Читать книгу LebensAder - Bernd Steckmeier - Страница 10
ОглавлениеBlut – Spiegel des Lebens / Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße / Die Tricks der Hundertjährigen / Gene sind steuerbar / Weisheit wissen / Sitz des Lebens – Leber, Herz oder Hirn ? / Schlaffer Händedruck sagt Ende voraus / Schritttempo bestimmt Lebenserwartung / Fettschmelze / „Planet der Dicken“ / Wollt Ihr ewig leben ?
Blut ist rotes Gold, flüssiges Organ und Urstoff allen Lebens und vielleicht sogar Sitz der Seele. Ein Mix aus Milliarden kleinster Partikel (rote, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) mit fünf Liter Plasma (flüssiger Bestandteil des Blutes) ist Grundstoff unserer Existenz. Ohne Blut kein Leben. 5–6 Liter des roten Saftes zirkulieren in unserem Körper. Blut gibt uns Nahrung und Sauerstoff, heizt uns ein, beliefert und schützt uns vor fremden Eindringlingen. Es lässt uns denken, treibt den Motor an in unserer Brust und schließt unsere Wunden. Alles was wir sind, spiegelt sich im Blut.
Ohne Zucker im Blut kann unser Gehirn nicht arbeiten, ohne den Treibstoff Adrenalin in unseren Adern sind wir den Anforderungen des Tages nicht gewachsen, ohne das Schlafhormon Melatonin finden wir keine Nachtruhe. Ohne Dopamin und Serotonin blasen wir Trübsal und werden nicht wach. Blutproben geben unser Innerstes preis. Blut verpetzt uns, wenn wir einen über den Durst getrunken haben und verrät mit hohen Cholesterinwerten den Genuss fetter Speisen. Im Blut lassen sich Entzündungswerte und Gefäßgifte für drohenden Herzinfarkt und Schlaganfall aufspüren. Warnhinweise, denen wir begegnen können. Blut ist ein offenes Buch, in dem jeder Arzt lesen kann. Blutwerte sind ein Abbild unseres Lebens. Tumormarker bestimmen unser Schicksal.
Den Krebs früh erkennen, bevor er ausbricht: Einer der größten Träume der Forscher und Patienten. In naher Zukunft könnte eine Blutprobe anstatt einer Gewebediagnostik („Flüssigbiopsie“, „liquid biopsy“) kleinste unsichtbare Tumorzellen im Blut oder Urin aufspüren – noch bevor ein Gerät (Kernspin-, Computertomographie, Sonographie, etc.) sie im Körpergewebe erfassen kann. Der genetische Code von mehreren Krebsarten kann so schon entschlüsselt werden. Eine medizinische Revolution, die Gewebeproben vielleicht in naher Zukunft überflüssig machen wird.
DNA-Proben im Blut zeigen die Vaterschaft an. Der genetische Fingerabdruck verrät den Täter. Im Blut wird neues Leben offenbart. Ein Hormon verkündet Schwangerschaft – früher als der Streifentest.
Nicht nur Gesundheit und Krankheit, ja sogar Glück und Trauer sind im Blut erkennbar. Ohne die Glückshormone Serotonin, Tryptophan, Dopamin und Endorphine verfallen wir in Schwermut.
„Noli me tangere“ – „berühre mich nicht“ galt nur einmal bei Maria Magdalena, als ihr Jesus nach seiner Auferstehung erschien.
JOHANNES KAPITEL 20, VERS 17: „… Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren …“ www.bibel-oneline.net
Erst die Berührung aber macht den Mensch zum Menschen. Schon bei zartem Hautkontakt kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des „Kuschelhormons“ Oxytocin im Blut. Es macht glücklich, reduziert Stress, sorgt für Belohnung und beugt dem „Burnout“ vor. Nicht umsonst spielen Liebe, Sex und Fürsorge eine gewichtige Rolle in der Entwicklung des Menschen und noch viel mehr: Elabd C aus der Arbeitsgruppe der russischen Alters- und Stammzellenforscherin Irina Conboy berichtet, dass sich durch Zufuhr von Oxytocin alte Muskeln regenerieren und verjüngen. Die Berührung macht jung !22
Ohne das Sexualhormon Testosteron gibt es kein Muskelwachstum und keinen Bartwuchs, keine Libido und keine Fortpflanzung. Ohne Östrogen keine weiblichen Geschlechtsmerkmale und keine Milchdrüsen. Ohne Prolaktin im Blut erlischt die Produktion der Muttermilch. Ein Mangel des Botenstoffes Dopamin im Blut verschlechtert unser Gedächtnis und verursacht Muskelzittern bei Parkinson. Ohne Calcium und Vitamin D werden unsere Knochen brüchig wie Glas. Ohne Sauerstoff sterben alle Körperzellen. Nichts lebt ohne Blut. Auch die Pflege unserer Darmbakterien, die geradezu in aller Munde sind ( !), gelingt nur im kuscheligen, feuchtwarmen Milieu der gut durchbluteten Darmschleimhaut.
Ohne Blut für alles ist alles sinnlos.
Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße
Dieser bekannte Ausspruch des weltberühmten Berliner Pathologen Rudolf Virchow besitzt auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit.
RUDOLF LUDWIG KARL VIRCHOW, deutscher Pathologe, Anthropologe, Prähistoriker und Politiker; 1821–1902; beschrieb die Leukämie und prägte deren Namen, war Hrsg. von „Virchows Archiv“, befasste sich mit Thrombosen (Virchow-Trias) und der Theorie der Zellularpathologie – der Lehre von Krankheiten wegen Störungen der Körperzellen, ersetzte die „Säftelehre“ der Antike und prägte den Begriff des „Kunstfehlers“. (Deutsches Historisches Museum, Berlin)
Der Zustand unserer Gefäße bestimmt unsere Gesundheit und entscheidet darüber, ob wir alt aussehen oder noch Bäume ausreißen können. Deshalb ist es so wichtig, möglichst viel darüber zu erfahren, wie wir uns vor der größten Geißel der Menschheit schützen können – der Arteriosklerose. Sie breitet sich aus wie eine bösartige Erkrankung und befällt alle Arterien wie eine Epidemie. Um uns vor der modernen „Pest“ der Menschheit wirksam zu bewahren, genügt es nicht, nur auf einen gesunden „Lifestyle“ zu achten, wie er überall angepriesen wird. Nein, wir müssen verstehen lernen, warum etwas gut ist für Leib und Seele. Ohne diese tiefere Erkenntnis auch unserer Organe und deren Funktionen werden wir scheitern, etwas an unserem Verhalten zu ändern.
Die Hälfte der Menschen in den westlichen Industriestaaten stirbt an einer der schrecklichsten aller schrecklichen Krankheiten – der Arteriosklerose, noch mehr als an bösartigen Tumoren. Die Kalkablagerung in den Gefäßwänden verstopft unsere Lebensadern. Sie kommt schleichend und anfangs schmerzlos daher, heimlich und hinterhältig wie ein Dieb auf leisen Sohlen. Der „stille Killer“ hoher Blutdruck allein tut anfangs nicht weh, man spürt in kaum. Er bleibt lange unbemerkt und versteckt sich hinter dem Deckmantel der Wohlstandsgesellschaft in unseren Breiten. Schon leiden Naturvölker in entfernteren Regionen auf unserem Planeten an Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Leberverfettung und Erkrankungen der Lunge.
