Читать книгу Fehler und Risiken die alle Anleger und Investoren begehen - Bernhard Führer - Страница 8

Eine kurze Einführung in die Welt der Finanzen

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Mit den Finanz- und Kapitalmärkten sind mache Menschen mehr und andere weniger vertraut. Wie in so vielen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens. Es sollen kurz ein paar Begriffe näher erläutert werden, damit Sie den geschilderten Inhalten dieses Buches näher folgen können.

Eine Aktie stellt einen Gesellschaftsanteil an einer juristischen Person, der Aktiengesellschaft, dar und kann unter bestimmten Voraussetzungen an den Börsen gehandelt werden. Bullen- und Bärenmärkte sind bestimmte Phasen an den Börsenmärkten. Ein Bullenmarkt ist von stetig steigenden Kursen gekennzeichnet. Ein Bärenmarkt von stetig fallenden Kursen. Häufig (jedoch nicht immer) sind im Falle von Bärenmärkten die Unternehmensgewinne im Sinkflug und die wirtschaftliche Situation ist allgemein sehr schlecht (beispielsweise ein konjunktureller Abschwung verbunden mit einer Rezession). Bei Bullenmärkten floriert die Wirtschaft hingegen, die Arbeitslosigkeit nimmt stetig ab und die Unternehmensgewinne sind im Steigen begriffen.

Market-Timing soll heißen, dass sich Investmentmanager, Börsengurus, vermeintliche Experten oder Ökonomen vor allem an die zeitlichen Abfolgen der Geschehnisse orientieren. Häufig geht das mit Prognosen einher – die zumeist falsch sind. Es kann sich aber auch um „angepriesene“ Strategien von Fonds handeln, welche wissen zu welchem Zeitpunkt der Markt „dreht“ (dass das niemand vorhersagen kann, werden wir noch hören). Aufgrund von Market-Timing ist man manchmal in den Finanzmärkten investiert und manchmal nicht. Wenn man gerade nicht investiert ist, solle man Barmittel aufbauen. Häufig liest man dann „Cash is King“. Das Halten von Barmitteln über einen längeren Zeitraum garantiert Ihnen jedoch den Verlust Ihrer Kaufkraft. Wenn Sie von Ihrer Bank 0,5 Prozent an Zinsen bekommen, mögen Sie sich vielleicht besser fühlen. Tatsächlich können Sie mit den jährlichen Preissteigerungen von Dingen des täglichen Gebrauchs nicht mithalten. Sie mögen sich in Sicherheit wiegen, letztendlich haben Sie jedoch unbemerkt etwas von Ihren Vermögenswerten abgeben müssen (mehr dazu später).

Manche Anleger und Investoren möchten Vorkehrungen für Kurseinbrüche treffen und steigen aus den Finanzmärkten aus, wenn sie glauben, dass es zu Kursrückgängen kommt. Oder sie kaufen viele Aktien, wenn sie glauben, dass eine Erholung an den Finanzmärkten bevorsteht. Populäre Autoren in Deutschland, Österreich oder der Schweiz mögen Ihnen weismachen, dass dies möglich ist. Sie reden von „bestimmten Anzeichen oder Indikatoren“ oder „Seismografen auf die man in den nächsten Monaten oder Jahren achten muss“ oder „dass man aufgrund von schlechten Wirtschaftsdaten besser verkaufen sollte“. Die Wahrheit aber ist, dass man damit seinen Vermögenswerten und Veranlagungen wenig Freude bereitet. Market-Timing funktioniert nämlich nicht. Die Finanz- und Kapitalmärkte bestehen aus Millionen von Anlegern und Investoren. Diese haben alle die unterschiedlichsten Risikoprofile, Motivationen, Zielsetzungen und Zeithorizonte. Deshalb gibt es nicht lediglich einen Grund oder den einen Bericht, der die jeweilige Marktkorrektur oder den Abschwung an den Börsen verursacht hat oder noch verursachen wird.

