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Amrum, Nebel, Strunwai, 12:57 Uhr

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Sie fuhren um die enge Kurve, vorbei an der Post, bis sich links ein Feld auftat, hinter dem man den Leuchtturm über dem Waldsaum erkennen konnte. Inzwischen regnete es. Es waren ganz feine Tropfen, die aussahen wie ein Schwarm von Insekten, die einem Schleier gleich vom Wind mitgetragen wurden. In der nächsten Kurve, hinter der es weiter bis nach Norddorf ging, fuhren sie bei der Bushaltestelle geradeaus auf den Strandweg, der direkt auf den Nebeler Strand zulief.

»Es muss eins der letzten Häuser vor dem Strand sein«, sagte Martin und beugte sich suchend über das Lenkrad, um an den zurückversetzt stehenden Häusern eine Hausnummer oder einen Namen erkennen zu können.

Vor einer kleinen Kreuzung, hinter der das Waldstück bis zum Strand begann, hielt Martin an und deutete nach rechts.

»Das muss es sein.«

»Hier? Sieht krass groß aus«, sagte Daniela.

»Steigst du aus und schaust mal nach, Joshua?«, bat Alexandra.

»Wie soll das heißen?«, fragte er genervt.

»›Dünenglück‹«, antwortete Martin.

»Bescheuerter Name.«

»Du sollst keine Kritiken abgeben, sondern gucken, ob wir richtig sind.«

»Lustig«, sagte Joshua, schmiss die Tür zu und ging mit gesenktem Kopf auf das großflächige Grundstück. Das rot verklinkerte Haus war von Rasen umgeben und nach hinten und zur Seite von Tannen blickdicht eingerahmt. Vorn neben der Auffahrt begrenzten mannshohe Büsche das Grundstück.

Joshua ging ein Stück über die steingeflieste Auffahrt und stoppte abrupt, als er das Schild entdeckte. Er winkte sie zu sich und verschwand durch die Eingangstür, in der der Vermieter den Schlüssel für sie stecken gelassen hatte, im Haus.

Die anderen stiegen aus dem Wagen, nachdem Martin unter das zum Haus hin offene Carport gefahren war. Er öffnete den Kofferraum und reichte Daniela zwei Taschen, während Alexandra mit Piet auf dem Arm vorging.

»Joshi muss aber auch was tragen«, beschwerte sich Daniela.

»Ja, sag ihm das«, erwiderte Martin und kramte weiter im Kofferraum.

Das Erste, was Martin auffiel, als er das Wohnzimmer betrat, war der Weihnachtsbaum, den der Vermieter für sie aufgestellt hatte.

»Nun seht euch das an. Ist doch klasse, oder?«

»Der ist ja gar nicht geschmückt«, meinte Daniela.

»Nein, das werden wir machen. Genauer gesagt, ihr zwei.« Alexandra blickte ihre Kinder mit großen, auffordernden Augen an.

»Echt jetzt?«

»Ja, ihr könnt auch mal etwas beitragen.«

»Und ihr?«, wollte Joshua wissen.

»Ich füttere Piet, und Papa ist den ganzen Weg im Sturm gefahren, der kann sich jetzt mal ausruhen.«

»Wie, Papa kann hier abhängen, während wir schuften müssen?«

»Joshua, du machst das jetzt, und ich will nichts weiter von dir hören«, sagte Alexandra, woraufhin Joshua seinem Vater einen verächtlichen Blick zuwarf.

Martin lehnte sich mit beiden Händen auf eine Stuhllehne und setzte ein zufriedenes Lächeln auf. »Weihnachten«, sagte er und seufzte, »das Fest der Liebe und des Friedens.«

Inseldämmerung

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