Fast alle werden beliefert mit den Giften der Lebensmittelindustrie und laben sich an Fertiggerichten, fetten Snacks und Süßgetränken. Tütensuppe mit erntefrischem Gemüse ? Leckere Tiefkühlpizza ? Unser Hunger- und Sättigungsgefühl werden ausgetrickst. Unser Verdauungssystem wird getäuscht von den Kalorienbomben aus Fett, Salz, Geschmacksverstärkern und Zucker, die so in der Natur nicht vorkommen. Im Gehirn kommt es bei jedem Bissen der „fetten Beute“ zur Ausschüttung von Glückshormonen. Wer möchte nicht belohnt werden bei jedem Schokokeks ? Wir langen weiter zu, obwohl wir eigentlich gar keinen Hunger mehr haben. Weiter, immer weiter und mehr essen, ganz so, wie es von den Herstellern gewünscht ist.
Stück für Stück werden wir unserer Gesundheit beraubt, anfangs schmerzlos wie auf leisen Sohlen. Schon früh beginnt dieser zerstörerische Prozess der Verkalkung und Verkrustung unserer Lebensadern. Wer glaubt, er sei durch seine Gene geschützt und alles ist Schicksal – der irrt. Gene bestimmen nur zu 20–30 % den Lauf des Lebens. Den größten Teil müssen wir selbst leisten. Erziehung, Umwelt und Lebensweise steuern unser genetisches Profil entscheidend mit und bestimmen über unsere Gesundheit und Zukunft.
Bereits in der Jugend kann sich Fett und Kalk in den Gefäßen ansetzen. Heimtückisch ist der langsam fortschreitende Prozess der Durchblutungsstörung. Wir spüren sie erst, wenn es fast schon zu spät ist. Es geht uns alle an. Bereits früh sollten wir deshalb Vorsorge für das Alter treffen. Nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich. Wohlhabend früh zu sterben ist keine Lösung. Der Weckruf zur Vorbeugung gegen die größte Geißel der Menschheit – die Verkalkung der Arterien – muss uns alle möglichst bald im Leben erreichen. Die Zellen aller Organe und Körperstrukturen sind an Gefäßbahnen angeschlossen und abhängig von Sauerstoff und Nährstoffen. Wo die Blutbahn verkalkt wie ein altes Wasserrohr, schwindet auch der Strahl. Auch bei aufgedrehtem Hahn tröpfelt es dann nur mehr so lange, bis der Zustrom ganz versiegt. Danach kommt es erst zur Einschränkung und schließlich zum Versagen der Organe. Die Haut erschlafft, Falten und Krähenfüße bilden sich, Augen werden müde und blind und Ohren taub, Haare ergrauen, Altersflecken bedecken Hand und Gesicht, Zähne fallen aus, Glieder werden schwer, Oberarme erschlaffen, Hände werden knochig, Beine laufen nicht mehr. Alles erlahmt. Unsere Nieren stellen ihre Filterfunktion immer mehr ein, die Leber verträgt immer weniger Alkohol, unser Gehirn vergisst. Alle Gewebe und Organe leiden unter Sauerstoffmangel. Schlaganfall, Herzinfarkt und Amputation sind nur einige traurige Zeugen des Gefäßverschlusses. Aber wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert.
Auf den folgenden Seiten erfahren Sie alles, was unser Herz wirklich schützt und unsere Gefäße bis ins hohe Alter sauber und elastisch halten kann. Sie werden staunen über die große Palette der Möglichkeiten, um gesünder älter und sogar alt zu werden. Sie erfahren die neuesten Erkenntnisse über Essen und Nichtessen (Heil- und Intervallfasten), über die Regulation des Blutdrucks mit Mitteln aus der Natur und aus der Apotheke, über gesunden Schlaf, Nikotin, Alkohol, Diabetes und (Über-)Gewicht, das gefährliche weiße Fett im Bauch und das eher harmlose Fett unter der Haut, das gute und schlechte Cholesterin, u. v. a. m.
Sie lernen wie Ihr Körper durch Bewegung den effektivsten aller Anti-Aging-Stoffe der Welt produzieren kann. Es handelt sich um ein Hormon, welches sich bei Sport im Muskel bildet. Keiner kennt es, obwohl es nichts kostet und uns verjüngt.
Sie erfahren auch was Stress ist, was er anrichten kann und ob Meditation, Mind-Body-Medizin und Yoga wirklich dagegen helfen können. Sie werden unterrichtet, was Diät eigentlich bedeutet und warum Intervallfasten Wellness für die Körperzelle sein kann. Manches ist auch eine Kampfansage an den Bauchspeck. Der mittlere Ring muss weg. Straff und gesund sollte er sein – unser Bauch. Besser fühlen, besser leben. Voraussetzung ist, dass Bauch, Gehirn und unsere Seele miteinander im Einklang sind. Sie werden erfahren, wie einfach dies gelingen kann.
Gesünder alt werden ist die Devise. Um dies zu erreichen müssen wir die Risikofaktoren der Arteriosklerose kennen und lernen, wie man sie vermeiden oder bekämpfen kann. Nur so kann das Blut ohne Hindernisse in alle Regionen des Körpers gelangen und in jeder Zelle seine heilsame Wirkung entfalten. Die Jüngeren von uns werden sich interessieren, wie sie fit werden und bleiben. Den Älteren werden Wege aufgezeigt, wie sie eine gute Lebensqualität möglichst lange bewahren können.
Wenn der König der Organe – unser Herz – versagt, weil die Kranzgefäße verstopft sind, hilft alles nichts. Wir können zwar bis zu einem gewissen Grad Engpässe in den Gefäßen mechanisch weiten (Ballondilatation), durch Metallhülsen (Stents) stabilisieren oder durch Bypässe überbrücken, Blutgerinnsel absaugen und verkalkte Herzklappen über Katheter-Systeme von der Leiste aus ersetzen. Aber auch die modernste Medizin ist nicht ohne Risiko und gelangt an ihre Grenzen, wenn zu viele Blutleiter verschlossen sind und der Herzmuskel erschöpft aufgibt. Wer will das schon ? Ist es nicht besser vorzubeugen und auf der Hut zu sein ? Darauf zu achten, dass kein Kalk dem Blutfluss im Wege steht oder gar blockiert wie der Felssturz eine Versorgungsstraße ?
Die Tricks der Hundertjährigen
Im fernen Osten gilt bei den Hundertjährigen in Okinawa die einfachste Diät der Welt: „hara hatchi bu“. (Übersetzung aus dem Japanischen: „Fülle Deinen Magen nur zu 80 Prozent“, wörtlich: „acht Teile von zehn voll“.) Nicht essen bis man satt ist, sondern nur so viel, bis man nicht mehr hungrig ist.
Mäßigung als Tugend. Verzicht schenkt Lebensjahre. Weniger Energiezufuhr aktiviert Sirtuine (abgeleitet vom Gen Sir 2) im Blut, besondere Eiweiße (Enzyme), welche die DNA (Erbgut) in unseren Zellen schützen, damit unser Erbstrang nicht bei jeder Zellteilung abbröckelt. Sirtuine haben eine Reihe weiterer Aufgaben im Organismus. Sie stimulieren das Nervenwachstum, unterdrücken Tumorzellen, regulieren die Insulinsynthese, bewahren Herz und Gefäße vor freien Radikalen und vielem anderen mehr.
