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3.3.2. Nicolai Hartmann

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Obwohl selbst gelernter Mediziner, sah der 1882 in Riga geborene Nicolai Hartmann in der Ästhetik (gegen die verbreitete Tendenz naturwissenschaftlicher Begründung) eine philosophische Disziplin »ohne Rest«. Philosophisch bei Cohen und Natorp (später dessen Nachfolger in Marburg) ausgebildet, stand er dem Neukantianismus nahe. In mehreren Werken, Über die Stellung der ästhetischen Werte (1926), Das Problem des geistigen Seins (1933) und in der Ästhetik (1953) legte Hartmann einschlägige Überlegungen vor, die sich nicht von seiner Ontologie trennen lassen.

Hartmann 1953, 7/5

Bekenntnis zum Schönen

Er näherte sich dem Ästhetischen mit Blick auf Schelers (und Husserls) Phänomenologie in platonischer Manier von der Seite einer Werttheorie her und ließ keine Trennung von Ästhetik und Schönheit sowie deren Träger, dem schönen Gegenstand, zu. Das Schöne bleibe »Grundwert« und »universaler Gegenstand der Ästhetik«. Dieses klare Bekenntnis zum Schönen war im 20. Jh. zwar keine Selbstverständlichkeit mehr, aber in den zeitgenössischen Ästhetikkonzepten durchaus noch üblich. Hartmann sprach vom Schönen beinahe wie von einer platonischen Idee, Geschichtlichkeit schloss er aus. Ebenso sah er keine Möglichkeit einer philosophischen Analyse des Schönen. Auf vier Wegen ließe sich seiner Meinung nach dieses Schöne erreichen. Im Wesentlichen entsprechen diese Wege der Produktion und Rezeption sowie – sein Interesse lag eindeutig auf der Gegenstandsseite – der Analyse des Gegenstandes in seiner äußeren Form und seinen inneren Werten als ästhetischer Gegenstand.

Werkästhetik

Schichtentheorie

Brodbeck Karl-Heinz in ÄKPh, 361

Ebd.

Diese Distanz zur Rezeptionsseite, die zugleich eine Distanz zur Empfindung markierte, mag wohl mit der Skepsis gegenüber den zeitgenössischen psychoempirischen Ästhetikkonzepten etwa eines Gustav Theodor Fechner zusammenhängen. Auf der anderen Seite wandte er sich – im Sinne der Zurückhaltung gegenüber der Rezeptionsseite – auch gegen den Kantianismus im Sinne einer Subjektaffiziertheit des Gegenstandes und rang sich zu einer Metaphysik eines unabhängigen Gegenstandes durch. Aus der Analyse des Gegenstandes lassen sich nach Hartmanns Meinung Werte ableiten. Das hängt wiederum mit einer Schichtentheorie zusammen, dergemäß sich der Gegenstand über seinen realen sichtbaren Vordergrund auf dahinter liegende Schichten aufschließen lässt. Hartmann unterschied in jedem Gegenstand (in jedem Seienden) mit einer physischen, lebendigen, seelischen, geistigen und einer Schicht objektiver Werte fünf solche Schichten. Die Untersuchung dieser Schichten sei nun Aufgabe der Metaphysik. Sie vermag die Gesetze der Schichtung zu entfalten, etwa, dass Eigenschaften sich von unten nach oben, doch niemals umgekehrt fortsetzen, aber ohne dass sich obere Schichten von den unteren reduktionistisch ableiten ließen. Jede Schicht bringt etwas Neues dazu. Ästhetik kann nur in der obersten Schicht angesiedelt werden und nicht auf psychische oder gar physische Elemente reduziert werden. Das bedeutet aber auch, dass nach Hartmann ästhetische Gegenstände nicht in vollem Sinn physisch und real sind. Künstler schaffen (obzwar an einem realen Material) keine Realität. »Die Bewegung an einer Statue ist nicht real, sie verweist in den Hintergrund der Erscheinung des ästhetischen Gegenstandes.« Dem Subjekt kommt es zu, realen Vordergrund und ästhetischen Hintergrund miteinander zu verbinden. »[…] der Zuschauer im Theater, der Leser, der Betrachter des Kunstwerks weiß um die Unwirklichkeit des Erscheinenden.« Es handelt sich bei dieser Beschreibung einer ästhetischen Erfahrung um eine besondere Variante der Expression. Das Kunstwerk will bestimmt keine Nachbildung im realen Material sein, es ist auch nicht im Sinne Hegels die Erscheinung des Absoluten, sondern es drückt letztlich objektive Werte aus.

Das Kunstwerk selbst wird nochmals in Schichten aufgeteilt. Sie reichen von der materiellen Trägerschicht über Räumlichkeit, Mimik, Typik, je eigenartige Struktur eines Kunstwerks. Dieser doch ziemlich schwierig zu handhabende Rahmen hat der Ästhetik Hartmanns eine Sonderstellung verliehen, die kaum eine bedeutendere Rezeption zuließ.

Kunstphilosophie und Ästhetik

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