Читать книгу Die Abenteuer von Liebliesel & Liebdusel - Bernd-Arno Kortstock - Страница 6

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Die Entenwanderung

Die Sonne schien grade erst ein paar Stunden und das Leben am See war noch so richtig in Bewegung gekommen. Ein paar waren erst aufgestanden, ein paar andere waren noch mit ihrer Morgenwäsche beschäftigt. Ein paar Fische schauten schon vorlaut und witzig ein wenig aus dem See heraus und schnappten ein bisschen nach frischer Morgenluft.

Der Reiher putzte sein Gefieder und reckte seine Glieder.

Zwei kleine Entlein schwammen noch ein wenig müde am Seeufer entlang und wussten noch nicht so recht, was sie mit diesem neuen Tag so anfangen sollten. Es waren Liebliesel und Liebdusel, zwei gute Freunde, die vor gar nicht langer Zeit an diesen See gekommen waren, in der Hoffnung, hier neue Freunde zu finden. Liebliesel, eine kleine Entendame, war schon viel gereist und auf einer ihrer Reisen hatte sie die Bekanntschaft mit dem kleinen Erpel Liebdusel gemacht.

Seitdem zogen sie gemeinsam von einem Teich zum nächsten, um so immer neue Freunde kennen zu lernen.

Liebdusel hatte kleine, aber leicht verschmitzte Augen, die so schauten, als sei er immer zu einem neuen Abenteuer bereit.

Liebliesel achtete aber darauf, dass der Kleine nicht immer zu viel Unfug anstellte, den sie letztendlich beide wieder ausbaden müssen.

So ist es auch das eine Mal gewesen, als sie von einem Teich zum nächsten watschelten, weil ihre Flügel ganz müde waren und keinen Schlag mehr tun wollten.

Die Sonne war schon auf dem Weg, ins Bett zu gehen und ließ nur noch ein paar warme Strahlen über die Wipfel scheinen, als unsere beiden Freunde einen Weg einschlugen, der sie eine von großen Bäumen gesäumte Allee entlang einer von großen Bäumen entlangführte.

Die Augen von Liebdusel waren schon recht klein und müde und er beteuerte mit jedem Watschelschritt, dass er keinen weiteren tun werde, wenn er nicht bald etwas zu essen und zu trinken bekommen würde. Liebliesel watschelte vor ihm her und wenn ihre Flügel nicht so müde gewesen wären, hätte sie sich beide Ohren zugehalten, um das Gejammer von Liebdusel nicht mehr hören zu müssen.

„Ich habe dir ja gesagt, dass es heute ein weiter Weg wird und dass du dir ein wenig zu essen mitnehmen solltest, aber nein, der Herr Erpel mag ja nicht hören, wenn ich ihm etwas sage.

Dann heißt es immer nur, ich sei eine alte Besserwisserin und ich würde ihm Vorschriften machen, was er zu tun und zu lassen hätte.

Und jetzt lass mich mit deinem Gejammer in Ruh und watschel endlich weiter, sonst kommen wir ja nie an.“ Liebdusel stellte ein wenig sein Gejammer ein, aber auch nur so ein bisschen, dass es Liebliesel nicht mehr so richtig hören konnte. Es kam ein Abendwind daher und zog an den Ästen und Wipfeln der Bäume, dass man denken konnte, sie würden einem zuwinken, so sehr bogen sich die Äste.

Jedoch Liebdusel nahm den Wind gar nicht mehr so richtig wahr.

Ein Auge war schon halb vor Müdigkeit zugefallen und das andere war auch auf dem besten Wege dahin, dem anderen zu folgen.

Und so merkte Liebdusel gar nicht, wie er in seiner Müdigkeit ein wenig vom Weg abkam und einen kleinen Seitenweg entlang ging, der mehr und mehr in einen Wald führte, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten.

Liebliesel watschelte still vor sich hin, ein wenig in Gedanken versunken, und dachte daran, ob sie wieder einmal zu viel mit Liebdusel gemeckert hätte. Auch ihr Magen knurrte schon seit einer geraumen Zeit und ihre Entenfüße wurden mit jedem Platsch auch müder und müder.

„Vielleicht sollten wir unsere Flügel noch einmal aufwecken, um ein wenig schneller voranzukommen“, dachte sie. Aber die Flügel hatten es sich schon ganz bequem gemacht und schliefen tief und fest.

Um den kleinen Erpel aufzumuntern beschloss Liebliesel, ihm von dem Teich zu erzählen, zu dem sie sich heute Morgen auf den Weg gemacht hatten. Sie erzählte von dem kleinen Otter, der in der Nähe einer Stromschnelle wohnte und jeden Morgen mit dem Hecht um die Wette schwamm. Sie erzählte von dem großen, dicken Karpfen, der schon so lange in dem Teich wohnte, dass keiner so genau sagen konnte, woher er einstmals gekommen war. Und sie erzählte von den beiden großen Schwänen, die in ihrem weißen Gefiederkleid den ganzen Tag über den Teich schwammen, als wenn er ihnen allein gehören würde.

Sie wusste auch zu berichten, dass die beiden Schwäne sich manchmal einen Spaß daraus machten, kleine Erpel zu zwicken.

Liebliesel sprach zu dem kleinen Erpel.

„Wir werden viel Spaß an dem neuen Teich haben, meinst du nicht auch?“ Aber von hinten kam keine Antwort, auch war das Gejammer verstummt, was ihr beim Erzählen gar nicht aufgefallen war.

Liebliesel drehte sich auf ihren müden Watschelbeinen um und sah ins Leere. Kein Liebdusel weit und breit.

Die Abenteuer von Liebliesel & Liebdusel

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