Fasten heißt das neue Zauberwort. Es setzt Sirtuine frei und entfacht damit ein wahres Feuerwerk gegen Alter und Verfall. Mit jeder Zellteilung verkürzen sich nämlich auch die Enden der Chromosome (Telomere), so lange bis der programmierte Zelltod eintritt. Sirtuine stabilisieren die Endstücke unserer Erbsubstanz vor dem schleichenden Verlust und drosseln den Prozess der vorzeitigen Alterungserscheinungen.
Durch Enthaltung gelingt es auch den Hundertjährigen in Okinawa und anderswo, ihr Gewicht bis ins hohe Alter zu halten. Eine Weisheit, die aus den Lehren des Konfuzius übernommen wurde.
Man muss nur ein Gespür entwickeln für Nahrung, Hunger und Sättigung.
Die Nahrung der Alten besteht aus viel Obst und Gemüse und eher wenig Fleisch, Fisch und Eiern. In Okinawa bereitet man traditionell das Essen selbst zu.
In Japan (127 Millionen Einwohner 2016) feiert der „Club der Hundertjährigen“ jährlich neue Mitgliederrekorde: Die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt zählte 2017 insgesamt 67.825 Menschen im Alter von 100 Jahren oder mehr (zum Vergleich in der BRD „nur“ ca. 16.000). Seit etwa 50 Jahren steigt die Zahl jedes Jahr auf eine neue Rekordmarke. 1963 lebten im fernöstlichen Inselreich gerade einmal 153 Hundertjährige. Es sind also nicht nur die Gene, die ein langes Leben sichern. Zur Langlebigkeit der Japaner tragen die gesunde traditionelle Küche, Fortschritte in der Medizin und ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein bei. Neben der Diät gibt es noch ein Geheimnis der japanischen Langlebigkeit, besonders bei den Hochbetagten. Sie nennen es „Ikigai“ („iki“ für „Leben“ und „gai“ für „Wert“; „lebenswert“), eine mentale Motivation, etwas, was ihnen die Kraft verleiht, jeden Tag morgens aufzustehen, einen neuen Tag zu beginnen und das Leben fortzusetzen. Auch wir können herausfinden, was uns wirklich wichtig ist und was uns mit Sinn erfüllt. Was soll von uns übrigbleiben, wenn wir nicht mehr da sind ? Darüber einmal nachzudenken, würde sich lohnen.
Das Gute liegt manchmal doch so nah. Kennen Sie vielleicht das italienische Dörfchen Campodimele, 120 Kilometer südwestlich von Rom ? Dort ticken die Uhren anders. Nämlich viel langsamer. Die Menschen in Campodimele werden um 30 Jahre älter als der Durchschnitt in Italien. Die Alten im Dorf der Langlebigkeit ernähren sich von dem, was auf ihren Feldern wächst: Biokost in Reinform. Dabei dürfen frisches Gemüse und eine besondere Zwiebelart („Scalongo“, Schalotten), Olivenöl und selbstgebackenes Brot nicht fehlen.
Lasst uns auch nach Limone fahren, in das nahe Dorf der Hundertjährigen am Gardasee ! Sie haben ein Eiweiß im Blut, welches die Adern wie eine Wunderwaffe von Fett und Kalk befreit.
Oder vielleicht nach Ogliastra, in der italienischen Provinz Salerno, nach Acciaroli in Süditalien und nach Ollolai, einem kleinen Ort in Sizilien, um das Geheimrezept eines langen Lebens zu erforschen. Oder machen wir eine Reise auf die griechische Insel Icaria, zur Halbinsel Nicoya in Costa Rica oder nach Loma Linda in Kalifornien. Ihre Bewohner haben alle Eines gemeinsam: Viele werden 100 Jahre alt und älter. Sie ernähren sich einfach von den Produkten aus eigenem Anbau und bewegen sich viel. Manchmal ist auch ein Gläschen Rotwein dabei, Olivenöl und nicht immer Fisch.
Auch die Bewohner der Insel Kitava, nördlich von Australien, machen sich nicht wirklich Gedanken über die richtige Diät. Sie ernähren sich traditionell von Süßkartoffeln, Yamswurzeln, Melonen, Kürbissen, Kokosnüssen, Ananas, Papayas oder Fisch. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sind auf der Insel unbekannt. Verarbeitete westliche Lebensmittel werden kaum konsumiert. Fertiggerichte sind verpönt. Das Essen ist ein Ritual. Man nimmt sich Zeit. Eine Eigenschaft und Kunst, die uns mehr und mehr abhandengekommen ist. Leider werden von uns vielfach der schnelle, fette Snack um die Ecke, salzhaltige Fertiggerichte oder zuckersüße Getränke, kalorienreich, aber nährstoffarm bevorzugt. Langsames und gründliches Kauen ist für viele Zeitverschwendung. Die Nahrung wird oftmals in großen Bissen heruntergeschlungen. Langsames Kauen (Mahl-Zeit) regt den Speichelfluss an, hastiges Verschlingen, Schlucken und Hinunterwürgen von Speisen dagegen nicht. Genüssliches Auskosten, Schmecken und „auf der Zunge zergehen lassen“ haben wir vielfach verlernt. Dabei sollten die Zeiten von „all you can eat“ doch eigentlich vorbei sein. Das „große Fressen“ wird aber immer noch praktiziert. Die Auswahl an Lebensmitteln in unseren Breiten ist so groß wie nie. Allzu häufig geben wir den Verlockungen des Überangebots nach. Nahrung ist überall und jederzeit erhältlich.
Trotz mancher Fehler in unserer Lebensführung werden wir dennoch viel älter als unsere Vorfahren, könnten aber gesund noch viel älter werden.
Mit 70 Jahren haben wir eine bis zu 50%ige Chance, 90 Jahre alt zu werden. Um diese Möglichkeit zu nutzen, müssen wir allerdings ab sofort dem Alterungssextett Rauchen, übermäßigem Alkoholgenuss, Bluthochdruck, Übergewicht, Stress und Bewegungsmangel den Kampf ansagen.
Und diese Empfehlungen gelten auch für die Jungen. Sie wissen ja: die Verkalkung ist ein schleichender Prozess, der früh beginnt. „Wehret den Anfängen !“ (Der Spruch geht auf Ovid, 43 v. Chr.–17 n. Chr., zurück, antiker römischer Dichter: „Principiis obsta“, d. h.: „Tritt den Anfängen gegenüber.“)
Gene sind nicht allmächtig und unser Erbgut ist nicht unser alleiniges Schicksal. Lange hat man geglaubt, dass alles durch Gene bestimmt wird, Krankheit, langes Leben oder früher Tod. Nihilismus („Sinnlosigkeit“) machte sich breit. Alles ist vorbestimmt. Daran ändern kann ich ja doch nichts.
Dabei geben die Gene letztlich „nur“ den Bauplan vor für Eiweißstoffe (Proteine), aus denen unsere Körperstoffe und -strukturen, z. B. Hormone, entstehen. Wie diese Strukturen und ob sie überhaupt gebaut werden, entscheiden wir zum großen Teil selbst. Gene sind steuerbar. Klappe ich den Bauplan auf und setze ich ihn um oder nicht, aktiviere und optimiere ich die Erbanlagen oder nicht, das ist hier die Frage.
