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1.4 Komplexität und Selbstorganisation

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Lebendige Prozesse sind meist komplex. Komplex meint, dass auch gut kontrollierte Prozesse prinzipiell unbeherrschbar bleiben, weil sie von Wirkkräften und Wechselwirkungen mitbestimmt sind, über die keine sichere Kontrolle erlangt werden kann. Wären sie nicht komplex, sondern nur kompliziert, könnte man auf ihre Beherrschbarkeit setzen. Oft sind jedoch die wirkenden Kräfte nicht einmal hinreichend bekannt. Dennoch muss man mit ihnen umgehen. Dies gilt z.B. für das menschliche Verhalten, von dem jede lebendige Organisation abhängig ist.

Wirklichkeitskonstruktionen und Interaktionsmuster werden aus »klassischer« systemischer Sicht ausschließlich als Produkte der Selbstorganisation sozialer Systeme betrachtet. Deshalb auch der Begriff »Autopoiese« = (sich) selbst schaffen.

Veränderungen sind demgemäß nur in der Weise möglich, wie sie in der Eigengesetzlichkeit (im Wesen der Systeme) vorgesehen sind bzw. aus den angelegten Eigendynamiken hervorgehen können.

Externe Einwirkungen auf solche Systeme werden folglich eher als Anreize für neue Formen einer möglichen Selbstorganisation betrachtet. Die Ergebnisse evolutionärer Prozesse sind deshalb nicht vorrangig durch Einwirkungen von außen definiert (und damit vorhersagbar/steuerbar), sondern werden durch das Spektrum der potenziellen Reaktions- und Entwicklungsmöglichkeiten dieser »lebenden Systeme« selbst bestimmt.

GREGORY BATESON (1984) pflegte mit folgender Geschichte zu illustrieren, dass man lebende Systeme nicht »instruktiv« steuern kann: »Wenn man einen Stein, dessen Gewicht, Form und Größe bekannt ist, in einem bestimmten Winkel mit einer bestimmten Kraft tritt, dann kann man ziemlich genau vorhersagen, in welcher Flugbahn der Stein fliegen und wo er landen wird. Wenn man jedoch einen Hund tritt, ist das anders.«

Was die Steuerung sozialer Systeme und die Vorhersage bezüglich der Wirkung professionellen Handelns in Training und Beratung betrifft, werden Systemiker meist experimentierfreudig und bescheiden zugleich. Das Studium der sich selbst organisierenden Prozesse verbessert solche Interventionen, welche die Entwicklungsmöglichkeiten von Klienten spezifisch berücksichtigen.

Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse

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