Читать книгу Mörder aus Passion - Bernd Michael Grosch - Страница 60
„Wollen Sie ihn den Behörden überstellen ?“ Karl blickte dem Wirt gespannt ins Gesicht. „Nein, Herr Liebherr, wir...“ „Liebknecht“, verbesserte Karl.
Оглавление„Verzeihung. Herr Liebknecht...; - übrigens, mein Name ist Wagner; Kurt Wagner.“
Die Beiden reichten einander die Hand und der Wirt fuhr fort:
„Ich erwähnte ja bereits, die Straßenverkäufer betreffend, dass es sinnlos ist, Einzelne zu erwischen, um sie vor Gericht stellen zu lassen. Die Meisten können sich herauswinden und machen weiter wie zuvor. Die Anderen, welche tatsächlich verurteilt werden, sind danach nur schlauer und lassen sich dann nicht mehr erwischen. Unsere deutschen Gefängnisse erinnern diese Afrikaner eher an ein gutgeführtes Hotel; deshalb werden sie dadurch keineswegs abgeschreckt. Man muss
anders mit ihnen verfahren. Man muss sie dermaßen einschüchtern, dass sie freiwillig unser Land verlassen und nie wieder zurückkommen.
Auch darüber beraten wir zur Zeit auf unseren Versammlungen. – Was nun die Hintermänner betrifft, so möchten wir auch herausfinden, woher Diese ihre Drogen erhalten. Mit den Befragungsmethoden der Polizei kommt man dabei nicht sehr weit und Alles bleibt, wie es ist.
Herr Liebknecht, falls Sie die gleichen Interessen haben wie auch wir – das ist, Deutschland wieder zu einem anständigen, sauberen Ort zu machen – so sollen Sie uns willkommen sein. Kommen Sie bestimmt am nächsten Samstag; Sie werden dann alles über uns und unsere Arbeit erfahren.“
Karl versprach Herrn Wagner, auf alle Fälle am kommenden Samstag im Germania zu erscheinen. Er bekam die Telefonnummer der Wirtsstube und verabschiedete sich dann, ohne seinen Apfelsaft bezahlen zu müssen, denn Herr Wagner bestand darauf, dass dieser auf Kosten des Hauses ginge.
- Montag und Dienstag verbrauchte Karl den restlichen Film der Kamera, indem er noch etliche Fotos der Sechs auf dem Parkgelände schoss.
Dienstagabend brachte er den Film zu einem Fotostudio, welches in achtundvierzig Stunden die jeweils gebrachten Filme entwickelte.
Am Freitag-Nachmittag holte Karl Liebknecht die entwickelten Bilder ab, fuhr nach Hause und unterzog die Fotos einer ersten Begutachtung. Er war zufrieden. Klar und deutlich waren die Gesichter zu erkennen. Karl schrieb auf drei der Fotos die jeweiligen Namen und Adressen, steckte die komplette Serie der Bilder in einen
braunen Versandumschlag, welchen er für den nächsten Tag bereitlegte.
- - Samstag, 18. Februar. Karl beschloss, im Germania zu essen; bestellte ein Taxi und war zum Erstaunen des Wirtes bereits gegen 11.30 Uhr in der Gaststätte, welche wieder überaus gut besetzt war.
Kurt Wagner wies ihm einen Platz am runden Stammtisch und setzte sich zu ihm.
„Sie sind sehr früh; warum haben Sie nicht angerufen ?“
„Ich beschloss, hier zu essen und nahm deshalb ein Taxi. Außerdem konnte ich es kaum noch erwarten, Ihnen die fertigen Fotos zu zeigen.“
Karl zog den Umschlag mit den Bildern hervor und überreichte diesen dem erfreuten Wirt. Der stand auf, brachte Speisekarte und Apfelsaft für Karl und öffnete erst dann den Umschlag, um die Fotos zu begutachten.
„Sehr gut gelungen“, stellte er fachmännisch fest, „wirklich sehr gut. Man erkennt die Schwarzen auf Anhieb.“
Karl studierte währenddessen die Karte, welche ein überraschend reichhaltiges Menü aufwies. Er entschied sich für ein Jägerschnitzel mit Kroketten und Salat, wozu er ein Pils vom Fass bei dem wartenden Wirt bestellte. Dieser ließ die Fotos auf dem Tisch liegen, gab bei seiner Frau in der Küche die Bestellung auf und kehrte dann zu Karl zurück.
„Es wird einige Minuten dauern. Trinken Sie in Ruhe Ihren Apfelsaft, danach will ich Ihr und auch mein Bier zapfen.“
Kurt Wagner ging, um sich wieder um seine anderen Gäste zu kümmern und Karl nippte genüsslich an seinem Glas.
