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Alfred Ill

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Ill, ein stark gealterter Ladenbesitzer, ist in Güllen angesehen und beliebt und soll deshalb zum neuen Ill, der nächste BürgermeisterBürgermeister gewählt werden. Er wird sogar als der beliebteste Bürger der Stadt bezeichnet. Er erinnert sich noch gern an seine heiße Liebe zu Klara Wäscher. Seine Schuld am Ende ihrer Beziehung scheint er verdrängt zu haben. »Das Leben trennte uns, nur das Leben, wie es eben kommt.« (S. 18)

Auch beim Besuch der früheren Liebesorte ist er anfangs nicht ehrlich. Es stimmt nicht, dass er Klaras Glück wollte und nur ihr zuliebe Mathilde Blumhardt geheiratet hat. Ihm ging es um den Ill hat Klara für Geldes verlassenKleinwarenladen, in den er eingeheiratet hat (S. 37). Für ihn war das offensichtlich ein sozialer Aufstieg. Dafür hat er nicht nur die schwangere Geliebte verlassen, sondern auch die Vaterschaft geleugnet. Im Prozess hat er falsch ausgesagt und auch andere zum Meineid angestiftet. Doch Ill, dem es bei all dem nur ums Geld ging, wird nun selbst ein Opfer der Macht des Geldes werden, über das Claire Zachanassian verfügt.

Im Gespräch mit ihr beschreibt er schonungslos offen, Ill – ein verkrachter Krämersein »lächerliches Leben« als »verkrachter Krämer« (S. 38). Er hat ein sinnloses, langweiliges Leben geführt, ist arm, hat kaum etwas von der Welt gesehen, und seine Familie macht ihn auch nicht glücklich. Dazu passt, dass seine Frau als ausgemergelt und verbittert beschrieben wird.

Die Aufgabe, die Millionen aus ihr herauszulocken, übernimmt er gerne, weil doch ein attraktives Amt in Aussicht steht. Als Claire bei der Ankunft an die frühere Liebe erinnert, schätzt Ill die Situation vollkommen Ill schätzt die Situation falsch einfalsch ein, als er dem Lehrer stolz erklärt: »Sehen Sie, Herr Lehrer, die habe ich im Sack.« (S. 25) Er empfindet alles, was Claire sagt und was schon auf seinen Tod vorausdeutet, als Witz. Das ist anfangs auch noch beim Empfang im Rathaus so, als Claire den Turner fragt, ob er schon einmal jemand erwürgt hat. Er kann auch zuerst nicht wirklich glauben, was Claire fordert. »Ill steht auf, bleich, gleichzeitig erschrocken und verwundert.« (S. 46) Am Ende sagt er: »Zauberhexchen! Das kannst du doch nicht fordern! Das Leben ging doch längst weiter!« (S. 49) Er ahnt noch nicht, wie ernst es Claire mit ihrer Forderung ist.

In seiner schwierigen Situation gibt ihm die Familie keinen Kein Rückhalt bei der FamilieRückhalt. Alle drücken sich davor, mit ihm zu frühstücken. Die Mutter gibt vor, dass sie »müde« (S. 51) sei, der Sohn und die Tochter suchen irgendeine Arbeit, um Geld zu verdienen. Er erlebt, dass die Familie zunehmend auf Distanz geht und sich genauso verschuldet wie der Rest des Ortes.

Ill wird bewusst, dass er verloren ist, als er beobachtet, wie sich die Güllener immer mehr verschulden. Er verspürt Todesangst, die in ihm eine Schwere innere Kämpfeexistentielle Krise und schließlich eine Veränderung auslöst, die sich von der Entwicklung der Güllener vollkommen unterscheidet. Die Güllener erliegen der Versuchung des Geldes und werden kollektiv an dem Tod Ills schuldig, verdrängen aber dann diese Schuld. Ill dagegen denkt in seiner Todesangst über sein bisheriges Leben nach, erkennt seine Schuld und ist bereit, dafür zu sühnen. Er will nicht mehr um sein Leben kämpfen und seinen Fall auch nicht an die Öffentlichkeit bringen. Er nimmt das Urteil seiner Mitbürger an. Einen Selbstmord lehnt er ab und macht es damit den Güllenern nicht leicht. Nach seiner inneren Wandlung ist er sogar fähig, mit der Familie eine Autofahrt zu unternehmen, mit dem auf Pump gekauften Auto und der neuen teuren Kleidung.

Im Gespräch mit dem Lehrer bekennt er sich zu seiner Schuld. Seine neue Ehrlichkeit gegenüber der eigenen Vergangenheit gibt ihm auch die Kraft, Klara nach dem Schicksal des gemeinsamen Kindes zu fragen. Die innere Wandlung Ills kann seine Überwundene TodesangstAngst aber nicht ganz beseitigen. Auf die Frage des Pfarrers, ob er sich fürchte, antwortet er: »Nicht mehr sehr.« (S. 128) Als er in die Gasse gehen soll, die die Güllener gebildet haben, zögert er. Er muss dreimal aufgefordert werden, bevor er sich langsam hineinbegibt.

Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt: Reclam Lektüreschlüssel XL

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