Читать книгу Albrecht Dürer's Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte und Zeichnungen - Bernhard Hausmann - Страница 6
B. Nr. 1. Adam und Eva. 1504.
ОглавлениеDieses vollendete Blatt gilt mit Recht für einen der vortrefflichsten Kupferstiche unsers Meisters, wie seiner Zeit, auch hat er selbst es besonders hoch gehalten, da Abdrücke davon am häufigsten unter den zahlreichen Geschenken vorkommen, welche Albrecht Dürer — seinem Tagebuche von der Reise nach den Niederlanden zufolge — auf dieser gemacht hat.
Auf keinen seiner Kupferstiche ist indeß von ihm auch so viel Sorgfalt verwendet. — Verschiedene Federzeichnungen und Studien zu den einzelnen Theilen sind noch vorhanden und Dürer hat bei dem allmählichen Fortschreiten der Arbeit wiederholt Probedrucke von der Platte genommen, von denen noch drei Exemplare erhalten sind.
Zwei dieser unvollendeten Abdrücke, früher im Cabinet Durand, befinden sich in der Sammlung des Erzherzogs Albrecht in Wien, den dritten, aus der Sammlung Verstolck, bewahrt das Printroom des Britischen Museums.
Auf diesen Probedrücken ist die ganze Anlage des Stiches in den zartesten aber sichersten Umrissen vorhanden, während die Ausführung nur in einzelnen Theilen, weniger oder mehr fortgeschritten ist.
Dürer hat dabei von der rechten Seite der Platte nach der linken gearbeitet, zuerst den Hintergrund oben bis zur Eva, wie einige der Thiere, und die Beine des Adam von den Hüften an, nach einander, ausgeführt.
Kein Blatt von Dürer findet man so häufig wie dieses in schönen, oft vortrefflichen Abdrücken. Die aller frühesten derselben sind — neben tiefer Schwärze der Farbe — an einer besonderen Schärfe der Umrisse und der Grabstichel-Lagen erkennbar, welche letztere am Halse und der Backe der Eva fast die Harmonie beeinträchtigen, bei späteren Abdrücken dagegen immer milder werden.
Auf einem der ersten dieser Abdrücke, welcher mir vorliegt, sieht man noch die leise Spur zweier Ausgleitungen des Grabstichels, auf der linken Lende der Eva und einer auf der rechten Lende, welche später nicht mehr wahrzunehmen sind.
Höchst selten trifft man diesen Kupferstich in vollendeter Erhaltung des Papiers; selbst in den berühmtesten Sammlungen sieht man geflickte oder unterlegte Exemplare.
Diese Zerbrechlichkeit liegt unstreitig in der Feinheit des Papiers mit dem Wasserzeichen des Ochsenkopfes Nr. 1, welches ich ausschließlich bei alten Drucken dieses Blattes angetroffen habe, und ich halte diese für den hauptsächlichsten Grund, weshalb Dürer späterhin, namentlich bei seinen großen Blättern, das weit haltbarere Papier mit dem Wasserzeichen der hohen Krone zu verwenden pflegte.
Die Platte ist übrigens späterhin noch abgedruckt, denn ich habe matte Abzüge auf Papier mit dem Wasserzeichen zweier verbundener Thürme, wie einzelne recht schlechte Abdrücke des stark abgenutzten Kupfers angetroffen.