Der Schalter für das Anknipsen der Gene ist unser LebensStil, unsere Ernährung, Schlafqualität, Bewegung, Stressvermeidung, soziale Aktivitäten, Arbeitsbedingungen, Einkommen und Erziehung. Man nennt den umweltbedingten Einfluss auf unsere Gene „Epigenetik“ („epi“, griechisch, „dazu“ zur Genetik). Unsere Gene können wir also durch unser Verhalten biochemisch verändern und somit steuern.
EPIGENETIK: Unser Erbgut, die DNA kann durch Umwelteinflüsse verändert werden; dabei lagern sich Methylgruppen – CH3- an die DNA an.
Wir selbst sind also zum großen Teil der Herr über unserer Gene und können sie verändern durch unsere Art zu leben und sogar Teile von ihnen ein- und ausknipsen wie einen Lichtschalter. Beim Ausdauersport zum Beispiel verändern zwanzig Prozent unserer Gene ihre Aktivität. Der Kohlenhydratstoffwechsel wird optimiert, Muskelfasern werden aufgebaut und der Kalorienverbrauch angeheizt. Dazu später mehr.
Aber wir können die maximale Anzahl an Lebensjahren nur erreichen und möglichst lange gesund erleben, wenn wir versuchen die Risikofaktoren, die uns frühzeitig krank und invalide werden lassen, vermeiden oder wenigstens minimieren. Es kommt also darauf an, die gesunde Lebensspanne innerhalb unserer gegebenen Lebenszeit bei guter Lebensqualität im Alter zu verlängern.
Manche unter uns können sich trotz Aufklärung und Warnung über die Risiken nicht von lieb gewonnenen, aber ungesunden Gewohnheiten trennen. Sie vertrauen auf die Fortschritte der Medizin und sind enttäuscht und verzweifelt, wenn es nicht klappt, und sie trotz aller Medikamente leiden müssen. Einige sind verwundert, dass bei ihnen schon in jungen Jahren Gefäßablagerungen gefunden werden. Nicht wenige hadern mit ihrem Schicksal, wenn sie schon der Schlag getroffen hat. Wenn sie herausgerissen wurden aus dem Leben. Wenn sie erkennen, dass nichts mehr so ist und sein wird, wie es war. Aber auch dann sollte es auch noch nicht zu spät sein für ein lebenswertes Leben. Programme zur angepassten Bewegung, Umstellung der Ernährung, Hilfe aus der Natur oder Medikamente sind optimale Begleiter zur Überwindung der Behinderung. Natürlich ist nicht jeder Schuld an seiner Krankheit. Der Schlaganfall durch ein geplatztes Aneurysma im Gehirn, ein plötzlicher Herztod oder Krebs schon in jungen Jahren sind Beispiele für ein trauriges, unbeeinflussbares Schicksal.
Viele von uns rennen aber blindlings in ihr Unglück. Rennen ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn ein Großteil leidet unter Bewegungsmangel, der „sitzenden Krankheit“. „Sitting disease“ ist das neue Rauchen. Wer viel sitzt, stirbt früher. Der Körper muss bewegt werden wie ein Auto. Wenn er stillsteht, dann verrostet er. Der schlimmste Gau ist der Motorschaden in unserer Brust und die Verkalkung unserer Gefäße. Leiden, die frühzeitig ihren Anfang nehmen und die wir nicht immer vermeiden, aber immer hinausschieben können.
Kann man Weisheit mit dem Löffel essen ? „Brainfood“ aus der Dose, eingehüllt in einer Kapsel, zum Schlucken bereit ? Fast jeder weiß, dass man Weisheit nicht konsumieren kann, obwohl es mancher nötig hätte. Dennoch kann man ohne ausgeglichene Ernährung nicht weise werden. Mangelerscheinungen und Nahrungsdefizite führen nicht zur Erleuchtung. Allein unser Gehirn benötigt fast ein Fünftel des täglichen Energiebedarfs. Ohne Hirn gibt es keine vernünftige Erkenntnis. Wir können uns aber mit den besten Nahrungsergänzungsmitteln (und Diäten) nicht schlauer essen. Es gehört offensichtlich mehr dazu, als nur unser Gehirn anzutreiben. Was also, bitteschön, ist er, der Schlüssel zur Weisheit ? Ist es nur das Alter, die Erfahrung, strategisches Denken, Gelassenheit in prekären Situationen, Überwindung persönlichen Versagens oder die Bewältigung von Schicksalsschlägen ? Wahrscheinlich ist es ein komplexes System von Eigenschaften. Strategie und Schielen auf den kurzfristigen Vorteil kann geschult werden, Weisheit aber kann man nicht lernen. Sie muss erworben werden, um sie zu besitzen. Erst der Charakter formt den Menschen. Er verlangt, dass wir nicht nur unser eigenes Wohlergehen in den Vordergrund stellen, sondern synergistisch zum nachhaltigen und allgemeinen Vorteil handeln. Ein Beispiel ist der Klimawandel, der zurzeit in aller Munde ist. Verzicht auf CO2-Ausstoß (weniger Flugreisen, Autofahren etc.) ist Einschränkung für den Einzelnen, kann aber beitragen zum Überleben des Menschen und der Welt, so wie wir sie kennen. Der Einzelne vermag weniger zu leisten, als ein Team. Interdisziplinäres Wissen zunutze machen führt meist auch zum Vorteil für den Einzelnen. Ein Beispiel ist der Patient. Wird er von mehreren Ärzten aus verschiedenen Fachgebieten („interdisziplinär“) beraten und werden Therapien nicht nur durch Einzelmeinungen entschieden, profitiert seine Gesundheit und sichert manchmal sogar sein Überleben. Soll man operieren, oder vielleicht doch besser nicht, und wenn, mit welcher Methode ?
„Das ist der Weisheit letzter Schluss:/ nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,/ Der täglich sie erobern muss.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Gibt es Altersweisheit überhaupt ? Das Ansammeln von Jahren allein wie ein hochbetagter Greis macht für sich noch nicht weise. Was ist es dann, was die Welt (noch) zusammenhält ? Wird man weise, wenn die ersten „Hitzewallungen“ und die „midlife-crisis“ überstanden sind ? Sicher gilt Weisheit allgemein als Lebensziel. Was gehört also dazu ? Es sind zunächst zwei Formen von Intelligenz, die wir nur allmählich erwerben können. Zum einen das Faktenwissen, also Allgemeinwissen, Schulbildung, Vokabelwissen, Menschenkenntnis, glückliche und leidvolle Erfahrungen („kristalline Intelligenz“; eine Intelligenzform, die im Gehirn als Tatsachenwissen festgeschrieben ist) und zum zweiten jene Intelligenzform, die mehr geprägt ist durch die Fähigkeit, geschickt zu kombinieren, logisch zu denken und Probleme zu lösen („fluide Intelligenz“).
Bei der Jagd nach Jugend – viele gehören in unserer Gesellschaft mit 50 Jahren schon zum Auslaufmodell – vergessen wir, dass ältere Mitarbeiter auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen und einen wertvollen Beitrag für ein Unternehmen leisten können. Die „fluide Intelligenz“, also die Fähigkeit des Lernens und Denkens als Ausdruck der geistigen Flexibilität, die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Informationsverarbeitung, nimmt zwar im Alter nicht mehr zu und erreicht schon früh einen Punkt der Sättigung. Die „kristalline Intelligenz“ hingegen, also die Fähigkeit komplexe Aufgaben zu lösen, die emotionale Intelligenz (Ursachen von Gefühlen wie Liebe, Hass, Neid etc. zu verstehen und damit emotionale Konflikte vermeiden) und die Sprachfähigkeit, Fachwissen und soziale Kompetenz, zeigen einen exponentiellen Anstieg mit den Jahren. Ältere können häufig bessere Lösungen finden, indem sie diese mit gespeicherten und bewährten Erfahrungen und Mustern („kristalline Intelligenz“) vergleichen, während der „Jungspund“ zum Schnellschuss neigt und Lösungen nur Schritt für Schritt parat hat.
