Читать книгу Cecilias Geheimnis - Bettina Priewe - Страница 3
September 1850
ОглавлениеEs regnete in Strömen und ein kühler Wind wehte über die Köpfe der Trauernden. Cecilia stand neben ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern und hatte große Mühe etwas zu sehen, denn der Regen rann ihr in die Augen und machte es fast unmöglich, sie offen zu halten. Ihre Sicht war verschwommen.
Ihr eigener Sarg wurde gerade abgelassen und sie hörte ein lautes Aufschluchzen. Die beiden kleinen Mädchen standen stumm da und hielten jeweils eine Hand ihrer Mutter. Es war so traurig, ihre Mutter herzzerreißend weinen zu sehen und zu hören, wie die Schwestern in ihren Ärmel schnäuzten. Wie hatte es nur soweit kommen können, was hatte sie getan? So viele Fragen schossen ihr durch den Kopf und es tat ihr unendlich leid, dass sie keine Chance mehr hatte, ihrer Familie alles zu erklären. Wie sehr sie doch bereute, ihnen nichts von ihren Problemen erzählt zu haben.
Cecilia beobachtete, wie ihre Mutter und ihre Schwestern Rosen in das Grab auf ihren Sarg warfen. Sie wussten, wie sehr sie Rosen liebte, besonders gelbe. Mit einer kleinen Schaufel wurde Erde in das Grab geworfen. Cecilia konnte nichts fühlen, sie konnte den Duft des nassen Grases nicht riechen, konnte das Prasseln des Regens nicht hören. Sie empfand nur eine unsagbare Leere und Traurigkeit. Das schlimmste aber war, dass sie Hendrik nichts erklären konnte. Hendrik, der mit gesenktem Kopf vor ihrem Grab gestanden hatte und mittlerweile, ohne auch nur ein Wort zu sagen, gegangen war.
Hendrik, ihre große Liebe...
Irgendetwas war falsch.
Warum kann ich meine eigene Beerdigung sehen? Warum bin ich nicht im Jenseits gelandet, habe kein Licht gesehen?
Das war es jedenfalls, was man ihr immer erzählt hatte, was nach dem Tod passieren würde. Vollkommenheit und ewiger Frieden – sie aber war immer noch hier auf der Erde, aber nicht so richtig.
Auf einmal wurde ihr schlagartig klar, was sie zu tun hatte, aber dafür brauchte sie Hilfe, egal, wie lange es dauern würde.