Читать книгу Endlich Leben - Beate Hilker - Страница 9

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Mein behandelnder Arzt, der u.a. Rehabilitationsmaßnahmen durchführt, bot ein Lauftraining an. Ich versuchte von ihm näheres zu erfahren, denn ich mochte in dieser Sache nicht unbedingt die Überraschung und suchte mir Informationen aus dem Internet. Dadurch konnte ich mir zwar unter der Art des Laufens etwas vorstellen nur wie es funktionieren sollte nicht. Als ich ihn fragte, lächelte er und sagte „ lassen sie sich doch einfach mal überraschen“. Ich fieberte dem ersten Termin entgegen, der bei einem See, Mitte des Jahres, an einem Sonntag stattfand.


Den Samstag vorher war ich sehr nervös, denn ich wusste nicht was auf mich zu kommt und es schlecht einschätzen konnte ob ich es überhaupt schaffen würde, eine Lauftechnik zu erlernen, wobei bei mir das normalen Laufen und das Gehen noch nicht so optimal war. Theorie gab es auch und ich sehe gerade ein paar Fragezeichen in den Gesichtern. So sah meins auch aus. Ich über legte, wieso gibt es beim Laufen, Theorie? Ich dachte immer, weil man es auch bei den Joggern sieht, Schuhe an und los geht´s. So einfach ist es dann doch nicht, denn ich dachte nicht an das Aufwärmen. Neugierig war ich sehr vor allem auch auf die anderen Teilnehmer.


Der Grundkurs dauerte 3 Stunden und die Theorie gehörte für ein besseres Verständnis dazu und es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir waren alle sehr über diese ungewöhnliche Art des Laufens überrascht. . Als mein Arzt uns davon erzählte, sagte er zu meinem Mann, sie machen doch sicherlich auch mit und er sagte „ja“, denn er unterstütze mich immer noch wo er nur konnte und jetzt ist seine Begeisterung riesig. Die Teilnehmer bestanden aus meinem Mann, meiner Wenigkeit und noch drei Personen, darunter eine Frau aus einem anderen Landkreis. Die habe ich gleich in mein Herz geschlossen. und sie wurde meine neue Freundin Elisabeth. Eine kleine Geschichte zu Beginn, die die ganze Situation etwas aufmunterte, denn alles Neue bringt etwa Unbehagen. Also während unserer ersten Laufstunde saß unser Arzt mit der Videokamera im Gebüsch, um später durch weitere Aufnahme den Fortschritt zu dokumentieren. . Ich kann schon nicht mehr sagen, wer der Erste war der die kleine Strecke laufen sollte. Die Kamera funktionierte nicht und er rief "Stopp, alles nochmal auf Anfang". Wie bei eine professionelle Kamera dreh. Wir schauten uns alle an und lachten, da war das dünne Eis, was noch bestand, gebrochen. Einer nach dem anderen lief und dann kam ich, es wurde mein Weg mit meinem Mann als Klammeraffe. Ja, ich habe mich wieder an Ihn geklammert weil ich sehr unsicher und aufgeregt war, denn zu dieser Zeitpunkt funktionierte es noch nicht so gut, dass alleine Laufen, hat mich aber nicht abgeschreckt. Was mir sehr gut getan hat waren diese ganzen Übungen zum dehnen, strecken und elastisch werden, die uns durch die Theorie, sehr gut erklärt wurde. Nur beim ersten Versuch alleine , ohne Hilfestellung ( d.h. Ohne meinen Mann) zu "Laufen" hat mir mein linker Oberschenkel wieder mal gezeigt wer das Sagen hat. Habe nur gedacht, wir reden zu Hause. Mich darf ja auch keiner hören, ich rede mit meinem Oberschenkel. Denn mein Parkinson hat ein Gesicht uns zwar mein linker Oberschenkel. Ich könnte meinem Parkinson sagen, dass er beim nächsten Mal nicht mit darf, nur das würde ihn nicht interessieren. Die Termine für das Lauftraining standen fest. Zuerst waren es vier einzelne Trainingsstunden, wurde aber um weitere vier Stunden verlängert.


