Читать книгу Kunstphilosophie und Ästhetik - Bernhard Braun - Страница 44

3.3. Der Neukantianismus

Оглавление

VIII.5.0.–VIII.6.0.

VIII.6.1.7.f.

Liebmann 1865, 223

Gegen die Fortschreibung Kants durch den Deutschen Idealismus auf der einen und den Materialismus und Positivismus auf der anderen Seite formierte sich Widerstand und führte zu einer Wiederaufnahme von Kants Erkenntnisphilosophie, die dann postwendend auf die Herausforderungen der zeitgenössischen Wissenschaften zu adaptieren versucht wurde. Der Neukantianismus begann in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s und zog sich bis in die Mitte des 20. Jh.s. Der Tod Ernst Cassirers 1945 könnte als das Ende der Schule angesehen werden. Der Neukantianismus ist ein wesentliches Kapitel der Kantrezeption und auch bei den von Kant beeinflussten Denkern des 20. Jh.s findet man Einflüsse der Vertreter dieser Schule. Die starke Dominanz der sensualistischen Theorien, die die idealistische Kant-Rezeption unter Druck brachte, veranlasste manche Philosophen, den Ausweg darin zu suchen, was Otto Liebmann 1865 so formulierte: »Also muß auf Kant zurückgegangen werden.«

Der Beginn der Schule des Neukantianismus ist nicht scharf definiert. Meist werden die Philosophen Albert Lange, Otto Liebmann und Eduard Zeller, dessen philosophiegeschichtliche Untersuchungen zur klassischen Antike bis heute einen hohen Rang einnehmen, als erste Vertreter genannt. Dazu kamen Arbeiten einer Reihe anderer Philosophen und Naturwissenschaftler.

Marburger Schule

Um die Jahrhundertwende bildeten sich zwei Profile der neuen Kantrezeption heraus, die Marburger und die Badische Schule. Hermann Cohen und Paul Natorp gelten als Begründer der an wissenschaftstheoretischen und mathematischen Fragen interessierten Marburger Schule. Das philosophische Zentrum hatte international einen guten Ruf und zog Studenten an, die später als bedeutende Namen in die Geistesgeschichte eingingen, wie José Ortega y Gasset oder Boris Pasternak. Die Neukantianer richteten ihre Kritik sowohl gegen eine psychologistische Fortschreibung Kants als auch gegen die Annahme eines Dinges an sich und der Erkennbarkeit subjektunabhängiger Gegenstände. Die Vermittlung dieser Gegenstände durch die Vernunft geschah nun nicht mehr nur durch ein Erkenntnisapriori, sondern wurde von Ernst Cassirer auf ein Apriori symbolischer Formen erweitert. Der wissenschaftliche Optimismus der Marburger büßte schon durch den Ersten, mehr noch durch den Zweiten Weltkrieg an Attraktivität ein. Nach diesen Katastrophen traten existenzialistische Strömungen in den Vordergrund. Dazu kam, dass die jüdischen Vertreter von den Nazis verfolgt wurden. Cohens Bibliothek wurde im Nationalsozialismus weitgehend zerstört, Reste befinden sich in Jerusalem, Natorps Bibliothek gelangte auf verschlungenen Wegen nach Japan.

Badische Schule

Die Vertreter der Badischen (oder auch Südwestdeutschen) Schule mit Wilhelm Windelband und Heinrich Rickert interessierten sich für Fragen nach allgemeingültigen Werten.

Pascher 1997, 13

Kunstphilosophische Fragen wurden von beiden Schulen kaum traktiert. Für die Kunstphilosophie von großem Interesse ist allerdings die Arbeit von Ernst Cassirer, »der wichtigste Philosoph […], den der Neukantianismus hervorgebracht hat«, wenngleich »nicht unbedingt ein typischer Neukantianer.« Daneben gab es bedeutende Beiträge von Nicolai Hartmann und der vom Neukantianismus beeinflussten Warburg-Schule.

Kunstphilosophie und Ästhetik

Подняться наверх