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6 FrauenFreiluftGalerie
ОглавлениеFRAUENPOWER IN BILDERN
Im Hamburger Hafen arbeiten nur starke Männer? Falsch! Dass dort auch seit jeher Frauen in verschiedenen Positionen beschäftigt waren und noch immer sind und was sie geleistet haben, stellen auf etwa zwei Kilometern ausdrucksstarke Bilder entlang des Altonaer Elbufers dar.
Es sind großartige Geschichten von Frauen und ihrer wertvollen Arbeit rund um den Hafen, die zahlreiche Wände an der Großen Elbstraße am Altonaer Elbufer erzählen – doch wer nichts davon weiß, könnte glatt daran vorbeimarschieren. Manche der Gemälde verbergen sich zwischen Bürogebäuden und Restaurants, andere befinden sich in Einfahrten, in die der normale Spaziergänger keinen Blick wirft. Die Idee entstand bereits 1994 und wurde unter anderem umgesetzt von der Museumswissenschaftlerin und damaligen Kuratorin der Galerie, Dr. Elisabeth von Dücker, und der Malerin Hildegund Schuster, die heute noch Führungen durch die etwa zwei Kilometer lange Freiluft-Galerie anbietet. Ziel der Kunst im Freien: „Die Galerie soll ein Eye Opener über den Mythos der Männerdomäne Hafen sein“, äußerte sich Kuratorin Elisabeth von Dücker damals bei einem Interview, und: „Unsere Tätigkeit ist eine, die Spuren sucht, setzt und teilt.“ Dabei ließen sich die Macher von mexikanischen Wandbildern inspirieren, sogenannten „murales“, die während der mexikanischen Revolution zwischen 1910 und 1924 aufkamen und öffentlich soziale und politische Missstände anprangerten. Das Beste: Auch die Kunst von und über Frauen an der Elbe ist jeder und jedem frei zugänglich.
Farbenfrohes, neueres Werk der Freiluftgalerie
Endlich auch Frauen als Kapitäninnen!
Wer diesen Spuren oder der „kulturellen Perlenkette“, wie die Galerie gerne genannt wird, folgt, geht mithilfe der Werke von Hamburger und internationalen Künstlerinnen auf Entdeckungsreise in die Welt der hafenbezogenen Frauenarbeit. Da ist zunächst die Fischverarbeitung, darunter das blitzschnelle Filetieren, wie das Gemälde am Gebäude des Restaurants Hummer Pedersen detailgetreu vermittelt. Eine weitere bunte Hauswand, die Künstlerinnen aus Hamburg, New York und Argentinien gestalteten, bildet Frauen bei der Ernte von Kaffee, Tabak und Bananen ab. Die nächste Malerei, auf eine winzige Fläche unter die Treppenstufen des Wohnhauses an der Großen Elbstraße 164 gepresst, beschreibt die klassische Tätigkeit der stets gebeugt arbeitenden Putzfrau. Ein weiteres Gemälde widmet sich einem Gewerbe, das nicht nur im Hamburger Hafen uralt ist: der Straßenprostitution, wobei zwei abgebildete Frauen im Minirock, eine in Farbe, die andere in Schwarz-Weiß, von Begriffen wie Kondome, Dockschwalbe, Familie und Geld flankiert werden.
Hamburg trifft auf Südamerika ...
Ob Metallarbeiterinnen oder Schweißerinnen, Frauen in der Hafenlogistik, echte Seefrauen oder Binnenschifferinnen, sie alle bekamen auf den Wänden der Großen Elbstraße mit den Jahren kontinuierlich eine Bühne. 2013 schlugen die Künstlerinnen zudem eine Brücke bis nach New York, indem sie das 15. Gemälde den Hafenarbeitswelten von sowohl Hamburg als auch New York mit ihrem ständigen Wandel widmeten. So steht der ganz allmähliche Aufstieg von Hafenarbeiterinnen in zuvor typische Männerpositionen im Fokus. Immerhin wurde Frauen erst 2006 der Bereich Hafenlogistik zugänglich gemacht, und 2018 gab es erstmals eine Kreuzfahrtkapitänin – eine junge Hamburgerin! Und so ist die Hoffnung groß, dass die fortschreitende Beschäftigung von Frauen in den verschiedensten Hafenjobs Künstlerinnen zu immer neuen Bildern inspiriert.
Info
Lage: in der großen Elbstraße am Altonaer Elbufer, etwa ab Große Elbstraße 152 (am Gebäude von Hummer Pedersen befindet sich eines der ersten Gemälde von 1994). Am besten läuft man von dort weiter Richtung Westen und schaut genau hin – die Gemälde befinden sich auch an Seitenwänden oder in Hofeingängen!
Website: frauenfreiluftgalerie.de
Führungen: Die Künstlerin Hildegund Schuster, die an einigen Bildern mitgewirkt hat, bietet nach Absprache Führungen mit viel Insider- und Hintergrundwissen an: Hildegund-Schuster@t-online.de. Kosten für beliebig viele Personen: 160 EUR für zwei bis 2,5 Stunden und einen Rundgang von etwa zwei Kilometern. Treffpunkt je nach Tageszeit (damit man nicht von der Sonne geblendet wird): Seemannsmission, Große Elbstraße 132, oder an der Straße Neumühlen – dies ist vorab per E-Mail abzumachen.