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1.2.4 Das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto und die volkswirtschaftlichen Einkommensgrößen

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Einkommen entsteht durch Produktion

Das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto ergibt sich durch Konsolidierung der Einkommenskonten des privaten und staatlichen Sektors. Es informiert darüber, wie das gesamtwirtschaftliche Einkommen entstanden ist und wie es verwendet wurde. Was die Einkommensentstehung betrifft, so dürfte schon nach dem bisher Gesagten klar sein, dass der Realwert des entstandenen Einkommens im Kern nichts anderes darstellt als die produzierte Gütermenge. Daraus wiederum folgt, dass die Entstehungsseite des Einkommens buchungstechnisch die rechte Seite des Einkommenskontos sein muss, da sie zum größten Teil die Gegenbuchung zum gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto (vgl. Abschnitt 1.2.3) aufzunehmen hat. Dort war die produktionsbedingte Einkommensentstehung auf der linken Seite in Gestalt der Nettowertschöpfung als Summe der Faktoreinkommen, aber auch in Gestalt der indirekten Steuern abzüglich Subventionen als Netto- Staatseinnahmen sichtbar geworden. Die linke Seite des gesamtwirtschaftlichen Einkommenskontos informiert dann über die Verwendung des Einkommens, die wiederum güterbezogen und bei den Konsumausgaben die Gegenbuchung zum Produktionskonto ist.

Die Tatsache, dass es sich bei den Einkommensbeziehern um (natürliche und juristische) Personen und den Staat handelt, lässt außerdem den Schluss zu, dass das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto nach dem Inländerkonzept zu führen ist. Da das gesamtwirtschaftliche Produktionskonto andererseits auf dem Inlandskonzept basiert, wird nach der Gegenbuchung eine Korrektur erforderlich. Sie erfolgt über die von Inländern aus der übrigen Welt bezogenen Nettoprimäreinkommen (PEN←üW) (siehe unten).

Das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto nach dem Inländerkonzept hat folgende Gestalt:


Aus dem gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonto lassen sich die folgenden volkswirtschaftlichen Einkommensgrößen gewinnen:

Nettonationaleinkommen

Nettonationaleinkommen (NNE) = Primäreinkommen (PE) = NIP plus Saldo der Primäreinkommen (Nettoprimäreinkommen) aus der übrigen Welt (Faktoreinkommen der Inländer im Ausland minus Faktoreinkommen der Ausländer im Inland (PEN←üW)). Im gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonto setzt sich das NNE aus den Positionen 1., 2. und 3. auf der rechten Seite zusammen. In Symbolen: NNE = NIP + PEN←üW.

Das NNE wurde früher (vor 1995) auch als Nettosozialprodukt zu Marktpreisen bezeichnet.

Volkseinkommen

Volkseinkommen (VE) = NNE − (Tind – Z)= Arbeitnehmerentgelte für den Produktionsfaktor Arbeit plus Unternehmens- und Vermögenseinkommen für die Produktionsfaktoren Boden und Kapital. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nach dem Inländerkonzept sind also das Gegenstück zu den Betriebsüberschüssen bzw. Selbstständigeneinkommen nach dem Inlandskonzept. Das Volkseinkommen wurde früher (vor 1995) auch als Nettosozialprodukt zu Faktorkosten bezeichnet, um deutlich zu machen, dass es um die Einkommen der Eigentümer der Produktionsfaktoren geht, die aus Sicht des volkswirtschaftlichen Einkommenszahlers als Kosten zu interpretieren sind.

Lohn- und Profitquote

Der Anteil der Faktoreinkommen aus Arbeitskraft am Volkseinkommen wird als Lohnquote, der Anteil der Faktoreinkommen aus Boden und Kapital am Volkseinkommen als Profitquote bezeichnet. Als grobe aktuelle Werte können 70 % bzw. 30 % gelten.