Was ist Weisheit ? Der „Weisheitsforscher“ Paul B. Baltes (1939–2006; „Berliner Altersstudie“), Mediziner und Psychologe und einer der führenden Gerontologen weltweit, hat die fünf grundlegenden Säulen der Weisheit definiert: Es sind die Eigenschaften und Fähigkeiten wie praktisches Wissen und Faktenkenntnis (keine „fake news“), Denken in größeren Zusammenhängen („Kontext“), Duldsamkeit („Toleranz“) gegenüber anderen Meinungen und Werten sowie der Umgang mit Unsicherheit wie z. B. Existenzbedrohung. Im „Berliner Weisheitsmodell“ hat man herausgefunden, dass Weisheit nicht unbedingt ein Privileg des Alters ist. Bloß alt werden heißt nicht klug und weise zu werden.
Michael Linden (* 1948), deutscher Arzt und Psychologe von der Charité, spricht sogar von der „posttraumatischen Verbitterungsstörung“, ein Trauma z. B. in der beruflichen Entwicklung, wenn einem eine aussichtsreiche Stelle oder Stellung verwehrt und ein anderer vorgezogen wurde, eine Scheidung oder Erbstreitigkeiten im engsten Familienreis. Scheinbare Ungerechtigkeiten, an denen man immer nagt und die man niemals vergisst. Den Gram über verpasste Gelegenheiten oder schmetternde Niederlagen zu überwinden und trotzdem ein Lächeln zu zaubern auf seine Lippen – das ist Weisheit für mich. Der Weg zur Weisheit ist steinig und der Weg zur Wahrheit mit Irrtümern gepflastert. Wer sein Schicksal akzeptiert, nimmt dem Übel die Kraft. Denken wir daran, wenn wir älter werden. Weisheit besteht aus einem Bündel von Eigenschaften. Wir müssen die Fähigkeit, Weisheit zu erlangen, nur trainieren und kultivieren. Wir sollten versuchen, trotz mancher Rückschläge und körperlicher Beeinträchtigungen, unser Leben so einzurichten, dass es für uns Sinn macht und uns ein positives Selbstgefühl verleiht. Alter ist kein Garantieschein für Lebensweisheit. Ein Weisheitsrezept für alle gibt es nicht. Jeder sollte zu seiner eigenen Weisheit gelangen und versuchen trotz Lebenskrisen, durch die man gehen muss, zu guten Lösungen kommen. Mag uns der große Afrikaner, Nelson Mandela, ein Vorbild sein. Zählen nicht auch ältere Dirigenten oder Komponisten zu den besten ?
Lebensweg wird am Ende häufig auch zum Leidensweg. Denken wir daran und nutzen die Zeit nach dem Motto vieler Gerontologen: „Füge den Jahren mehr Leben hinzu, und nicht mehr Jahre dem Leben.“
Übrigens, ein Trost für alle Jüngeren unter uns Weisen: Was zur Weisheit gehört, kann schon mit dem Erreichen des 25. Lebensjahres abgeschlossen sein (Paul Baltes; s. o.).
Sitz des Lebens – Leber, Herz oder Hirn ?
Überhaupt haben die alten Etrusker die Leber und nicht das Herz, das Hirn oder gar den Bauch als Sitz des Lebens gesehen.
„TUSKER“ = Bewohner der Toskana, 8.–7. Jh. v. Chr. bis zur Zeitenwende.
Schließlich ist die Leber des ungeborenen Kindes die erste Station, in welcher über die Nabelschnur ein Teil des fetalen Blutes fließt, bevor es über Umwege das Herz erreicht. Vor der Geburt ist die Leber so groß, dass es alle anderen Organe im Unterleib überdeckt. Und dazu ist dieses Organ noch von dunkelroter Farbe. Das viel kleinere Herz blieb lange unbeachtet.
Der Atem war bei den Babyloniern ein aus der Leber aufsteigender Rauch.
BABYLONIEN: Landschaft am Unterlauf der Flüsse Euphrat und Tigris; Hammurabi war der König der ersten Dynastie, 1792–1750 v. Chr.
Der Rauch aus der Leber entströmte in ihrer Vorstellung der Kehle, als sei es das rauchende („dampfende“) Blut eines Opfers. Anatomisch weit davon entfernt, ist die Kehle des Menschen im babylonischen übertragenen Sinne dennoch ein Teil der Leber und mit Leben, Sterben und Seele identisch. Kein Wunder, da die Kehle die Stelle des Lebens ist, wo man den Menschen durch „Abschneiden“ der Luftröhre am leichtesten verwundet. Eine Praktik der unvorstellbaren Grausamkeit – auch in unserer Zeit.
Auch in der Vorstellung der alten Griechen entströmte der rauchende Atem der Leber. Freude und Zorn sind noch heute Extreme, die verrauchen. Die Leber war ein Spiegelbild der Gefühle und des Gemüts. Noch heute läuft einem einiges über die Leber, sogar eine Laus. Die Leber war der Sitz des Lebens. In ihr kamen Liebe, Zorn, Eifersucht, Geiz und Hass zum Ausdruck. Auch Hippokrates betrachtete die Leber als den eigentlichen Sitz des Blutes. Blut, Leben, Seele und Leber waren ein Begriff. Das Herz kam darin gar nicht vor. Die Leber war das Zentrum des Lebens und noch viel mehr. Aus Form und Beschaffenheit der Leber wurde sogar die Zukunft vorausgesagt.
Die Bronzeleber aus Piacenta (Stadt in der Region Emilia-Romagna, Italien) diente den etruskischen Priestern als Orakel und Menetekel für die Zukunft.
Und nicht nur dort in der heutigen Toskana. Noch bis vor Kurzem wurde auch in Borneo die Leberschau praktiziert. Aus der Beschaffenheit der Leber eines geschlachteten Schweins sah man die Zukunft voraus. Schließlich wollte man wissen, ob der Krieg gewonnen oder der Kranke geheilt wird.
Ganz verschweigen wollen wir das Herz als Zentrum des Lebens nicht. Bei den Azteken galt das Herz als Lebensspender und Regent über alles.
AZTEKE, jemand der aus Aztlán stammt, Heimat der Azteken 14–16. Jh. n. Chr.; sind von dort in die Region Mexiko gewandert.
Sie machten keinen Unterschied zwischen Herz und Verstand. Herz bedeutete in der Sprache der Azteken so viel wie das Leben. Das Organ besaß ein göttliches Potential. Die Azteken opferten Zehntausende Menschenherzen, um die Götter zu befrieden. Die Schädelwand in Mexiko-Stadt ist noch heute ein grausames Symbol der Orgien mit Menschenblut. Den Opfern wurde bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen. Die Priester hoben das noch zuckende, warme Organ weihend empor zur Sonne. Die Spanier haben diesem grausamen Ritual ein Ende bereitet.