„Ich werde warten bis sich die Märkte beruhigen und dann meine Vermögenswerte investieren.“

„Der nächste Crash an den Märkten kommt bestimmt, einstweilen ist genug Zeit, danach werde ich meine Barmittel in die Finanzmärkte investieren.“

„Es kann noch viel weiter an den Börsen runter gehen. Ich werde noch etwas zuwarten.“

„Cash Is King“; „Die Krise beginnt“; „Der Crash kommt“; „Die Krise erreicht ihren absoluten Höhepunkt“; „Bringen sie ihr Geld in Sicherheit“;

„Hinter den Kulissen sprechen wir bereits über die Krise“; „Verwendung einer Absicherungsstrategie“;

Wenn Sie so etwas schon mal gehört haben (in den Medien und Büchern immer wieder zu vernehmen!), dann handelt es sich um Market-Timing und Sie sollten einen weiten Bogen darum machen. Wenngleich es Ihnen noch so viele namhafte und vermeintliche Experten glaubhaft machen wollen, werden Sie durch solch ein Vorgehen schlechtere Resultate erzielen. Aber auch, wenn jemand glaubt er kann den Zeitpunkt von Krisen, Kursstürzen oder Börseneinbrüchen erahnen (und ja, früher oder später kommt es immer zu Krisen an den Börsen; im Durchschnitt alle vier bis acht Jahre) tut dies überhaupt nichts zur Sache und ist auch nicht von Nutzen für Sie. Selbst wenn Sie schon Jahre vorher wissen würden, wann es zu einem Börsenkrach kommen wird (vermeintliche „Experten“ publizieren meist Jahre vor Börsenkrisen Bücher), müssten Sie Ihre Aktien und anderen Wertpapiere verkaufen und Sie würden nicht an den (bis zur Krise) folgenden Kurssteigerungen und ausbezahlten Dividenden teilhaben. Sie müssten exakt wissen, wann Sie aus den Aktienmärkten aussteigen, wann Sie wieder einsteigen und das in der Folge immer wieder tun. Ich kenne niemanden, der solche Fähigkeiten besitzt. Auch wenn das immer wieder behauptet wird und viele Experten (Ökonomen, Gurus, Kommentatoren) herumlaufen und glauben, dass sie es sind, die das könnten. Es kann niemand. Auch keine vermeintlichen Experten. Niemand. Vielleicht ein Einhorn aus einer Geschichtenerzählung oder der Osterhase.

Es stimmt, dass es im geschichtlichen Verlauf Phasen gab, in denen es Jahrzehnte dauerte bis Aktien wieder ihre Einstandskurse erreichten (vorausgesetzt, dass Sie gerade zum Höchststand gekauft haben). Aber genau deshalb sind die in diesem Buch geschilderten Prinzipien so wichtig: Langfristiges Investieren, Risikostreuung bzw. Diversifizierung (Senkung des Risikos durch Hinzunahme unterschiedlicher Vermögensklassen – Investition nicht nur in Aktien), Rebalancing (günstiges Nachkaufen, durch Umschichten der Vermögensklassen) und das Verhalten der Anleger und Investoren. Der letzte Punkt (Verhalten) ist der meist unterschätzte, da es bei jeder Strategie wichtig ist, sowohl das eigene Verhalten als auch das der übrigen Teilnehmer an den Finanz- und Kapitalmärkten zu verstehen.

Finanz- und Kapitalmarkt sind sehr breit gefächerte Begriffe. Genau genommen versteht sich der Kapitalmarkt als Teil des Finanzmarktes. Teil des Kapitalmarkts ist wiederum der Rentenmarkt (hier werden Anleihen u.Ä. gehandelt) und der Aktienmarkt (hier werden Aktien gehandelt). Und um noch mehr „Verwirrung“ zu stiften, sei gesagt, dass auch der Aktienmarkt in mehrere Märkte unterteilt werden kann. Beispielsweise gibt es für den US-amerikanischen Markt den Dow Jones Industrial Average, der einen Aktienindex darstellt, welcher die Entwicklung eines Teils des US Aktienmarktes misst. Er beinhaltet 30 US-amerikanische Unternehmen (welche zu den größten der USA zählen). Der S&P 500 Aktienindex beinhaltet ebenso 500 große US-amerikanische Unternehmen und der NASDAQ-100 Aktienindex 100 US-amerikanische Aktien der größten elektronischen Börse in den USA. Der DAX ist ein sehr bedeutender Aktienindex für den deutschen Aktienmarkt und der ATX der wichtigste Index für den österreichischen Aktienmarkt. Es gibt ebenso Aktienindizes für Schwellenländer (beispielsweise Indien, Südafrika, Mexiko, Brasilien, Malaysia) und für sehr kleine Aktien (Aktien mit sehr geringer Marktkapitalisierung).