Da das Volkseinkommen (VE) noch nicht die staatliche Beeinflussung des Einkommens (z. B. durch die Steuerbelastung) berücksichtigt und demnach den Einkommensbeziehern noch nicht voll für ihre Kaufentscheidung zur Verfügung steht, lässt sich noch eine weitere Einkommensgröße bilden:

Verfügbares Einkommen als Großteil der Produktion

Verfügbares Einkommen (Yv) = VE minus an den staatlichen Sektor geleistete direkte Steuerzahlungen (Tdir) (Einkommen- und Vermögenssteuern, einschl. Sozialversicherungsbeiträge) der nicht staatlichen Sektoren als Inländer plus von Inländern empfangene Tdir des staatlichen Sektors plus von Inländern empfangene indirekte Steuern (Tind) des staatlichen Sektors minus an Inländer geleistete Subventionen (Z) des staatlichen Sektors minus an Inländer geleistete Transferzahlungen (z. B. Kindergeld, Wohngeld etc.) (Tr) des staatlichen Sektors plus vom staatlichen Sektor empfangene Tr der Inländer minus Saldo der Transferzahlungen (Nettotransferzahlungen) an die übrige Welt (TrN→üW) (z. B. Entwicklungshilfe). In Symbolen zusammengefasst:

Yv = VE − Tdir + Tdir + Tind − Z − Tr + Tr − TrN→üW = VE + Tind − Z − TrN→üW

Yv = NNE − TrN→üW

Da sich einige Größen – nämlich Tdir und Tr – gegenseitig als gesamtwirtschaftliche Einnahmen bzw. Ausgaben aufheben, wird deutlich, dass die gesamte volkswirtschaftliche Produktion (mit Ausnahme der Güter, die in Höhe der Abschreibungen die verschlissenen Investitionsgüter ersetzen sollen, und der Nettotransferzahlungen an die übrige Welt (TrN→üW)) bzw. ihr Gegenstück in Gestalt des Nettonationaleinkommens dem gesamten verfügbaren Einkommen entsprechen muss. Anders ausgedrückt:

Wo produziert wird, entsteht gleichzeitig auch Einkommen. Produktion und Einkommen sind zwei Seiten der gleichen „Medaille“.

Warum wird der Boden nicht abgeschrieben?

Außerdem wird deutlich, dass nur das als Einkommen und damit maximal nutzbare Gütermenge bezeichnet wird, was über den Erhalt des Sachkapitals hinausgeht. Es soll also sichergestellt werden, dass auch im nächsten Jahr wieder ein entsprechendes Einkommen erzielt werden kann. Man könnte demnach in Anlehnung an das traditionelle Produktionsverfahren in der Forstwirtschaft von einem „Nachhaltigkeitskonzept“ sprechen, das auch der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zugrunde liegt. Allerdings ist kritisch zu fragen, warum nur das Sachkapital als künstlicher, von Menschen geschaffener Produktionsfaktor erhalten werden soll, die Abnutzung des natürlichen Kapitals aber unberücksichtigt bleibt. Abschreibungen des Produktionsfaktors Boden sind jedenfalls – wie schon im Abschnitt 1. 2. 1 erwähnt – nicht vorgesehen. Es wird anscheinend angenommen, dass er unbeschränkt und damit kostenlos zur Verfügung steht. Die kritische Frage lautet daher: Sollte ein ernst zu nehmendes „Nachhaltigkeitskonzept“ nicht auch der Bodennutzung Rechnung tragen? Darüber hinaus: Wird und – wenn ja – wie wird die Abnutzung der menschlichen Arbeitskraft berücksichtigt?

Die konkrete Verfügung über das verfügbare Einkommen (Yv) wird volkswirtschaftlich so interpretiert, dass aus dem Einkommen zunächst der Kauf von Konsumgütern (C) finanziert wird. Der Rest wird als Sparen (S) bezeichnet. In Symbolen ausgedrückt: S = Yv − C

Sparen als Konsumverzicht

Sparen ist also entgegen dem täglichen Sprachgebrauch keine Bestandsgröße (z. B. das Guthaben auf dem Sparbuch zu einem bestimmten Zeitpunkt), sondern gibt als Strömungsgröße an, welcher Teil des verfügbaren Einkommens im Zeitablauf (z. B. im Laufe eines Kalenderjahres) nicht konsumiert wurde.

