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1.1.2 Lösungsmöglichkeiten des ökonomischen Knappheitsproblems

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Wenn der Mensch als Wirtschaftssubjekt versucht, mit Vernunft (Ratio) sein Güterversorgungsproblem zu lösen, hat er grundsätzlich zwei Lösungsmöglichkeiten: Rationierung oder/und Rationalisierung.

Rationierung oder/und Rationalisierung

Von Rationierung wird gesprochen, wenn es um die Einschränkung des Bedarfs geht. Sie ist als Lösungsmöglichkeit des Knappheitsproblems wenig beliebt, allerdings schnell wirkend. Sich von Wünschen zu verabschieden, wird als unangenehm empfunden und gilt als letzter Ausweg, wenn eine Rationalisierung momentan nicht möglich ist. Lieferfristen, Bezugsscheine, aber auch eine Inflation sind z. B. Formen der Rationierung.

Spezialisierung ist besonders wichtig

Von Rationalisierung wird gesprochen, wenn es um die Ausschöpfung und Ausdehnung der Produktionsmöglichkeiten geht. Sie ist diejenige Lösungsmöglichkeit des Knappheitsproblems, an die normalerweise zuerst gedacht wird. Sie umfasst die Spezialisierung, die Investierung und die Ökonomisierung. Spezialisierung (auch Arbeitsteilung genannt) bedeutet, die Fähigkeiten zur Produktion, also die Produktionsfaktoren (vgl. Abschnitt 1.1.5), konzentriert und gezielt einzusetzen und dadurch die Gesamtleistung zu erhöhen (Effizienzsteigerung). Investierung ist eine besondere Form der Spezialisierung und bedeutet z. B. den verstärkten Einsatz von Maschinen, die als Sachkapital in vielen Fällen der menschlichen Arbeitskraft überlegen sind. Im täglichen Sprachgebrauch ist vor allem dieser Vorgang gemeint, wenn von Rationalisierung die Rede ist und Arbeitsplätze verloren gehen. Ökonomisierung bedeutet, zunächst einmal zu versuchen, die Produktionsmöglichkeiten voll auszuschöpfen (ökonomisches Prinzip) und nichts zu vergeuden, bevor daran gedacht wird, sie noch weiter auszudehnen. Unter allen Formen der Rationalisierung ist die Spezialisierung von besonderer Bedeutung. Es ist nicht übertrieben festzustellen, dass die Spezialisierung zusammen mit dem Güterversorgungsproblem die Dreh- und Angelpunkte des gesamten Wirtschaftens sind. Wer sie verstanden hat, verfügt über ein ökonomisches Grundverständnis, das als Weichenstellung den Zugang zum Verständnis aller ökonomischen Situationen und Probleme verschafft.

Spezialisierung auf der Input- und Outputseite

Spezialisierung findet beim Einsatz (Input) der Produktionsmöglichkeiten (Produktionsfaktoren) und beim Produktionsergebnis (Output) statt. Spezialisierung ist national (z. B. durch die Ausbildung zu einem Handwerksberuf) und international (z. B. in Gestalt der erdölproduzierenden Länder) anzutreffen.

Spezialisierung führt zwangsläufig zu wirtschaftlichen Tauschbeziehungen (Handelsbeziehungen) zwischen den Spezialisten, die sich in Anbieter und Nachfrager unterteilen lassen.

Angebot und Nachfrage durch Spezialisierung

Jeder Spezialist befindet sich gleichzeitig in einer Anbieter- und Nachfragerrolle. Als Spezialist wird er z. B. zum Anbieter derjenigen Güter, auf deren Produktion er sich spezialisiert hat und die er in der Gesamtmenge selbst nicht benötigt. Hier steht er vor einem Absatzproblem eigener Leistung. Andererseits wird jeder Spezialist zum Nachfrager nach denjenigen Gütern, auf deren Produktion er sich nicht spezialisiert hat. Es tritt ein Beschaffungsproblem fremder Leistung auf. Werden das Absatz- und Beschaffungsproblem nicht gelöst, entsteht ein Existenzproblem durch mangelhafte Güterversorgung.

Vor- und Nachteile der Spezialisierung

Die Vorteile der Spezialisierung liegen gegenüber der Selbstversorgung vor allem in einer höheren mengenmäßigen (quantitätsmäßigen) Gesamtleistung pro Produktionsfaktor (Produktivität) wie auch in einer höheren Produktqualität. Sie dient damit entscheidend – wie schon beschrieben – der Rationalisierung. Nachteile der Spezialisierung sind vor allem in der größeren Abhängigkeit der Spezialisten untereinander über das Absatz- und Beschaffungsproblem bzw. Existenzproblem, in den möglichen Schwierigkeiten bei ihrer Abstimmung (Koordination) zwecks Problemlösung und in der möglichen Entfremdung von der eigenen Leistung (Problem des inhumanen Arbeitsplatzes) zu sehen. In der wechselseitigen Abhängigkeit der Spezialisten kann jedoch auch insofern ein Vorteil gesehen werden, als sie den menschlichen Gedankenaustausch (Kommunikation) erzwingt bzw. der Isolierung vorbeugt, dadurch soziale Prozesse fördert und das Gemeinwesen stützt. In den Wissenschaften kann eine fortschreitende Spezialisierung zu der Gefahr führen, immer mehr über immer weniger und schließlich alles über nichts zu wissen.

Situationsbezogene Antwort 2

Installationsmeister Röhrl hat sich auf die Installation von Pelletheizungen spezialisiert, weil er durch seine Ausbildung zum Installationsmeister (Inputseite) und die anschließende Konzentration auf die Produktion von Pelletheizungen (Outputseite) glaubt, seine Fähigkeiten ökonomisch bestmöglich einsetzen zu können und über den erhofften Gewinn letztlich auch sein eigenes Güterversorgungsproblem bestmöglich lösen zu können. Durch die Spezialisierung ist er zum Anbieter von Pelletheizungen geworden. Gleichzeitig ist er zum Nachfrager nach denjenigen Gütern geworden, auf deren Produktion er sich nicht spezialisiert hat und die (z. B. in Gestalt einer Urlaubsreise) sein eigenes Güterversorgungsproblem ausmachen. Er ist demnach gezwungen in Tauschbeziehungen zu treten, die insofern problematisch werden können, als er in Abhängigkeit von Tauschpartnern gerät, die in ihren Güterwünschen und Vorstellungen nicht im Einklang mit seinen eigenen Vorstellungen stehen müssen.

Situationsbezogene Frage 3

Warum ist der Installationsbetrieb von Installationsmeister Röhrl aus volkswirtschaftlicher Sicht interessant?

Volkswirtschaft, 4. Auflage

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