Ein Portfolio versteht sich als optimale Kombination von unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten für die Anleger und Investoren. Ihr Portfolio kann aus den eben genannten Aktienindizes bestehen. Weitere Vermögensklassen (auch als Anlageklasse oder Assetklasse bezeichnet) sind beispielsweise Anleihen oder Rohstoffe (wird in der Folge noch näher erläutert). Die Vermögensklassen sind im Portfolio so zu kombinieren, sodass aufgrund vorhandender Vermögenswerte und eines gegebenen Risikoprofils der Anleger und Investor seine Gewinne maximiert. Die verschiedenen Vermögensklassen haben unterschiedliche Eigenschaften, auf welche ich später noch zu sprechen kommen werde. Sie sollten für Ihr Portfolio immer einen Plan aufstellen, welcher Ihre Zielsetzungen beinhaltet. Daran sollte sich das Portfolio auch ausrichten. Das Portfolio sollte nicht sehr aktiv sein, es sollten jedoch auch Nachlasspläne und steuerliche Aspekte Berücksichtigung finden. Auch sollte nicht nur Ihren Zielsetzungen Beachtung geschenkt werden, da mit steigenden Renditen auch höhere Schwankungen der Veranlagungen einhergehen. Sie sollten folglich mit dem Portfolio „leben“ können. Häufig wird auf vergangene Renditen verwiesen, welche erzielt wurden. Tatsächlich gibt es keinerlei Anhaltspunkte oder Belege dafür, dass Fonds, welche in der Vergangenheit gut abgeschnitten haben, dies auch künftig tun werden. Es zeigt sich viel mehr, dass das gerade nicht der Fall ist. Ein Portfolio sollte deshalb immer Ihre persönliche Situation beachten. Deswegen sollten Sie mit Veranlagungsberatern arbeiten, welche ein an Sie angepasstes Portfolio zusammenstellen (unter Einbezug der bereits genannten Faktoren u.a. steuerliche Aspekte, Nachlass, weitere Vermögenswerte). Ein solch spezifisches Portfolio sollte auf Sie in der Art und Weise zugeschnitten sein, dass vergangene Renditen aufgrund der maßgeschneiderten Ausrichtung ohnehin nicht mehr von Relevanz sind.

Aktives Handeln heißt, dass Strategien verfolgt werden, die auf Market-Timing, ständigem Handeln oder der Auswahl bestimmter Wertpapiere beruhen. Passives Handeln oder Passives Investieren heißt vor allem, in passive Indexfonds zu investieren und nicht ständig an den Börsen zu handeln (Kauf oder Verkauf von Wertpapieren).

