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Bewusstsein
ОглавлениеWir erkennen uns – meistens – im Spiegel wieder und können darüber nachdenken, dass wir gerade darüber nachdenken. Wir erleben die Welt bewusst. Das Geniale und Auffällige an diesem Entwicklungsschritt der Großhirnrinde generell und des Bewusstseins im Speziellen ist das Entstehen eines besonderen Netzwerks. Dieses verarbeitet kaum direkten Input von den Sensoren – also Augen, Ohren, Nase usw. (auch wenn wir das subjektiv so empfinden mögen) –, sondern bekommt seine Information zu rund neunzig Prozent durch unser Frosch- und Spitzmausgehirn vorgefiltert. Daher finde ich den Begriff des „Controllers“ für die Rolle der Großhirnrinde, und im Speziellen der des Stirnlappens, naheliegend.
Unser Controller verarbeitet also die bereits modulierte Wahrnehmung der Welt von Frosch und Spitzmaus und konstruiert daraus die bewusste Wahrnehmung der außersubjektiven Wirklichkeit. Bewusstsein könnte man als Interpretation der Innenwelt beschreiben. Der komplizierte Vorgang des Radfahrens beispielsweise, mit allen unterbewussten Wahrnehmungen, die zur koordinierten und zielgerichteten Bewegung notwendig sind, wird in der bewusst gewordenen Realität lediglich als Wissen, dass wir gerade radeln, symbolisch repräsentiert. Nicht mehr die Einzelkomponenten des Vorgangs werden wahrgenommen, sondern nur mehr die bloße Tatsache, dass man gerade Rad fährt. Die Wahrnehmung wird dadurch abstrahiert und vereinfacht und redundante Information reduziert, um die bewusste Aufmerksamkeit auf die wesentlichen Dinge konzentrieren zu können.
In der menschlichen Individualentwicklung dauert die Ausbildung dieser Fähigkeit rund eineinhalb bis zwei Jahre. Und damit meine ich nicht das Radfahren, sondern das Bewusstsein.