten zwei Jahre ist eine jährliche Förderung von 10.000 Euro vorgesehen, darin enthalten ist eine Pauschale für Leitungszeit in Höhe von 5.000 Euro. Für die weitere Verstetigung des Entwicklungsprozesses ist im dritten und vierten Förderjahr eine Förderung in Höhe von 2.000 Euro pro Jahr vorgesehen.

Bis 2021 können jährlich bis zu 100 neue Kindertageseinrichtungen in das Landesförderprogramm aufgenommen werden. Ziel ist es, Impulse dafür zu setzen, dass landesweit ein flächendeckendes Angebot an Kinder- und Familienzentren entsteht. Im Jahr 2019 nahmen 224 Einrichtungen am Landesförderprogramm teil (vgl. Tab. 1). Für das Jahr 2020 befinden sich die gestellten Anträge derzeit in der Prüfung.

Jahr Geförderte Einrichtungen insgesamt davon
Erstanträge Folgeanträge
2016 91 91 -
2017 94 3 91
2018 175 88 87
2019 224 58 166

Tabelle 1:

Geförderte Einrichtungen 2016 bis 2019 (Stand: Dez. 2019)

Rund 20 % der am Landesförderprogramm teilnehmenden Einrichtungen befinden sich in Kleinstädten und Landgemeinden. Dies bestätigt den Bedarf an Kinder- und Familienzentren allerorts, auch in ländlichen Regionen. Neben den aktuellen demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen sind hier auch infrastrukturelle Voraussetzungen der Grund dafür, dass die Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren für Familien im Sinne der Begegnung, Bildung und Beratung zunehmend an Bedeutung erlangt.

1.2.1 Kinder fördern – Eltern stärken

Eltern sind die wichtigsten Erwachsenen an der Seite ihrer Kinder, zugleich verbringen Kinder jedoch immer mehr Zeit in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Damit die Kinder bestmöglich gefördert werden und gut aufwachsen können, sollten Eltern und Kindertageseinrichtungen Hand in Hand arbeiten. Viele Eltern stehen vor verschiedenen Herausforderungen, wie zum Beispiel Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gestiegene Anforderungen an die Erziehung oder familiäre Belastungssituationen. Damit alle Kinder die besten Bildungschancen erhalten und Eltern in ihren Erziehungsaufgaben gestärkt werden, brauchen sie einen Ort, an dem alle willkommen sind. Kindertageseinrichtungen bieten als vertraute Orte hierfür beste Voraussetzungen.

1.2.2 Blick auf das „System Familie“

Grundlegendes Ziel eines Kinder- und Familienzentrums ist es, die kindliche Entwicklung wertschätzend zu begleiten und zu fördern und damit eine höhere Chancengerechtigkeit zu ermöglichen. Dabei gilt es den Blick auf das „System Familie“ zu richten, Eltern frühzeitig in die Bildungsprozesse ihrer Kinder aktiv einzubeziehen und somit in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken und die Lebensqualität der Familie im Ganzen zu verbessern.

1.2.3 Bedarfsorientierte Angebote und Kooperationen

Kindertageseinrichtungen, die sich zu Kinder- und Familienzentren weiterentwickeln, bieten ihren Familien wohnortnah und niederschwellig Möglichkeiten der Begegnung, Beratung, Bildung und Begleitung. Sie fördern Familienbildung durch Angebote, die sich an den Bedarfen der Eltern ausrichten. Sie vernetzen sich mit Partnern des Sozialraums, z. B. in den Bereichen Gesundheitsförderung, Integration, Familienbildung und -beratung.

Die Entwicklung zum Kinder- und Familienzentrum beginnt bei den meisten Kindertageseinrichtungen bereits weit vor der Beschlussfassung, ein solches zu werden. Durch Bedarfe der Eltern werden z. B. Elterncafés, Erziehungssprechstunden, Themenabende, Sprachkurse oder Tauschbasare angeboten. Aus diesen Treffen und Aktionen heraus entstehen feste, verlässliche, aber auch neue Angebote und Kooperationen, die sich schließlich zu einem Gesamtkonzept „Kinder- und Familienzentrum“ weiterentwickeln. Dieses Gesamtkonzept richtet sich dabei an den individuellen Bedarfen der Kinder und deren Familien aus. Es basiert auf den Besonderheiten des Sozialraums und berücksichtigt die Stärken und Kompetenzen des Teams.

1.2.4 Weiterentwicklung – ein stetiger Prozess

Die Weiterentwicklung zum Kinder- und Familienzentrum ist ein permanenter und nie abgeschlossener Prozess. Über die Anschubfinanzierung hinaus werden den am Landesförderprogramm teilnehmenden Einrichtungen deshalb in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) Beratungsmöglichkeiten vor Ort angeboten und für diese und für deren Fachberatungen Netzwerktreffen organisiert, auf denen sich die Akteure austauschen und voneinander lernen können sowie fachlichen Input erhalten. Komplementiert wird dieses Unterstützungsangebot durch eine Fortbildungsreihe für Leitungen und Koordinatorinnen und Koordinatoren von Kinder- und Familienzentren.