Weltweit sind etwa 40.000 Unternehmen an den Börsen zum Handel zugelassen (die über eine bestimmte Größe verfügen, sodass der Handel überhaupt sinnvoll ist). Es gibt an die 110.000 aktive Investmentfonds und über 9.000 Hedgefonds.3 Dazu kommen Private Equity Gesellschaften, aktive Exchange-traded funds (ETFs)4 und eine große Anzahl gewöhnlicher Menschen, die an den Finanz- und Kapitalmärkten Handel treiben (alles Marktteilnehmer an den Börsen). Diese handeln tagtäglich diese 40.000 börsengelisteten Aktien nach vorne und wieder zurück. Ständig, hin und her und das jeden Tag. Das nennt sich aktives Handeln. Diese 40.000 Aktien zusammengenommen ergeben die Marktrendite und stellen die Benchmark (den Vergleichsmaßstab) dar.5 Da die angeführten Fonds Millionen von Menschen und sonstigen Institutionen nicht so ohne weiteres handeln können, fallen Steuern, Börsengebühren und ähnliche Kosten an.6 Das heißt: (1) Rein mathematisch muss es Gewinner und Verlierer durch diesen ständigen aktiven Handel geben und (2) muss es aufgrund der angeführten Kosten weitaus mehr Verlierer als Gewinner geben. Folglich erwirtschaften diese tausende von Investmentfonds, Hedgefonds und Millionen anderer Anleger und Investoren weniger Rendite als der Markt (= weniger als die Marktrendite = weniger als der Vergleichsmaßstab). Aufgrund dieses Sachverhaltes und der in diesem Buch geschilderten Fehler und Risiken denen sich Fonds, Anleger und Investoren aussetzen, erwirtschaften sie viel weniger an Rendite (=Marktrendite) als sie eigentlich könnten. Wie wir noch sehen werden, sagt es nichts aus, dass Fonds, die sehr gute Leistungen erzielen, dies auch weiterhin tun werden. Meist beruhen diese guten Resultate der Gewinner auf Glück oder den hohen Risiken, denen sie sich auslieferten. Über einen Zeitraum von zehn Jahren schneiden mehr als 75 Prozent der aktiven Fonds schlechter als der Markt ab. Das heißt, Marktteilnehmer die überhaupt nicht aktiv handelten (bspw. mittels Investments in passive Fonds), hätten mehr als 75 Prozent der aktiven Fonds übertroffen. Blickt man noch weiter zurück, erhöht sich dieser Prozentsatz noch weiter. Das bedeutet: Wenn schon Investmentfonds so schlechte Resultate erbringen und diese das Geschäft des Investierens professionell ausüben, dann werden Sie als Privatanleger kaum bessere Resultate erzielen. Deswegen sollten Sie aktives Handeln und Market-Timing um jeden Preis vermeiden.

Die in diesem Buch geschilderten Prinzipien verfolgen einen Ansatz, der auf langfristiges Investieren und auf die Bildung eines Portfolios für Ihre individuelle Situation ausgerichtet ist. Dabei werden vor allem passive Investments herangezogen, da diese (wie wir noch sehen werden), gegenüber aktivem Handeln überlegene Renditepotenziale in sich bergen.

Der Begriff Anleger und Investor hat mehr oder weniger denselben Bedeutungsgehalt. Häufig wird auf dem Finanzsektor zwischen privaten Anlegern (Familien, du und ich) und institutionellen Investoren (Unternehmen, Stiftungen u.Ä.) unterschieden. Vermögensberater und -verwalter haben unterschiedliche Aufgaben. In diesem Buch werden sie jedoch häufig für den selben Bedeutungsumfang verwendet. Zu deren Aufträgen zählt im Wesentlichen die Veranlagung Ihrer Vermögenswerte.7 Sie sollten hier vor allem auf die Unabhängigkeitserfordernisse achten, welche zumeist nicht gewahrt werden.

Sie gehen auch nicht ohne weiteres zu McDonalds und fragen nach einem Burger von Burger King oder fragen einen KTM- oder Kawasaki-Händler, was sie kaufen sollen. Sie bezahlen dafür und die Chancen sind groß, dass Sie dann nicht den besten Burger oder das beste Motorrad erhalten, sondern eben ein KTM oder auch Kawasaki Motorrad kaufen. Deswegen sollten Sie auch nicht mit Anlageberatern oder Vermögensverwaltern zusammenarbeiten, welche über hauseigene Fonds verfügen. Es ist dann leicht möglich, dass Ihnen diese Fonds empfohlen und verkauft werden und Sie Ihre Vermögenswerte in diese investieren. Ebenso sollten Sie von Anlageberatern oder Vermögensverwaltern Abstand halten, wenn diese über Beteiligungen oder andere Netzwerke an Unternehmen mit hauseigenen Fonds verbunden sind (mehr dazu in der Folge).

Fehler und Risiken die alle Anleger und Investoren begehen

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