Unser erstes Lauftraining lag hinter uns und es war zu meiner Überraschung sehr angenehm. Ich war sehr stolz und euphorisch auf den Kleinen für mich bedeutsamer Fortschritt und es ging mir sehr gut dabei. Hatte auch das Gefühl, dass mein Gehen bzw. Laufen Aufrechter und Entspannter war, was sogar meinem Arzt nach der ersten Stunde auffiel .Später hatte ich dann zwar Muskelschmerzen, links- Oberschenkel bis Schienbein und die rechte Seite zwickt auch ein wenig. Ich dachte mir das es für Mr. Parkinson auch eine neue Erfahrung ist und das Zwicken die Auswirkungen dieser ungewohnten Sportart, und es war ein tolles Gefühl. Meine körperliche und seelische Verfassung war sehr gut. Ich hätte nie gedacht, dass es mir so viel Spaß macht. Ich war so begeistert dass ich mich schon auf Sonntag freute denn dann war wieder Gruppen-Laufen angesagt. Das ganze drum herum tat so gut. Wir können, wenn wir wollten auch üben. Also lief ich nicht nur in der offiziellen Laufstunde, sondern ich versuchte z.B. mittags vor der Garage zu üben. Da habe ich auch schon mal geschrieben: War nicht so gut. Fehlt mir noch an Ausdauer, daran arbeite ich. Am Abend sind, mein Mann und ich, nochmal an den See gefahren. Denn dort fühlte ich mich wohl und das hat sich bis heute nicht geändert. Eine kurze Beschreibung meines Erfolges: zur 1. Bank ( ca.10 Meter) 2 x hin und zurück. Der letzte Durchgang war schwer und anstrengend. Danach war ich Körperlich fertig, aber Stolz. Mein Parkinson musste seinen Senf auch dazu geben und die linke Seite hat etwas gezwickt. Vielleicht hat er mich ausgelacht. Haha, was für eine lahme Ente. Da stehe ich drüber. Am kommenden Tag hatte ich Schmerzen in meinem Knie, was soll ich mir Gedanken machen, es ist halt alles noch ungewohnt für uns beide. Wenn mein Arzt der Meinung gewesen wäre, dass ich es nicht schaffe, hätte er es nicht vorgeschlagen.


Ich übte wieder mit meinem Mann Die erste Bank ist mein Zielpunkt, weil ich doch noch Zwischendurch Ruhe brauche, habe ich es wieder zum Zielpunkt 2 x hin und zurück geschafft. Die erste Bank wurde zum Sicherheitsradius, den ich erst später Verlies. Bin dann nach dem Sport immer etwas Müde, denn es für uns, Parkinson und mich, noch sehr anstrengend, macht uns aber glücklich. Ich gebe Zähneknirschend zu, ich bin noch nicht so Mobil wie ich es gerne wäre. Ich kann mich, beim Laufen, nicht mit den anderen messen, obwohl jeder sein Päckchen zu tragen hat, bin ich auch mal neidisch. Wir sind auch ein coole, nette, kleine aber feine Truppe. Mit unserem Arzt , vier Personen. Nach dem ersten Kurs von vier Stunden kamen noch zwei Frauen dazu. Elisabeths Schwester und ihre Nichte. Und unsere Truppe wurde noch lustiger aber auch Ehrgeiziger. Es machte einfach so richtig Spaß. Wenn ich vor Stolz und Euphorie wachsen würde, dann wäre ich so 2,50m groß. Wie gerade erwähnt, mein, kann ich sagen unser Arzt war immer dabei, er nahm sich in jeder Stunde für den Einzelnen Zeit. Und dann kam er, der Fortschritt, den ich in dieser kurzen Zeit, kaum begreifen konnte. Habe auch das "Analysieren" darüber aufgegeben. Man muss sich mal vorstellen, dass ich nach 11 Trainingsstunden, jetzt schon ca. 30 Meter an Stück - ohne Pause, alleine Laufen konnte. Manche werden sich fragen, wieso freut die sich den so über gerade mal dreißig Meter. Die kann doch jeder gehen! Ich konnte es vor Chi-Running nicht. Und musste erst wieder lernen meine Körper in der Aufrechten Haltung zu bringen und ihn auch dort lassen und das gelang mir mit dem täglichen umsetzen der Übungen. Es war hart, hat sich aber gelohnt denn ich hatte einen Motivator Mr. Parkinson, denn je fitter ich wurde desto stiller wurde er. Es gibt einfach keine Erklärung für mich. Das war erst der Anfang. Das ich mal schneller Laufe als Schrittgeschwindigkeit, Nein. Unvorstellbar. Beim Gehen hat mich ja schon eine Schnecke überholt und die hatte noch ein Häuschen auf dem Rücken. Das wichtigste war und ist immer noch, man nennt es Werkzeug, also die Schuhe.