1.2.5 Erfahrungswerte aus den Unterstützungsmaßnahmen

Die Erfahrungen aus den Netzwerktreffen für die am Landesförderprogramm teilnehmenden Kinder- und Familienzentren zeigen, dass der Austausch untereinander, die gemeinsame Reflexion und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungsansätzen den Einrichtungen für die Entwicklung ihres Kinder- und Familienzentrums viele praxisnahe Impulse, fachliche Orientierung, Sicherheit und neue Motivation für ihre Arbeit geben. Relevante Themen sind dabei Elternbeteiligung, Familienvielfalt, Bedarfsermittlung, Vernetzung und Kooperationen im Sozialraum sowie Organisations- und Personalentwicklung.

Neben dem fachlichen Austausch mit anderen Kinder- und Familienzentren bedarf es auch der Möglichkeit einer individuellen Unterstützung der Einrichtungen. Sind die bestehenden Angebote vor Ort für die Familien wirklich passgenau und bedarfsorientiert? Wie kann die Kita partnerschaftlich mit Eltern zusammenarbeiten? Wie gelingt es, das Team bei der Weiterentwicklung von der Kita zum Kinder- und Familienzentrum mitzunehmen? Durch welche Kooperationen kann sich die Einrichtung in den Sozialraum öffnen? Wie kann die Unterstützung des Trägers und der Öffentlichkeit erreicht werden?

Um passgenaue Lösungen für diese und weitere Fragestellungen zu finden, werden die Einrichtungen vor Ort durch eine externe Beraterin oder einen externen Berater unterstützt. Der Einsatz der qualifizierten Beratungspersonen wird hinsichtlich der erforderlichen fachlichen und methodischen Expertise speziell auf die Anforderungen der Einrichtungen abgestimmt. Die Bilanz der Rückmeldungen und Erfahrungen aus den Vor-Ort-Beratungen ist durchweg positiv: Die Einrichtungen werden bei der Planung individueller Maßnahmen zielgerichtet unterstützt, Entwicklungsprozesse werden angeregt und methodische Hilfestellungen gegeben.

Entwickelt sich eine Kindertageseinrichtung zum Kinder- und Familienzentrum, verändert sich auch das Aufgabenprofil der Mitarbeitenden. Die Leitungen und Koordinatorinnen und Koordinatoren der Kinder- und Familienzentren sind dabei wichtige Schlüsselpersonen. Sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, Fachkräften eine verbindliche Orientierung für ihre Arbeit zu geben, sie in ihrer professionellen Weiterentwicklung zu fördern und sie dabei zu begleiten, eine familienorientierte Haltung einzunehmen. Eine nachhaltige Weiterentwicklung kann dann erreicht werden, wenn das gesamte Team daran mitwirkt, Lösungen und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die zur jeweiligen Einrichtung mit ihren individuellen Voraussetzungen passen. Damit Veränderungen gelingen, muss die Leitung und/oder Koordination nicht nur geeignete Maßnahmen zur Personalentwicklung umsetzen und die interne Teamentwicklung steuern, sondern auch den Austausch und die Zusammenarbeit mit dem Träger und Kooperationspartnern fördern.

1.2.6 Herausforderungen und Chancen

Herausforderungen auf dem Weg von der Kindertageseinrichtung zum Kinder- und Familienzentrum sind neben der Entwicklung einer familienorientierten Haltung des gesamten Teams und der Erhebung, Planung und Umsetzung passgenauer, bedarfsorientierter Angebote für die Kinder und Familien der Einrichtung häufig ein Ressourcenmangel in Form von Finanz-, Zeit-, Raum- und Personalmangel.

Trotz aller Herausforderungen bietet die Arbeit als Kinder- und Familienzentrum immense Chancen. Neben Präventionsmöglichkeiten und der Förderung von Chancengerechtigkeit werden vor allem eine verbesserte Erziehungspartnerschaft sowie vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten und dadurch entstehende Synergieeffekte bewirkt. Darüber hinaus bieten Kinder- und Familienzentren Fachkräften die Chance, ihre Kompetenzen zu erweitern und ihre Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Dies macht sie zu einem attraktiven Arbeitsplatz mit der Möglichkeit, den Beruf als Berufung auszuüben.

Weiterführende Informationen sowie den Qualitätsrahmen und die Förderrichtlinien zum Landesförderprogramm „Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren unter https://km-bw.de/,Lde/Startseite/Fruehe+Bildung/Kinder-_und_Familienzentren.

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