Das Gehirn wurde lange nicht als übergeordnetes Organ wahrgenommen. Aristoteles hielt es nur für ein Kühlsystem zur Senkung der Temperatur des heißen Blutes. Das Herz galt bei ihm als Inbegriff des Lebens, als allumfassendes und wahres Zentrum der Seele. Für Aristoteles war „Pneuma“, eine luftige Form der Lebensenergie, ähnich dem indischen Prana oder dem chinesischen Chi, ein Träger der Lebenskraft (Aristoteles, einflussreichster Philosoph und Naturforscher der Geschichte; 384–322 v. Chr.).
Natürlich wissen wir es heute besser. Nicht der Darm, das Herz oder die Leber, sondern das Gehirn ist die entscheidende Schaltzentrale des Lebens. Von dort aus werden alle körperlichen, geistigen und seelischen Funktionen gesteuert. Die Empfindung von Emotionen wie Freude und Angst spielt sich in der Hirnrinde ab. Ohne Gehirn können wir Liebe, Hass, Angst, Wut oder Trauer nicht bewusst wahrnehmen. Gefühle im Kopf entscheiden mit, wo es lang geht. Ziehen wir uns besser zurück oder stellen wir uns der Gefahr ? Leben wird durch ein funktionierendes Gehirn erst möglich. Anders als Herz, Lunge und Nieren gibt es für das Gehirn ähnlich wie für die Leber (noch) keinen maschinellen Ersatz.
Die Leber ist ein Alchemist im Bauch, den wir nicht ersetzen können, wie z. B. die Niere durch Dialyse oder das Herz und die Lunge durch eine Herz-Lungen-Maschine. Die Leber ist körpereigene Apotheke, Klärwerk, Entgiftungsorgan, Speicher, Verdauungszentrale, Energielieferant und Schwerstarbeiter zugleich. Über 2.000 Stoffwechselprozesse werden von der Leber gesteuert und dies rund um die Uhr. Eine Maschine kann die komplexen Aufgaben noch nicht übernehmen. Ohne Leber fällt der Mensch ins Koma. Seine Überlebenszeit beträgt dann nur wenige Stunden oder Tage.
Schlaffer Händedruck sagt Ende voraus
„Komm gib’ mir Deine Hand und ich sage Dir, wann Du stirbst.“ Eine aktuelle Studie kanadischer Wissenschaftler der Mc Master University in Ontario beschreibt, wie der Händedruck unser Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt voraussagt.
Vier Jahre lang wurden 140.000 Probanden in 17 Ländern im Alter zwischen 35 und 70 Jahren untersucht.23
Dabei mussten die Teilnehmer ein Gerät (Jamar-Dynamometer, hydraulischer Handkraftmesser) umgreifen, welches die Festigkeit ihres Händedrucks gemessen hat. Bis zu einem Alter von 50 Jahren hat der Durchschnitt der Männer (Frauen) noch einen Händedruck (rechte Hand), der einer Kraft von 50 (30) kg entspricht. Danach wird der Händedruck immer schlaffer, beträgt aber mit 70 Jahren immer noch erstaunliche 40 (25) kg.24
Die Ergebnisse der kanadischen Studie lassen aufhorchen. Wurde die Greifkraft bei den Probanden in der Beobachtungszeit (4 Jahre), aus welchen Gründen auch immer, um 5 Kilogramm geringer, erhöhte sich das Sterberisiko jedes Mal um 16 %. Das Risiko für einen Herzinfarkt stieg um 7 % und das eines Schlaganfalls um 9 %. Risikofaktoren wie Diabetes, Alkohol und Tabak sowie Bildungsniveau und Beschäftigung hatten nach statistischer Auswertung keinen Einfluss auf das Ergebnis. Ein schlaffer Händedruck bestimmt unser Schicksal. Er löst den Infarkt nicht aus, ist aber ein frühes Anzeichen einer drohenden Herz-Kreislauf-Erkrankung. Wie die Muskelkraft im Arm und der Hand mit Herz- und Hirnproblemen sowie der allgemeinen Gesundheit zusammenhängt, ist allerdings nicht bekannt. Der Händedruck-Test ist billig und aussagekräftig. Fangen Sie frühzeitig an, Ihr Infarktrisiko zu senken.
Je weniger wir beim Greifen an Kraft aufbringen, desto näher ist uns der Tod. Zuletzt können wir nicht mehr festhalten. Wir lassen los. Also reichen wir uns einmal die Hand und ermitteln den Händedruck. In Bayern weiß man dies seit langem. Fingerhakeln, Armdrücken und Tauziehen ermitteln den Stärksten.
ALEKSEY VOEVODA, veganer Rohköstler aus Russland, geb. 1980, war 2013 Weltmeister im Armdrücken und Bobfahren.
Schritttempo bestimmt Lebenserwartung
Wir alle kennen den schlürfenden, schleppenden Gang des alten Menschen. Die Gehgeschwindigkeit kann Aufschluss geben über die Lebenserwartung.
US-Wissenschaftler der Universität Pittsburgh haben am Schritttempo das Sterberisiko abgeschätzt. Im Allgemeinen war das Gehtempo ähnlich aufschlussreich wie das Wissen um den Tabakkonsum, Blutdruck und BMI. Je langsamer man geht, desto weniger Benzin ist noch im Tank übrig. Gebrechlichkeit heißt der Zustand, wenn einem endgültig der Saft ausgeht. Es ist wie bei einer alten Rostlaube: Man drückt das Gaspedal durch, schafft aber nicht mehr als 80 km/h.
Wer aber mit 65 Jahren noch schnellen Schrittes unterwegs ist, hat beste Aussichten 90 oder gar 100 Jahre alt zu werden. So wurde bei Frauen mit einem Gehtempo von 5,7 km/h eine Altersprognose von 100 Jahren und mehr errechnet. Männer dagegen werden bei gleichem Tempo 10 Jahre weniger alt. Ein kleiner Trost mag sein, dass sich die Prognose der Lebenserwartung im höheren Alter ausgleicht. Je höher das Alter, desto geringer sind die Unterschiede der maximalen Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen. Ab 85 Jahren haben sowohl die fittesten Frauen als auch die vitalsten Männer eine durchschnittliche Lebenserwartung von 12 Jahren. Von den Männern (Frauen), die mit 75 Jahren noch 1,6 m/s oder mehr schaffen, leben 10 Jahre später immerhin noch 87 (91) %, von den immobilen Männern (Frauen) nur mehr 19 (35) %.25
Wären wir ein Kolibri, bräuchten wir uns keine Gedanken machen über die „Völlerei“. Der kleine Vogel verspeist am Tag das Doppelte seines Körpergewichts. Umgerechnet auf den Menschen wären dies, bei einem Gewicht von 70 kg, pro Tag immerhin 140 kg, die wir zu uns nehmen müssten. Dies schafft nicht einmal ein Nimmersatt. Der Kolibri aber nimmt nicht zu. Sein Schwirrflug erreicht eine Frequenz von 40–50 Flügelschlägen/pro Sekunde. Die sportliche Betätigung ist ihm angeboren. Der Kolibri ist das schnellste Wirbeltier auf Erden bezogen auf die Körperlänge. Die kleinen Kolibris erreichen beim Paarungsflug Geschwindigkeiten von 365 Körperlängen (1 Körperlänge = 10 cm) pro Sekunde (absolut 131 km/h). Wanderfalken kommen im senkrechten Sturzflug auf Geschwindigkeiten von 200 Körperlängen (1 Körperlänge = 50 cm) pro Sekunde (absolut: 400 km/h). Ein schneller Kampfjet donnert nur mit dem 40-fachen seiner Gesamtlänge (ca. 20 Meter) pro Sekunde durch die Lüfte (F-4 Phantom > 2.600 km/h).
