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Die Etablierung der Herrschaft
ОглавлениеMeine liebe Freundin, mein lieber Freund, die Aufforderung, den ›Hirten dem Hunde vorzuziehen‹, kennen wir bereits aus Band I Des Menschen Wunsch und Gottes Wille. Nun wirst Du vielleicht fragen, warum wir an dieser Stelle erneut auf diese Aufforderung zurückgreifen, denn sicherlich hast Du erkannt und begriffen, was es mit der Frage der Autorität auf sich hat.
Es geht uns nunmehr darum, die Autoritätsfrage auszuweiten. Es geht hier und jetzt, anders als in Des Menschen Wunsch und Gottes Wille, um nichts Geringeres, als um die Ausweitung der Autoritätsfrage auf Deine Gesamtpersönlichkeit. Dieses nun erkannte Autoritätskonzept hebt die bis dato gemachten Aussagen nicht etwa auf, sondern erweitert und ergänzt sie.
Die Frage der Autorität ist schlussendlich die Frage der Identität. Sowohl aus Verständnis- als auch aus Erkenntnisgründen ist in unseren vorhergehenden Botschaften immer auf die Unterscheidung von Höherem Selbst und Ego hingewiesen worden. Es war angemessen, wichtig und korrekt, die menschlichen Aspekte von den göttlichen zu unterscheiden, abzugrenzen und entsprechend selektiv zu definieren. So kennst Du es, so bist Du es gewohnt und damit hast Du Dich ›arrangiert‹. Der Mensch kommt mit erstaunlich viel Absurdität zurecht, wenn er es denn muss (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt). Eines der wohl augenfälligsten Merkmale auf Deinem Weg zur Erleuchtung wird das sein, was wir eine Grenzverwischung, eine Grenzaufweichung nennen wollen. Dieses Aufweichen von Grenzen ist eine Art energetische Porosität, die einen höheren Durchlässigkeitsgrad erlaubt und ermöglicht.
Die Energien sind sozusagen selbstverständlicher imstande, gleich gültig in einem ›friedlichen Nebeneinander‹ zu existieren, das natürlich in Wirklichkeit kein Nebeneinander, sondern nur ein Ineinander sein kann. Das Entweder-oder erkennt sich selbst nunmehr viel ungetrübter als das Sowohl-als-auch, das es ist und schon immer war.
Alles-was-Ist schließt nichts aus und so kann Er auch das Menschliche nicht ausschließen. Wäre das Ego nicht integraler, gültiger Teil des allumfassenden Göttlichen, könnte es unmöglich existent sein. Auch in diesen dritten Botschaften werden wir nicht müde zu betonen, dass Alles-was-Ist eben alles ist, was ist. Punktum.
Diese Porosität, die als eine gewisse Weichheit, als eine natürliche Milde empfunden wird, charakterisiert die zukünftige menschliche Wahrnehmung seiner selbst und damit der ganzen Welt sehr viel realitätsnaher als die übliche Begrifflichkeit der Erleuchtung, unter der sich niemand so recht etwas Konkretes vorstellen kann.
Ganz profan und unspektakulär, aber deshalb nicht minder treffend könnte man sagen, dass es Dir leichter fallen wird, Dich selbst zu lieben. So einfach ist das. Es wird Dir leichter fallen, Dich selbst zu lieben. Wer jetzt vorschnell sagt: »Wie, ist das schon alles?«, der erkennt die schier ungeheuerliche und jetzt tatsächlich noch kaum vorstellbare Tragweite dieses Veränderungsprozesses nicht. Die Mehrung der Selbstliebe, die im Grunde und in Wahrheit einer tieferen, weiterführenden Integration der eigenen Göttlichkeit gleichkommt, bedeutet nichts weniger als einen Quantensprung in der spirituellen Entwicklung jedes Einzelnen, deren Folgen all Deine Erwartungen übersteigen. Was, wenn nicht die Steigerung der Liebeswahrnehmung des Alles-was-Ist könnte einen Fortschritt, eine Veränderung solchen Ausmaßes hervorrufen?
Nichts wird verändert werden, es wird nur mehr gesehen, von Dir selbst, in Dir selbst! Wo das Innen sich selbst in die Liebe hinein erlöst, da muss das Außen folgen. Wenn Alles-was-Ist sich selbst einen Teil seiner selbst zurückgibt, feiert Er sich in seiner ganzen Schöpfung und die Freudengesänge werden wahrlich im ganzen Universum zu hören sein!
Erleuchtung kann nur ein anderes Wort sein für Liebeserhöhung. Wenn wir sagen, dass es Dir leichter fallen wird, Dich selbst zu lieben, dann hat dies nichts mit Druck oder etwa einer raffinierteren Selbstüberredungskunst zu tun (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt). Vielmehr bist Du Dir auf einer sehr profunden, im wahrsten Sinne des Wortes, selbstverständlichen Ebene der Erhabenheit Deines Seins und damit Deines wahren Wertes bewusst.
