Читать книгу Endlich Leben - Beate Hilker - Страница 7

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Zwei Monate vor der Diagnose hatten wir uns entschlossen, nach zwanzig Jahren, einen Urlaub zu machen. Es sollte ein Ort sein, der nicht zu weit entfernt und mit dem Auto in kurzer Zeit gut zu erreichen ist, denn ich konnte schon nicht mehr lange sitzen und meine Beine waren sehr unruhig. Durch Zufall sah ich im Fernsehen einen Bericht über ein Buddhistisches Kloster. Ich schaute und hörte aufmerksam zu und war vom diesem Ort faszinierte. Am darauf kommenden Tag rief ich dort an und ließ mir die Unterlagen zu schicken und informierte mich noch im Internet. Es war sehr interessant, denn sie boten unter anderem Massagen und Akupunktur an und deswegen haben wir uns dafür entschieden. Uns war auch klar, dass es dort mit meiner Hilflosigkeit weiter ging aber es hielt uns nicht davon ab drei Übernachtungen mit Vollpension, Übernachtung im Lotus Zimmer und Wohlfühlprogramm zu buchen.


Es war Montagmorgen, und der Urlaub hatte begonnen mit Auto packen und mit dem Gedanken "hoffentlich haben wir nichts vergessen und die Stecker überall gezogen ". Wir sind gegen Mittag losgefahren, denn die Anreise war bis 14 Uhr. Es war ein sehr heißer Tag, aber im Auto erträglich, dank Klimaanlage. Als wir dort ankamen und ich die vielen Treppenstufen bis zur Anmeldung sah stand mir der Schreck ins Gesicht geschrieben, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Dadurch die Fahrt ca. 2,5 Stunden dauerte war ich einigermaßen entspannt und konnte die Stufen noch hoch gehen. Ich bekam einen schrecklichen roten Kopf und musste mich setzen. Die Rezeptionistinnen schauten entsetzt und ich schämte mich und ich sah verlegen weg. Als ich mich umschaute merkte ich plötzlich wie die Angst in mir hochstieg, denn es war alles mächtig und weitläufig. Instinktiv mache ich die Atemübungen, die ich beim Yoga gelernt habe und wurde etwas ruhiger. Mein Mann holte den Zimmerschlüssel, und wir mussten in die zweite Etage. Um dort hin zukommen hätten wir die einfache Variante wählen können, den Fahrstuhl, aber dadurch ich aber Platzangst hatte, blieb mir, bzw. uns nichts anderes übrig als die Treppe zu benutzen. Wenn ich geahnt hätte wie anstrengt das für mich wird, hätte ich doch lieber in den sauren Apfel gebissen und den Fahrstuhl benutzt, denn im Flur sank ich zu Boden mit den Worten „ ich kann nicht mehr und so habe ich es mir nicht vorgestellt und möchte wieder nach Hause“. Mein Mann half mir wieder auf die Beine und in unser Zimmer. Da kam der nächste Schreck, das Bad war so gemacht, das ich nicht in der Dusche stehen konnte und meine Enttäuschung wurde immer größer. Nachdem ich mich etwas geruht hatte gingen wir zur Rezeption und haben gefragt, ob wir den Urlaub abbrechen könnten. Die nette Dame sage" schlafen sie doch erstmals darüber und versuchen es ausgeruht denn ihre Termine zur Akupunktur und den Massagen stehen schon fest. Leichter gesagt als getan. Dann kam uns die Idee mit dem Rollstuhl. Es war zwar am Anfang ein sehr unangenehmes Gefühl für uns, aber eine Erleichterung für mich und so habe ich auch die Angst vor Fahrstühlen verloren.


Am nächsten Tag hatte ich meinen ersten Termin bei einem richtigen chinesischer Arzt, der nach der TCM, Traditionelle Chinesische Medizin, behandelt. Er war Naturheilarzt und der Abt (Oberhaupt) des Klosters. Uns wurde gesagt, es sei eine Ehre persönlich von ihm Untersucht und Behandelt zu werden, was mir relativ egal war. Ich war so was von aufgeregt und als er hinein kam, mir die Hand gab und ich in seine Augen

Schaute wurde ich ruhiger und da ließ er erst meine Hand los. Dann machte er die Anamnese, die Untersuchung, das heißt ich musste ihm die Zunge raus strecken und die Hände zeigen. Er schaute mir noch in die Augen, setze sich, schrieb etwas auf und sagte uns „sie haben eine Stoffwechselstörung, ich möchte gerne dass sie bis Sonntag bleiben und ich stelle ihnen noch ein Kräuterpräparat zusammen, das sie bitte drei Mal täglich nehmen.“ Wir waren damit einverstanden.

