Читать книгу Mörder aus Passion - Bernd Michael Grosch - Страница 55
„Ich brauche aber gleich Geld.“
ОглавлениеGemütlich die Beine übereinandergeschlagen, saß Praha in seinem Stuhl.
„Herr Praha, Weihnachten steht bevor – und draußen warten eine Menge Leute, Welche noch vorgelassen werden müssen. Halten Sie mich bitte nicht von meiner Arbeit ab; es sind dringliche Fälle zu bearbeiten.“
„Mein Fall ist auch dringend; ich kann die Miete nicht bezahlen. Im Übrigen interessiert mich Ihr Weihnachten einen Dreck. Ich bin Moslem.“
„Andere interessiert es sehr wohl, Herr Praha; ich fordere Sie ernsthaft auf, mein Büro unverzüglich zu verlassen, sonst rufe ich den Sicherheitsdienst. Suchen Sie anderweitig Ihre Zerstreuung !“
Karls Hand lag auf dem Telefon und er blickte den vor ihm Sitzenden scharf an.
„Schon gut, schon gut – ich gehe“, sagte Dieser und erhob sich. Schon an der Türe angelangt, drehte sich Praha noch einmal um und zischte:
„Irgendwann erwische ich dich. Dich und deine Familie !“
Damit öffnete er die Tür und verschwand im Flur, ohne die Türe wieder zu schließen.
- Karl war sich gewiss, dass der unangenehme Zeitgenosse lediglich erschienen war, um sich die Zeit zu vertreiben, anstatt ernsthaft auf die Auszahlung irgendwelcher Vorschüsse zu hoffen. Vermutlich würde er sich später im Kreise seiner Freunde damit brüsten, dass er es dem Liebknecht wieder einmal gezeigt habe.
- Februar 1984. Seinen Geburtstag hatte Karl wieder einmal ohne Aufhebens alleine Zuhause gefeiert; die Gedanken schweiften von seiner seligen Frau und den Eltern zu der jungen Lina. Würde man den Karton mit ihrer Leiche jemals finden ? Würde man überhaupt weiter nach ihr suchen ?
'Wen kümmert es ? Eine Jugoslawin, ́ dachte er voll Bitterkeit, 'es nimmt sowieso überhand in letzter Zeit. Wohin man auch schaut: Ausländer ! Inder aus dem Punjab. Singh, Singh, Singh. – Wer soll sich da noch auskennen ? Tamilen aus Sri Lanka mit fünfzehn Zentimeter langen Namen, die kein normaler Mensch aussprechen kann. Und diese gutturale Sprache ! Tatsächlich wie die Afrikaner, die auch allmählich überhand nehmen. Ich glaube, der Professor aus dem Germania lag damals doch nicht ganz falsch. ́
Im 'Germania ́ war Karl seit jenem Regentag nicht mehr gewesen, doch nahm er sich nun vor, es wieder einmal aufzusuchen.
- Dienstag, 7. Februar. Karl Liebknecht stand am Fenster seines Büros und sah hinüber auf den unbewachten Parkplatz, auf welchem auch er täglich seinen Wagen abstellte.
Es war kurz vor 15°° Uhr; Karl wollte eben zurück zu seinem Schreibtisch, als er eine Gruppe von fünf Afrikanern den Parkplatz betreten sah. Liebknecht blieb, wo er war und beobachtete die Gruppe, welche sich auf einem freien Platz zusammenstellte und augenscheinlich auf etwas zu warten schien.
Nur wenige Minuten waren seit ihrem Eintreffen vergangen, als ein schwarzer BMW in der Zufahrt des Parkplatzes erschien und in der Nähe der Afrikaner zum Halten kam. Karl Liebknecht erkannte in dem Fahrzeug sogleich den Wagen des Naim Praha – und neugierig verfolgte er das weitere Geschehen.
Die Entfernung war zu groß, um den Fahrer des BMWs tatsächlich identifizieren zu können, doch Karl war sich sicher, dass es sich hierbei um Praha handeln musste.
Einzeln traten die fünf Männer ans offene Wagenfenster und schienen jeweils etwas in das Wageninnere zu reichen, um kurz darauf wiederum etwas in Empfang zu nehmen. Das Ganze dauerte etwa zehn Minuten, dann drehte der Wagen eine Runde innerhalb des Parkplatzes und entschwand sodann auf der Straße den Blicken Liebknechts.
Auch die fünf Afrikaner hielten sich nun nicht mehr länger auf dem unbefestigten Parkgelände auf, sondern gingen wieder ihrer Wege.
- Der gleiche Vorfall wiederholte sich tags darauf und Karl beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen...
Am Donnerstag brachte er in seiner Aktentasche einen Feldstecher sowie seinen kostspieligen Canon-Fotoapparat mit ins Büro, um endlich Gewissheit über die Identität des BMW-Fahrer’s und Dessen Aktivitäten auf jenem Parkplatz zu erlangen.
- Zehn Minuten vor 15°° Uhr legte Karl Fernglas und Kamera griffbereit ans Fenster und harrte der Dinge, welche da kommen sollten...
- Auch diesmal erschien die Gruppe der Afrikaner kurz vor Eintreffen des BMWs. Karl erkannte durch das Fernglas zwei der Afrikaner als Kunden seines Büros; die anderen Drei hingegen waren ihm unbekannt. Der Fotoapparat war eingestellt und Karl legte den Feldstecher beiseite, um durch das Teleobjektiv weiter zu