Wusstest Du, dass es Welten gibt, in denen sich jedes Wesen ganz selbstverständlich ›der/die Große‹ oder ›der/die Erhabene‹ nennt? Verstehe, dass diese Welten die liebevollsten und friedlichsten des Universums sind. Du experimentierst und spielst sozusagen mit Deinem Selbstverständnis, mit dem Gefühl des Selbstwertes und seinen Auswirkungen in einer Welt wie der Deinen. Zu Beginn dieses Kapitels sprachen wir von der selektiven Wahrnehmung und Definition des Göttlichen einerseits und des Menschlichen andererseits. Diese Unterscheidung ist sehr treffend und angemessen, genauer gesagt, sie war es. Auf dem Weg zur Erleuchtung wäre sie völlig fehl am Platze und würde sich deshalb schnell als Absurdum erweisen, weil sie unfehlbar in eine intellektuelle wie auch in eine emotionale Sackgasse mündet und münden muss.
Jedes bewusste Wesen muss und kann sich selbst schlussendlich nur als eine einzige Energieeinheit begreifen und erfassen. Es ist unmöglich, einen Aspekt seiner selbst gleichzeitig als einen Teil seiner selbst wahrzunehmen und ihn dennoch von sich abzuspalten. Mit anderen Worten: Du kannst unmöglich gleichzeitig etwas sein und es nicht sein wollen. Das, was Du nicht sein willst, spaltest Du automatisch dadurch von Dir ab, dass Du es nicht sein willst. Dies bringt Dich wie gesagt in die absurde, ja unmögliche Situation, gleichzeitig zu sein und nicht zu sein.
Doch der Weg zur Erleuchtung enttarnt solch abstruse Gedankenkonzepte. Wenn sie in Deinem alten Selbstbild noch irgendwie logisch erscheinen konnten, so zeigen sie sich nun als völlig abwegig und bar jeglicher wirklichen Substanz. Du bist wertvoll oder Du bist es nicht, Du kannst es nicht gleichzeitig sein und nicht sein. Die Abspaltung gewisser Teilaspekte Deines Wesens, der Aspekte, die Du als Ego identifizierst, kann Dir niemals zum Segen gereichen. Es ist vollkommen unmöglich sich selbst zu verstümmeln, ohne Verletzungen davonzutragen. Du kannst Dich nicht durch Selbstverstümmelung heilen, Du kannst Dich nur durch Selbstliebe heilen. Das Konzept des Selbst ist also nunmehr ein völlig neues, ein anderes, umfassendes. Es ist ein geheiltes, denn es ist ganzheitlich im wahrsten Sinne des Wortes. Eure vielbeschworene ganzheitliche Medizin wird endlich dort Anwendung finden, wo sie in erster Linie hingehört: in der Wahrnehmung des Selbst, in der Liebe zum Selbst. Sich selbst lieben, ist sich ganz lieben – das ist wahre Medizin, wie sie revolutionärer und wirkungsvoller nicht sein kann!
Wo Liebe nicht umfassend ist, da ist sie gar nicht. Du kannst nicht sagen, dass Du Deinen Kopf liebst, aber Deine Füße verachtest, denn dann verachtest Du letztlich Dich selbst. In dem Augenblick, in dem Du Deine Füße mit Ablehnung von Dir ›abspaltest‹, hört auch Dein Kopf auf zu sein, das eine bedingt das andere. Siehst Du, dies ist völlig offensichtlich, da Kopf und Füße als Einheit erkannt, empfunden, wahrgenommen werden: Sie sind ein und dasselbe und werden so gesehen.
Und so versteht sich der Hirte in Deinem Leben nunmehr als das Du in der Gesamtheit Deines Wesens und Deiner Persönlichkeit. Die ›Hundezeiten‹, in denen nur gewisse, unter emotionalen Schmerzen abgespaltene Anteile Deiner selbst als angemessen, gottgewollt und würdig anerkannt wurden, neigen sich nunmehr ihrem Ende zu. Du bist bereit für den großen Schritt und stehst an der Schwelle zur umfassenden, liebevollen Akzeptanz und Integration Deines Gesamtwesens.
Diese völlige Veränderung Deines Blickes auf Dein Selbst – wir erinnern uns an das Weitwinkelobjektiv – ist im Grunde und in Wahrheit ein Anpassungsprozess, eine Annäherung an die Wirklichkeit Deiner göttlichen Natur. Diese Transformation wird fantastische, ungeahnte, wundervolle Folgen haben. In vollem Umfang wirst Du Deine Autorität anerkennen und Deine Herrschaft über Dich selbst, die alle Herrschaft ist, die Du jemals haben kannst, in Deinem Leben etablieren. Und nunmehr ist nichts Dir unmöglich, denn wo das ›Ich-Bin‹ sich erkennt und anerkennt, da verschieben sich wahrlich alle Grenzen.
»Wär' nicht das Auge sonnenhaft,
die Sonne könnt' es nie erblicken;
läg' nicht in uns des Gottes eig'ne Kraft,
wie könnt' uns Göttliches entzücken?«
Johann Wolfgang von Goethe