Die aktuellen Werte für die wichtigsten volkswirtschaftlichen Einkommensgrößen in Deutschland können der Übersicht im Abschnitt 1.2.3 entnommen werden.

Situationsbezogene Antwort 4

Das von Installationsmeister Röhrl im Rahmen seiner Güterproduktion geschaffenen Faktoreinkommen bei den Eigentümern der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital ist seine Nettowertschöpfung. Sie setzt sich aus seinen Personalkosten als Arbeitnehmerentgelte und aus seinem betriebswirtschaftlichen Gewinn als Selbständigeneinkommen zusammen. Beide Einkommen aber sind Teil des Volkseinkommens als Inländereinkommen. Seinen Gewinn kann Installationsmeister Röhrl in seinem privaten Unternehmen als Finanzierungsmittel für Investitionsgüterkäufe (z. B. Anschaffung eines neuen Lieferwagens) belassen (unverteilter Gewinn) oder er kann ihn als Finanzierungsmittel zum Konsumgüterkauf (z. B. Anschaffung einer neuen Wohnzimmereinrichtung) in seinem privaten Haushalt entnehmen (verteilter Gewinn). In beiden Fällen aber hat er eine Einkommensteuer als direkte Steuer zu entrichten, bevor er weiter über das Einkommen verfügen kann.

Der von Installationsmeister Röhrl nicht entnommene und besteuerte Gewinn stellt ein Einkommen seines Unternehmens dar und wird vollständig zum Sparen (z. B. in Gestalt von Bankguthaben oder einer Beteiligung an einem anderen Unternehmen) verwendet, da Unternehmen definitionsgemäß nicht konsumieren. Dagegen erhöht der entnommene Gewinn das Einkommen seines privaten Haushalts, wird nochmals besteuert und steht dann für den Kauf von Konsumgütern zur Verfügung. Verbleibt danach noch ein Einkommensrest, so dient er ebenfalls dem Sparen (z. B. in Gestalt von Bankguthaben oder einer Alterssicherung).

Es darf nicht übersehen werden, dass auch die Personalkosten von Installationsmeister Röhrl aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Einkommen entstehen lassen und damit zum Volkseinkommen beitragen, nämlich bei seinen Beschäftigten, über das diese dann nach Entrichtung der Lohn- und Einkommensteuer entsprechend ihren Wünschen verfügen. Auch bei ihnen gilt, dass die nicht zum Konsumgüterkauf verwendeten Einkommen dem Sparen dienen. Und letztlich entstehen auch durch die Steuerzahlungen (direkte und indirekte Steuern) der privaten Haushalte und Unternehmen Einkommen, nämlich im staatlichen Sektor. Sie zählen zwar nicht zum Volkseinkommen, da sie kein Faktoreinkommen sind, werden vom Staat nach Zahlung von Transfers (z. B. in Gestalt von Kindergeld an die Beschäftigten von Installationsmeister Röhrl) aber dann ebenfalls zum Kauf bzw. Eigenverbrauch von Konsumgütern (z. B. in Gestalt der produzierten Bildungsleistungen = Staatskonsum) verwendet. Der Rest stellt wiederum Sparen dar, das auch negativ sein kann, wenn die Konsumausgaben das verfügbare Einkommen überschreiten, eine im staatlichen Sektor keineswegs unrealistische Situation und mit einer Erhöhung der Staatsverschuldung verbunden.

Situationsbezogene Frage 5

Wie hat Installationsmeister Röhrl mit der Ausdehnung seiner Produktion zur volkswirtschaftlichen Vermögensbildung beigetragen?

Volkswirtschaft, 4. Auflage

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