- Das Essen war gebracht und der Wirt hatte begonnen, das Pils zu zapfen. Karl aß mit Appetit; Frau Wagner schien eine vorzügliche Köchin zu sein. Kein Wunder, dass die Gaststätte um die Essenszeit immer so gut besetzt war. –
Der Wirt brachte die beiden Pils, musste jedoch zwischendurch immer wieder aufstehen, um sich um die Wünsche der anderen Gäste zu kümmern. Karl beschloss, nach dem Essen zum Friseur und anschließend noch etwas bummeln zu gehen. Der Wirt zeigte seine Zustimmung:
„Im Moment ist hier ohnehin zuviel Betrieb, als dass ich mich angemessen um Sie kümmern könnte. Möchten Sie die Fotos einstecken oder soll ich sie aufbewahren ?“
Karl wollte die Bilder keineswegs wieder einstecken, also brachte Herr Wagner diese hinter die Theke und verabschiedete dann seinen Gast:
„Bis später also; gegen 15°° Uhr wird es hier leer sein und auch der Professor wird bis dahin sicher eingetroffen sein.“
- Karl ließ sich die Haare schneiden und besah anschließend ausgiebig die Schaufensterauslagen der Kauf- und Warenhäuser.
Pünktlich um 15°° Uhr war er zurück im Germania. Der Wirt saß mit dem Professor und drei weiteren Männern am Stammtisch, - vor ihnen die Fotos liegend.
„Ah, da ist er ja“, rief der Wirt und zeigte auf den Eintretenden.
„Kommen Sie, Herr Liebknecht; setzen Sie sich zu uns.“
Die Männer erhoben sich zur Begrüßung und Karl schüttelte reihum die Hände.
„Sie sind also der Meisterdetektiv“, stellte der Professor lachend fest, „ich erinnere mich an Sie; Sie saßen damals an jenem Tisch“, er wies auf den betreffenden Tisch, „und ich saß an jenem daneben. Ich glaube, es war der Tag, als der Wolkenbruch die Menschen von den Straßen trieb.“
„Sie haben recht“, gab Karl zu, „erstaunlich, ein solches Gedächtnis.“
Der Wirt ging zu seinem Zapfhahn, um auch für Karl ein Bier zu zapfen; die Anderen nahmen gemeinsam am runden Tisch Platz.
„Kurt erzählte uns“, fuhr der Professor fort, „dass Sie möglicherweise Interesse an unserer Sache fänden und an einer unserer Versammlungen teilnehmen würden. Ist dies so richtig, Herr Liebknecht ?“
„Nun ja“, antwortete Karl, „ich fand Ihre Ausführungen damals recht interessant und es ist ja wohl auch eine Tatsache, dass Ausländer dabei sind, Deutsche mehr und mehr zu verdrängen und die Moral und Sitten eine gefährliche Veränderung - äh, äh, erkennen lassen. Als Mitarbeiter des Sozialamtes erlebe ich dies leider tagtäglich und ich muss sagen, dass mir diese Entwicklung ganz und gar nicht gefallen will.“
Der Wirt hatte mittlerweile das Pils vor Karl auf den Tisch gestellt, um sodann wieder Platz zu nehmen.
„Recht haben Sie“, bekräftigte der Professor, „leider hat sich nach Beendigung des letzten Krieges auch das Denken der Deutschen gewandelt. Was früher als ehrenhaft galt, wird heute verlacht. Wir Deutsche kennen keinen Stolz mehr. Wir fühlen uns nur noch als die Besiegten, Denen man vorschreiben darf, was und wie sie zu denken haben. Die Kriege der Amerikaner werden kaum kritisiert, da Diese ja fast immer als die Sieger daraus hervorgehen und – vor Allem – nicht aufgeben, wie wir es leider getan haben.“
„Aus dieser Sicht betrachtete ich die Dinge bisher noch nicht“, gab Karl zu, „doch ist es offensichtlich, dass in unserem Land eine ungünstige Veränderung stattfindet. Man wirft Müll – ja, ganze Kühlschränke in den Wald; früher war so Etwas einfach undenkbar – es war Alles sauberer. Ich selbst beobachtete, dass in Parkanlagen Blumen mutwillig herausgerissen und achtlos weggeworfen wurden.
Dies ist wirklich nicht mehr die ordentliche, deutsche Art. Über solcherlei Dinge stolpere ich und kann mich maßlos darüber ärgern. Auch die Rücksichtslosigkeit von Ausländern aus gewissen Gegenden der Welt stößt mich zunehmend ab. Ein 'Bitteschön ́ oder 'Dankeschön ́ bekommt man von ihnen niemals zu hören; gar Jemandem den Vortritt zu lassen oder eine Tür für Einen aufzuhalten, kommt für diese Leute gar nicht in Frage.“
„Recht haben Sie; doch dies sind dennoch nur die kleineren Ungelegenheiten. Es gibt weit Schlimmeres, wie zum Beispiel Drogenverkauf oder gar Mädchenhandel.“