Ich kaufte mir meine ersten richtigen Laufschuhe und Freude mich darauf wie ein Schneekönigin, in der Sonne war richtig hin und weg. Ich möchte mal einem kurzen Quiz machen. Habe ich Laufschuhe bekommen? JA. Größe? 40 obwohl ich 38 habe, passe sehr gut vor allem haben sie Luft nach vorne. Und die Farbe? Nee, nicht blau oder schwarz, Pink . Richtig ich habe Pink farbene Laufschuhe, da kann ich mich nicht verlaufen. Es hat richtig Spaß gemacht, denn ich habe sie in einem Geschäft anprobiert. Es war ein tolles Erlebnis und wieder ein Schritt mehr in meinem Leben. Und wieder zu meinem Lieblings Thema, das Laufen. Ich versuchte mich, was ich heute immer noch nicht kann, alleine vom Haus zu entfernen, damit ich später wirklich alleine laufen kann. Mir fehlten noch der Mut und etwas Selbstvertrauen. Zu Zweit würde es sicherlich mehr Spaß macht, schade das Elisabeth so weit weg wohnt. Einen Laufpartner habe ich Mr. Parkinson, er ist nicht der Schnellste (lächle gerade) aber bei mir. Für die Täcks, wo ein Metronom, das ist ein Taktgeber zum Stimmen von Musikgeräten, den mir mein Arzt auf 69 Täcks eingestellt hat, der Taktgeber ist. Diese Tacks sind für den Armrhythmus und steuert die Geschwindigkeit des Laufens. Mir fehlt der Rhythmus und komme nicht richtig rein. Das ist auch eine Konzentrationsübung für die Umsetzung der Armbewegung, und kann man auch in das tägliche Bewegungsprogramm mit einbauen.

Wir, die gesamte Lauftruppen, haben alle gewisse Elemente die wir zu einen Ganzen zusammen gefügt haben. Und so ein "lustiger Haufen" entstanden ist. Ich habe mich gefragt, ob unser Arzt wusste, dass wir zusammen so gut harmonisieren oder es hat ihn auch überrascht. Wir waren wie eine Schulklasse, die am ersten Tag zusammen gestellt wurde und doch gleich eine Sympathie entwickelte. Zuerst etwas zurückhaltend, dann bei der zweiten Stunde kam die langsame Annäherung. Vielleicht kam es uns auch zu Gute, das wir in einem 5 Jahres Rad liegen. Außer die Nichte von Elisabeth, sie ist das Nesthäkchen. Mein Mann fühlte sich auch sichtlich wohl und das bedeutet schon was .Mein Gesichtsausdruck ist sogar ohne Worte zu verstehen. Selbst unser Arzt war mit Begeisterung dabei. Wir hätten eine gute Studie abgeben den jeder hat seinen eigen Fortschritt und es sind Freundschaften entstanden.

Unser Arzt sagte mal: „ Dieser Sport ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für den Geist und die Seele und stärkt den ganzen Menschen. Es finden Veränderungen statt.“ Und damit hatte er recht.

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