In Relation zum kleinen Kolibri müsste der Mensch bei einer Größe von 170 cm eine maximale Geschwindigkeit von 365 × 170 cm = 62.000 cm pro Sekunde (620 Meter/Sek.) schaffen. Der schnellste Mensch erreicht aber nur etwas über 10 Meter in einer Sekunde.
Ein Kolibri braucht sich über Bewegungsmangel und Übergewicht keine Gedanken zu machen.
Man könnte natürlich dagegen halten, dass sich die Schildkröte deutlich langsamer fortbewegt und dennoch ein stolzes Alter von 200 Jahren erreichen kann. Aber ist die Schildkröte wirklich so träge wie behauptet ?
Ein berühmter griechischer Philosoph vor 2.500 Jahren, der Vorsokratiker Zenon von Elea (490–430 v. Chr.; Paradoxien der Bewegung, der „Trugschluss von Achilles und der Schildkröte“ oder „der ruhende Pfeil“), hat dem widersprochen.
Er berichtete von Achilleus, dem berühmten griechischen Helden der Ilias, der die Schildkröte im Lauf nicht überholen konnte.
ACHILLEUS, dtsch. Achill, lat. Achilles: beinahe unverwundbarer Heros in der griechischen Mythologie, Hauptheld der Ilias von Homer; seine verwundbare Ferse durch den Pfeil von Paris wurde bekannt als „Achillesferse“; Homer, Autor der Ilias und der Odyssee, frühester Dichter des Abendlandes; etwa 850 v. Chr.; andere Quellen etwa 1.200 v. Chr.
Immer wenn der schnelle Achilleus die langsame Schildkröte gerade eingeholt hatte, war diese bereits schon wieder ein Stückchen weiter gelaufen. Und das geschah jedes Mal so. Das Paradoxon gilt mittlerweile als widerlegt.
Neben der Bewegung ist natürlich die Menge der aufgenommen Kalorien entscheidend für die Zu- oder Abnahme unseres Körpergewichts.
Du bist was Du isst oder nicht isst: Dabei sollte Enthaltung die Hauptmahlzeit sein. Der Verzicht ist wertvoll.
Du musst wissen, dass der Ursprung aller Krankheiten auf die Ernährung zurückgeht, wie der Prophet (Ibn Chaldun, islamischer Historiker und Politiker; 1332–1406; schrieb die Muqaddima, 14. Jh.) sagt, wenn auch die Religionsgelehrten sie anfechten. Dies sind seine Worte:
„Der Magen ist das Haus der Krankheit und Enthaltung ist die Hauptmedizin. Die Ursache jeglicher Krankheit ist eine gestörte Verdauung.“26
In Deutschland sind 67,1 % der Männer und 53,0 % der Frauen übergewichtig (BMI 25–29). Jeder Vierte ist sogar fettleibig (BMI > 30).27
Weltweit trägt bereits jeder dritte Mensch zu viele Pfunde mit sich herum. Bei 7,44 Milliarden Menschen (2016) ist dies eine ganz schöne Menge. Bei durchschnittlich nur 3 kg Übergewicht pro Kopf wären dies immerhin insgesamt 2,48 × 3 = 7,44 Milliarden Kilo oder 7,44 Millionen Tonnen Fett.
Schon leben mehr Fettleibige auf der Erde als Unterernährte. Eine unheilvolle Bilanz voller Zündstoff. Das moderne Essen macht süchtig und krank. Die Zukunft schmeckt nach Junkfood. In den Industrieländern werden pro Bürger im Durchschnitt schon 500 Kilokalorien jeden Tag mehr verspeist als notwendig. Das ist eine ganze Tafel Schokolade zu viel. In einem Jahr 182.500 Kilokalorien (365 × 500) pro Bürger pro Jahr ! Ungesundes Essen ist die neue Form der Abhängigkeit. Süchtig nach Produkten aus dem Labor. Die gesunde Küche wird zurück gedrängt. Schaffen wir die klassische Nahrung ab ? Erstmals sterben mehr Menschen an Überernährung als an Hunger. Könnte man nur die Pfunde gerecht verteilen, ließe sich viel Leid auf der Welt ersparen. Übergewichtige Menschen haben ein enormes Risiko für Herz- und Gefäßleiden sowie Diabetes. Auch der Bewegungsapparat wird stark belastet und in Mitleidenschaft gezogen. Das Gewicht belastet auch Hüfte und Knie. Die Arthrose lässt schön grüßen.
BMI oder Bauchumfang ?
Wann ist man nun untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig und wann fettleibig (adipös) ? Die Einteilung richtet sich (leider immer noch) nach dem Body-Mass-Index.
BMI; Verhältnis vom Körpergewicht zum Quadrat der Körpergröße: z. B.: 80 kg: 1,80 × 1,80 Meter = 80 : 3,24 = 24,7; noch normal.
→Untergewicht: BMI: < 18,5
→Normalgewicht: BMI: 18,5–24,9
→Übergewicht: BMI: 25–29,9
→Fettleibigkeit: Adipositas Grad I: BMI 30–34,5; Grad II: BMI 35–39,9; Grad III: BMI > 40.
So banal es klingen mag: Nicht Kilos sondern Zentimeter entscheiden über unser Schicksal. Der Bauchumfang gerät immer mehr in das Zentrum der Vorsorge für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Er sagt mehr aus zum Risiko für Herz- und Gefäßleiden als der BMI.
Besitzt der Mensch mehr Muskelmasse, so hat er trotz erhöhtem BMI kein Übergewicht. Man sieht dies bei muskelbepackten Sportlern, wie Boxern im Schwergewicht oder Ringern. Ihr BMI ist über der Norm und trotzdem haben sie kein Gramm Fett zu viel.
Wir sollten also regelmäßig Maß nehmen und zwar am Bauch. Sein Umfang kann immer und überall einfach mit dem Maßband gemessen werden – dort, wo der Bauch den größten Umfang hat. Messen Sie morgens vor dem Frühstück – natürlich unbekleidet. Und machen Sie ein Foto, am besten von der Seite. Manche unter uns werden staunen über ihren „Spitzkühler“.
Der Bauchumfang ist ein besseres Maß für das Bauchfett als der BMI. Schon bei wenig mehr als 102 cm (Männer) und 88 cm (Frauen) erhöht sich deutlich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Für manche Wissenschaftler gelten noch strengere Maßstäbe mit einem maximalen Bauchumfang von 94 cm bei Männern und 80 cm für Frauen. Zeigt Ihr Maßband mehr an, sollten Sie aktiv werden. Die gute Nachricht ist, dass bei Nahrungseinschränkung und Bewegung erst das giftige Bauchfett schmilzt und danach erst die Fettpolster an Hüfte, Po und Beinen. Diese reagieren langsamer auf eine Kalorieneinschränkung. Also halten Sie durch und bewegen Sie sich dauerhaft. Das Gleiche gilt natürlich für die Umstellung der Ernährung.
