Читать книгу Hamburg – HeimatMomente - Bernadette Olderdissen - Страница 7
Willkommen in Hamburg
ОглавлениеObwohl Hamburg rund 100 Kilometer landeinwärts von der Elbmündung in die Nordsee liegt, gilt die zweitgrößte deutsche Stadt (mit gut 1,8 Millionen Einwohnern nach Berlin mit knapp 3,8 Millionen) als Deutschlands Tor zur Welt. Natürlich, denn immerhin verfügt Hamburg über Deutschlands größten Seehafen mit 7200 Hektar, zu dem neben vier gigantischen Containerterminals auch drei weitere für Kreuzfahrtschiffe gehören, wo jährlich an die 900.000 Menschen aus aller Welt ankommen und wieder abfahren. Dazu stelle man sich etwa 135 Millionen Tonnen Umschlagsgut vor, die der Hamburger Hafen abfertigt. Wer einmal eine Bootstour rund um den Hamburger Hafen unternimmt, wird mit Nackenschmerzen zurückkehren, so oft muss er an riesigen Pötten und Kränen emporschauen, die schwer befüllte Container verladen.
Hamburg verfügt über stolze 104 Stadtteile, die teils so unterschiedlich sind, dass man sich in völlig unterschiedlichen Städten wähnt. Die meisten Hamburger wohnen am liebsten nördlich der Elbe, also dort, wo das Zentrum mit dem berühmten Jungfernstieg und der Mönckebergstraße liegt. Wo das Rathaus steht, die hohen roten Backsteinbauten der zwischen 1883 und 1912 erbauten Speicherstadt zu bewundern sind und man teure Eigentumswohnungen in der topmodernen Hafen City rund um die Elbphilharmonie, liebevoll Elphi genannt, kaufen kann. Einige der besten Wohngegenden und der Top-Attraktionen befinden sich in Hamburg in Wassernähe, vor allem rund um Alster oder Elbe, doch selbst zwischen den westlichen Elbvierteln wie Blankenese und den östlichen in den Vier- und Marschlanden könnten die Differenzen nicht größer sein. Im Westen liegen die malerischen Elbstrände und Villen all der Millionäre und sogar Milliardäre, die Hamburg beheimatet, im Osten reihen sich Gewächs-, Reetdach- und Bauernhäuser aneinander und vermitteln das Gefühl, auf dem tiefsten Land angekommen zu sein.
Apropos Land und Grün – wer durch Hamburg schlendert oder sich nur eine Stadtkarte anschaut, entdeckt unerwartet viel Grün. Zahlreiche Parks und Waldgebiete unterbrechen Asphalt und Blechschlangen, seien es der Stadtpark mit Sonnenuntergang-Hotspot, der Altonaer Volkspark, Hagenbecks Tierpark, der zusätzlich eine Menge exotischer Tiere bietet, oder manch kleiner Park an einem Kanal oder Fleet. Fast überall, wo die Natur dominiert, lässt sich beobachten, wie sportlich die Hamburger sind, denn nicht nur an Alster und Elbe hält sich die Anzahl an Joggern ungefähr die Waage mit der an Spaziergängern, sondern auch rund um alle anderen Grünflächen, die sich teils an Museen oder andere kulturelle Angebote anschließen.
Hamburger Gruß
Hamburg strotzt nämlich nicht nur vor Konzert- und Musicalhallen, sondern auch vor Museen, Ausstellungen und weiteren kulturellen Highlights, die selbst manchem Kulturbanausen Neugier entlocken. Andererseits ist sie aber auch eine junge und lebhafte Partystadt mit einer Universität und den dazugehörigen Studenten, die sich gern in etwas alternativen Vierteln wie der Schanze oder dem Karolinenviertel tummeln. Also in Straßen voller Cafés, Bars und Clubs, wo man sich im Sommer mit mehr als einer Flasche Bier vor Graffiti- beziehungsweise Street-Art-dekorierten Hauswänden versammelt und im Winter in lauschigen Lokalen aneinander kuschelt. Um nicht die weltberühmte Vergnügungsmeile Reeperbahn zu vergessen, wo zwischen die unzähligen Stripclubs, Sexshops und Kneipen höchstens noch eine paar Döner-Imbisse und Kioske passen, um Nachtschwärmern bis in die Morgenstunden beim Absorbieren der Flüssigkeit zu helfen. Der Klassiker sowohl unter Hamburgern als auch weltweiten Besuchern ist es, nach durchzechter Nacht sonntags in aller Frühe zum Altonaer Fischmarkt zu strömen und sich den Fang der Nacht in einem saftigen Fischbrötchen einzuverleiben – denn wer Hamburg verlässt, ohne zumindest einmal in ein Fischbrötchen gebissen zu haben, war nicht wirklich in der Stadt. Und zum Thema Brötchen: Dies gilt nicht nur für Fisch-, sondern auch für Franzbrötchen. Wer sich darunter nun ein mit Schinken, Käse oder ähnlichem belegtes Brötchen vorstellt, wird enttäuscht von dem Gebäck aus Plunderteig mit reichlich Zimt und Zucker, das sich hartnäckig an Zähne und Gaumen haftet und mit locker 450 Kalorien direkt die Hüften anstrebt.
Doch Fisch- und Franzbrötchen sind neben dem Elbtunnel so ungefähr das Einzige, was den Norden Hamburgs mit dem Süden verbindet. Hört man sich unter Hamburgern aus dem Norden um, ist den meisten Süd-Hamburg eher fremd und nach Meinung vieler besteht auch keine Notwendigkeit, dorthin zu fahren. In Richtung Elbtunnel düst von Norden kommend meist nur, wer beruflich „auf der anderen Seite“ zu tun hat – beispielsweise im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder – oder aber auf der A7 Richtung Hannover und Süddeutschland reist. Was schade ist, denn auch der Süden wartet mit industriellen Denkmälern, kulturellen Schätzen und viel Natur auf – darunter mit dem höchsten Gipfel Hamburgs mit stolzen 116,1 Metern in den Harburger Bergen. Oder mit der ersten Etappe des Heidschnucken-Fernwanderwegs durch die Lüneburger Heide, die im Stadtteil Fischbek beginnt.
Ein Fischbrötchen gehört dazu.
Hamburgs Geschichte entdecken
Hamburg ist also bunt, es ist vielseitig und, wie die meisten Hamburger überzeugt sind, die schönste Stadt der Welt. Aber Hamburgs Architektur ist auch überwiegend modern, wurde die Stadt doch im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört und der Hafen danach verlagert. Doch was man an greifbarer Geschichte hat, das wird gefeiert – wie jedes Jahr am 7. Mai der Hafengeburtstag mit Schifferballett und Schiffsparaden, denn was schon seit 1189 besteht, dem gebührt viel Ehre. Und so hat jeder Hamburger sein kleines Stück Stadt, das er besonders ins Herz schließt, genauso wie jeder Besucher mit einem anderen Eindruck der Hansestadt nach Hause fährt. Für manch einen mögen es die heißen Mädels der Reeperbahn sein, für andere Urlaub auf dem Bauernhof in den Vier- und Marschlanden. Denn all dies ist Hamburg.