Vor der Behandlung bekam man ein Merkblatt wo die Akupunktur Behandlung und Wirkung beschrieben wurde und wie man sich nach der Behandlung verhalten sollte. Wie zum Beispiel eine halbe Stunde danach nichts essen oder trinken und sich einfach nur Ruhen damit die Selbstheilungskräfte, ihre Arbeit machen kann. Dann bekam ich meine erste Akupunktur, wären dessen ich mich sehr geschämt habe. Nach der Massage, wodurch die Muskulatur gelockert und erwärmt wurde, setzte mir der Abt die Nadeln. Nach ein paar Minuten wurde mir richtig Übel und ich musste mich übergeben. Der Abt wurde gerufen, fühlte den Puls und meine Stirn und entschied die Nadeln drin zu lassen. Am nächsten Tag passierte es schon wieder und die Nadeln blieben wieder drin. Endlich, am dritten Tag ging es mir bei der Akupunktur richtig gut, ich habe sie sehr genossen und war entspannt wie schon lange nicht mehr und das sah man mir auch an. Ich persönlich erkannte keinen Unterschied. Das Laufen funktioniert schlecht, so gut wie gar nicht und das Bewegen im Zimmer ging so einigermaßen aber außerhalb dieses Raumes bewegte ich mich nur mit dem Rollstuhl. Wir fühlten uns sehr wohl dort und haben sehr viel gelernt und unseren Horizont erweitert. Der Abt, die Mönche und Nonnen sind Menschen die ein einfaches Leben führen, aber mit Handy. Das Essen war klasse, ungewohnt aber gut. Wir haben auch einige Rezepte mit nach Hause genommen und kochen sie immer noch gern. Die Massagen waren sehr angenehm denn es massierte mal der Koch, der Gärtner oder der Fliesenleger. Richtig gelesen. Sie waren alle qualifiziert und hatten die entsprechende Ausbildung. Ich hatten teilweise, gefühlte 100 Nadeln im Körper, waren in Wirklichkeit 99. Kleiner Scherz. Sie setzten ab dem vierten Tag die Nadeln zu Zweit, außer denen am Kopf, die machte der Abt selber. Ich war genadelt buchstäblich vom Scheitel bis zur Sohle und es war ein tolles Gefühl. Bei mit trat auch eine Besserung auf und konnte sogar aus dem niedrigen Bett aufstehen. Nur die langen Strecken zu den einzelnen Örtlichkeiten machten wir immer noch mit dem Rollstuhl. Für mich war es angenehm und mein Mann bekam blaue Flecke. Es gab dort kein Fernsehen und kein Radio, aber einen Internetraum. Es wurde geredet und geträumt im Raum mit dem Buddha Brunnen. Es war alles ruhig und still, aber trotzdem voller Leben. Das Kloster war auch gleichzeitig eine Jugendherberge, jeder wurde aufgenommen mit oder ohne Tiere, die bekamen sogar ihr eigenes Zimmer. Wir lernten viele Menschen kennen. Es war für mich Schade das ich kein Yoga, Thai Chi und eine Zen-Zeremonie machen, denn ich kam Treppen nicht runter. Am darauf folgenden Sonntag fuhren wir nach Hause. Die Kräuter bekam ich auch mit und mir ging es erst mal besser. Zuhause konnte ich mich "GUT" für meine Verhältnisse bewegen. Ca. 14 Tage nahm ich das Pulver vor dem Essen. Danach ging es immer Schlechter. Und dann kam es noch schlimmer.


Wie bereits in der Einleitung erwähnt, waren meine Bewegungen so eingeschenkt, dass ich mich noch nicht mal alleine zur Toilette bewegen konnte. Das hinsetzen ohne Hilfe war kaum zu schaffen. Ich wusste mir aber zu helfen. Wir hatten ein Kissen, das ich mir auf den Boden legte und mich vorwärts bewegte wie eine Robbe. Denn meine Arme hörten durch die gewaltige Anspannung auf zu zittern. Ich habe mich dann wie ein Kleinkind an Möbelstücken hoch gezogen. Wenn ich lange genug gelegen habe, ging das Laufen wieder einigermaßen, denn ich war entspannt. Die Kräfte schwindeten langsam, ich weinte sehr viel und war am Ende. Und mein Mann auch.

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