Bestimmen Sie zur Sicherheit noch das Verhältnis vom Bauchumfang (BU) zur Körpergröße (KG): z. B. 102 cm Bauchumfang zu 180 cm Körpergröße entspricht 102 : 180 = 0,56.
Der Rettungsring nimmt mit dem Alter zu. Unter 40 Jahren sollte der Quotient BU : KG unter 0,5 betragen. Mit 40 bis 50 Jahren ist ein maximaler Wert zwischen 0,5 und 0,6 tolerabel, der im Alter von 60 Jahren 0,6 nicht überschreiten sollte.
Auch das Verhältnis von Bauch, zum Hüftumfang beschreibt, ob man zu viel Fett angesetzt hat. Riskant wird es bei Werten über 1,0 für Männer und 0,85 für Frauen.
Warum ist das Bauchfett so schlecht ? Früher war es doch unser Energiespeicher in schlechten Zeiten. Eine Garantie für das Überleben.
Weißes Fett im Bauchraum um die Eingeweide produziert aktiv schädliche Hormone (Zytokine) und lässt Entzündungen sprießen. Chronische Entzündungen fördern Arteriosklerose. Regelmäßige Bewegung kann auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser Arteriosklerose fördernden Eiweißstoffe minimieren (Zytokine: Interleukin IL 2, 4, 5, 10, 12 und 13; TNF alpha).28
Erhöhtes Gewicht macht erhöhten Blutdruck, den stillen Killer unserer Zeit. Zunächst schmerzt er nicht. Dann schlägt plötzlich brutal zu. Schlaganfall, Herzinfarkt und Verkalkungen der Beinschlagadern bis hin zur Amputation sind die bösen Erben der Hypertonie.
Denken Sie daran: Allein die Abnahme des Bauchumfangs um 1 cm senkt Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 1 %. Bewegen Sie sich und essen Sie mediterran. Haben Sie lieber Schmetterlinge im Bauch als Schweinshaxen. Verliebt sein kann die Pfunde purzeln lassen. Ein Weckruf an die Männer unter uns: „Ein guter Hahn wird selten fett“. Zu viel Fett kann Männer unfruchtbar machen. Einige Fettzellen wandeln Testosteron um in Östrogen. Deshalb wachsen bei dicken Männern häufig die Brüste. Ein BH hat aber andere Aufgaben, oder ?
Übrigens: „Hüftgold“, die Fettansammlung außerhalb der Bauchhöhle, ist nicht so schädlich wie manche glauben. Fettpolster an den richtigen Stellen an Hüfte, Po und Beinen können uns sogar schützen. Sie saugen freie Fettsäuren aus dem Blut auf wie ein Staubsauger und schützen unsere Gefäße. Stämmig muss nicht dick bedeuten.
Bevor Sie weiterlesen, möchte ich Sie warnen. Es gibt gute Gründe, nicht zu alt zu werden. Stellen Sie sich vor als 1.000-jährigen Greis oder Greisin. Wollen wir wirklich miterleben, wie viele unserer Kinder oder Freunde sterben in dieser Zeit ? Würden wir uns über unsere fünfzehnte Ehe noch genauso freuen oder über unser dreißigstes Kind, wie über unser erstes oder zweites Glück ? Wie oft wollen wir weinen über Enttäuschungen im Leben, über Liebeskummer und Ängste aller Art bei einem Dasein ohne Ende ? Wie könnten wir den Jungen noch in die Augen schauen, wenn wir als Tattergreis(in) unseren Platz nicht räumen ? Und selbst wenn wir alle 1.000 Jahre würden, seien wir mal ehrlich: Würden wir nicht spätestens mit 500 Jahren Ausschau halten nach einer jüngeren Frau oder einem jüngeren Mann ?
Wenn wir nicht mehr sterben dürften, hätten wir unser ureigenes Merkmal – die Endlichkeit verloren. Nur mit dem Bewusstsein, einmal zu sterben, können wir Mensch sein. Es geht nicht darum, unbedingt viele Lebensjahre anzusammeln. Es geht darum, möglichst gesund innerhalb unserer natürlich gesetzten Lebensspanne alt zu werden und nicht das Leben mit Jahren sondern die Jahre mit Leben zu füllen.
Seneca erkannte: „Oft hat ein hochbetagter Greis keine anderen Beweismittel für sein langes Leben als sein Alter.“
SENECA: Von der Ruhe der Seele; Seneca, Lucius Annaeus, 1–65 n. Chr., römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker; führte die Lehre der Stoa „Gelassenheit und stilles Glück“ – weiter; der meistgelesene Schriftsteller seiner Zeit. Berater von Kaiser Nero: Berühmte Schriften z. B. von der Ruhe der Seele, Reclam S. 260 oder: „Von der Kürze des Lebens“.
Seneca wusste ebenfalls: „Es ist zu spät mit dem Leben anzufangen, wenn es aufzuhören gilt.“
Wir müssen dennoch einsehen, dass das Alter letztlich im medizinischen Sinne eine unheilbare Krankheit ist. Und das ist auch gut so. Nicht mehr sterben zu können, wäre schlimmer als der Tod.
Woody Allen (US-amerikanischer Komiker, Autor, Schauspieler und produktivster Filmregisseur unserer Zeit; geb. 1935) meinte: „Ich habe keine Angst vor dem Tod; ich möchte bloß nicht dabei sein, wenn’s passiert.“
Schon Saturn, antiker Gott der Zeit und der Dauer selbst, Vater des Zeus, hat gesagt:
„In der Tat, Du brauchst Dir nur zu überlegen, wieviel härter und unerträglicher ein Leben, das nie ein Ende nähme, für die Menschen sein müsste, als das Leben ist, dass ich ihnen gegeben habe. Hättet Ihr den Tod nicht, so würdet Ihr mich dauernd verfluchen, dass ich ihn Euch vorgehalten hätte …“
Michel Eyquem de Montaigne (franz. Politiker und Philosoph; 1533–1592; quittierte mit 38 Jahren sein Richteramt und zog sich auf sein Schloss zurück) behauptet: „Philosophieren heißt sterben lernen.“
Aber ein höheres Alter in besserer Gesundheit sei uns schon vergönnt. Wir können dagegenhalten, den Prozess des Alterns zwar letztlich nicht aufhalten, aber ganz entscheidend bei Erhalt einer guten Lebensqualität verzögern.
22Elabd C et al.: Oxytocin is an age-specific circulating hormone that is necessary for muscle maintenance and regeneration. Nat Commun 2014, 5, S. 4082
23Leong D et al.: Prognostic value of grip strength: Findings from the Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE) Study. The Lancet: Vol. 386, No. 9990, S. 266–273, 18. Juli 2015
24Bohannon RW et al.: Reference values for adult grip strength measured with a Jamar dynamometer: a descriptive meta-analysis. Physiotherapy 2006, 92, S. 13–14
25Studenski S et al.: Gait speed and survival in older adults. JAMA 2011, Jan 5, 305(1), S. 50–58
26Jankrift KP: Krankheit und Heilkunde im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, 2003, Darmstadt
27Mensink G et al.: Übergewicht und Adipositas in Deutschland – Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGST); Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 2013, 56(5/6), S. 786–794
28Schmidt FM et al.: Inflammatory cytokines in general and central obesity and modulating effects of physical activity. PLos ONE 2015, doi: 10.1371/journal.phone.0121971